Arbeit

Wenn du erstmal selber wieder arbeitest, du wirst sehen…

Neulich sagte eine Mutter zu mir diesen Satz. “Ich sag dir, ey”, und sie hielt mich dabei an meiner Schulter, “wenn du selber erstmal wieder richtig arbeiten gehst, dann wirst du abends auch mal keinen Bock auf Deine Kinder haben”.

Zwei Dinge gingen mir dabei durch den Kopf. Erstens: Was denken die Leute eigentlich immer, was ich den ganzen Tag so mache. Und zweitens: Jeder hat irgendwann mal aus irgendeiner Stress – Situation heraus keinen Bock auf jemand anderen. Das ist doch ganz natürlich, oder? Es gibt ja auch Tage, wo ich keinen Bock auf andere Menschen habe. Und manchmal haben die Menschen einfach keinen Bock auf mich und meine Art zu denken und zu handeln. Total normal.

Ein abschreckendes Beispiel traf ich damals auf Arbeit.

Als ich noch vor meinen Kindern zu arbeiten anfing, da kam ich frisch aus der Ausbildung. Ich fing in einem Schulhort an und war für eine Kindergruppe von 22-25 Kindern durchschnittlich alleine verantwortlich, die zwischen 7 und 9 Jahren alt waren. Der Miniheld kommt ja nun so langsam in dieses Alter.

Arbeit

Damals war das alles aufregend und ja, natürlich auch sehr, sehr anstrengend. Aber das wird wohl jeder dann und wann von seinem Job behaupten. Während einer Pause sagte mal eine der älteren Kolleginnen zu mir “Du, ganz ehrlich, wenn ich nach Hause komme, habe ich oft nicht mal mehr Lust etwas mit meinem eigenen Kind zu machen”.

Ich fand diesen Satz irgendwie erschreckend und er brannte sich tief in mir ein. Das war etwas, was ich niemals für mich und meine Kinder wollte. Das und ich wollte es wenn möglich vermeiden, dass meine Kinder von morgens bis abends in einem Kindergarten sein müssten.

Aktuell bin ich zu Hause, das ist wahr!

Aber was führt die Menschen dazu zu denken, dass ich hier das totale Lotterleben führe? Immer wieder schildere ich den Leuten meine Woche. Berichte von all den Terminen, die ich nur schon alleine wegen der Kinder habe. Darf mir anhören, wie wenig Zeit ich doch zur Verfügung hätte und dennoch sagen sie mir oft, wie gut ich es doch hätte, dass ich zu Hause wäre. So ein schönes Leben.

Arbeit

Ich möchte jetzt nicht bestreiten, dass ich froh bin diese Möglichkeit zu haben. Es is schön so für die Kinder da sein zu können und ihnen so vielleicht auch Möglichkeiten zu eröffnen, die sie nicht hätten, wenn ich den ganzen Tag arbeiten wäre. Auch sind die Kinder natürlich froh, dass ich da bin. Aber es ist eben auch Arbeit und Stress. Anderer Stress, aber Stress.

Es ermöglicht uns viele schöne Momente, die uns sonst vielleicht entgehen würden.

Für uns ist das prima so, wie es aktuell ist. Mit dem Heldenkind befinde ich mich derzeit im 2. Jahr meiner Elternzeit und es ist eine Zeit, die ich nicht missen möchte Ich könnte so viel verpassen, so viel könnte mir entgehen und besonders die ersten Lebensjahre eines Kindes rasen so schnell an uns vorbei. Jeden Tag passiert etwas Neues, jeden Tag eine neue Erkenntnis, eine neue Fähigkeit, ein neues Wort. Und ich möchte nichts davon verpassen.

Ich bin mehr als nur dankbar dafür, dass wir es so machen können, wie wir es halt machen. Dennoch passiert viel nebenbei und auch das Bloggen ist natürlich ein wichtiger Bestandteil meines Alltages. Ich möchte jedoch auch nicht ausschließen, dass ich wieder arbeiten werde. Und dann wird der Tag andere Hürden für uns bereit halten.

Arbeit

Es mag vielleicht in einer Zeit wie heute Luxus und eher untypisch sein, dass man als Frau und Mutter vor allem Hausfrau ist, aber ich finde, das wird immer noch viel zu sehr unterschätzt und gerne auch mal abgewertet. Wieso ist das so? Kann mir das einer erklären.

