Zeit

Sprechen wir über die Vergänglichkeit der Zeit…

… und wie sie vergeht. 

Wie ihr ja wisst, habe ich neulich erst meinen 36. Geburtstag gefeiert. Nach wie vor ist diese Zahl für mich nicht wirklich greifbar, glatt ein bisschen unwirklich, denn als Kind war eine Person mit über 30 Jahren schon ziemlich alt für mich. Ich selber fühle mich aber noch weit entfernt davon alt zu sein. Eher manchmal noch wie ein Kind, das nicht weiß, was es in dieser Welt für eine Funktion hat.

In letzter Zeit gab es wieder viele Momente, in denen ich da saß, auf mein Leben blickte und der Gedanke mir durch den Kopf schoss: “Wo ist nur all die Zeit hin?”. Kennt ihr das? Gerade, wenn wir auf unsere Kinder blicken, denken wir das ja oft. “Kam er nicht gestern erst auf die Welt” oder “Fing er nicht gerade erst mit dem Krabbeln an?”, um mal das eine oder andere Beispiel zu nennen. Nun rennen sie rum und quasseln einem ein Ohr ab, wissen genau was sie wollen und diskutieren das gerne auch mal aus. Ohje…

Es gibt verschiedene Dinge in meinem Leben, die irgendwie schon eine riesige Zeitspanne zurück gelegt haben.

Neulich saßen wir beim Kieferorthopäden. Und zwar genau dem, bei dem ich damals wegen meiner festen Zahnspange war. Ich weiß noch genau, wie groß das Drama für mich war, denn ich war kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau, die gerade die Ausbildung abgeschlossen hatte (was auch schon wieder über 10 Jahre her ist) und frisch ins Berufsleben startete. Die Vorstellung so mit einer festen Zahnspange ein Ansprechpartner für Kinder und Eltern zu sein verunsicherte mich stark. Letztendlich habe ich es aber gemeistert. 

Die Tatsache, dass ich selber ja eine Erwachsene war, als das Thema Kieferorthopäde für mich relevant wurde, gaukelte mir vor, dass das alles ja noch gar nicht so lange her wäre. Als der Arzt mich mit den Worten “Wir kennen uns ja auch noch von früher”, begrüßte, rechnete ich aber doch mal zurück und musste mit Schrecken feststellen, dass das alles doch auch schon bereits wieder fast 10 Jahre hinter mir liegt. Oh man… 

Zeit. Erbarmungslos…

In diesem Zusammenhang schossen mir viele Gedanken durch den Kopf. Welche Lebensabschnitte liegen noch alle so hinter mir. Über Grundschule möchte ich zum Beispiel gar nicht nachdenken. Als ich eingeschult wurde in die Vorschule, war ich 5 Jahre alt. Das ist nun tatsächlich bereits 31 Jahre her. Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen. 31 Jahre.

Manchmal sage ich zum Minihelden, wenn wir gemeinsam an Matheaufgaben oder anderen Hausaufgaben sitzen so etwas wie “Bei mir war das damals so, aber ob das bei dir auch noch so ist, kann ich nicht sagen” ohne groß darüber nachzudenken, wie lange dieses “damals” eigentlich schon her ist. Immerhin haben sich in den letzten Jahren Lernmethoden, Rechtschreibreformen und die Schulformen an sich immer und immer wieder mal verändert. Ein Jahr ist die eine Methode super, im nächsten schon wieder total verpönt. Woher soll ich also wissen, was denn nun gerade wieder “angesagt” ist. 

Zeit

Noch ein paar Beispiele?

Mal abgesehen davon, dass nun bereits 8 Jahre vergangen sind, seitdem ich Mutter wurde, steuert nun bereits Kind zwei auch schon auf seinen 4. Geburtstag zu und ist ein ziemlich ausdrucksstarker und eigensinniger Mensch geworden. Beide Kinder haben sich toll entwickelt und es ist spannend zu sehen, was in den letzten Jahren alles schon passiert ist. Dennoch erwische ich mich immer wieder bei dem Gedanken, dass wir den Großen doch “gestern” erst eingeschult haben. Erst recht jetzt, wo das Thema Einschulung in unserem Umfeld für so viele relevant ist. Wir müssen uns schon mit Thema Noten und bald auch weiterführender Schule beschäftigen. Der kleine Sohn hat ja Gott sei Dank noch etwas Zeit. Denke ich jetzt und dann ist es plötzlich doch wieder soweit… die Zeit rennt ja bekanntlich.

Manchmal sitzt der Mann vor mir und fragt für ein Formular, wann wir nochmal geheiratet haben…

Wusstet ihr, dass wir im letzten Jahr bereits unseren 10. Hochzeitstag hatten? Der Tag zog so unspektakulär und selbstverständlich an uns vorbei, dabei sind wir nun bereits schon über ein Jahrzehnt verheirtatet. Ist das zu glauben? Bin ich nicht gerade erst mit euch gemeinsam hier durchgegangen, was ich alles noch bis zur Hochzeit erledigen muss?

Gleiches gilt für unsere Beziehung an sich. Diese dauert nämlich noch viel länger an. 1999 sind wir zusammen gekommen. Ja, ihr lest richtig. Wir sind eines von diesen Pärchen, die noch ganz zaghaft und jung, regelrecht unschuldig waren, als wir zusammen kamen. Ich war kurz vor meinem 16. Geburtstag. Das macht in der Summe bereits zwei Jahrzehnte, die wir (ohne Unterbrechung wohlgemerkt) ein Paar sind. Episch, oder? Mehr als die Hälfte meines Lebens…

Zeit ist irgendwie unglaublich schwer greifbar.

Das merke ich oft in sehr emotionalen Momenten, in denen die Gedanken in mir übermächtig und stark werden. In Momenten zum Beispiel, in denen mir mein Vater fehlt und ich feststellen muss, dass seine Stimme manchmal nur noch wie ein leises Echo in meinem Kopf umhergeistert, obgleich seine Seele und sein Sein für mich immer irgendwie präsent sind und mich nach wie vor sehr prägen.

Momente, die mir deutlich machen, wie schnell die Zeit vergeht, wie wenig man sie manchmal zu schätzen weiß und wie wichtig es ist jeden Moment irgendwie festzuhalten. Sei es im Herzen, sei es auf einem Bild. Hauptsache irgendwie festhalten. So wichtig. So wertvoll.

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2 Kommentare

  1. Rabea Glingener says:

    Ich hab so oft ähnliche Gedanken. Waren z. B. jetzt im Juni/Juli im Urlaub und hab da meinen allerersten “Freund” getroffen. Damals war ich 11 😄 heute bin ich 31. Das ist alles so merkwürdig schnell vergangen, fühlt sich aber manchmal wie gestern an.
    Ich merk aber sowieso, wie gern ich auch in der Vergangenheit lebe und in Erinnerungen schwelge.

    1. Sarah Kroschel says:

      Das tue ich auch viel zu oft, was aber nicht immer gut ist, weil ich so Dingen nachhänge, die einfach nicht mehr zurückholbar sind *drop*. Dennoch ist Erinnern unglaublich wichtig und ein großer Schatz!

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