Wenn die Haare einem keine Ruhe lassen…

Es schrie…noch viel lauter, als beim letzten Mal. Dabei hatte ich mir doch gerade erst die Haare abgeschnitten. Ganz zaghaft, ganz vorsichtig…hatte ich mich mit der Dame mit der Schere in der Hand vorwärts getastet. “Lieber nicht zu viel”, sagte sie, “sonst ärgern sie sich am Ende noch”, sagte sie…und ich sagte ok. “Wenn ich am Ende noch einen ganz minikleinen Zopf hinbekomme, bin ich zufrieden”, erwiderte ich. Und das nahm sie so verdammt wörtlich. Ja, ehrlich. Ich meine, am Ende waren es locker 20 cm die ich habe fallen lassen und für die ersten Tage war ich auch ehrlich zufrieden….wirklich.

Ich tu’ mich immer so unglaublich schwer mit solchen Entscheidungen. Nicht nur, dass ich den Friseur in der Regel anschweige, so wie ich es Euch neulich schon berichtete, nein, meistens habe ich auch keine wirkliche Vorstellung von dem, was ich da eigentlich haben möchte. Früher, da ging ich immer in den gleichen Laden. Er gehörte einer Jugendfreundin meiner Mutter, für die sie damals schon Modell während der Prüfung saß und die immer an uns üben durfte. Die Gewohnheit siegt in diesem Fall, vor allem, wenn man von Gedenken an immer zum gleichen Friseur geht. Aus verschiedenen Gründen kam für mich aber irgendwann der Zeitpunkt, wo ich etwas Neues wollte. Mal davon abgesehen, dass mich ja sowieso alle paar Jahre der Rappel im Griff hat und ich unbedingt von jetzt auf gleich gerne lange Haare hätte und im nächsten Moment, wenn sie es endlich sind, wieder ab sollen…irgendwann kam der Punkt, da hatte ich das Gefühl egal mit welchem Frisurenwunsch ich kam, das Endergebnis sah gleich aus. Und so wollte ich Veränderung und suchte mir einen neuen Friseur. Und da kommen wir wieder an den Punkt, an dem ich mich schwer tue. Denn natürlich wusste meine von früher schon, wie gesprächig und eigen ich war und war immer darauf eingestellt…und nun sich einem vollkommen neuen und fremden Menschen gegenüber stellen plus Faktor Kind, das sich ebenfalls da wohl fühlen soll und von wo aus man im Zweifelsfall auch schnell weg kommt (ja, solche Dinge beschäftigen mich dann)… nun ja…ich wurde fündig und witzigerweise hat mir das moderne Internet-Zeitalter dabei geholfen, denn via Treatwell habe ich recht schnell einen potentiellen Laden in der Nähe gefunden…Glück gehabt.

Die Dame da war freundlich und aufgeschlossen und der Miniheld durfte sogar mit seinem Storio spielen, während sie geschnitten hat, sie hat sich von seinen Zappeleien überhaupt nicht stören lassen…und auch mein Problem hat sie ziemlich schnell erfasst. Wie gesagt, sie tastete sich mit der Länge erstmal ran. “Abschneiden können wir danach immer noch”, sagte sie, “nur länger machen geht nicht ohne weiteres.” Und so lief ich einen Monat lang mit den kürzeren Haaren rum. Und da merkt man dann mal wieder, wie ich den Hang zu Extremen in manchen Lebenssituationen verspüre…diese Mittellänge nervte mich, nie fielen die Haare so, wie ich es wollte. Meine natürlichen Wellen, teilweise sogar Locken, machten es noch schwerer und so fasste ich den Entschluss…es muss etwas passieren, ich muss da nochmal hin und ihr erklären, was mich stört. Was erstmal gar nicht so einfach ist, denn die Locken sind ja da und die Wellen auch und der Faktor Zopf, den ich als Kriterium nannte war irgendwie überflüssig geworden, denn ich machte ihn sowieso nicht…

Nach 5 Minuten reden war klar: Wir schneiden nochmal was ab. Hinten wurden es fast nochmal 10 cm, vorne 5, der Hinterkopf wurde mehr betont, mehr durchgestuft…und am Ende war ich selber total überrascht, wie kurz es dann doch auf einmal wieder geworden war. Waren die nicht vor Kurzem noch bis unter die Schulterblätter lang? Etwas weh ist mir nun doch…die lang gezüchteten Haare *seufz* . Aber es stimmt schon, es passt wohl besser zu mir, oder? Was denkt Ihr?

Manchmal muss man es halt ein paar Tage sacken lassen, um es zu lieben und bis auf die Tatsache, dass ich nun doch dann und wann mal zum Rundföhn greifen muss, um etwas Form reinzubringen….doch, ich denke ich mag es…