Phasen

Kurz vor’m Explodieren? Jetzt fahr doch endlich mal runter!

Es gibt so Phasen. Ja, auch wir Eltern bzw. Erwachsenen haben unsere Phasen. Abends ist man dann einfach nur noch erschöpft. Die Stimme ist irgendwie ständig zu laut und alles erscheint zu viel. Der Geduldsfaden in diesen Zeiten ist erschreckend kurz. Kennt ihr das?

Ich glaube, ich hatte dieses Jahr viele dieser Phasen.

Vor Jahren sagte die Nähfreundin schon einmal zu mir: “Boah ey, Sari, jetzt fahr doch mal runter!”. Im Grunde gab es keinen wirklich schlimmen Anlass. Eigentlich sogar einen wirklich schönen. Der Miniheld feierte Geburtstag. Seinen dritten, um genau zu sein und wie manche sich vielleicht noch erinnern können, war das der Termin für die große Drachen – Party. Hierfür hatte ich mit dem Minihelden Wochen lang vorbereitet. Gebastelt, geplant, organisiert. Wir waren aufgeregt. Alle. Aber am meisten bestimmt ich. Eigentlich war ich eher nervös. Ständig kreiste diese Frage über meinem Kopf, ob auch alles wirklich glatt laufen könnte. Genau in solchen Momente ist eigentlich jeder Tropfen zu viel. Das kommt euch sicher bekannt vor.

Gäste, die meinten sie kämen eventuell später, kamen doch pünktlich (oh weia) und andere dafür fast 30 Minuten zu spät. Das war dann übrigens der Zeitpunkt, an dem ich lernte, dass zeitlich festgelegte Abfolgen für einen Kindergeburtstag einfach mal nicht so entspannend sind. Die Jahre darauf ließ ich an der Stelle lockerer. 

Phasen

Als dann alle da waren, fegte ich wie ein Wirbelwind durch die Gegend. Ich saß hier, organisierte dort, fragte da nach und kam absolut nicht zur Ruhe. Die Konsequenz? Ich war total hektisch, wurde immer lauter und strahlte diese Unruhe auch auf mein Umfeld aus. Bis dann das “Nun fahr doch mal runter” von der Freundin kam. In diesem Moment wurde mir erst bewusst, was ich da eigentlich tat.

Wie das zu meinem persönlichen Mantra wurde und wann ich daran denken muss.

Seit diesem Erlebnis geistert dieser Satz wie ein Mantra in meinem Kopf herum. Man kann wohl sagen, dass sich die Nähfreundin dadurch zu einem Teil in meinem Kopf, in meinem Denken gemacht hat *lach*. Wie auch immer. Es gibt eben diese Phasen im Leben, in denen ich merke, dass mein Geduldsfaden erschreckend kurz und meine Stimme unerhört laut und hektisch wird. Ich sitze dann abends da und bin vollkommen erschöpft. Ich möchte mich in diesem Moment selber schelten, denn ich glaube, in diesen Zeiten bin ich nicht besonders nett.

Spätestens, wenn dann Außenstehende auf mich zukommen und mich darauf aufmerksam machen, dass mein Ton irgendwie Dauer schnippisch ist, sollte ich mich wirklich meines Mantras besinnen.

Und ich glaube derzeit befinde ich mich wieder in so einer Phase. 

Mein Umfeld spiegelt mir das, was ich in mir drin fühle.

“Du siehst müde aus”, sagte ein Vater beim Fußball neulich zu mir. “Du siehst müde aus”, meinte am Abend dann auch noch der Nachbar, als ich ihm etwas rüber brachte. “Ruh dich doch mal aus”; sagt dann der Mann zu mir und irgendwie denke ich ja immer, dass ich das tue. Aber kommt man wirklich zur Ruhe?

Phasen

Kennt ihr dieses Gefühl ständig am Rotieren zu sein? Überall gleichzeitig schreien einen Aufgaben an und alle wollen am besten gestern schon erledigt sein. Ich werde also wieder hektisch. Mehr und mehr Tropfen fallen in mein Fass und Stück für Stück füllt es sich. Die Stimme wird langsam wieder lauter, der Ton unangenehmer. Ich habe das Gefühl wieder ständig am Meckern zu sein. Inzwischen nehme ich das (zumindest meistens) irgendwie auch wahr und dann sage ich mir “Nun fahr doch mal runter! Und zwar schnell!”.

