#Blogparade – Mein Kind kann das schon alleine!

Es fühlt sich manchmal so gar nicht schön an. Manchmal ist es wie eine Neverendling Story. Das höchste unserer Ziele, wenn wir Kinder haben, ist es doch, ihnen das Wissen und die Fähigkeiten an die Hand zu geben, mit denen sie lernen selbständig und selbst bestimmt zu werden und dennoch…oft liegen da große Steine im Weg. Manchmal von uns selbst, manchmal von Aussen stehenden. Wie sagte Alex bei seinem Blogparaden-Aufruf so schon? “Wenn Du erfahren willst, wie es sich anfühlt, permanent von anderen Menschen belehrt zu werden über etwas, von dem eigentlich nur Du und dein/e Partner/in am besten wissen können was richtig ist: bekommt Kinder!” Und ja, irgendwie ist es doch auch so, oder? Die Erfahrung haben wir doch alle schon gemacht.

Wenn dann auf einmal wildfremde Leute kommen und deinem Kind die Hand halten, wenn es irgendwo versucht hoch zu klettern, während du ja gerade mit voller Absicht eben nicht aufgestanden und hingerannt bist, weil du ja möchtest, dass es das von ganz alleine lernt.

Immer diese Horrorfilme!

Mein einschneidenstes Erlebnis war wohl beim Minihelden im Zusammenhang mit den Treppen in unserem Hausflur. Als Mutter hat man ja ganz schnell immer so kleine Horrorfilme vor dem inneren Augen ablaufen. In meinem Fall sah ich jedes Mal, wenn wir die Treppen vom 1. Stock nach unten liefen immer und immer wieder den Film abspielen, wie der Miniheld stolpert, fällt, am besten noch mit seinem Kopf auf jeder Stufe aufschlägt und am Ende hart unten auf dem Steinboden aufkommt. Also hielt ich ihn immer bei der Hand, wenn wir die Treppen gingen und ich fühlte mich darin auch irgendwie bestätigt, denn er machte einen sehr wackeligen Eindruck auf mich beim Treppen steigen. Bis ich eines Tages einfach mal die Hände voll hatte und es nicht anders ging. Das Kind musste alleine runter. Und siehe da: Alles kein Problem. Im Gegenteil, er wirkte viel stabiler und sicherer beim Gehen, als wenn er an meiner Hand gewesen wäre. Das war die ultimative Erleuchtung für mich, denn da wurde mir klar, dass er sich sonst einfach zu sehr immer darauf verlassen hatte, dass ich ihn halte und hier war der Halt nicht da. Er musste sich mehr auf das Laufen konzentrieren. Seitdem ließ ich ihn solche Sachen immer alleine machen.

Er kann das alleine. Lass ihn bitte.

Es gibt Menschen, die haben immer den Hang einzugreifen. Das sehe ich nun beim Heldenkind auch wieder. Er lernt derzeit zu Krabbeln und das ist nicht immer einfach. Das wissen wir und haben vollstes Verständnis dafür, wenn er dann mal gefrustet ist, weil es nicht so läuft, wie gewollt. Nach einer gewissen Zeit komme ich ihm dann auch entgegen, aber eben erst nach einer gewissen Zeit. Man sieht, dass der Ehrgeiz da ist. Er will es unbedingt schaffen. Das Auto erreichen, wegschieben und wieder hinterher robben.

Selbständigkeit

Mich macht das unheimlich stolz und bejubel jeden Zentimeter, den er schafft. Natürlich muss auch ich an mich halten, wenn er dann mal mault, dass ich nicht sofort hinrenne und ihm das Spielzeug hinschiebe. Aber manch einer tut das gerne und dann sagen wir schnell “Lass ihn doch mal” und erhalten als Antwort dann ein “Aber er ist doch ganz unglücklich”. Na klar. Immerhin will das Spielzeug ja auch nicht zu ihm kommen, das kann ja wohl nicht angehen. Das Heldenkind macht dann eben einen 2 minütiigen Jammermarathon und dann hat ihn der Ehrgeiz voll gepackt und man sieht ihn auf einmal mit verbissenem Gesichtsausdruck erfolgreich losrobben. Das wäre wohl nicht so gekommen, wenn man mal wieder eingegriffen hätte. Ganz ehrlich: Als Eltern kann man irgendwann unterscheiden, wann das Jammern ein Jammern und wann es wirkliche Trauer und Frustration ist, die schnelle Hilfe durch einen Erwachsenen oder Trost bedarf. Immerhin verbringen wir 24/7 mit diesem Kind.

