Gedankentagebuch

Gedankentagebuch #25 – Warum wir das alles so mitmachen…

Letzte Woche saß ich hier und fror. Immer wieder versuchte ich mir zu sagen, dass es total normal wäre, dass wir im April nicht die 25 Grad und schönsten Sonnenschein haben. Dass es richtig ist für diese Jahreszeit, dass das Wetter sich nun so langsam einpendelt und auf den Sommer vorbereitet. Und trotzdem fror ich und ich hasse es zu frieren. Irgendwie sträubte sich auch alles in mir drin die Heizung Ende April anzuschalten. Heizung ist etwas für die Monate November bis Februar und danach und davor sind die Temperaturen irgendwie milder und motivierender. Ständige Widersprüche in mir drin. Ich weiß der Regen und die Temperaturen sind in Ordnung so, doch ich hätte es doch irgendwie gerne wärmer gehabt. Wer hätte gedacht, dass ich eine Woche später im Sommertop bei 28 Grad mit Sonnenbrille auf der Nase über ein leckeres Eis nachdenke?

Einen Montag standen wir 20 Minuten im Hagel

Der große Sohn hatte Training. In seiner Jugend findet Training nur noch draußen statt. Hallenzeiten gibt es nur für die ganze jungen Jahrgänge. Ich glaube nach dem Sommer steht auch dem kleinen Sohn keine Hallenzeit mehr zu und ich bin ehrlich: Das durchwachsene Wetter lässt einen schon paranoid werden, wenn man ein Kind hat, das recht schnell Erkältungsanfällig ist. 

An diesem Montag war nun also Training und meist fahren wir als Familie zum Platz, auch wenn der Mann, ich und der kleine Sohn an diesem Tag offiziell dort gar nicht sein müssen. Auf andere mag das vielleicht manchmal etwas tuckenhaft wirken, weil wir so ja immer um unseren Sohn herumschwirren, aber im Grunde hat es damit gar nichts zu tun. Wir sind einfach gerne dort und sehen es als Motivation uns ein wenig zu bewegen. Besonders, wenn das Wetter an sich schön ist. Man trifft andere dort, sitzt in der Sonne, quatscht und tauscht sich aus und der Mann und ich nutzen das auch als Motivation, um auf der Laufbahn ein paar Runden zu drehen. Der kleine Sohn freut sich über andere Kinder und ein großes Tor, um ein wenig Fußball zu spielen (als ob er das nicht eh schon alle anderen Tage in der Woche macht). Es tut uns allen einfach gut und tatsächlich haben beide Kinder uns gerne um sich. Puh, Glück gehabt.

Aber an diesem Montag… da kam plötzlich Hagel. Wie so oft in den letzten Tagen. Immer wieder mal für ein paar Minuten und dann kam die Sonne wieder raus, als wäre nichts gewesen. Dabei war die Luft bei gefühlten 2 Grad allerdings echt eisig und das mag ich nicht. Dieses Mal jedoch kam da ganze 20 Minuten etwas vom Himmel und ich durfte einer Mannschaft dabei zusehen, wie sie schmollend in die Kabine abzog, weil sie das Wetter doof fand, musste den kleinen Sohn und seinen Freund schimpfend vom Feld ins trockene holen und litt mit dem großen, dessen Team sich nicht unterkriegen ließ und tapfer weiter in dem nass kalten Wetter trainiert hatte.

