Mohnblumen

Gedankentagebuch #26 – Mohnblumen pflückt man nicht!

Wusstet Ihr eigentlich, dass zu meinen absoluten Lieblingsblumen die Mohnblume gehört? Es gibt eine Jahreszeit, in der bekomme ich kaum Luft, die Nase und die Augen jucken dauerhaft und im Hals ist auch ein ständiges Kratzen und Jucken zu verzeichnen. Aktuell fliegen die Pollen wirklich offensichtlich durch die Luft und in manchen Bereichen sieht es sogar aus, als ob es schneien würde. Was das angeht, ist dieses Jahreszeit mit die Schlimmste für mich (wenn man von über 30 Grad im Sommer absieht, was ja auch so gar nicht meine Welt ist). 

Gleichzeitig aber liebe ich diese Jahreszeit auch sehr, denn es ist die Zeit der Mohnblumen. Bei meinen täglichen Morgenspaziergängen hat sich die Natur wieder ein wenig verändert. Die Wiesen sind wild bewachsen und überall sieht man eine Mischung aus hohen Gräsern, Kornblumen, anderen Wildpflanzen und eben immer wieder dazwischen diese roten Augen mit schwarzen Pupillen. Die Mohnblumen. Wie ich diesen Anblick liebe. Ich freue mich dann immer besonders, wenn es mit dem Rad oder auch mal mit dem Auto ein Stück aus der Stadt raus geht – so wie vergangenes Wochenende – und man weite Blicke über große Felder werfen kann, umrahmt von einem malerischen blauen Himmel und überall diese roten Tupfer auf grün-gelben Untergrund. Ich könnte dann ewig durch die Gegend fahren und den Blick schweifen lassen.

Neulich las ich einen Spruch

Er stammt von Buddha und definiert den Unterschied zwischen Mögen und Lieben. Ich las ihn nebenbei, aber irgendwie blieb er in mir haften und ich musste dabei unweigerlich an die Mohnblume denken. Er lautet ungefähr so: “Wenn du eine Blume magst, pflückst du sie. Wenn du eine Blume liebst, gibst du ihr täglich Wasser.”

Habt ihr schon einmal versucht eine Mohnblume zu pflücken? Es geht nicht, denn sie verliert quasi sofort ihre Blätter. Und damit zeigt sie uns eigentlich etwas unglaublich Wichtiges, meint ihr nicht? Seit dieser Erfahrung pflücke ich eigentlich auch gar keine Blumen mehr. Ich lasse sie stehen, bewundere sie und wenn sie mir besonders gut gefällt, dann mache ich ein Foto von ihr. Stattdessen möchte ich nun schauen, dass ich sie nicht auch bei uns im Garten aussäe. Das mache ich ständig mit Blumen, die mir gut gefallen: Ich schaue, ob ich so welche nicht auch für den Garten finde. 

Mal davon abgesehen ist dieser Spruch von Buddha natürlich auch auf so viele andere Bereiche anwendbar, nicht wahr? Mit Blick auf die eigenen Kinder zum Beispiel…

In den letzten Tagen entdeckte ich noch etwas Überraschendes

Als wir im letzten Jahr den Vorgarten neu machten (oder ich eher in einer genervten Hau-Ruck Aktion, weil mich der immer wieder blöd aussehende Rasen irgendwann so massiv nervte), kauften wir beim Niederländer verschiedene winterharte Pflanzen, die möglichst wie Büsche oder Bodenbedecker dann auch wachsen sollten. Laut dem Verkäufer hatten wir auch eine gute Auswahl getroffen (nicht zuletzt auch Dank Empfehlungen von Eva aus Sockenbergen zum Beispiel).

Darunter war eine Pflanze – ich habe ihren Namen leider vergessen – die im Winter leider gar keinen so guten Eindruck machte. Sie wurde nass, die Blätter fingen an zu gammeln und am Ende zog ich einfach alle Blätter runter und es blieb nichts übrig. Und dann, ganz plötzlich zeigten sich im Frühjahr neue Blätter, die sich ihren Weg durch die Erde bahnten. Wie eine Auferstehung und ich hatte null damit gerechnet. Ich habe wirklich gedacht diese Pflanze wäre tot. Und nicht nur das: Sie bekommt Blumen. Kleine lilane Blumen. Die hatte sie definitiv nicht, als wir sie letztes Jahr kauften. Ohaaa…  Die Natur überrascht mich wirklich immer wieder aufs Neue!

