Das Gedankentagebuch heute fühlt sich komisch an. Es ist eine Mischung aus “Ich muss alles irgendwie raus lassen, bevor ich platze” und “es ist nichts, was man einfach so erzählen kann und will”. Es ist sicherlich kein Weltdrama, aber es ist doch so viel, dass ich mich seit Tagen vollkommen ausgelaugt und teilweise verzweifelt fühle.
Daher wird dieses Gedankentagebuch sicherlich ein einziges Wirrwarr sein, das mir aber helfen soll vielleicht am Ende ein wenig klarer sehen zu können.
Sprechen wir zum Beispiel über Gefühle
Gefühle können großartig sein. Sie können uns lachen und uns frei fühlen lassen. Sie können uns fliegen lassen und uns beschwingt durch den Alltag schicken. Sie können aber auch alles unendlich schwer machen und man möchte sich zu Hause nur noch einigeln. Und dann muss man sich ständig sagen, dass man ja immer noch irgendwie funktionieren muss. Man muss aufpassen, dass man sich nicht selbst so weit ins Aus katapultiert, dass man in eine Art Strudel – einen Teufelskreis – gerät aus dem man dann nicht mehr herausfindet und auf ewig festhängt.
Gefühle sind so vielfältig und nehmen so verdammt viel Einfluss auf den Rest um einen herum. Geht es einem gut, fühlt man sich glücklich, gehen einem die Dinge auch wie von selbst von der Hand. Hat man aber das Gefühl, dass man sich ständig durch den Tag kämpfen muss und von andauernden Unsicherheiten begleitet wird, dann überträgt sich auch das auf einen eigentlich ganz normalen Alltag und die einfachsten Dinge fallen einem unendlich schwer. Selbstzweifel sind sowieso die Endgegner der Gefühle, weil man einfach alles in Frage stellt und am Ende so viel an Glauben an sich selbst verliert. Und das zum Beispiel von außen zu betrachten, ist unglaublich schwer…. Man fühlt sich am Ende einfach nur noch hilflos und ich hasse es mich hilflos zu fühlen.
Alles läuft irgendwie Hand in Hand
Man fühlt sich müde und ausgelaugt. Also geht man früh schlafen. Liegt man im Bett, dann startet das Kopfkino und anstatt der Müdigkeit zu folgen und einen erholsamen Schlaf zu suchen, liegt man Stunden lang wach im Bett und grübelt, bis einem der Kopf platzen will. Das Resultat: Am nächsten Morgen fühlt man sich, als ob man die ganze Nacht Sport getrieben hätte… vollkommen erschöpft. Es fällt also schwerer als am Tag zuvor alles zu bewältigen und man ist am Abend wieder an dem Punkt, wie am Tag zuvor. Nur noch müder und noch weniger in der Lage dann nachts wirklich zur Ruhe zu kommen und anstatt sich auf einem guten Weg zu befinden, wird es irgendwie nur von Tag zu Tag schlimmer und steigert sich bis in ein emotionales Drama hinauf.
Letzte Woche war ich irgendwann nur noch gereizt. Der Tag war an sich nicht schlimm, aber alles war mir irgendwie zu viel. Alles war wie auf dünnem Eis, das jeden Moment zu brechen drohte. Da hatte das Wochenende es auch nicht besser gemacht mit seinen Emotion geladenen Momenten. Aber das sieht man ja auch an der Stimmung im letzten #WIB. Es nimmt alles irgendwie Einfluss auf einander und dann wird es immer schwieriger da wieder raus zu finden.
Und gleichzeitig sind es halt doch vor allem Phasen
Phasen, die immer wieder kommen. Phasen in denen man sich glücklich und gelassen fühlt. Phasen, in denen alles irgendwie blöd erscheint. Nun muss man dazu sagen, dass das letzte halbe Jahr nicht unbedingt einfach war in verschiedenen Bereichen und wir immer wieder versucht haben das Beste aus all dem zu machen. Irgendwann ist die Energie aber aufgebraucht, wie bei einer Batterie und man muss das passende Ladegerät suchen, um wieder auf 100 % zu kommen.
Diese Phasen kann man überstehen und das tun wir in der Regel auch, ich hab nur manchmal das Gefühl, dass man erst an diesem Spannungsbogen ankommen muss, so wie in einem guten Roman, damit man dann langsam aber sicher diesen wieder verlassen und in Richtung Happy end gelangen kann. Manchmal könnte ich auf diesen Spannungsbogen aber auch gut verzichten und würde mich lieber auf einer konstanten Geraden bewegen. Hauptsache die Dinge laufen und wir alle sind zufrieden. Das ist doch das, was am Wichtigsten sist: Alle sind irgendwie zufrieden. Aber darin liegt eben meist auch die größte Herausforderung, nicht wahr?
Ich spüre, eine kleine Auszeit würde gut tun…
“Lass uns für ein zwei Tage ans Meer fahren”, sagte ich die Tage zum Mann, “ich glaube das würde uns gut tun”. Ein Break. Weg, woanders hin. Ein zwei Tage nicht erreichbar sein und sich nur auf sich selbst konzentrieren, kleine Baustellen angehen, sich auf sich besinnen. Das tut gut und reicht manchmal schon aus, um den Akku aufzuladen und den Reset-Knopf zu drücken. Oder?
