Bloggerschnack

Bloggerschnack im September: Hat das Bloggen Dich verändert?

Diesen Monat bin ich mit der Monatsfrage des Bloghexen Forums mal ein wenig früher dran. Liegt vielleicht daran, dass in meinem Kopf langsam etwas Ruhe einkehrt, auch wenn der Alltag eigentlich genau gegenteilig gegen uns arbeitet. Ich will da ehrlich auch gar nicht drüber nachdenken. Aber aktuell gibt es wieder Menschen, die alleine für sich einen ganzen Gedankentagebuch-Eintrag wert wären. Aber diese Energie will ich heute nicht “verschwenden”. Wirklich nicht. Stattdessen packt mich gerade die Lust nach dem September-Thema beim Bloggerschnack. Erst recht, nachdem ich bei den ersten Bloggern schon ihre inspirierenden Beiträge lesen konnte. Die bisherigen Teilnehmer für diesen Monat habe ich euch wieder unten ganz am Ende des Beitrags aufgelistet.

Noch einmal grob zusammengefasst das Prinzip vom Bloggerschnack für euch: Jeden Monat wird ein neues Thema über das Forum “Bloghexe” festgelegt.  Man hat nun den ganzen Monat Zeit, um dieses Thema bei sich auf dem Blog, Instagram oder sonst wo, zu bearbeiten. Dabei wird als Quelle das Forum angegeben. Wenn man dort idealerweise auch selber angemeldet ist, kann man seinen Beitrag dort im entsprechenden Posting verlinken (eine allgemein funktionierende Alternative ist noch in Planung). 

Bloggerschnack im September: Hat dich das Bloggen verändert?

Eine spannende Frage, oder? “Hat dich das Bloggen verändert?” heißt es dieses Mal beim Bloghexen-Bloggerschnack im September und ich kann die Frage ganz simpel beantworten: Ja.

Aber wir wollen es ja nicht bei einer einfachen Antwort belassen, also lasst uns etwas ausführlicher werden. Für mich war das ja damals vor über 20 Jahren eine echte Offenbarung, als ich meine Fühler in die Weiten des Internets ausstreckte. Man muss dazu sagen, dass das alles zu einer Zeit passierte, in der ich sehr mit meinem Teenager-Ich zu kämpfen hatte. Viele Selbstzweifel, wenig Selbstbewusstsein (obwohl ich eigentlich durchaus ein selbstbewusstes Kind war), viel “ich mag mich selber nicht”. Es war eine nicht so einfache Zeit, in der ich mit Mobbing in der Schule zu kämpfen hatte und auch in meinem sozialen Umfeld etwas negativer Druck auf mich ausgeübt wurde, den ich viel zu viel Einfluss auf mein Selbstbild nehmen ließ. 

Erst kam ein Schulwechsel und mit diesem eine neue Clique, die schon einen guten Anfang für eine innere Stärkung bot. Noch mehr innere Stabilität fand ich durch den Jungen, der noch heute an meiner Seite ist. Als Ehemann und Vater und der mich in jeder Lebenslage hält, unterstützt und fördert. Und in dieser Zeit des Wandels, als ich eben lernte wieder mehr ich selbst zu sein, entdeckte ich zusätzlich das Internet. 

Mein Vater fand damals toll, was ich da ausprobierte

Sicherlich habe ich viel zu viel Zeit am Computer verbracht, aber ich glaube es wurde zugelassen, weil ich eben auch genauso viel Zeit mit Freunden draußen verbrachte. Außerdem fand mein Vater toll, was ich mir da nach und nach selbst beibrachte. Dieses “Internet-Seiten bauen” fand er faszinierend und immer, wenn Besuch kam, ließ er mich mit Stolz meine selbst erstellten Seiten zeigen. Ich muss gestehen, das wird mir auch jetzt erst wieder so richtig bewusst, wo ich diese Zeilen schreibe. Ich hatte das vollkommen vergessen. 

Diese kleine Community von Gleichgesinnten, die ich im Internet fand, tat mir gut und holte wieder mehr Kreativität aus mir heraus. Die Lust zu zeichnen und das täglich, die Dinge zu zeigen, sich darüber auszutauschen (egal ob Lob oder Kritik). Es half mir, neben der Familie, meinem heutigen Mann und einigen Freunden, die ich durch die neue Schule fand, wieder mehr an mich selbst zu glauben. 

