Als ich euch neulich eine kleine Übersicht darüber gab, was für Projekte und Blogparaden es regelmäßig hier im Heldenhaushalt geben soll, da kam unter anderem das Lebens-ABC von Sven zur Sprache, das jetzt ein wenig die entstandene Lücke füllen soll, das vor kurzem die 1000 Fragen hier “reingerissen” hat. Immerhin gab es das Fragen-Projekt über fünf Jahre hier bei mir und war irgendwie ein liebgewonnener Begleiter für mich geworden.
Die Idee von Sven das ABC zu nehmen und jedem Buchstaben einen Begriff zuzuordnen, der in meinem Leben eine wichtige Rolle spielen könnte, empfand ich dann aber als wirklich guten Nachfolger, zumal er mich ein wenig dazu zwingt darüber nachzudenken, was ich überhaupt in meinem Leben so als wichtig erachte.
Dabei am mir ein Erlebnis aus dem letzten Jahr in den Sinn, als ich auf der quasi letzten Blogfamilia dieser Art war und von der Zeichnerin Froillein Motte gefragt wurde, was mich ausmachen würde und ich ganz schön ins straucheln geriet, weil alles, was ich über mich sagen konnte sich irgendwie rund um meine Kinder drehte. Das war ein ganz schön extremer AHA Moment damals. Anne fing dann auf einmal an Begriffe in den Raum zu werfen, die sie mit mir in Verbindung brachte und das fand ich wahnsinnig toll, weil mir dadurch erst einmal bewusst wurde, wie andere Menschen mich so wahrnehmen.
Durch das Lebens-ABC erhoffe ich mir nun mehr von diesen kleinen Besonderheiten reflektierend in mir wiederzufinden. Ziel es ist mindestens ein Mal im Monat einen ABC Beitrag zu schreiben und damit fangen wir heute am besten direkt an!
Das Lebens-ABC: A wie Alltag
Irgendwie fühle ich mich direkt aus dem Vorhaben ausgehebelt, wenn der erste Begriff, der mir zum Buchstaben A einfällt direkt so etwas Banales wie “Alltag” ist, denn dieser bestimmt unser ganzes Tun und ist sehr geprägt von Schule und Hobby der Kinder. Dazu Haushalt und andere Verpflichtungen. Aber es ist eben der Alltag, der die Abläufe bei uns festlegt und wie gerne sagen wir, wenn wir aus den Ferien oder einer Auszeit heraus kommen, dass der Alltag uns wieder hat. Verrückt, oder?
Ich stehe diesem mit einer gewissen Form von Zwiespalt entgegen. Manchmal nervt er mich tierisch. Es ist ein ewiger Trott, in dem man sich bewegt und aus dem man gerne ausbrechen möchte. Aufstehen, Schule, Haushalt, Hausaufgaben, Essen kochen, zum Training gehen, abends eine Serie schauen. Alltag. Er ist geregelt. Festgelegt und führt uns durch die Woche. Manchmal möchte man aus diesem einfach nur ausbrechen und etwas anderes tun. Ich zähle zum Alltag auch dazu, dass unsere Kinder – vor allem der große Sohn – sobald das Wetter schlechter wird, wieder öfter krank wird und wir uns irgendwie durch die Schulzeit quälen, um zu gewährleisten, dass nicht zu viel versäumt wird. Also ist auch Alltag Vokabeln lernen, über Latein fluchen und alte Französisch Kenntnisse wieder hervor kramen (ehrlich, ich bin immer wieder überrascht, wie viel ich von der Sprache doch noch kann und verstehe). Gemeinsam abends im Bett ein paar Seiten lesen. Alltag. Über die Kleiderfrage oder Pubertier-Befindlichkeiten diskutieren. Alltag.
