Wisst Ihr, manchmal im Leben ist man froh, wenn es vorgeschriebene Wege gibt und man weiß, wo es hingeht. Aber manchmal, da sollte man bereit sein von diesen abzuweichen und sich für neue Erfahrungen öffnen. So kann man wirklich wunderbare Überraschungen erleben. So war es neulich zum Beispiel bei uns…
Alles begann mit einem Vorschlag vom Helden…
Das Wetter war schön, die Kinder gut gelaunt und wir hatten Lust dem Großen eine Freude zu machen und boten ihm an am Abend mal wieder einen familiären Kinoabend zu veranstalten. Dafür mussten wir allerdings zur Videothek. Normaler Weise fahren wir diese Strecke mit dem Auto. Da der Große aber inzwischen schon ziemlich fit auf dem Fahrrad und somit auch für längere Strecken ist und der Kleine endlich richtig in den Fahrradsitz passt, dachten wir uns, fahren wir mit dem Fahrrad hin. Das Wetter bot sich gerade zu dazu an!
Ich übe derzeit mit dem Minihelden auf der Straße zu fahren, wenn ich dabei bin. So lernt er schon etwas über die Verkehrsregeln und das Verhalten auf der Straße, aber auch sicher mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Natürlich fragte er uns, ob er auf dieser Strecke dann auch auf der Straße fahren dürfe.
Dem Held kam dann eine Idee. Wir könnten doch einen anderen Weg fahren. Durch ein Gebiet, wo mehr Natur und weniger Straße wäre. Dann könnten wir alle auch etwas entspannter fahren und die Idee fand ich gar nicht schlecht. Durch die Natur fahren macht sowieso Spaß.
Kommt, wir schlagen einen anderen Weg ein…
Dieser Vorschlag kam dann von mir. Ich sah in der Ferne Leute quer über Felder und Wege laufen und dachte mir, dass man da bestimmt auch mit dem Fahrrad lang könne. Außerdem konnten wir so noch ein wenig die Straße meiden. Also versuchten wir es.
Es waren teilweise holprige Wege und manchmal war nicht ganz klar, in welche Richtung es weiter gehen würde, so dass wir hier und da vielleicht ein bisschen im Zickzack fuhren, aber es milderte den Spaß kein Stück und wir entdeckten sogar Ziegen und Ponys, wilde Obstbäume und Spielplätze, die wir noch gar nicht kannten.
Berlins erster Naturerfahrungsraum?!
Und dann kamen wir an einem großen sandigen und umzäunten Platz vorbei. Der Held und ich spekulierten. Er dachte an einen Ponyhof, ich grübelte über eine Wasserspielstelle nach. Und plötzlich sprach uns ein Mann von der Seite an: “Wollen sie vielleicht mehr darüber erfahren?”, fragte er uns und deutete auf den großen Sandplatz, “das ist nämlich mein Arbeitsplatz und ich kann ihnen da wirklich viel zu erzählen.”
Wir hielten also an und stiegen von unseren Rädern, lauschten gespannt und waren wirklich positiv überrascht.
Der nette Herr erzählte uns, dass dies ein großer Naturerfahrungsraum für Kinder sein solle und besonders bei Kitas sehr beliebt sei. “Das ist ein Erlebnis – Spielplatz”, erklärte er uns und ich suchte nach den Spielgeräten, an denen die Kinder spielen konnten. “Die werden sie hier nicht finden”, mit einem verschmitzten Lächeln sah er mich an, “alles, was sie hier sehen können ist für die Kinder. Keine Spielgeräte. Nur die Natur! Und alles darf genutzt und erkundet werden.”
Hier hören die Kinder kein “Nein”, sie dürfen überall rein und rauf, anfassen, ausprobieren und entdecken, Höhlen bauen, Löcher graben. Alles ist erlaubt. “Da gibt es sogar Kletterbäume”, sagte er zum Minihelden und dieser bekam ganz große Augen.
Naturerfahrungsraum mitten in der Großstadt? Geht das?
