Vieles bleibt unausgesprochen…

Manchmal geht mir so viel durch den Kopf. Kennt ihr das? Den ganzen Tagen geistern Gedanken durch meinen Kopf. Manchmal sind sie positiv, manchmal sorgen sie regelrecht für Bauchschmerzen, meistens jedoch sind sie vollkommen belanglos. Und wisst ihr was? Das meiste davon bleibt unausgesprochen.

Manchmal, wenn ich hier vor dem Laptop sitze und schreiben möchte – einfach schreiben – merke ich, dass ich das gar nicht so richtig kann. Besonders wenn ich in alten Beiträgen von vor (ach herrjeh) fast 20 Jahren rumklicke und lese, frage ich mich manchmal, wie ich es geschafft habe so frei von Hemmungen zu sein. Da habe ich einfach geschrieben und wenn wir etwas nie wirklich schwer fiel, dann war es das Schreiben. Wo andere lange überlegen und vielleicht auch recherchieren müssen, wie sie ihre Texte am besten verfassen, schreibe ich einfach drauf los und meist fahre ich damit ganz gut. Das war schon in der Schule so. Die besten Noten holte ich mir bei den freien Texten. Egal in welcher Sprache – Deutsch, Französisch, Englisch… bei freien Texten konnte ich in diesen 45-90 Minuten, die uns zu Verfügung standen, Seiten füllen. Meist viel zu viele. Einerseits fanden die Lehrer das gut, andererseits bedeutete es natürlich auch viel Arbeit für sie, aber ich folgte bei solchen Sachen schon immer einfach meinem Gedankenfluss und der kann manchmal sehr ausschweifend werden. Selbst bei Sachtexten… ich hatte immer viel zu erzählen.

In der Ausbildung legte man mir Kürzungskompetenz nahe…

Hups… es war, glaube ich, das zweite Lehrjahr, in dem ein Lehrer mir sagte, ich solle an meiner Kürzungskompetenz arbeiten und mich auf das Wesentliche beschränken. Ein Wort, das sich seit damals stark in meinen Kopf eingebrannt hat. Der große Sohn ist da zum Beispiel das totale Gegenteil von mir. Er kann zwar lang und kompliziert erzählen, was gestern Abend in seinem Lieblings-Game alles passiert ist oder was sein Freund heute in der Hofpause gemacht hat, aber wenn es um konkrete Nachfragen unsererseits geht oder auch schulische Aufgaben ist er das volle Gegenteil. “As short as possible”, so fallen seine Antworten und Texte aus. Wirklich nur ganz kurz und knapp das Wichtigste in 1-3 Sätzen *lach*. Das könnte ich nicht mal im Ansatz.

Ich glaube da steckt ein wenig meiner Oma in mir. Diese kann nämlich sehr ausführlich erzählen und wenn ich sage sehr, dann meine ich sehr. Dann beschreibt sie Struktur und Farbe des Türrahmens eines Hauses, das sie mal auf einer Reise vor vielen Jahren gesehen hat. Sie kann dir ganz genau erzählen wie das Wetter war und ob da Kirsch- oder Apfelbäume in der Straße standen. Sie kann so detailreich erzählen und mit ihren Worten Bilder malen. Wenn sie Geschichten von früher erzählt, dann braucht man viel Zeit. Ganz so ausführlich bin ich dann doch nicht. 

Aber zurück zum Thema…

Ja, abschweifen kann ich auch gut *lach*. Es geht aber um die Gedanken, die unausgesprochen bleiben. Wenn ich also in alten Beiträgen von vor über 15 Jahren lese, dann erzähle ich tagtäglich von Erlebten, Gedanken, kurzen Ideen oder Entdeckungen. Ich teile einfach. Damals, da war das wirklich noch richtiges Tagebuchbloggen und nicht nur ein: Ich schreibe nur, wenn es etwas voller Empfehlungen, Tipps, Anleitungen oder dergleichen ist. Man hat wirklich einfach seine Gedanken geteilt. Oder Bilder, die einen begeisterten. Oder Erlebnisse. Man hat einfach wirklich geteilt. Eine Zeit lang war das sicherlich auch so auf Instagram und ich glaube Twitter kommt dem tatsächlich noch am Nähesten, auch wenn ich das kaum noch nachverfolge, weil mir das einfach viel zu viel Input ist (und oft auch viel zu viel Mimimi von so vielen Seiten).