Ich war als Teenager irgendwann ein sehr verschlossener Mensch

Man könnte fast sagen “typisch Teenager”. Weiter Pulli, gefärbte Haare, Tagebuch schreiben mit viel Frust, den Eltern nicht viel erzählen und sich im Zimmer vergraben. Es war eine düstere Phase und ich bin froh aus dieser wieder herausgefunden zu haben. Was mir aber dennoch danach noch lange schwer fiel und bis heute in kleinen Brocken haften geblieben ist, ist eine gewisse erste Schutzmauer, die es zu durchbrechen gilt. 

Wenn man in der Regel am Anfang auf mich trifft, dann wirke ich immer recht grimmig und verschlossen. Es ist nicht einfach an mich heranzukommen und diese Mauer zu durchbrechen. Das haben mir auch viele so gespiegelt, dass sie am Anfang dachten, ich wäre ein grimmiger Mensch. Aber es war eben auch Schutz. Vor allem vor Enttäuschungen und Worten, die mich klein machen könnten. Aber wenn man diese Mauer durchbrochen hat und zu meinem eigentlich Ich durchdringt, dann lernt man eine vollkommen andere Sari kennen. Laut, offen, fröhlich, kindisch, verspielt… ganz anders halt und ich glaube, dafür schätzt man mich heute auch sehr. Dafür weiß ich aber auch, dass die Menschen, die ich so weit an mich herangelassen habe und die meine nerdig kindische Seite kennengelernt haben, meist auch in meinem Leben bleiben (mit einigen wenigen Ausnahmen – Enttäuschungen bleiben nie aus). 

Doch was hat das Bloggen jetzt damit zu tun

Ich befürchte, dass dieser Beitrag heute ein wenig wirr wird, weil er eben einerseits eine etwas typisch deprimierende Jugend aufzeigt und andererseits eine Entwicklung verfolgt, die vielleicht auf den ersten Blick wenig mit dem Bloggen zu tun hat. Aber in dem Moment, wo der Austausch auf meiner Internetseite mehr und ausführlicher wurde und ich anfing das alles ein wenig auch wie ein Tagebuch zu nutzen, stellte sich auch eine gewisse Leichtigkeit in mir ein. Man findet durch die Weiten des Internets, durch den Austausch, den ein Blog bietet, viele Menschen, die einem ähnlich sind auf die eine oder andere Weise. Menschen, die etwas ausgleichen, was einem im Alltag vielleicht fehlt. Als ich zum Beispiel damals anfing Mangas zu lesen und Figuren in der Art zu zeichnen, konnte mein Freundeskreis null damit anfangen. Den Ausgleich dazu fand ich über das Bloggen. Hier gab es andere, die wussten was Mangas sind und auch gerne zeichneten. So als Beispiel. Ich treffe hier auf Buchnerds, Potterheads und Disney Adults. 

Und ich treffe durch das Bloggen auf neue Menschen, habe den Mut auch mal über meinen Schatten zu springen und etwas zu wagen, was ich früher nicht wagte.

Nehmen wir zum Beispiel den Bloggerstammtisch

Ich weiß noch, wie ich damals das 1. Mal gefragt wurde, ob ich auch zum Bloggerstammtisch kommen möchte. Ein Haufen Kinderbuch-Blogger, die sich monatlich treffen und bei einem leckeren Frühstück austauschten. Das hatte ich noch nie alleine gewagt. Irgendwo hin zu gehen, wo ich die Menschen vielleicht zwar aus dem Internet kenne, aber noch nie persönlich getroffen hatte.  Normalerweise habe ich immer versucht mir einen Anker mitzunehmen. Entweder schleppte ich den Mann oder eines meiner Kinder mit *lach*. Oder jemanden, den ich sonst irgendwie kenne. Einmal nahm ich meine Schwester mit zu einer Kreativ-Veranstaltung von Dawanda, weil mir alleine einfach der Mut fehlte (mal davon abgesehen dachte ich dabei aber auch an sie, weil es ihr sicherlich auch viel Spaß machen würde). Diese Erfahrung, dass ich das auch alleine schaffen kann und man meine Anwesenheit zu schätzen wusste, hatte in mir wirklich viel verändert und inzwischen gehe ich auch mal alleine zu einem Event, einer Veranstaltung oder einem Treffen. Meinem Selbstbewusstsein hat das wirklich mehr als gut getan.

Immerhin bin ich letztes Jahr tatsächlich auch das allererste Mal alleine nach Hamburg gefahren oder vor ein paar Jahren alleine ins Kino. Dinge, die für mich früher undenkbar gewesen wären. Also würde ich als kleines Zwischenfazit zum Beispiel sagen, dass das Bloggen mich mutiger gemacht hat. Ich habe dadurch neue Menschen kennen gelernt und ein Stück weit auch mich selbst wiedergefunden.

