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“Völlig meschugge?!” von Andreas Steinhöfel & Melanie Garanin #Rezension

Rezension*

Als ich in der Oberschule war (ich weiß nicht, 10. Klasse oder so) machten wir mit der Klasse einen Tagesausflug, der es in sich hatte. Wandertage sind in der Schule eigentlich immer eine lustige und abwechslungsreiche Sache, auch wenn wir es immer etwas nervig fanden, dass es Lehrer gab, die das Wort “Wandern” im Wandertag besonders ernst nahmen. Doch dieser Ausflug war anders. Bedrückender als die, die wir in der Vergangenheit unternommen hatten. Es ging nicht in den Zoo oder ein langweiliges Museum, sondern wir fuhren mit dem Bus eine etwas weitere Strecke und verbrachten schließlich einen gesamten Vormittag in den Ruinen eines alten Konzentrationslagers.

Diese Erfahrung war wirklich erschütternd

Wenn man in kleinen engen Räumen stand, Begrenzungen sah und die Schilder las, die dort überall standen. Wachtürme, von denen aus Schreckliches zugelassen wurde, tiefe Löcher und die Gebäude, in denen dann schlussendlich das passierte, wozu diese Lager da waren.

Räume voller Fotos und Gerätschaften und ein Mensch, der uns viel dazu erzählte. Mir war den ganzen Tag und noch lange danach sehr mulmig im Bauch zu mutze und immer wieder diese eine Frage: Wieso?

Es gibt so vieles, was man nicht verstehen kann. Manches Denken, was man einfach nicht nachvollziehen kann. Es ist wirklich ein schwieriges Thema und wird uns alle immer wieder beschäftigen.

Wie eine Fernsehserie Themen wie Mobbing, Rassismus und Antisemitismus thematisiert – “Völlig meschugge?!”

Im April diesen Jahres nahm der Kindersender vom ZDF KiKa eine an Kinder und Jugendliche gerichtete Miniserie in ihr Programm, der sich eben damit beschäftigt. “Völlig meschugge?!” heißt die Serie und erzählt die Geschichte dreier Freunde, die unterschiedlicher kaum sein könnten und dennoch alles füreinander sind.

Da ist das Mädchen Charly, die Vegetarierin ist und für den Tierschutz kämpft. Mit ihren gelben Gummistiefeln fällt sie immer wieder auf und wird auf dem Schulhof gerne geärgert.

Hamid ist mit seiner Familie aus Syrien geflüchtet und hat dementsprechend auch schon einiges durchgemacht und hat es mit rassistischen Anfeindungen zu tun.

Und dann ist da Benny. Er und sein Opa teilen die Leidenschaft für Höhlenforschung und als dieser stirbt, übergibt er Benny einen Davidstern, den er von da an immer trägt.

Und damit nimmt das Drama seinen eigentlichen Lauf, denn wir erfahren, wie schnell Vorurteile, vorgefertigte Meinungen und ähnliches auch unter den Freunden zu Konflikten führen können und Freundschaften auf eine harte Probe gestellt werden.

Die Serie umfasst insgesamt 6 Folgen und nimmt uns mit auf diese schwierige Reise, die hier für vor allem Jugendliche so aufgearbeitet wurde, dass Themen wie Mobbing, Rassismus und  Antisemitismus thematisiert, gezeigt und erklärt werden. Schwerer Stoff, der nicht nur Kinder, sondern auch uns Erwachsene dazu auffordert sich selbst noch einmal zu überprüfen.

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“Völlig meschugge?!” von Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin als Graphic Novel

Passend zur Serie erschien im Mai diesen Jahres im Carlsen Verlag die Geschichte “Völlig meschugge?!” von Andreas Steinhöfel auch nochmal als sogenannte Graphic Novel, also als Comic, die sich an jugendliche Leser ab 12 Jahren richtet.

Illustriert wird diese von Melanie Garanin, die ihr vielleicht auch schon von Pippa Pepperkorn kennt. In eindrucksvollen Bildern mit farblicher Raffinesse passend zu den jeweiligen Erzählmomenten, tauchen wir hier noch einmal aus einer etwas anderen Perspektive in diese Geschichte ein, die hier mehr aus der Sicht des Mädchens Charly erzählt wird, die den wachsenden Konflikt zwischen ihren Freunden miterleben muss und zwischen den Stühlen steht. In der Serie hingegen spielt sich alles mehr aus dem Blickwinkel des syrischen Jungen Hamid ab. Somit ergänzt sich beides noch einmal miteinander. 

Die Kinder werden hier vor eine große Herausforderung gestellt. Bilder, die von außen auf sie einwirken. Ansichten von Familie und Erwachsenen, Einflussbereiche wie die Schule, alles wirkt auf die Freundschaft ein und stellt sie hart auf die Probe. 

Schwerer Stoff, der uns zum Nachdenken anregt

Nicht ohne Grund wird hier eine Altersempfehlung ab 12 Jahren ausgesprochen, denn die Themen sind keine einfachen und man braucht viel Geduld und sicherlich auch gute Nerven, wenn man so schwierige Bereiche wie Antisemitismus und Rassismus, daraus entstehenden Hass und eben auch Mobbing besprechen möchte.

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Diese doch eher schwere Lektüre zeigt auf ehrliche Weise, was Vorurteile anrichten können und wie wichtig es ist uns und unser Verhalten immer wieder zu hinterfragen und zu überdenken, uns selbst regelmäßig zu überprüfen und zu schauen, was wirklich wichtig ist. Im Fall von Charly, Hamid und Benny zum Beispiel, dass Herkunft und Glaube keine Rolle spielen, wenn doch ihre Freundschaft im Vordergrund stehen sollte.

“Völlig meschugge?!” umfasst insgesamt 288 Seiten und ist eine Leseempfehlung mit dem Hinweis, dass man sich auch die Zeit dafür nehmen sollte, über den Inhalt auch zu sprechen.

*Anmerkung: Das Buch wurde uns vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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