“Manchmal möchte ich gar nicht vereisen, sondern einfach nur frei haben”, sagte eine Freundin zu mir und in gewisser Weise gebe ich ihr recht. Ich mag es zwar weg zu fahren, aber mir reichen meist ein paar Tage. Ich bin auch gerne zu Hause in meinem Wohlfühlumfeld. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man nicht wirklich abschaltet zu Hause. Man ist eben doch erreichbar und sieht immer wieder Dinge, die man machen muss. Und sei es nur ganz banal die Wäsche, oder die Staubschicht auf den Boxen oder sonst irgendetwas. Man schaltet nie ganz ab.
Daher empfinde ich es schon als wichtig einfach mal einen Tapetenwechsel anzustreben. Zwei Tage. Das reicht manchmal wirklich aus um Abstand zu bestimmten Dingen zu gewinnen und den Kopf vielleicht wieder ein wenig frei oder zumindest geordnet zu bekommen.
Also wer weiß… vielleicht gelingt uns das ja mal in den nächsten Wochen. Einfach zur Ruhe kommen, die letzten Wochen und Monate einfach mal ordentlich zu verarbeiten und neue Ideen zu entwickeln. Wieder ein wenig runterkommen, den Geduldsfaden wieder etwas mehr stärken und offen für alles zu sein.
Zumindest in meinem Fall sehe ich das so, denn mein Kopf fühlt sich aktuell wieder einfach nur an wie “Wegen Überfüllung geschlossen”.
Was macht ihr in solchen Phasen eures Lebens?
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Kleines Update einen Tag später: Es tat gut das alles runter zu schreiben und heute fühlt sich der Tag schon wieder besser an. Phasen halt…
Ach mensch… das klingt sehr anstrengend und kräftezehrend. <3
So eine Auszeit würde bestimmt helfen… denn ja, so schön es daheim auch sein mag, es ist halt unweigerlich auch der Alltag mit all seinen kleinen und großen Verpflichtungen und Anforderungen. Ich merk das bei mir selber ja auch – der einzige Unterschied zwischen Urlaubstagen und normalen Tagen ist, dass ich keine Meetings habe. Aber die To Do-Liste im Kopf rattert trotzdem ständig und ich ertappe mich dabei, "freie" Tage einfach zum Abarbeiten all der Dinge zu nutzen, die sonst liegenbleiben. Mit Erholung hat das nicht viel zu tun.
Was mir durch solche Phasen hilft: mir zu sagen, dass es "nur" Emotionen sind. Egal wie heftig sie in dem Moment auch sein mögen, wir haben _immer eine Brille aus Gefühlen auf, durch die wir die Welt sehen. Nichts _ist_ wirklich so, wir nehmen es nur so wahr. Und aus Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass ich relativ bald auch wieder anders fühlen und demzufolge auch denken werde. Auch wenn es hart ist, das auszuhalten. Schreiben hilft mir dann auch… es freut mich, dass dir das auch als Ventil dienen konnte. <3
Liebe Grüße
Anne
Schreiben hilft. Ist wirklich so. Man hat dem ganzen etwas Raum gegeben. Und ja, manchmal fühlen sich die freien Tage, die man sich dann bis oben hin voll packt, viel anstrengender an, als die durchgetakteten regulären Tage, von denen man aber weiß, wie sie zu händeln sind. Aktuell sind es eher Faktoren, bei denen ich nicht weiß, was ich machen soll und besonders dieses Gefühl von Hilflosigkeit macht mich fertig. Aber wir werden eine Lösung finden. Wie immer…
Das tut mir so leid, dass du gerade in solch einem Strudel steckst. Ich kenne das nur zu gut. Gerade auch die Spirale aus schlechtem Schlaf und Gedankenkarussell. Das ist das Schlimmste. Lässt sich übrigens auch gut an den Schlafdaten ablesen. In solchen Phasen lädt sich meine “Body Battery” über Nacht nichtmal auf 50%, oft eher 30% und das merkt man. Ich drücke dir/euch die Daumen, dass es mit der kurzen Auszeit klappt und dass du schnell wieder aus dem Strudel rausfindest.
Jaaa, danke dir. Ich merke einfach gerade massiv ein Tief in allen Bereichen und das frustriert einen irgendwie auch nochmal oben drauf, nicht wahr?
Auf die eine oder andere Weise werden wir schon einen Weg für eine Auszeit finden.
“Manchmal möchte ich gar nicht vereisen, sondern einfach nur frei haben” – das ist eine gute Idee Deiner Freundin. Bei mir funktioniert das nicht, weil ich dann schnell den Alltagsgewohnheiten erliege. Ich muss raus zu Hause. Deswegen sind wir an den Wochenenden so oft in den Niederlanden. Klar, das Radfahren ist dort entspannter. Aber ich habe auch kein Notebook dabei und das Handy dient nur der Navigation. Ich muss auf jeden Fall raus, um wirklich abschalten zu können und den Kopf wieder zur resetten.