Es hilft mir aber auch die Dinge zu verarbeiten

Ich muss ehrlich gestehen: Würde ich nicht mehr bloggen, würde glaube ich mein Umfeld darunter leiden müssen. Es ist in der Regel nur Alltag, über den ich schreibe, und ich erzähle bei Weitem nicht alles, was mich beschäftigt (schneide es meist nur an), weil ich denke, dass nicht alles jeden etwas angeht. Aber ich verarbeite dadurch vieles, halte meinen Kopf frei, schaffe Erinnerungen, die ich später wieder durchblättern kann und dadurch bin ich innerlich auch ausgeglichener.

Wie oft sitze ich morgens am Laptop und habe noch gar keinen Plan, was ich gerne schreiben möchte und dann rieselt es auf einmal einfach so los und viele verschiedene Gedanken finden auf einmal ihren Weg hierher und wenn ich dann fertig bin, geht es mir irgendwie besser. Ich bin irgendwie mehr bereit für den Tag. So ein Beitrag hat nicht immer unbedingt einen Mehrwert für Außenstehende, aber für mich. Es ist wie eine Therapie und es ist, als ob ich mir die Seele ein wenig leichter geschrieben habe.

Auch, wenn ich eben nicht alles mit euch teile, so habe ich selbst beim Andeuten der Dinge innerlich Raum geschaffen, konnte nebenher darüber nachdenken und fühle mich einfach ein wenig besser, habe vielleicht neue Ideen gefunden, über die ich dann vielleicht auf eine Lösung komme. Es ist wie mit dem Yoga, das ich machen muss, wenn ich merke, dass ich im Alltag gereizter bin. Es hilft mir irgendwie einen klareren Kopf zu behalten.

Also ein kleines zusammenfassendes Fazit zum Bloggerschnack dieses Mal

Vielleicht nochmal als kurze Zusammenfassung für die, die nicht alles lesen wollten und nur überfliegen. Im Fazit kann ich sagen, dass all die Jahre des Bloggens mich in jedem Fall verändert haben. Sie haben mich offener und mutiger gemacht. Ich bin ausgeglichener und habe neue Menschen kennengelernt, die mit mir Interessen teilen und mir einen schönen Austausch bieten. Es gibt mir ein gutes Gefühl und hilft mir dabei Dinge zu verarbeiten, so dass ich vielleicht auch in der analogen Welt in manchen Situationen mich mehr traue ich selbst zu sein und offen und ehrlich auf Menschen zu zugehen und Dinge anzusprechen, die mich beschäftigen. Vielleicht trägt es auch ein Stück weit zu der Erkenntnis bei, was ich eigentlich wert bin. Es ist also ein Faktor von vielen, die mir dabei geholfen haben, mit Stolz nach vorne zu blicken. Nicht zuletzt durch euch da draußen. Also auch an dieser Stelle danke.

Hier weitere Teilnehmer beim Bloggerschnack im September:

Du hast auch mitgemacht und fehlst in der Auflistung? Dann melde dich gerne!

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10 Kommentare

  1. Abermals bin ich sehr beeindruckt über deine ausführlichen Blogposts und reflektierten Gedanken. Du hast wirklich ein Talent fürs Geschichtenerzählen (oder neudeutsch Storytelling :D). Ich habe mir noch nie so viele Gedanken darum gemacht, kann aber sagen dass mich das Bloggen insofern verändert hat, dass ich sehr viel (zu viel?) Zeit darauf verwende. Ich habe auch ein paar Blogger:innen persönlich getroffen und ein recht großes virtuelles Netzwerk in meiner Bubble mit Stammleser:innen, die teils 18 Jahre zurückreichen. Das möchte ich nicht mehr missen. Im Real-Life wissen nur wenige Menschen von meinem Blog, sprich ich kann hier recht frei und doch verklausuliert schreiben. Ohne Blog hätte ich bestimmt mehr Zeit, wäre aber wohl auch nicht so erfüllt und der therapeutische Effekt ist, wie du schreibst, bestimmt auch nicht zu unterschätzen.

