Manchmal rede ich wie ein Wasserfall. Ohne Punkt und Komma und ständig. Ohne Pause. Ich erzähle und erzähle, teile Meinungen und Geschichten mit anderen. Manchmal rede ich wohl auch zu viel, meint der Held. Kenne kein Ende. Aber eben nur manchmal…die meiste Zeit über bin ich eher ruhig und zurück haltend.
Schüchtern war ich schon immer…
Ich brauche immer sehr lange, um mit einer Situation warm zu werden. Ich stehe oder sitze gerne abseits vom Geschehen, lausche und beobachte.
So war ich schon immer. Auch als Kind. Und ich kann gar nicht sagen, wieso das so ist. Ganz am Anfang soll ich eine ganz schöne Narzistin gewesen sein. So mit 3 oder 4 Jahren. Wollte die Kontrolle über alles haben und immer die Bestimmerin sein. Ich glaube der Wandel kam mit der Schule. Irgendetwas veränderte sich in mir und ich wollte meinem Umfeld gerne gefallen. Ich glaube davor hatte ich vor allem mit den älteren Nachbarskindern zu tun und für die war ich immer die in den niedlichen Kleidern *lach*.
In der Schule waren alle plötzlich wie ich. Genauso alt, genauso niedlich und da waren Jungs. Da waren Mädchen, die beliebter waren und Jungs, die gerne ärgerten. Irgendwann zog ich mich zurück. Wenn ich mich dann aber einem Menschen öffnete, dass richtig. Diese Freundschaften waren fest und ich treu.
Im Laufe der Jahre hat sich da wenig verändert.
Auch als Teenager konnte ich mich den Menschen nur schwer öffnen. Das lag aber daran, dass ich da das eine oder andere Mal auf die Nase gefallen war. Auch schon in der Grundschule. Ich wollte gefallen, machte also vieles mit und wurde dann sitzen gelassen. Das lässt einen ein bisschen an dem Konzept Freunde zweifeln, nicht wahr? Nun gut, wenn ich aber zurück blicke, gibt es nicht eine Phase in meinem Leben, in der ich nicht irgendwie Freunde hatte.
Viel geändert hat sich seitdem bei mir nicht. Ich bin immer noch schüchtern als Teenager, aber dabei schon ein kleines bisschen mutiger. Immerhin bin ich nun alt genug, um auf Parties zu gehen, länger aus zu bleiben und shoppen zu gehen. Mit der Selbständigkeit kam auch ein Stück weit etwas Selbstbewusst sein. Dennoch musste ich mir immer erstmal die Zeit nehmen, um mich auf solche neuen Situationen einlassen zu können.
Beobachten, kennen lernen, heran tasten…
Mit dieser Methode gehe ich auch heute noch vor. Nehmen wir den Fußballverein des Minihelden. Ich glaube gut drei Monate saß ich neben den anderen Müttern im Flur der Turnhalle und wartete. Sie alle fröhlich am Quatschen, ich mit Handy, Buch, Zeitung oder Häkelzeug bewaffnet, die große Babykugel vor mir hertragend. Ich habe immer gelauscht, mal gelächelt und kurz genickt, aber mich nie wirklich eingebracht. Ich habe mich nie getraut, wusste auch nicht so recht, wie ich das machen sollte. Als dann das Heldenkind da war, da fiel es mir leichter. Er war wie eine kleine Schutzmauer für mich. Alle bewunderten ihn und freuten sich über jedes Lächeln. Inzwischen wächst er ja mit diesen Muttis regelrecht auf, weil sie sich jedes Mal so freuen, ihn zu sehen.
Und wenn dann das Eis bei mir gebrochen ist, dann werde ich zu diesem Menschen, den ich am Anfang beschrieben habe. Offen, fröhlich, ein quasselnder Wasserfall… ich fühle mich in der Runde willkommen und zu Hause. Ich meine, ich bin inzwischen zur Betreuerin geworden und somit ständig im Kontakt mit den Eltern. Mehr geht gar nicht, oder?
Manchmal wünsche ich mir mehr Mut.
Ich möchte nicht so schüchtern sein. Das bremst mich aus, wie ich finde. So lange ich zu schüchtern für so viele Situationen bin und mich nicht traue über meinen Schatten zu springen, lege ich mir schwere Steine in den Weg, durch die ich tolle Gelegenheiten verpasse und so manchen Spaß schon viel früher hätte haben können. Wisst Ihr, was ich meine?
Die tollen Events zum Beispiel, die ich in den letzten Monaten dann und wann mal besuchen durfte. Ich sitze beim MInihelden oder neben dem Helden, beobachte die Situation, schaue zu, wie sich viele tolle Menschen miteinander vernetzen und irgendwie sogar schon kennen. Sie sind wie eine kleine Familie, zu der ich gerne dazu gehören möchte. Ich sitze aber nur da und beobachte. Mein einziges Eingeständnis, mein einziger mutiger Sprung: Ich verkleide mich, lasse mein Gesicht bemalen, habe Spaß mit den Kindern. Das fällt mir interessanter Weise deutlich leichter. Aber das wurde mir schon des Öfteren nachgesagt…Kinder liegen mir einfach *drop*. Komisch, dass es nicht auch mit Erwachsenen so einfach ist…
Ich wünsche mir mehr Mut für aufregende Situationen, Dinge, die mich erstmal nervös machen…mehr Mut, um auch mal schneller und öfter über meinen Schatten zu springen, denn am Ende hat es sich ja bisher immer gelohnt.