Das geht. Denn dieser “Spielplatz”, den wir da entdeckten und der direkt vom Minihelden bespielt werden wollte, teilt sich in mehrere Bereiche auf. Der Kleine war ganz begeistert vom “Elefanten – Trampelplatz”, wie der nette Herr ihn nannte. Er bestand aus vielen großen und kleinen Sandhügeln, dicken Baumstämmen und Kuhlen, die zum hoch – und runterklettern, erkunden und entdecken einluden.
Dahinter findet man dann eine Art “Dschungel”, also eigentlich so etwas wie Wald. Viele Bäume, viele Sträucher, viele Büsche. Natürliche Höhlen und Sitzplätze und eigentlich ist alles erlaubt. Wie oft sagen wir zu unseren Kindern, wenn wir mit ihnen auf Spielpätzen unterwegs sind, dass sie nicht in die Büsche gehen sollen. Hier ist es erlaubt und sogar erwünscht.
Und während der Kleine helle Freude an den großen Sandhügeln hatte und der Papa mit seinen Söhnen Fangen auf diesen spielte, suchte der Große die vom Mann erwähnten Kletterbäume, die wir dann gemeinsam erklommen. Urgs… da wird einem erstmal ganz seltsam zu Mute, wenn man sein Kind so weit oben sieht, aber der Miniheld war im Paradies und ja auch ich fühlte mich an meine Kindheit erinnert, als ich mit ihm dort oben in den Ästen saß. Bis uns die Gegenwart wieder einholte, weil mein Handy klingelte.
Wir kommen wieder!
Auf jeden Fall. Die Kinder hatten so viel Spaß. Der Mann nahm uns auch einige Ängste, die man sonst so hat, wenn man mit den Kindern in der Natur unterwegs ist. Klar hat man eine Aufsichtspflicht, aber alle Früchte, die dort wachsen, sind für die Kinder nicht giftig. Er meinte: Entweder sie sind wirklich lecker oder so ungenießbar, dass man keine Angst haben muss, dass Kinder mehr als eine davon versuchen!
Wenn man in so einer Großstadt wie Berlin lebt, dann ist es schwer den Kinder noch so richtige Naturerfahrungen zu geben. Man muss schon gezielt in den Wald fahren oder Gleichwertiges aufsuchen. Die Idee solch einen Naturerfahrungsraum in solchen Städten anzulegen und so die Erfahrungsmöglichkeiten für Kinder zu gewährleisten, finde ich wundervoll und die Reaktion meiner Kinder hat gezeigt, dass es auch dankend angenommen wird.
Manchmal lohnt es sich halt Umwege zu nehmen, um Neues zu entdecken. Habt ihr es am Ende noch zur Videothek geschafft oder hat das Abenteuer Natur eure ganze Tagesplanung über den Haufen geworfen :-)
Mich würde vor allem interessieren, wo genau sich der Naturerfahrungsraum befindet. Ich selbst bin auf dem Dorf aufgewachsen. Für mich war es Alltag, in Bächen rumzuwühlen, auf Bäume zu klettern etc. Aber meine Kinder kennen fast nur die Großstadt. Ich würde dort sehr gerne auch mal mit ihnen hin
Am Rande von Berlin findet man ihn. Aber es soll zwei weitere geben.
das ist ja mal voll cool. muss ich mich glatt mal dran machen rauszukriegen, ob es bei uns auch sowas gibt. der herr hat leider aehr recht, es gibt viele stadtkinder ohne opas/omas auf dem land, die eben nicht einfach so mal auf dem misthaufen stehen oder in ner scheune rumlaufen oder eben verschiedene erden stampfen können, durchs unterholz krabbeln etc. und das ist doch so eine tolle erfahrung. danke für den hinweis.
und ricctung kletterbaum kann ich dich gut verstehen.
Wenn ich an meine KIndheit denkte, bin ich auch in riesige Bäume geklettert. Wenn ich in der Hinsicht an meinen Sohn jetzt denke, wird mir bei der Vorstellung übel *lach*