Denn bin ich mal ehrlich: Wenn ich jeden meiner Gedanken den ganzen Tag mitteilen würde, wäre das auch eine bunte Mischung aus Mimimi, Mehrwert und lustigen Gedanken. Aber eben zu viel und nicht jeder Gedanken gehört in die Welt hinaus. 

Im jetzigen Alter beschäftigen mich ganz andere Gedanken als früher

Das merke ich immer wieder. Viele Gedanken bescheren mir mehr und mehr graue Haare. Gefühlt verliert der Alltag etwas von seiner Leichtigkeit und man ist nur noch ständig am Grübeln, wie man was am besten geregelt bekommt.

Ich stehe morgens auf und überlege, was ansteht. Wie fit sind die Kinder, wie lange hält das an. Die Gedanken schweifen weiter zu den letzten 1 1/2 Jahren voller Long-Covid und Einschränkungen, verpassten Chancen und Gelegenheiten, stressigen Stitationen und Maßnahmen, die ergriffen werden mussten. Jeden Morgen ein kritischer Blick auf das Kind “Ist heute auch noch alles so ok wie gestern?”. Wir scheinen den Alltag regulär starten zu können.

Ein Blick auf den Kalender: Was steht heute an, wie planen wir das am besten, wer muss wohin und wie viel Zeit haben wir für was. Müssen wir auch noch für Arbeiten lernen, was sagt der Wocheneinkauf, was machen wir zu Mittag (Respekt an die, die auch noch selbst zur Arbeit fahren). Ich verlasse das Haus um Kind 1 weg zu bringen. Ich komme nach Hause, nehme Kind 2 und bringe auch das weg. Je nachdem startet der Mann das Homeoffice oder fährt selber los. Schon hier ergeben sich zwei Wege für mich: Vormittag Haushalt mit oder ohne Mann. Auch wenn es komisch klingt, aber das hat einen großen Einfluss darauf, wie für mich der Vormittag läuft. Bei Meetings im eigenen Haus kann man ganz anders wüten also wenn er im Büro wäre.

Wie lange haben die Kinder Schule. Was ist, wenn das Telefon am Vormittag klingelt. Die letzten 1 1/2 Jahre haben da einen ungesunden Angstreflex in mir festgesetzt. Die Schule rief so oft an wegen Krankheit, dass ich bei jedem Klingeln das vor 13 Uhr stattfindet innerlich zusammenzucke und hoffe, dass nichts Schlimmes ist.

Gedanken

Gedanken aus meinem Umfeld bleiben auch oft still

Wobei ich eher meiner, dass viel in meinem Umfeld passiert. Dinge… oder Menschen mit ihren Verhaltensweisen. Ich bin grundsätzlich ein eher zurückhaltender und ruhiger Mensch. Wenn man mich das erste Mal sieht, hält man mich meist sogar für grimmig und ja unnahbar. Ich weiß, dass ich das ausstrahle, aber da habe ich auch einfache eine Art Schutzhaltung in der Kindheit angelegt. In der Grundschule war ich nämlich ein offenes und fröhliches Kind. Die Oberschulzeit hat da ein bisschen Schaden bei mir angerichtet und ich hatte eine wirklich harte Teenagerzeit, aus der ich nur schwer (aber immerhin) wieder rausfinden konnte.