Und andererseits, wenn dann Ferien sind und wir uns von diesem Mal lösen können, bin ich am Ende dieser Phase froh, wenn er wieder ein wenig mehr bei uns einkehrt. Dieses Geregelte hilft eben doch die Herausforderungen unserer Tage besser zu bewältigen. Man weiß, was auf einen zukommt und hat ein Ziel vor Augen. Wenn die Kinder so in den Tag hinein leben und man sich gegenseitig zu etwas Abwechslung motivieren muss, man zusieht, wie überall mehr und mehr Chaos entsteht, dann ist man – oder ich – durchaus dankbar für etwas mehr Alltag. Die normalen Abläufe halt und ja, manchmal (und vor allem zum Ende der Sommerferien hin) sehne ich ihn mir mehr und mehr wieder herbei. Verrückt, oder?
Übrigens: Laut Wörterbuch bedeutet Alltag per Definition “gleichförmiges tägliches Einerlei”. Gleichförmig. Einerlei. Irgendwie spannende Begriffe für etwas, das unsere Abläufe bestimmt. Und gleichzeitig uns aber deutlich sagt, dass es immer gleichbleibend ist und Einerlei klingt irgendwie extrem unbedeutend, oder? Wenn ich das jetzt so lese, dann wächst in mir doch ein wenig das Bedürfnis den Alltag vielseitig zu gestalten. Auch wenn er eben sehr durch das Hobby bzw. die Leidenschaft der Kids bestimmt wird.
Für mich, um mal zu einem Abschluss zu kommen, sei zusammenfassend am Ende einfach mal festgestellt: Der Alltag und ich, wir bilden eine Hassliebe. Einerseits brauche ich ihn dringend, um unsere Tage besser organisiert zu bekommen und manchmal will ich einfach aus ihm herausbrechen. Wem geht es noch so?
Mehr über das Lebens-ABC von Sven erfahrt ihr hier.
Kann ich tatsächlich so unterschreiben. Eine Kollegin bezeichnet mich immer als “Routinemensch”, weil ich mit Familie, Laufen usw. häufig im Alltag gefangen bin (sie z.B. lebt allein und organisiert ihre Tage immer sehr spontan). Die Routinen helfen mir oft, speziell auch den Kindern. Dennoch ist es auch bei mir eine Hassliebe, weil ich irgendwann abstumpfe und die Routine zu viel wird. So ist es eben immer ein Hin und Her. Alltag eben.
Ich finde Routinen grundsätzlich nicht schlecht, weil so gerade mit den Kindern böse Überraschungen (oder zu viele davon) ausbleiben. Uns wird immer vorgeworfen, dass der Fußball der Kids zu viel Zeit bei uns einnimmt, weil wir im Schnitt 5 Tage min. in der Woche damit zu tun haben. Wir würden die Kinder überterminieren usw… aber das ist ja eine von den Kindern gewählte Beschäftigung, bei der wir sie so gut wir können unterstützen. Aber gerade in dem Fall ist es gut, dass der Rest drum herum sich einfach normal anfühlt :)
Ich stehe dem Alltag eigentlich eher neutral gegenüber. Es gibt ihn und wir brauchen ihn aber eben nicht jeden Tag. Wenn ich deinen Text so lese, macht das aber was mit mir und ich ärgere mich tatsächlich über einerseits zu viel Alltag und Routine (wie gerne würde ich mehr unternehmen aber man(n!) gerade nicht) und andererseits sehen ich mich danach – dass nämlich die doofen Handwerker endlich ihre Arbeit sauber erledigen und wir wieder aus dem Keller in unsere Wohnräume ziehen können. Und ich stelle immer wieder mit Erstaunen fest (auch nach dem Telefonat mit einer Freundin gestern), wie sehr Eltern ihr Leben ihren Kindern unterordnen (müssen?). Da trage ich wohl ganz andere Glaubenssätze und Päckchen mit mir herum wie “nerv/stör nicht” und “sei ein ruhiges Kind”. Und wenn man (wegen Handwerkern) eh schon etwas überreizt ist, fällt einem zu A noch ganz anderes ein 😉
Liebe Grüße!
Das mit den Handwerkern ist wirklich ätzend. Ich hatte das damals nach Sturm Xaviar über Monate hinweg, weil der unser Dach zerstört hatte und dadurch überall Wasser in die Räume kam. Ätzend und wenn dann alles sich so ewig zieht und man ständig fremde Menschen im Haus hat, bekommt der Stresslevel nochmal ein ganz neues Niveau. Ich drücke die Daumen, dass es schnell überstanden ist.