    1. Sari says:

      Ja, das gibt es im Grunde auch nochmal ziemlich genau wider, wie es mir geht. Es nimmt viel Zeit ein, Zeit, die man sicherlich anders nutzen könnte. Wer weiß, vielleicht würde ich wieder mehr zeichnen oder häkeln *lach* Andererseits bin ich im Vergleich zu früher ein deutlich aktiverer Mensch geworden, der die Zeit, in der nix zu tun ist, gerne nutzt um etwas zu machen. Ich werde hibbelig, wenn da nix ist und kann nicht einfach auf dem Sofa sitzen und nichts tun. Danach fühle ich mich… weiß auch nicht. Es ist unbedfriedigend. Das Bloggen macht den Kopf frei und hilft mir ausgeglichener zu sein. Das ist ein nicht zu verachtender Faktor, der wichtig ist. Ebenso das Netzwerk, das ich inzwischen habe. Meine langjährigste Freundin habe ich dadurch kennengelernt :)

      Danke dir auch für die lieben Worte. Ich hätte es auch ausschweifend erzählen genannt. Das habe ich wohl von meiner Oma *lach*. Wir schweifen gerne mal ab und werden sehr ausführlich. Ich hatte mal einen Lehrer, der legte mir Kürzungskompetenz ans Herz, weil er nicht immer meine ewig langen Texte in Arbeiten lesen wollte *lach*

      Bei mir weiß es auch nicht jeder, dennoch bin ich vorsichtig mit dem, was ich in die Weiten des Internets hinaus gebe. Man weiß nie, wer vielleicht doch mitliest…

  2. Was das Bloggen angeht, bin ich ja ein echter Spätzünder. Da finde ich es wirklich beeindruckend, was du da über die Jahre aufgebaut, gelernt und entwickelt hast – und wieviel Text dabei entstanden ist!
    Die “gute alte Zeit” habe ich ja nicht miterlebt, da hatte ich gar keine Ahnung von Blogs. Aber dass eben dieser Austausch extrem wertvoll war und auch das Selbstbewusstsein dabei große Schritte nach vorne macht, glaube ich sofort.
    Bei dem alleine ins Kino gehen musste ich allerdings schmunzeln. Das war für mich nie ein Problem, ich war sogar mal alleine alleine im Kino – ein ganzer Saal für mich und ich fand´s spitze 😄. Die Erinnerung daran hatte ich schon ganz vergaben.

    1. Sari says:

      Ja, ich bin früher einfach nicht gerne alleine unterwegs gewesen. Das musste ich erst lernen :)
      Hm, die gute alte Zeit, sie zeichnet sich eigentlich nur dadurch aus, dass wir früher weniger waren und es mehr einer kleinen Blogger-Familie glich. Das ist in den 20 Jahren enorm gewachsen und hat einfach auch viel Influencer Charme bekommen, der das Familiäre ein wenig trübt. Aber dafür kann man sich ja heute seine eigene kleine Bubble schaffen.

  3. Schön zu sehen, wie viel dir das Bloggen geholfen hat, deinen Weg zu finden und zu gehen. <3 Und ich bin gespannt, wie es weitergeht!

    Liebe Grüße
    Anne

    1. Sari says:

      Das sind wir alle :) Danke

  4. […] daran liegen, dass ich durch das Bloggen super interessante Stories und Menschen wie Sari und ihrem Heldenhaushalt-Blog , Anja von Loveanjalove oder Multipassionate Anne von Lieblingsalltag kennenlernen darf, die […]

  5. Aloha liebe Sari! Man, das war mir wieder eine große Freude, in deinen Blogartikel einzutauchen…Richtig spannend, dass du es schon früher wie ein Tagebuch genutzt hast und dadurch diese Leichtigkeit gefunden hast…das versuche ich mir mal mehr abzuschauen. Bei mir bin ich manchmal leider noch verkopft und dann denke ich so viel an Aufbau, SEO, etc…

    Ich will jetzt aber echt mal loslassen und es mehr fließen lassen :) Beste Grüüüüße, Jove

    PS: Könntest du mich unten auch verlinken, dass ich beim Bloggerschnack diesen Monat mitgemacht habe? Das wäre mega!

    1. Sari says:

      Ja, klar verlinke ich nach ;)

      Ja, Aufbau, Seo usw… ich schaue immer mal nebenbei ob das passt mit dem Keyword usw… aber wenn der Punkt einfach nicht grün werden will, weil ich angeblich noch nicht oft genug das Wort im Text eingebaut habe oder die Überschrift doch mal wieder viel zu lang ist, dann ist es halt so. Weil mir dann eben doch der Inhalt wichtiger ist, als dass alles passt.
      Aber es war und ist alles ein Prozess… man entwickelt sich halt.

  6. […] Bloggerschnack im September: Hat das Bloggen Dich verändert? – Heldenhaushalt […]

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