Mir hilft in solchen Zeiten oft Musik. Ruhige Musik. Nicht unbedingt Entspannungsmusik, aber weiche Gitarrenklänge oder keltischer Gesang. Die Musik von Creed (Affiliate Link) oder Loreena McKennit (Affiliate Link). Das sind meine Seelentröster und ich merke, wie sich meine Stimmung den ruhigen Klängen anpasst. Ich fahre tatsächlich runter. Das Fass beruhigt sich und schwankt nicht mehr so wild hin und her. Langsam, Eimer für Eimer, versuche ich es in den darauf folgenden Tagen und Wochen zu leeren, bis es dann nicht mehr kritisch voll ist…

Habt ihr auch solche Phasen? Was hilft euch dabei in stressigen Zeiten etwas runter zu kommen? Vielleicht habt ihr ja auch noch ein paar schöne Tipps für mich.

 

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9 Kommentare

  1. Hey, das kenne ich auch, muss mich da auch oft bremsen… Hier passt folgender Beitrag von mir ganz gut dazu: https://fulltime-mami.blogspot.de/2017/09/entspannte-mama-entspanntes-kind.html?m=0
    Schau gern mal rein 😉

  2. Miriam says:

    Wer kennt das nicht :D Lässt sich ja auch nicht immer vermeiden. Ich versuche im Alltag zu meditieren und merke deutlich, dass ich es an den Tagen wo ich zum meditieren komme, wesentlich gelassener bin, als an denen wo ich es nicht schaffe. Und für die 10 min sollte eigentlich immer Zeit sein. Die App Headspace hilft mir da ganz gut (bekomme keine Provision hierfür oder ähnliches ;)). Ansonsten plane ich bewusst mal einen Nachmittag für mich, wenn ich merke, dass alles mal wieder zu viel wird. Schon die Vorfreude darauf hilft mir wieder runter zu kommen :)

    1. Sarah Kroschel says:

      Uff, ich glaube um zu meditieren bin ich derzeit einfach innerlich noch zu unruhig. Dabei weiß ich durch Traumreisen und Co damals, wie wichtig es ist mal einen Moment zu sich zu finden. Vielleicht sollte ich mich da auch mal wieder ein bisschen zurück besinnen.

  3. Oh ja, kenn das leider zu genügen und wenn dann auf einen alles einprasselt wird man oft laut und fair und man mag sich gar net mehr selber. Mir tut das dann auch immer total leid, wenn einen das Fass übergekocht ist und das Umfeld gar nimmer weis wie mit einem Umgehen…
    Noch hab ich nicht den richtigen Weg gefunden wieder runter zu kommen, den wenn ich es einfach ignoriere, dann brodelt es innerlich und macht mich so kaputt, dass ich dann an tagen gar nix mehr gebacken bekomme.
    Aber auch diese Phasen vergehen, wie mein Kind und dann ist wieder alles Sonnenschein :D

    1. Sarah Kroschel says:

      Ich drehe mich dann auch nur noch um mich selber und will mich nicht mal mehr im Spiegel ansehen. Gut, dass es nie lange anhält.

  4. Christina says:

    Ich “muss” noch…, in meinem Handy türmen sich die Aufgabennotizen…

    Der kleine Mann bekommt in diesem Jahr eine gekaufte Laterne zum Laternenumzug und den Plan mit den Weihnachtskarten habe ich komplett gestrichen!

    Jetzt alles schön nacheinander und deinem Spruch “Wer es ordentlich will, muss vorher anrufen” folgen!

    1. Sarah Kroschel says:

      To Do Liste führe ich kaum noch. Mein Kalender ist so schon mit Terminen voll genug und die Kinder kommen auch ständig mit Beschäftigungswünschen an. Da muss eine oberflächige Ordnung reichen *lach*

  5. Rene says:

    Ich glaube, dass es oft auch eine innere Haltung bzw. Einstellung ist oder anerzogen. Wenn man meint, dass alles perfekt sein muss und man hohe Ansprüche an sich hat, gerade als Frau. Oder man meint, es müsste immer besonders gut sein. Dann kommt man selbst in Stress und hat keinen Spass mehr an den Dingen, wenn es blöd ist, meint man, man funktioniert nur noch. Weg vom Funktionieren, hin zum Wohlfühlen.

    1. Sarah Kroschel says:

      Da könntest du Recht haben. Man übernimmt sicherlich auch viel von dem, was einem als Kind vorgeführt wurde. Das gibt eigentlich einen wichtigen Hinweis darauf sich heute gut selbst zu beobachten.

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