Kuscheln

“Komm kuscheln” von Simona Ciraolo #Rezension

Rezension*

“Kann ich heute bei euch kuscheln?” – Ein Satz, den wir besonders vom großen Sohn öfter zu hören bekommen. Verständlich, denn Kuscheln ist etwas wunderbares. Es zeigt uns, dass wir einander vertrauen und die Nähe zueinander suchen. Kuscheln ist für mich etwas sehr Persönliches, das in vielen Momenten sehr tröstlich sein kann. Also nutzen wir jede Gelegenheit, um uns diesen Halt gegenseitig zu geben und besonders in Hinblick auf unsere Kinder weiß man nie, wann sie vielleicht aus diesem Zustand raus gewachsen sind.

Der Wunsch nach Nähe und Zuneigung…

Stellt euch vor, ihr kommt aus einer Familie, die lieber mehr Wert auf Abstand legt. Die von Kuscheln gar nichts hält und der es viel wichtiger ist, dass ihr Ansehen, ihr Bild nach aussen immer gewahrt wird? Fast schon kalt würde ich diesen Zustand bezeichnen und schwierig.

Ich selber fordere mir immer wieder mal Kuscheleinheiten von meinen Kindern ein und diese genauso von mir. Wenn wir das nicht machen würden, würde mir wirklich etwas fehlen. Der kleine Felipe kommt aus so einer Familie, die gepflegt und ordentlich ist und die Ansicht vertritt, dass man anderen nie zu Nahe kommen sollte.

Ihr müsst an dieser Stelle vielleicht wissen, dass Felipe ein Kaktus ist.

“Komm kuscheln” von Simona Ciraolo

Komm kuscheln” ist ein ganz spezielles Kinderbuch von Simona Ciraolo, das im Bohem Verlag erschienen ist. Ich bin ein sehr großer Fan der Werke aus diesem Verlag, vor allem, weil diese Kinderbücher immer ein bisschen anders ist. So auch dieses.

Komm kuscheln

Ich verliebte mich damals in dieses Buch aufgrund der Kombination aus Buchtitel und Illustration des Umschlages. Kuscheln und Kaktus im Zusammenhang, das faszinierte mich sehr. Wir alle wissen, dass es nicht einfach ist, einen Kaktus mal eben in die Hand zu nehmen. Schon als Kind hatte ich immer dieses Bedürfnis den Kaktus, der bei meiner Oma stand, anzufassen. Es war einfach zu faszinierend und ich konnte mir nie vorstellen, dass die Stacheln tatsächlich so spitz sein könnten. Es war doch immerhin eine Pflanze und Pflanzen piksen einen normaler Weise nicht. Oder? Doch “Autsch”… diese Erfahrung hatte ganz schön gezwickt. 

Auch später im Laufe meines Lebens musste ich immer wieder feststellen, dass es unterschiedliche Formen von Kakteen gab bzw. gibt und jeder auf seine Art eine Besonderheit mit sich bringt. 

Auch auf unserem Fensterbrett stehen ein zwei Kakteen…

… und sie werden von uns geliebt und gepflegt. Wenn auch nicht umarmt *lach*. Was das angeht, habe ich durchaus damals meine Lektion gelernt. Dennoch sind es Pflanzen, die wirklich schön anzusehen sind.

In der Geschichte von Ciraolo wissen das die einzelnen Familienmitglieder von Felipe durchaus auch. Mit Stolz tragen sie die kleinen Blüten auf ihrem stacheligen Körper und wahren immer Abstand zueinander und ihrer Umwelt. Wie viele kleine Einzelgänger. Sie wirken selbstverliebt und irgendwie auch grantig. Kein Wunder, wenn man immer für sich bleibt, oder?

Aber da ist auch Felipe, der Kleinste unter ihnen, der eigentlich nur eines möchte: Einfach mal in den Arm genommen werden. Felipe ist der Überzeugung, dass seine Familie eine vollkommen falsche Sicht auf die Dinge hat, doch steht er damit ziemlich alleine da. Nachdem ihm auch noch ein kleines Unglück geschieht, ist er bei seiner Familie endgültig unten durch und verlässt diese, in der Hoffnung irgendwo eine neue Familie zu finden.

Doch nirgends war der kleine Kaktus willkommen…

… und so beschließt er irgendwann, dass er auch nur mit sich alleine zufrieden sein kann. Bis eines Tages… 

Doch ich möchte nichts vorweg greifen. Wie die Geschichte um den kleinen Kaktus ausgeht, das findet lieber alleine raus. Das Ende ist nämlich ganz zauberhaft und lässt uns erkennen, dass es überall Gleichgesinnte geben kann.

Komm kuscheln

Ich liebe die niedlichen kleinen Details, die es hier und dort zu entdecken gibt. Obwol die Geschichte nach 32 Seiten zu Ende ist, gibt es im Buchdeckel noch so etwas wie einen kleinen “Nachspann”, der uns erahnen lässt, wie es mit Felipe weiter geht und diese Bilder sind so zauberhaft. Ihr solltet auf jeden Fall einen Blick darauf werfen.

Die Illustrationen im Buch sind vielleicht einfach gehalten, haben aber eine große Wirkung. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf Felipe, der am meisten zu sehen ist und von kleinen Anspielungen umgeben wird. Viel Text wird nicht gebraucht, um die Geschichte zu erzählen. Die Gefühle und die Atmosphäre werden ganz wunderbar herüber gebracht und sind leicht verständlich. Wann ist Felipe traurig, wann voller Sehnsucht, wann einsam…

Ein Kinderbuch, das zum Nachdenken anregt.

Mir persönlich hat diese Geschichte von Ciraolo sehr gut gefallen. Erschienen ist das Buch, wie erwähnt, im Bohem Verlag und spricht eine Leserschaft ab 3 Jahren an. Mit unserem 3 Jährigen haben wir vor allem über die Gefühle gesprochen, die Felipe in den verschiedenen Situationen und hat und darüber, wie es uns gehen würde, wenn man uns die Nähe versagt. Der Große hingegen hat schon regelrecht hinterfragt, warum die anderen Kakteen so gehandelt haben und darüber nachgedacht, was eigentlich möglich ist, wenn das Äußere schon fast vorherbestimmt, dass Kuscheln kaum möglich ist… Eine spannende Angelegenheit also und für uns eine schöne Bereicherung des Bücherregals.

*Anmerkung: Das Buch wurde uns als Rezensionsexemplar vom Bohem Verlag zur Verfügung gestellt

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