Wenn ich meine Hürden überwinde, dann findet man auch diese fröhliche Sari dahinter wieder und kann viel Spaß mit mir haben und lachen. Aber ich bin halt auch ein sehr nachdenklicher Mensch mit viel Tiefe und tiefgründigen Gedanken. Und ja, ich denke mir in manchen Situationen oder bei manchen Menschen so meinen Teil. Aber mein Vater (oder auch ein gewisser Hase aus einem Kinderfilm) sagte mir Mal: “Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann sag lieber nichts”! Es gibt Menschen, die können das wirklich wunderbar (und dazu gehöre ich – es sei denn man bringt mein Fass zum Überlaufen) und es gibt Menschen, die können das so gar nicht. Beides habe ich in meinem Umfeld und manchmal würde ich da gerne so einiges sagen. Aber da kommt dann wieder meine Sucht nach Harmonie in meinem Umfeld durch und naja… wie schon erwähnt, bleibt dann vieles unausgesprochen.

Neulich sprach ich erst über Veränderungen

Auch so Gedanken, die ein täglicher Bestandteil sind. Gerade jetzt wieder. Wir werden zwar immer wieder mit Veränderungen konfrontiert und in der Regel sind sie gut, aber meist machen sie einem auch Angst und sorgen für schlaflose Nächte, viele Gespräche und Unsicherheiten. Morgen zum Beispiel ist so ein Termin, den dringend und notwendig ist, aber keiner von uns eigentlich so richtig will. Aber er ist eben auch für die Zukunft eines der Kinder wichtig.

Gleichzeitig berichtet mir der Mann von einem Anruf, den er heute bekam. Wieder Veränderung. Möglichkeiten. Mal sehen. Was es für jeden einzelnen von uns bedeutet. Wenn die Dinge so passieren, wie sie aktuell anvisiert sind, dann… ja dann wird es nach dem Sommer nochmal spannend für uns alle. 

Jeden Tag sitze ich hier und möchte gerne so viel niederschreiben

Doch ich lasse es unausgesprochen. Nicht alles gehört hierher. Manches muss man erstmal für sich selbst ausmachen und dann kann man sehen, ob es auch für andere interessant sein kann. 

Manchmal fehlt mir diese Leichtigkeit beim Schreiben. Früher gab es teilweise sogar zwei Beiträge an einem Tag. Das war sicherlich zu viel und ohne Mehrwert, aber es machte Spaß. Das fehlt mir wirklich. Stattdessen gibt es hin und wieder diese Gedankengrütze hier, die ich am Ende nur nutze, um den Kopf ein wenig von all dem Unausgesprochenen zu befreien, denn ansonsten platze ich. Das tat ich letzten Monat schon einmal, als ich am Rand vom Training des großen Sohnes saß und einfach in mich zusammensackte und weinte. Man erlebt mich ja durchaus als sensible Person, aber das überraschte dann doch den einen oder anderen und sorgte für helfende Gespräche für kleine Momente. Manchmal muss es raus. Auf die eine oder andere Weise. 

Lieber in einem Gedankenschwall, in einem Wust aus Worten anstatt als Tränen, die nur dafür da waren, Druck abzulassen, weil die Gedanken einfach manchmal viel zu viel Gewicht bekommen, obwohl die Themen gar nicht so schwer sind. Es sind einfach nur zu viele.

Kennt ihr das? 
Vielleicht sollte ich doch mal wieder anfangen mehr von diesen Dingen nieder zu schreiben. Raum für alle Formen zu schaffen und so wieder zu dieser Leichtigkeit zurück zu finden.
Wisst ihr, was ich meine?

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2 Kommentare

  1. Das hast du wunderbar geschrieben und exakt auf den Punkt gebracht! Ich finde mich in diesen Gedanken absolut wieder. Auch mir geht es oft so, will schreiben ohne Schranken und sitze dann irgendwie sprachlos vor dem Pc!
    Trotzdem hilft mir mein Mausloch oft, alles mögliche zu verarbeiten.
    Ich mag deinen Beitrag!
    Liebe Grüße!

    1. Sarah Kroschel says:

      Ich danke dir, Sabine.
      Ja, der Blog ist für mich auch wie ein kleiner Rückzugsort, ein Tagebuch, dass ich auf Papier so nie führen konnte. Daher führt er ja auch weit zurück und ist schon so lange ein Teil von mir. Mal mit viel Inhalt, mal mit weniger. Aber da man eben doch nicht weiß wer so liest und wie er reagiert, spürt man eben auch hier die Hürden, die man nicht überwinden mag.

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