Rezension*
Als die Kinder gestern aus Kita und Schule nach Hause kamen, da führten sie (aus welchem Grund auch immer) ein Gespräch über Einhörner. Dabei erklärte der Miniheld dem kleinen Bruder, dass es nur weibliche Einhörner gäbe. “Wieso das denn”, fragte ich den Sohn überrascht und er zuckte nur mit den Schultern, “es gibt doch auch nicht nur männliche Drachen”. Da mussten sie mir beide zustimmen. Und dann fiel mir plötzlich etwas ein. “Kennt ihr eigentlich schon das Neinhorn”, während ich das sagte, lief ich Richtung Wohnzimmer zu meinem Bücherfundus und zog eines daraus hervor. Überrascht schüttelten sie ihre Köpfe und trafen sich mit mir auf dem Sofa, um das Neinhorn nun kennen zu lernen…
“Das NEINhorn” von Marc-Uwe Kling und Astrid Henn
Im Herzwald wohnt nämlich eine riesige Einhornfamilie im Land der Träume. Hier sind Blumen so groß wie Bäume und alles erscheint irgendwie rosa und zuckersüß. Steine sind hier nicht hart, sondern flauschig und zu Essen gibt es statt Brot leckere Kekse. Hier scheint die Sonne immer und sogar die Wolken bestehen aus Zuckerwatte.
Eines Tages kommt ein kleines Einhorn auf die Welt, das schnuckelig und flauschig aussieht und somit perfekt in die Einhornfamilie passt, doch mit der Zeit stellen alle fest, dass dieses kleine Einhorn sich doch von ihnen unterscheidet. Vielmehr ist es nämlich ein NEINhorn!
Zu all den Dingen, die die anderen Einhörner so gerne machen (wie zum Beispiel in Reimen sprechen) sagt es deutlich “Nein” und fühlt sich offensichtlich nicht so wohl im Herzwald, wie es die anderen tun. Egal, was die Eltern, Verwandten und Freunde ihm anbieten, das NEINhorn möchte einfach seine Ruhe haben und den “Quatsch” nicht mitmachen müssen.
Also lassen sie das NEINhorn in Ruhe…
Eines Tages macht es ihnen das NEINhorn ganz deutlich und kann von da an die Dinge machen, die ihm Spaß machen. Im Dreck spielen, angedaschte Äpfel essen und andere verrückte Dinge.
An einem Fluss trifft es schließlich auf einen Waschbären, der sich dort gerade… nun ja… wäscht. Doch im Laufe des Gesprächs merken wir schnell, dass der Waschbär eben nicht ein typischer Waschbär ist, sondern ein WASbär. Meistens versteht er einen nämlich nicht (oder will es nicht) und antwortet meist nur mit einem “Was” auf alles, was man sagt. Ähnlich dem NaHund, den die beiden später treffen und der immer nur “Na und” sagt oder der diskussionsfreudigen KönigsDOCHter… Ihr merkt schon. Hier ist alles ein wenig… speziell!
Zusammen ergibt die Truppe eine recht lustige Kombination und ihre Gespräche sich entsprechend außergewöhnlich. Aber genau das macht die Geschichte so lustig für uns.
Marc-Uwe Kling erzählt davon, das es ok ist aus den Erwartungen auszubrechen
Stellt euch vor ihr seid ein Einhorn und alles, was ihr tun müsst ist hübsch auszusehen und zauberhaft zu sein. Das Magische haftet einer Figur, wie dem Einhorn ja schon an sich an. Dabei ist es vollkommen ok sich von der Norm zu unterscheiden und seinen eigenen Weg zu gehen. Genauso wie sich ein Mädchen nicht immer wie ein Mädchen und ein Junge sich nicht immer wie ein Junge benehmen muss, nicht wahr?
Wie oft wurde ich früher schräg angeschaut, wenn ich manchmal statt mit Puppen lieber mit Autos und Actionfiguren spielen wollte. Oder eben dieses Bild, das der Sohn von Einhörnern hatte, nämlich dass sie alle nur Mädchen sind. Keine Ahnung, wie er darauf kommt. Genauso ist es auch in Ordnung, wenn einem Hund einfach mal alles egal ist und ein Waschbär nicht gut zuhören kann. Alles Eigenschaften, die uns irgendwie bekannt vorkommen, oder? Vor allem die immer widersprechende Königstochter setzt dem Ganzen das I – Tüpfelchen auf. Man fühlt sich ein wenig an heranwachsende Teenager erinnert, die ihre Autonomiephase voll ausleben, oder?
Eine wunderbar witzige und liebevoll erzählte Geschichte!
Zu Anfang wird die Geschichte rund um “Das NEINhorn” noch in (vor allem lustigen) Reimen erzählt. So lange, wie wir uns noch im Herzwald bei den Einhörnern bewegen. Bis zu dem Tag, an dem das NEINhorn aus dieser Norm ausbricht und seine eigenen Wege einschlägt. Genau in dem Moment verändert sich auch der Erzählstil von Kling und wenn Reime auftreten dann er zufällig (und ungewollt vom NEINhorn).
Viel Wortwitz findet sich in den Dialogen und Erzählungen wieder und vor allem Schulkinder kommen hier ganz und gar auf ihre Kosten, denn es ist schon wirklich lustig, wie sich die verschiedenen Tiere (und die Prinzessin) die Worte hin und her zuwerfen. So füllt sich eine ganze Seite mit einer Diskussion zwischen NEINhorn und KönigsDOCHter durch immer abwechselndes “Nein! Doch! Nein! Doch!…” usw. – Meine Kinder fielen fast vom Sofa vor Lachen.
Erschienen ist das Buch im Carlsen Verlag und umfasst 48 bunt illustrierte Seiten, für die sich Astrid Henn verantworlich zeigt, die wir auch schon aus Kinderbüchern wie “Jimmy Milchohr” oder “Das Rumpelding” kennen. Ihre Darstellungsweise harmoniert wirklich perfekt mit dem Erzählstil von Marc-Uwe Kling. Carlsen empfiehlt übrigens ein Vorlesealter von 3 Jahren. Damit gehe ich definitiv konform, wobei ich dennoch denke, dass für manchen Witz ältere Zuhörer noch geeigneter wären. So oder so ist es ein gelungenes Bilderbuch für groß und klein.
*Anmerkung: Das Buch wurde uns von Carlsen als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt
Seit ich das Känguru gelesen habe, steht dieses Buch auch auf meiner Liste. Hört sich sehr witzig an. Werde ich den Mädels mal besorgen.
Das Känguru fehlt uns noch, da muss ich auch mal Ausschau nach halten