Mohnblumen
Mohnblumen sind meine Lieblingsblumen

Und nun sitze ich hier und lasse meine Gedanken schweifen…

Es ist schon komisch, worüber man manchmal so nachdenkt. Als ich heute früh vor die Türe ging konnte ich das erste Mal seit Tagen wieder richtig atmen. Es hatte geregnet. Genau zu dem Zeitpunkt, wo die Kinder aufstehen mussten. Gedanklich hatte ich schon überlegt, wo welcher Schirm steht, damit nachher jeder einen hatte, wenn er das Haus verlässt. Der Weg im Vorgarten färbte sich dunkel von den dicken Tropfen und das Rauschen war durch das Fenster zu hören. Grundsätzlich hat Regen eigentlich einen ziemlich beruhigenden Effekt, weil seine Geräusche doch so konstant und gleichmäßig sind, oder?

Ich hatte schon viel Hoffnung in den Regen der letzten Tage gesetzt, weil mir die drückende und schwüle Luft so gar nicht gut tat, aber nach den paar Tropfen, die immer wieder kamen, fühlte sich die Luft so gar nicht gereinigt an. Heute jedoch war das anders. Als ich mit dem großen Sohn zur Bushaltestelle lief, da merkten wir es beide: Die Augen juckten zwar, aber wir konnten atmen. Viel besser. Und es fühlte sich direkt alles so viel befreiender und leichter an. Nachdem ich 30 Minuten später dann nochmal den Weg mit dem kleinen Sohn antrat, stand die Entscheidung für mich schon fest: Ich würde heute eine große Runde gehen beim Morgenspaziergang. Das musste ich ausnutzen.

Ich bin so verdammt wetterfühlig in diesen Jahreszeiten, wo der Wetterübergang herrscht. In diesen Zeiten bin ich meist müde und schlapp, fühle mich angeschlagen und der Kopf drückt dauerhaft. Das braucht dann im Schnitt auch 3-4 Wochen, bis sich das eingependelt hat und wenn das Wetter dann auch noch so unbeständig drückend ist, macht es das auch nicht besser. Da muss ich solche Tage, an denen sich die Luft gereinigt anfühlt auch wirklich ausnutzen. Vielleicht kennt ihr das ja…

Aktuell geht mir wieder viel durch den Kopf

Es ist bei Weitem nicht so schlimm, wie im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt, aber auch das ist für diese Jahreszeit meist normal, denn sie hat in der Regel mit Veränderung und Umschwung zu tun. Wir bewegen uns an diesem Zeitpunkt auf ein Saisonende zu und auch das Schulhalbjahr findet langsam ein Ende. Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, dass jetzt noch einmal die ganzen fehlenden Klausuren geschrieben werden und praktischerweise so viele wie möglich innerhalb kürzester Zeit. Das ist immer sehr ätzend und sorgt für unnötig Druck wo eh schon welcher herrscht und das nervt tierisch. Alleine in dieser Woche schreibt der große Sohn drei Arbeiten und einen Test und hat eine sportliche Prüfung. Die nächste Woche sieht ähnlich aus und wieder einmal fragt man sich, ob die Lehrer das nicht hätten besser timen können. Auch wenn Gespräche mit Lehrer mir oft zeigen, dass auch sie da mit ihren Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Mag alles sein, aber dann liegt der Fehler im System, oder?

Nachdem wir nun ein bisschen Energie tanken konnten dank verschiedener Feiertage und somit kurzer Auszeiten müssen wir nun halt nochmal so richtig ranklotzen und dann kann es schon einmal passieren, dass ich auf einmal am Morgen wie im Leerlauf einfach nur am Esstisch sitze und ins Leere starre. Kennt ihr das? Ich sitze da, lasse den Blick durch den Raum schweifen und frage mich: Wo anfangen. Was machen? Wie reagieren? Mit wem reden? Wo die Prioritäten setzen? An welche Stelle mich auf Position 1 setzen (sollte man das nicht eigentlich immer tun?!).

In den vergangenen Jahren haben wir uns oft nicht an Stelle 1 gesetzt und tragen nun die Konsequenzen und ich hatte mir nach den Erlebnissen im letzten Jahr fest vorgenommen da nun mehr drauf zu achten. Ärgerlich, wenn man dann immer wieder in diese Situation gerät als Gutmensch, wo man nicht egoistisch handeln will. Es fällt so schwer. Also sitze ich am Esstisch und starre ins Leere, so lange, bis es sich nicht mehr vermeiden lässt. Dann stehe ich auf und muss irgendwo mit irgendetwas anfangen. Das ist so…

Und anstatt die Blumen zu pflücken, die sich da vor mir auftun, gieße ich sie lieber und schaue, wie sie sich entwickeln. Wo sie vielleicht noch hinwachsen wollen und in welche Richtung sie sich ausbreiten…

Hach, so eine schöne Metapher, findet ihr nicht auch?