Sohn
Staffelspiele am Wochenende

Das Motivationslevel ist derzeit extrem hoch

Ich weiß nicht, ob ihr euch daran erinnern könnt, dass ich Ende letzten Jahres erzählt hatte, dass sich beim kleinen Sohn eine Möglichkeit ergeben hat, die eine Art Fördertraining mit sich brachte. Mehrere Wochen durfte er bei einem etwas bekannteren und höheren Verein einmal in der Woche mit trainieren, weil er ihnen auf diversen Turnieren angeblich aufgefallen war. Wir haben das als eine schöne Gelegenheit gesehen, um ihn in seiner Leidenschaft zu fördern, letztendlich haben wir uns aber dagegen entschieden ihn ganz wechseln zu lassen, einfach weil uns so einiges seltsam vorkam und teilweise auch zu krass für ein gerade mal 8 jähriges Kind. Ich finde es schon enorm, was manche Vereine Kinder in dem Alter bereits zumuten. Ich habe auch von Vereinen gehört, die von den Kindern erwarten, dass sie sich aus der Schule nehmen lassen, um dann von Freitag bis Sonntag Abend irgendwo am anderen Ende von Deutschland ein Turnier zu spielen. Ich finde Nachwuchsförderung kann auch anders laufen und ich kenne genug nach 9 Jahren im Verein unterwegs, die in den Gelenken schon total kaputt sind. Nein, das hat alles noch Zeit und soll vor allem Spaß machen. Dem Kind Spaß machen. Wenn ich an jedem Trainings – oder Spieltag am Morgen ein Kind vorfinde, dass sich so gar nicht auf den Tag freut, dann läuft da etwas schief. Es ist ein Hobby, eine Leidenschaft und ja, vielleicht auch ein Ziel für die Zukunft, aber mein Kind soll diese Zukunft auch gesund ausleben können und sich gleichzeitig an eine schöne Kindheit erinnern.

Immer wieder höre ich wie wichtig gerade in den ersten Jahren der Spaß am Ball ist und dass man in Kindern die Leidenschaft erwecken und erhalten soll. Manche üben da wirklich schon viel zu viel Druck in jungen Jahren aus und wundern sich dann, dass der Kind irgendwann auf einmal die Lust verliert oder vielleicht auch ständig verletzt ist. 

Ein Kind, das wirklich will, das findet seine Wege und aktuell sind beide Kinder an einem Punkt in ihrem Leben, wo sie gut angekommen und gewachsen sind. Und das zeigt sich in ihrer persönlichen Motivation. Es braucht keine Überzeugungsarbeit oder Überredungskünste. Von ganz alleine stehen sie auf, packen die Tasche und wollen am Liebsten schon zwei Stunden vorher am Platz sein.

Fußball
Viele verschiedene Fußball Formen

In manchen steckt das einfach tief drin

Beide treiben mich wirklich manchmal an den Rand des Wahnsinns. Ganz normal bei Kindern, ich weiß. Und ich liebe sie dennoch unbändig. Aber was ich an dieser Stelle meine ist, dass nur etwas im Ansatz Rundes irgendwo rumliegen muss und es wird hin und her gedribbelt, gegen die nächste Wand gepasst oder mitten im Zimmer jongliert. Und sei es ein paar Socken, das aus der Schublade gefallen ist. Auch damit kann man scheinbar prima jonglieren. 

Wir haben im Flur einen Ballständer (Affiliate Link) stehen (tolle Entdeckung übrigens und mega praktisch, weil die Dinger so nicht mehr überall rumrollen). Gehen wir raus, kann sich jeder seinen Ball greifen und dann wird im Vorgarten gekickt. Auf das Tor, auf den Zaun, auf die Hecke, auf Mamas Nerven *lach*. Ist das Wetter schön und wir wollen raus gehen: “Können wir bitte zum Bolzplatz gehen?!”.

Beide haben Freundschaften, die diese Leidenschaft teilen. Der Sohn trifft sich halt auf Bolzplätzen mit Freunden und sie trainieren Schüsse und Finten, der kleine Sohn trifft sich mit Teamkameraden und sie freuen sich, wenn sie alle Gegner auf dem Bolzplatz zu dritt ausnehmen. *lach*. 

Am meisten treibt es mich allerdings in den Wahnsinn, wenn sie ins Wohnzimmer kommen, die Katzen ihr Spielzeug liegen gelassen haben und die Jungs dieses dann quer durch die Gegend dribbeln…oh man…