Achja und ich denke nicht, dass man sich dem Alltag der Kinder unterordnen muss. Höchstens in schulischen Bereichen, weil die einfach wichtig sind. Dass wir uns so sehr in ihr Hobby haben mit reinziehen lassen, das kam aus Eigenantrieb :)
Jetzt musste ich tatsächlich einmal schauen, was ich für den Buchstaben A damals gewählt habe und mit “A wie Abwechslung” war es wohl genau das Gegenteil von dem, von dem du hier schreibst.
Aber Ja, der Alltag gibt uns schon eine gewisse Struktur, an der mensch sich festhalten kann, wenn es mal gerade schwieriger wird. Aber wie Queen All schon schreibt, irgendwann würde ich durchdrehen, wenn ich zu viel Alltag ohne Abwechslung hätte ;).
Eben das ist ja der Zwiespalt, einerseits dankbar für Routinen und einen geregelten Tag, aber manchmal eben doch das Bedürfnis aus all dem auszubrechen.
Witzig, dass du genau das Gegenteil gewählt hast. Aber daher machen mehrere Runden durch das Projekt sicherlich Sinn, denn einem wird im Laufe der Zeit so viel noch einfallen :) Spannend.
Ich kann deine Gedanken total nachvollziehen. Mein Alltag ist mega durchgetaktet und manchmal nervt es mich total. Noch was und noch was und noch was. Aber er gibt eben auch halt und durch die “Regeln” denen er unterliegt haben eben auch die guten Dinge ihren festen Platz. Vielleicht schreibe ich auch mal was. Das ABC gefällt mir. Aber jetzt muss ich putzen. Hehe (und örks).
Bestimmte Dingen müssen halt einfach sein. Die gehören zum Tag dazu, aber man kann ja dennoch immer ein wenig anpassen. Zum Beispiel jetzt schreiben statt zu putzen. Das macht sowieso keinen Spaß *lach*
Gut beschrieben, genauso ist es.
Wie wertvoll ein geregelter und auch gewohnter Alltag ist, weiß ich erst zu schätzen, seit er nicht mehr vorhanden ist.
Nach 28 Jahren auf Kinder konzentrieren muss ich jetzt meinen Alltag neu definieren. Alles ist über den Haufen geworfen und nein, es gefällt mir nicht.
Es ist ein bisschen wie orientierungslos durch den Wald laufen.
Hoffentlich finde ich bald einen festen Wanderweg.
(tolle Metapher!!)
Liebe Grüße aus dem Mausloch
Sabine
Uns ging es in den Ferien so, als auf einmal Trainingspause und keine Spiele waren. Wir hatten auf einmal so viel Zeit zur Verfügung, mit der wir erst einmal irgendwie überfordert waren *lach*.
Das ist bei mir ähnlich – mein Alltag ist ziemlich durchgetaktet und von außen betrachtet wenig abwechslungsreich: ich stehe immer zur gleichen Zeit auf, arbeite jeden Tag im Home Office (für die Firma oder an meinen Blogs), habe jede Menge Routinen und durch Hund / Pferde / Hühner auch ziemlich viele Verpflichtungen, die einfach jeden Tag anfallen. Abends treffen wir uns dann alle irgendwann erledigt auf dem Sofa und gucken eine Serie.
Manchmal fühlt sich das schon an wie der berühmte Murmeltiertag und ich freue mich auf Abwechslung.
Gleichzeitig merke ich aber, dass mich zu viel abwechslung und zu wenige Routinen auch einfach wahnsinnig viel Energie kosten und ich dann froh bin, wenn ich meinen Alltag wiederhabe. Es ist wirklich ein Balanceakt…
Ich finde Alltag ist auch nicht unbedingt etwas Negatives, es gibt uns ja eine gewisse Sicherheit und die Dinge, die wir alltäglich vor allem in unserer Freizeit machen, sind ja doch irgendwie selbst gewählte Dinge und somit erwünscht :) Man braucht halt einfach auch zwischendurch mal Auszeiten davon.