Die silberne Sichel glänzte in dem sanften Licht des Vollmondes. Er strahlte heute Nacht besonders hell, als ob er wüsste, was ich vor hatte. Als ob er mir helfen wollte. Ich blickte durch die düster und unheimlich aussehenden Bäume gen Himmel und warf dem Monad ein Lächeln zu.
“Danke”
Mein Blick fiel nun auf den moosbewachsenen, dreckigen Waldboden und suchte ihn nach einem geeigneten Blatt ab. Eine sorgfälltige Auswahl war nötig, denn nicht jedes Blatt, das sich vom Baum gelöst hatte konnte man als “perfekt” bezeichnen.
Ein Knick, ein Riss oder auch nur eine Blattlaus reichten aus, um die Schönheit der Sichel zu zerstören.
Mein Blick schweifte unruhig hin und her. Irgendwie lief mir die Zeit davon. Ich hatte mich zu lange vom Vollmond ablenken lassen. Ich war für einen kurzen Moment schwach geworden.
Da!
Mein Blick fixierte ein goldgelbes Eichenblatt. Ein besonders schönes Exemplar. Ich griff nach dem Blatt und beäugte es von allen Seiten.
Perfekt.
Ich legte es ganz glatt in meine linke Handfläche und griff mit der anderen nach dem mondstein farbenen endlos lang wirkenden Stil der Sichel, der mit dem Schwarz des Nachthimmels zu verschmelzen schien. Allein die Sichel selbst glitzerte mit ihrem silbernen Metall mit dem Mond um die Wette. Ich packte den griff kurz unter der Sichel und ließ sie ganz langsam und geschmeidig durch die linke Hand gleiten. Die Feuchtigkeit des goldgelben Blattes hatte seine Wirkung gezeigt, die Sichel begann zu leuchten.
Die Zeit war gekommen!
Endlich war es soweit.
Ich warf das nun verwelkte Blatt weg und machte mich mit der Sichel in der Hand auf den Weg.
Der schwere Stoff meines schwarzen langen Samtkleides raschelte unter meinen schnellen Schritten.
Ich musste mich beeilen.
Als ich heut Früh am Morgen von einem Traum geweckt wurde, war klar, was für eine Aufgabe mich heute erwarten würde. Ich konnte sein Gesicht genau erkennen. Auch die Zeit und der Ort wurden mir offenbart.
Es blieben keine Fragen offen.
Es war klar, dass er es nicht anders verdient hatte. Zu viele junge Mädchen mussten schon unter leiden. Zu viele wurden von ihm missbraucht und misshandelt.
Er musste sterben.
Hinter einem Busch blieb ich stehen. Es war besser, wenn er mich nicht sofort bemerken würde. Ich wollte das Überraschungsmoment ausnutzen. Da war er, auf einer kleinen, unauffälligen Waldlichtung und er hatte, wie ich es erwartet hatte, ein junges Mädchen bei sich. Das arme Ding war vielleicht gerade mal 14 Jahre alt und die Angst war ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben.
Er hatte es nicht anders verdient.
Ich beobachtete das Schauspiel ein paar Minuten, sein Schicksal stand eh schon fest.
Ich sah, wie er das Mädchen mit einem wilden Blick packte und gegen einen Baum schleuderte. Sie stöhnte kurz auf und sackte dann bewusstlos zu Boden. Ich sah das leichte schmunzel in seinen Mundwinklen und wie er sich dem Mädchen hinkniete. Ich sah, wie er dem Mädchen die Bluse vom Leibe riss und ihr den Rock und den geblümten Slip aufschnitt, um sich die störenden Hindernisse aus dem Weg zu schaffen und ich sah, wie er nach getaner Arbeit sich wieder aufrichtete und seine Hose öffnete.
Er war bereit!
ICH war bereit!
Ich stieß mich vom Boden ab und machte einen großen und beeindruckenden Sprung und landete direkt hinter ihm.
Ruckartig drehte er sich zu mir um.
Ich sah ihm tief in seine weit aufgerissenen Augen.
Sie waren braun.
Ich lächelte ihn an.
“Du warst ein sehr böser Mensch”, sagte ich und blickte erst an ihm vorbei auf das junge Mädchen, dass immer noch eine düstere Aura von Angst ausstrahlte und dann an ihm hinunter.
Sein aus Furcht und Geilheit steinhart gewordenes Glied berührte fast mein samtenes Kleid, so nach stand ich vor ihm. Ich konnte seinen stinkenden und widerlichen Atem auf meinem Gesicht spüren.
“Du warst sehr böse”, sagte ich noch einmal und hob die Sichel hoch in den Himmel. Ihre Schneide leuchtete und blinkte im Vollmondlicht. Ich sah, wie sich seine Augen noch mehr weiteten, bis sie ihm fast aus dem Kopf ragten und genoss den Anblick.
“Für all die armen Mädchen”, flüsterte ich ihm ins Ohr.
Und mit einem Ruck und einem Zischen flog die Sichel durch die Luft und gleitete ohne Probleme ganz sanft durch seinen widerlichen Körper hindurch. Er hatte keine Zeit zum Schreien gehabt.
Seine Blicke hafteten noch für ein paar Sekunden auf mir, dann vielen seine beiden Körperhälften auf den Boden und tränkten die Erde mit seinem Blut. Auch von der Sichel tropfte es.
Ich hielt mein wunderbares Werkzeug für ein letztes Mal in dieser Nacht in das Licht des Vollmondes und beobachtete voller Verzückung, wie es, wie schon so oft zuvor, den Rest Lebens dieser Höllengeburt durch das Blut in sich aufzog und sich dann auflöste. Ich ging zu dem noch immer bewusstlosen Mädchen, wickelte es in meinem Samstkleid ein und verschwand mit ihr der tiefen Nacht…

Ende?

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