Selbständigkeit

Man sagt unseren zwei Jungs nach, dass sie in allem recht fix sind und das macht uns zu stolzen Eltern. Das streite ich definitiv nicht ab. Aber das sind sie wohl vor allem, weil sie den nötigen Ehrgeiz haben, um in ihren jeweiligen Lebenssituationen sich selbst voran zu treiben und alles, was wir dazu beitragen können, ist sie im richtigen Moment zu unterstützen und zu fördern.

Wie fördere ich die Selbständigkeit meiner Kinder?

Wisst Ihr, ich bin ehrlich: Ich bin eine ziemlich ängstliche Mutter. Mir fällt es manchmal echt nicht leicht, die Zügel locker zu lassen. Ist leider so und ich wünschte mir manchmal, ich könnte da entspannter sein. Auch ich muss lernen meine Kinder nicht durch meine Überangst, ihnen könnte “da draußen” etwas schreckliches passieren, auszubremsen.

Mit dem Minihelden bin ich vor der Kita zum Beispiel mehrmals die Woche zu Kinderkursen gefahren, falls Ihr euch erinnert. Vor allem das Kinderturnen war echt Gold wert, weil er in einer gesicherten Umgebung lernte zu klettern, zu springen und dergleichen und es später super beherrscht. Gleichzeitig lernte ich dabei aber auch, dass er die Dinge alleine ausprobieren muss und setzte mich nach Möglichkeit immer an den Rand. Wenn er fiel, fiel er weich und später würde er nicht mehr ständig fallen. Das hat ihm und mir wirklich viel Selbstsicherheit gegeben und ich werde versuchen Gleiches natürlich auch mit dem Heldenkind zu machen.

Selbständigkeit

Wir räumen unseren Kindern viel Raum ein, lassen sie (kontrolliert) machen und beziehen sie in so viele Abläufe wie möglich ein. Zum Beispiel das Kochen. Je früher er lernt im Umgang mit Messer, Herd und Co vorsichtig und achtsam zu sein, desto selbstsicherer wird er später auch damit umgehen. Ich bitte ihn oft mich am nächsten Tag an Dinge zu erinnern, damit er auch lernt selber an seine Sachen zu denken u.ä. Wir schließen ihn nicht aus und lassen ihn die Sachen, die ihn interessieren, ausprobieren. Klar kann man alles absichern, aber für mich war das alles immer eine Frage der Aufsicht. Ich brauche nicht alles verschließen, wenn ich mein Kind auch nicht aus den Augen lasse. Er ist nie an Putzmittel gegangen oder Regale hochgeklettert. Wir haben ihm von Anfang an gezeigt, was ok ist und was nicht und irgendwann konnte er sich prima überall zurechtfinden und wusste wo er ran darf und wo nicht. Da hatten wir ziemlich schnell großes Vertrauen in unseren Jungen.

Selbständigkeit

Mit all dem hoffe ich, dass meine Kinder später so viel Selbstvertrauen in sich und die Dinge, die sie beherrschen haben, dass sie zu starken und selbst bestimmten Individuen werden. Und da ist es manchmal echt nicht einfach, wenn von Aussen eingegriffen wird oder man sich dabei auch selber im Weg steht..

Zulassen? Ja oder nein?

Manchmal wäge ich ab. Macht es Sinn jetzt in die Diskussion zu gehen oder nicht. Natürlich ist uns bewusst, dass die Menschen, die sich nicht zurück halten können, es eigentlich ja nur gut meinen und manchmal ist das ja auch in Ordnung. Manchmal ist es den Streit oder die Diskussion eben nicht wert, aber zumindest versuchen wir ein Auge darauf zu haben, dass die ständige (unerwünschte) Hilfestellung nicht überhand nimmt und da können wir auch mal recht schroff mit unseren Ansagen werden *lach*. Aber jeder, der selber Kinder hat, weiß sicher, dass man einfach auch Grenzen hat und die gerne Mal überschritten oder übergangen werden.