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8 Kommentare

  1. Liebe Sari, manchmal dürfen wir es den Blumen gleichtun: einfach sein. Das ist manchmal gar nicht so einfach, oder? Mir geht es manchmal genauso wie dir, nur habe ich keine Kinder. Aber ich habe viele Gedanken, die in meinem Kopf so durcheinandergewirbelt sind und ich habe dann den Eindruck, dass ich noch ganz viel machen müsste, damit da endlich Ordnung und Ruhe reinkommt…Ich finds fein, dass du dir den Moment für dich genommen hast, der Mohnblume beim Wachsen zuzuschauen, so wie die Natur es vorgesehen hat :) Ein echt schöner Blog Beitrag. Ganz liebe Grüße, Jove

    1. Sarah Kroschel says:

      Danke dir für deine liebe Worte. Es ist an manchen Tagen wirklich so schwer sich einfach mal den Moment zu gönnen. Daher habe ich für mich ja auch diese morgendlichen Spaziergänge entdeckt, mit denen ich den Kopf ein wenig frei bekomme und ich merke ohne bin ich deutlich unausgeglichener. Auch wenn ich nicht immer sofort Lust darauf habe…

  2. Ich kenne das, wenn man erst mal zur Ruhe kommt oder plötzlich nicht gefordert wird, ist man erst mal so überwältigt, dass man gar nicht aus dem Hamsterrad aussteigen kann. Dann reicht es erst Mal nicht für produktive Dinge. Da sitzt man auch mal da und starrt vor sich hin.
    Ich hatte vor ein paar Jahren so eine Phase in der Arbeit. Es gab so viel zu tun, dass ich den Aufgaben gar nicht gerecht werden konnte. Überstunden wurden angehäuft und man hat irgendwie versucht in Arbeit nicht zu ertrinken. Als dann der Urlaub kam, konnte ich nicht abschalten und habe erst mal 2 Wochen gebraucht um den Kopf abschalten zu können.

    1. Sarah Kroschel says:

      Das hat meine Mutter früher auch immer gesagt. Sie brauchte, wenn wir verreisen, wenigsten drei Wochen Urlaub. Besser Länger. Die ganze erste Woche gehörte immer dem Ankommen und zur Ruhe kommen, die zweite dann dem Genießen und in der dritten musste man sich mental schon wieder darauf einstellen, dass es bald vorbei ist. Schon komisch wir Menschen, oder? Anstatt dass wir einfach gleich zulassen uns zu erholen.

  3. Hallo liebe Sari,

    habe ich tatsächlich vergessen mein Kommentar abzuschicken oder ist der Kommentar weg? :O
    Wie dem auch sei, also nochmal von vorn :D

    Wir Menschen achten viel zu wenig auf die Natur. Die Natur wehrt sich aber irgendwann, vielleicht nicht sofort, aber alles was wir der Natur antun, kommt zurück. So ist es auch mit dem Pflücken.

    Wenn man etwas liebt, wie zb die Pflanze, dann tut man was dafür, dass sie weiterhin blüht. Wir pflücken sie nicht, denn das wäre ihr Untergang. Nein, wir geben ihr Nahrung. Wir geben ihr Liebe. Und sie gibt uns das zurück, indem sie blüht und sich von der schönsten Seite zeigt.

    So ist es auch mit Menschen. :)

    1. Sarah Kroschel says:

      Genau, man kann sich nicht entwickeln, wenn man gebrochen oder entwurzelt wird.

  4. Das ist wirklich eine schöne Metapher… und vielleicht sollten wir im übertragenen Sinne alle ein bisschen mehr gießen als pflücken. <3

    Das mit dem "Leerlauf" kenne ich – das passiert mir, wenn ich mich überfordert fühle von viel zu vielen Aufgaben und gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Paradoxerweise mache ich dann eher gar nichts (oder etwas komplett anderes) als zumindest irgendeine dieser Aufgaben.
    Um dem entgegenzuwirken, schreibe ich mir erstmal alle anstehenden Aufgaben auf, um sie aus meinem Kopf herauszubekommen, und priorisiere sie dann grob. Das muss nicht perfekt werden – Hauptsache, ich komme ins Tun und fange mit irgendetwas an. Wenn ich einmal dran bin, läuft es dann auch flüssiger. Deswegen kann die erste Aufgabe auch ruhig etwas wirklich Simples sein… einfach weil die erste Aufgabe immer die schwierigste ist.

    Liebe Grüße
    Anne

    1. Sarah Kroschel says:

      Ja, das ist ja im Grunde das To-Do-Listen Prinzip. Ich hab auch die Phasen im Jahr, wo ich mir meine Listen dann machen und sie nach und nach abarbeite. Ich merke auch immer wieder, dass ich es ohne diese Übersicht auch nicht wirklich geregelt bekomme.

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