Vom Sorgen machen – Ich bin für dich da!

Freitag Nachmittag. Ich sitze auf einem Elternabend. Vor mir sitzt das Heldenkind, spielt mit meiner Tasche und zwischendurch mit einem anderen Kind, das auch da ist. Sie entdecken die Taschenlampe und finden Freude daran allen damit ins Gesicht zu leuchten.

Und dann ändert sich plötzlich alles. Von einer Sekunde zur anderen. Während das andere Kind weiter spielt, wird das Heldenkind plötzlich ruhig, kuschelt sich an, beobachtet nur noch und schläft irgendwann erschöpft auf meinem Schoß ein. “War wohl doch ein langer Tag”, ging mir noch durch den Kopf.

Und dann fängt man an sich Sorgen zu machen

Auch am Abend ändert sich nichts an der müden Stimmung. Ich wundere mich, denn das Heldenkind war den ganzen Tag top fit und gut gelaunt. Kurz vor dem Schlafen gehen dann hohes Fieber. Es steht fest: Der Große schläft bei Papa und ich halte Nachtwache am Heldenkind-Bett. Am nächsten Morgen ist das Fieber noch immer hoch. Wir fahren zum Arzt. Die Kinderärztin sagte einmal zu mir: Wenn das Kind unter 1 Jahr ist und das Fieber so hoch. Immer drauf schauen lassen. Und das tun wir.

Natürlich passiert so etwas zum Wochenende hin. Wir können nicht zum Kinderarzt. Gut, dass unser Krankenhaus auch eine Kindersprechstunde hat. Dort fahren wir hin. Uns wird erstmal der Eindruck vermittelt, dass wir mit dem Fieber ja noch nicht hätten kommen brauchen, aber letztendlich schauen sie sich unser Kind dennoch an. Ich mag die Atmosphäre nicht besonders und manchmal habe ich das Gefühl etwas schnell abgefertigt zu werden, aber seit unserem letzten Besuch weiß ich, dass sie auf solchen Stationen einfach gnadenlos unterbesetzt sind. Es ist nicht ihr Fehler.

Fieber ja. Wird wohl noch ein paar Tage bleiben. Die Nase ist zu. Tropfen geben, um eine Mittelohrentzündung zu vermeiden, Zäpfchen ab zu hoher Temperatur, um das Fieber zu senken. Und viel, viel Ruhe und Trinken. Montag nochmal zum Arzt. Wir fahren wieder nach Hause, froh, dass es erstmal nichts schlimmes ist.

Die Sorgen jedoch bleiben

Stellt Euch vor, da ist so ein kleines Würmchen. Ich habe sowieso den Eindruck, dass jedes Kind wieder wie ein kleines Baby aussieht, sobald es krank ist. Sie wirken auf einmal so zerbrechlich. Wie kleine Porzellanpuppen.

Da liegt es nun also, unser Würmchen. Die Wangen ganz gerötet, angekuschelt an Papas oder meine Brust, jammernd, manchmal erzählend. Und du möchtest es beschützen. Es halten. Alles tun, um ihm den Schmerz oder das Leiden abzunehmen. Statt dessen bist du die Böse, die mit den Zäpfchen kommt. Mit den Nasentropfen. Das Würmchen mag das nicht. Aber es verzeiht Dir. Schon direkt danach kuschelt es sich wieder bei dir an.

Sh, sh, sh…“, sage ich, “Ich bin ja bei Dir. Mama ist da. Alles ist gut“. Ich drücke das Heldenkind an mich. Es lächelt kurz, dann dreht es sich wieder in meine Umarmung rein. Du weißt, der Arzt hat gesagt, dass es ein paar Tage dauern wird. Dass der Hals und die Ohren soweit gut aussahen. Und dennoch…es zerreisst einen innerlich, wenn man das eigene Kind leiden sieht,oder?

Sorgen

Vom Halten und Beschützen.

Meine Oma sagte immer: Die beste Medizin ist Liebe und Lachen. Und das schenken wir unseren Kindern. Jeden Tag. Wir wollen ihnen das Gefühl geben, dass sie alles schaffen, alles besiegen können. Und sei es nur eine einfache blöde Erkältung, ein Kind, dass immer wieder ärgert oder ein Hindernis, das sich nur schwer bewältigen lässt. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht wollen wir den Kindern Stärke vermitteln und dass es ok ist, wenn sie es nicht immer gleich schaffen.

Wir nehmen ihre Hand, begleiten sie, leiten sie, beschützen sie.

Aber wisst Ihr was. Ich glaube am Ende sind es gar nicht wir, die schützend ihre Hände über die Kinder halten. Ich glaube am Ende ist es eher anders herum. Die Kinder geben uns so viel mit. Das Gefühl von Liebe, dass uns innerlich fast zerreisst, weil es so stark ist. Dieser Wunsch, der so enorm groß ist, einen anderen Menschen zu schützen. Ihn zu behüten. Sie erhalten in uns das Gute und Ehrliche, das einen Menschen ausmacht und leiten uns durch ein spannendes und abwechslungsreiches Leben.

Sie zeigen uns das Gute und das Schlechte, Dankbarkeit und Nähe. Sie lächeln uns an, wenn es uns nicht gut geht und sie lächeln uns an, wenn wir uns um sie Sorgen machen. Als wollten sie uns sagen: Ach Mama, das wird schon. Schön, dass du gerade bei mir bist.

Und so mache ich mir Sorgen. Tag täglich. Von morgens bis abends. Mal mehr, mal weniger. Mal wegen hohem Fieber, mal wegen schwieriger Erlebnisse und manchmal auch einfach nur ganz banal, weil das Kind schon wieder irgendwie größer geworden ist und selbständiger sein möchte. Sorgen gehört zum Leben dazu und zeigt, zumindest mir, dass da etwas ist, für dass es sich lohnt sich zu sorgen.

Und achja…

Bevor ihr fragt: Dem Heldenkind geht es natürlich deutlich besser. Nach ziemlich genau drei Tagen war das Fieber wie weggeblasen und dafür kann es jetzt mit seiner Nase coole schleimige Blasen machen, weil alles so wunderbar abläuft. Ganz wie es soll ;) …

sari-unter

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2 Kommentare

  1. Willkommen beim 3-Tage-Fieber. Wir hatten das auch so dramatisch. Richtig apathisch, und ich war ruchtig am Boden. Und dann war der Spuk nach 3 Tagen vorbei, genauso schnell wie er gekommen war. Und der Name sagt’s ja auch. Die meisten nehmen das wohl mit, nur weniger heftig und oft wirds als Zahnen abgetan.

    Aber ich finde auch, gerade wenn sie krank sind kriegt man viel zurück, da zeigt sich dieses absolute Vertrauen und Liebe, die man jeden Tag gibt und plötzlich kriegt man das sooo unfassbar heftig zurück, wenn eben plötzlich die Nähe sooooo wichtig ist, das Kind nur noch angekuschelt schlafen will.

    1. Sarah Kroschel says:

      Urgs…was für ein Schreck. 39 kenne ich ja schon, aber dann doch so dauerhaft über 40, das war schon eine vollkommen neue Erfahrung, auf die ich gut verzichten könnte…

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