In dem Sinne einen Gruß an Papaleaks und weitere interessante Beiträge zu dem Thema könnt Ihr hier nachlesen.

sari-unter

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8 Kommentare

  1. Oh ja, das Thema Selbermachen. Ich hab in dem Zusammenhang den besten Rat von meiner Mutter und das direkt nach der Geburt bekommen.
    “Jetzt hast du das einfachste hinter dir und das schwerste vor dir. Jetzt wo der Krümel draußen ist, muss du nämlich lernen, jeden Tag ein Stückchen mehr loszulassen.”
    Und damals klang das vollkommen irre und jetzt nach einem Jahr weiß ich, wie sehr sie recht hat. Zum Glück haben wir eine tolle Tagesmutter, die uns da viel unterstützt. Das Kind purzelt täglich viele mal über die eigenen Beine, aber besser jetzt mit der niedrigen fallhöhe als später. Und jetzt macht es ihr nix aus, sie stolpert einfach weiter und ist soooo stolz. Und es ist erstaunlich, was die kleinen können und sich abgucken, lässt man sie machen. Gerade das zweite, hat ja mit dem großen Bruder den ganzen Tag die Lernhilfe vor der Nase, da geht das ja noch rasanter.
    Aber ja, diesen internen Katastrophenfilm habe ich jeden Tag zig mal vor mir laufen und es ist echt schwer. Aber wie du sagst, sie sind alleine sicherer. Übermamis machen ihre Kinder schwach. Und das beste was du tun kannst, ist den Selbstmachdrang zu unterstützen und nur versuchen, das in machbare Bahnen zu lenken. Volt nicht das größte Messer in die Hand beim schneiden lernen und eine Schere/Stift/etc beim ersten Gehversuchen noch schnell zu entfernen, etc.

    1. Sarah Kroschel says:

      Ich staune gerade auch jetzt beim Kleinen wieder, wieviel so ein Kind ohne unser Zutun von ganz alleine herausfindet. Das war damals beim Minihelden schon so: Plötzlich wusste er, wie das Drehen funktioniert oder eben jetzt das Krabbeln und wir krabbeln definitiv nicht durch die Wohnung. Diese Instinkte sind der Wahnsinn!

  2. Da unser mittlerer Sohn ja leider vor nun 9 Jahren verstarb, hatte ich beim jüngsten anfangs Schwierigkeiten loszulassen. Ich hab mir das aber schnell abgewöhnt, weil ich wusste, ich würde ihn sonst komplett in Watte packen. Somit ging er schon mit 2 Monaten mit meinen Eltern am Wochenende zum Campingplatz.

    Auch das Machen-Lassen hab ich mir schnell angewöhnt, bin aber auf ähnliche Probleme gestossen.

    Die Selbständigkeit bezieht sich aber nicht nur auf das Machen-Lassen sondern auch auf die Meinungsfreiheit. Und da fangen nun die Probleme an….

    Mein Sohn äußert es, wenn er von der Tante nicht überm Kopf gestrichen werden soll. Dies wird dann als frech ausgelegt, lange Diskussionen folgten, mittlerweile ist es angekommen, das er das nicht dulden muss, auch nicht von Verwandten und dass er das äußern darf.

    Aber auch wildfremde Menschen meinen sich hier äußern zu müssen. Habe erst letztens eine Mutter von einer Klassenkameradin zurechtgewiesen. Sohnemann hatte Diskussion mit einer Kursleiterin aus der AG, ja – zugegeben, die Antworten waren nicht höflich, aber die Diskussion ging zwischen den beiden.
    Eine wartende Mutter bekam dies mit und meinte zu ihm, er sei aber frech. Dies alles bevor ich dazu kam. Worauf mein Sohn ihr klar und deutlich sagte, sie solle weggehen und ihn in Ruhe lassen. Just in dem Moment kam ich dazu und fragte, was denn los sei – Antwort der Mutter: Der ist aber frech! – Sohnemann: ich bin nicht frech! – also nochmalige Frage von mir, was denn vorgefallen sei – wiederum, dies Mal als Frage: “ist der immer so frech?” oaaaaaar