Gedankentagebuch
Wenn Hobby zur Leidenschaft wird

Ja, aber all eure Freizeit…

Immer wieder ist das Thema hier und besonders in den letzten Wochen, nach einer erneuten Veränderung, spüren wir es deutlich: Wir sind eigentlich nahezu täglich am Sportplatz. Im Schnitt sind wir an 4 Tagen in der Woche Trainings bedingt am Platz. Die Kinder haben entweder am gleichen Tag am Wochenende ihre Staffelansetzungen oder Samstag und Sonntag und selbst, wenn sie mal einen Tag spielfrei haben, finden wir uns irgendwie doch am Sportplatz wieder, um Freunde anzufeuern. In all den Jahren ist aus all dem irgendwie eine zweite Familie geworden, auch wenn es ein wenig verrückt klingen mag. Doch man verbringt so viel seiner freien Zeit miteinander, dass man einfach auch schon sehr viel miteinander erlebt hat und auch hier Jahre lange Freundschaften entstanden sind und man sich gerne auch mal gegenseitig unterstützt. Ganz besonders, wenn das Wetter schön ist. Manchmal sitzen der Mann und ich am Morgen da, schauen uns das Wetter an und kommen zu dem Entschluss, dass ein Spaziergang zum Platz jetzt ganz nett wäre. Der Austausch dort ist immer nett und die kleine persönliche Fankurve macht Spaß.

Endlich gibt es auch mehr Gelegenheiten als früher, wo ich einfach nur Mama sein darf…

Als der große Sohn damals mit Fußball anfing, kam es schnell dazu, dass ich irgendwie in die Rolle der Betreuerin reinrutscht und durch verschiedene Verzweigungen das auch für ganze 8 Jahre dann war. So lange, bis der gigantische Umschwung kam und alles irgendwie aus den Fugen geriet. Doch das ist eine ganz andere Geschichte, die ich hier auch gar nicht weiter breit treten möchte, denn sie hat uns ein sehr emotionales 2023 beschert. Das Endergebnis von all dem war einfach, dass der große Sohn viel zu verarbeiten hatte und wieder zu sich selbst finden musste und das ist, Gott sei Dank, auch Dank der großen Hilfe verschiedener Menschen gelungen, so dass er heute wieder ganz der Alte ist und enorm an Selbstbewusstsein zurück gewonnen hat. Dadurch, dass ich ihn nun nicht mehr als seine Betreuerin begleite, kann ich seine Spiele nochmal total anders beobachten und auch einfach mal am Spielfeldrand mit anderen Eltern stehen, jubeln und schimpfen und seinem Spiel zuschauen und wisst ihr was: Ich liebe es. Ich hätte es wirklich nie gedacht, aber ich liebe es meinen Kindern beim Fußball zuzuschauen und darüber zu staunen, was sie alles mit einem Ball anstellen können. Sieg wie auch Niederlage (…und so langsam verstehe ich auch endlich die Abseitsregelung *lach*). 

Kinder
Mehr als nur ein Team sind die Kinder

Auch beim kleinen Sohn sieht das alles schon ziemlich professionell aus und beide ernten viel Begeisterung innerhalb des Vereins aus verschiedenen Jahrgängen, erhalten Unterstützung von diversen Personen und haben inzwischen wieder mehr Perspektive wie vor einem Jahr. Der kleine Sohn macht seinen Weg, ist schon hier und da dem einen oder anderen aufgefallen und ich bin gespannt, wie sich das bei ihm alles weiter entwickelt. Aber besonders freue ich mich gerade über die Menschen, die dem großen Sohn dabei helfen wieder mehr an sich selbst zu glauben und so viel Potential in ihm sehen und ihn das auch spüren lassen.

Irgendetwas hat sich dadurch in den letzten Wochen verändert. Die Stimmung ist anders und auch die Motivation und ich hoffe die Wege, die wir gerade gehen, führen die beiden dorthin, wo sie sich gerne einmal sehen möchten und ich hoffe, dass ich dann immer noch am Spielfeldrand stehen werde und jedes Spiel mit ihnen feiern werde, als wäre es die Bundesliga oder die WM.

Das mag nicht für jeden nachvollziehbar sein, aber für uns passt das alles gerade sehr gut so. Das kann sich mit der Zeit wieder ändern und vielleicht wollen unsere Kids uns irgendwann nicht mehr am Spielfeldrand stehen haben, aber bis dahin nehme ich jeden Moment mit ihnen mit, den ich haben kann.

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