Ein bisschen habe ich schon durch mein Umfeld gelernt. Der Held ist es, der mich stützt und begleitet, Freunde, die mir zeigen, dass es sich lohnt mich kennen zu lernen und eventuell auch etwas Geduld mit mir zu haben. Das ist viel wert und daran möchte ich festhalten und arbeiten… Meine Kinder, die mich bei der Hand nehmen und mir zeigen, dass es gar nicht viel ist, einfach mal Hallo zu anderen zu sagen. Ihre Unbeschwertheit, die manchmal auf mich abfärbt…
Wie ist das bei Euch? Seid Ihr schüchtern? Könnt Ihr mit so einem Problem gar nichts anfangen? Habt Ihr ein paar Tipps für mich? Erzählt mir doch ein bisschen von Euch…
Hej du Heldin!
Ich bin gerade in der “Bloggende Eltern”- Facebookgruppe über dich und deinen wunderbaren Artikel gestolpert, weil mich dein Anfangssatz schon so in den Bann gezogen hat, weil ich mir dachte: “Hey, das könnte ich genauso sagen.” Ja, ich habe mich in quasi allem wiedergefunden in deinem Text, bin aber leider auch genau soweit wie du! Immer mal wieder gibt es natürlich Erfolgserlebnisse, aber die sind leider nicht für etwaige Fortschritte verantwortlich bzw. bringen sie mich nicht für immer weiter. Klingt das irgendwie verständlich? Also sie reichen leider nicht für eine Typveränderung aus …
Liebste Grüße
Lea
Ist die Frage, ob man sich wirklich verändern muss. Wie Sarah schon sagt: Es ist ja auch ein Stück weit deine Persönlichkeit. Einfach etwas mutiger sein…das ist es halt, was fehlt ^^
Schön, dass du zu mir gefunden hast. Willkommen ;)
Nichts muss, alles kann :)
So sieht es aus ^^
Lass uns mal treffen und stumm nebeneinander sitzen und beobachten und warten und auftauen. Vielleicht tauen wir zu zweit ja schneller auf. :-D Ich kenn das! In neuen Runden bin ich auch total still und abwartend. Wenn´s aber läuft, dann bin ich quasselig.
Das das wäre doch mal was ^^ Am Besten nebenher noch miteinander Chatten ^^
Ich glaube, man kann da nicht viel machen, außer es versuchen. :)
Ich hielt schon immer gerne Vorträge und mag es auch, Kunden im Laden zu beraten (obwohl das ja nicht mein Job ist, macht aber Spaß!).
Ich probiere einiges aus, trete aber auch in einige Fettnäpfchen. Ist halt so – typisch ich. Ändern? Kann man das? Will man das?
Persönlichkeit!
Das Schlimme ist ja, ich habe ja in einem Beruf gearbeitet, in dem man viel reden muss. Als Erzieherin stehst du im ständigen Kontakt zu Menschen. Auch Menschen, die du nicht kennst. Das hat irgendwie immer gut geklappt. Deshalb erstaunt es mich, dass ich dennoch in normalen Alltagssituationen immer so eine lange Anlaufzeit brauche. Würde ich jetzt in einem Laden arbeiten wäre ich anfägnlich scheu und dann würde ich mich auch voll in meinem Element fühlen.
Hey mir geht es ähnlich.
Erst schüchtern, zurückhaltend, beobachtend. Sehr zögernd in neuen Situationen und bloß aufpassen, dass man niemandem auf die Füße tritt.
Aber wenn ich dann angekommen bin, dann gerne wie ein Wasserfall plappernd.
Ich setze mich gern neben dich und wir beobachten zusammen.
Wenn ich mir aber meiner Sache relativ sicher bin, dann meistern ich es gerne und erkläre und mache und tue. So auch im Job als Dozentin in der Senioren- und Erwachsenenbildung.
Demnächst fahre ich zum Nähcamp. Ob ich es schaffe mich zu vernetzen und mit den anderen zu plaudern? Oder sitze ich nur da und nähe vor mich hin? Ich bin gespannt.
Oh wie aufregend. Soas ist auch immer spannend, vor allem, wenn man es dann tatsächlich alleine wagt. Ich versuche mir bei sowas ja immer jemanden mitzuehmen, denn ich kenne, so dass ich meine kleine Schutzmauer habe, die für mich oft das Eis bricht. Du wirst hoffentlich berichten
Liebe Sari,
sei weiter ein bisschen schüchtern – Das ist doch gar nichts schlimmes! Ich rede auch nicht gleich mit jedem. Ich würde mich jetzt nicht als schüchtern bezeichnen, aber ich brauche auch meine Zeit, um die Leute erstmal kennenlernen und einschätzen zu können.
Ja, ein bisschen schüchtern ist wirklich nicht schlimm. Aber wenn man im Nachgang dann das Gefühl hat, viele Gelegenheiten verpasst zu haben, ist es schon etwas ärgerlich