    Habe der Mutter gesagt, sie möchte meinen Sohn bitte nicht mehr ansprechen – schon gar nicht, wenn sie diese Diskussion vorher nicht betrifft und das mein Sohn absolut richtig reagiert habe, in dem er einer ihm fremden Person sagt, sie möge ihn in Ruhe lassen. Große Augen bei der Mutter, eine kurzes “wenn Sie meinen…” (ja, meine ich) – und weg war sie. Wahrscheinlich wird sie nun berichten, dass es kein Wunder sei, wie mein Sohn sich verhält, was mir aber relativ egal ist. Er und ich kennen diese Mutter nicht, habe sie weder mal auf einem Elterabend oder sonst wo gewesen.

    Ich würde selbst ein mir gut bekanntes Kind nicht in so einer Art und Weise ansprechen und schon mal gar nicht, wenn ich mit der Situation zu tun hat….

    Das nur mal als Anekdote am Rande und kurzen Hinweis, was auf dich so zukommen kann nach Schuleintritt. Und trotzdem sehe ich es weiter als richtig an, dass er sich frei äußern darf.

    LG
    Anke

    1. Sarah Kroschel says:

      Auch nicht schlecht. Ja, solche Urteile sind echt schnell gefällt, nicht wahr?
      Unser sagt auch manchmal, dass er Dinge nicht mag. Die erste Reaktion ist dann auch bei uns nicht selten erstmal genervt oder so, aber ich meine dann auch immer, dass es nun mal sein gutes Recht ist, das auch nicht zu wollen. Wir machen das ja auch ständig.

  3. Hallo,

    ich bzw. wir haben selber drei Mädels im Alter von 10 Monaten bis 4,5 Jahren.

    Ich merke dass ich jetzt bei der Kleinsten im Grunde kaum noch helfend eingreife sondern immer irgendwo im Hintergrund stehe wenn sie sich auf die Reise macht. Letztes Wochenende war Feuerwehrfest und die Kleinste ging immer wieder stiften, sprich lief einfach los. Ich hatte sie dabei lediglich im Auge und hab sie einfach mal machen lassen. Sie ist zwar unzählige Male auf die Pampers gefallen, stand aber immer wieder auf und lief weiter. Ab und an kam ein Kontrollblick von ihr ob Papa denn noch da ist.
    Viele andere Besucher haben ganz sorgenvoll geschaut dass weil ein kleines Mädchen alleine herum lief, aber offensichtlich hatte sie ihren Spaß.

    Generell helfe ich meinen drei Mädels selten wenn sie beim ersten Mal ankommen weil sie irgendwas nicht können, sondern sage ihnen sie sollen es einfach probieren. Meist klappt dass dann auch und nur so lernen sie sowohl die Motorik gewisse Dinge zu schaffen und vor allem das Selbstvertrauen. Trotzdem bin ich eben immer etwas im Hintergrund und bereit zu helfen wenn es wirklich mal nötig ist.
    Bisher fahren wir so ganz gut denke ich, es kostet zwar oft etwas Überwindung sie einfach machen zu lassen aber es lohnt sich. Helikoptereltern kann ich überhaupt nicht verstehen, sie rauben den Kindern die Chance selber groß zu werden.

    1. Sarah Kroschel says:

      Das klingt alles ganz wunderbar und genau so, wie es sein sollte. Loslassen und Freiheiten geben und wie eine schützende Decke darüber schweben.

  4. Wir kommen ja erst noch in den Genuss der tollen Ratschläge unseres Umfeldes. ;) Vielmehr mussten wir uns bei meiner Nichte manches Mal auf die Zunge beißen. Selbst wenn das eigene Kind noch nicht da ist, hat man ja irgendwie eine Vorstellung entwickelt, was man gut und was schlecht findet. Gerade auch mit meiner Mum bin ich ja da nicht immer einer Meinung, gerade wenn es um Tablet und Co. geht.

    Aber wer weiß, wie es uns so ergeht. Theorie und Praxis sind da sicherlich zwei völlig verschiedene Welten. :-D

    1. Sarah Kroschel says:

      Ja, da Treffen die Generationen aufeinander und in jeder waren die Ansichten ein wenig anders. Ich wünsch Dir starke Nerven ^^

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