Jedenfalls stellte ich der Mutter eben diese Frage: “Was denkst du denn, was ich so den ganzen Tag mache?” und sah darauf ihren doch eher verlegenen Blick.

Wie ergeht es Euch da?

sari-unter

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16 Kommentare

  1. Liebe Sari,

    Ich bin da ganz bei dir. Die Frage steht natürlich immer wieder im Raum: Was wäre wenn ich arbeiten gehe, also in einer Anstellung. Denn wie auf Twitter kürzlich gefragt wurde: Wieviele Stunden arbeitet ihr eigentlich? Musste ich zurück tweeten: Das kann ich dir nicht sagen, aber in einer Anstellung bin ich nicht. Denn ja, Bloggen ist Arbeit, Kinder-Selbstbetreuung ist Arbeit, Haushalt ist Arbeit. Leider alles Arbeit, die nicht als solche anerkannt wird. Obwohl sogar das Bloggen ja auch teilweise Geld einbringt. Aber es macht auch einfach Spass, vorallem der Austausch mit anderen Eltern. Ich will das einfach nicht missen.

    LG Ella

    1. Sarah Kroschel says:

      Es ist ja auch ein anderes, selbstbestimmteres Arbeiten und dennoch muss man die Zeit dafür finden.

  2. Lepi says:

    Hallihallo,
    Ich kenne das nur zu gut. Ich bin auch im zweiten Jahr Elternzeit und mein dreijähriger Sohn geht nur vormittags in die Kita. Ich darf mir öfter anhören ob mir “denn nicht langweilig zu Hause” ist. Oder Unverständnis von anderen warum mein Mann am Wochenende mit den Kindern Ausflüge macht damit ich mich entweder ausruhen oder um Haushalt und Papierkram kümmern kann. Ich bin ja schließlich die ganze Woche zu Hause und mein Mann muss arbeiten, da kann ich ihn doch wohl mal entlasten… Ich bin aus vollster Überzeugung zu Hause bei meinen Kindern, aber trotzdem ist es anstrengend und hält wenig Pausen und noch weniger Anerkennung bereit. Aber die Zeit mit den Kindern, gibt es nie wieder zurück, dafür mach ich das.

    Liebe Grüße

    1. Sarah Kroschel says:

      So sieht es aus. Und man hat hier definitiv keine Mittagspausen und dergleichen. Der Tag fängt früh an und endet spät. Sicher haben das Arbeitende zusätzlich, aber eben anders verteilt.

  3. Ich muss gestehen, dass ich früher auch nicht wirklich verstanden habe, warum man als Hausfrau auch irgendwie “Arbeit” hat. Heute bin ich schlauer. ;)
    Es ist eine andere Art von Arbeit, aber Langeweile hat man als Mutter und Hausfrau (und Bloggerin) definitiv nicht. Nun habe ich man gerade ein Baby und trotzdem schon recht viel um die Ohren. Wenn ich jetzt drüber nachdenke, dass unser Baby ja größer, irgendwann Hobbys haben wird und vielleicht noch ein 2. Kind dazu kommt… oha, das wird stressig. ;)
    Nun bin ich in der angenehmen Lage theoretisch von Zuhause arbeiten zu können. Als Mediengestalterin brauche ich nur einen Computer und Internet und könnte Aufträge bearbeiten. Die Zeit muss ich trotzdem finden. Aktuell fordert mich der Kleine doch ganz schön. Auch wenn er ein entspanntes Baby ist.

    Die Arbeit von Müttern wird immer noch häufig unterschätzt. Man kann nur immer wieder im Gespräch verdeutlichen, dass man nicht zuhause sitzt und Däumchen dreht… ;)

    Liebe Grüße
    Ulrike

    1. Sarah Kroschel says:

      Es kommt halt immer viel zusammen und auch unkomplizierte Kinder haben bedürfnisse. Es müssen ja nicht mal die Hobbies sein. Du wirst merken, wenn er dann anfängt zu krabbeln, zu Laufen, überall ran zu kommen… ;)

  4. Bisse Hausfrau bisse faul. Das hab ich immer zu hören bekommen. Schließlich muss eine Arbeitende Mama ja auch Haushalt und am Nachmittag die Kidnerbetreuuen ZUSÄTZLICH. Also kann es ja gar nicht SO schlimm sein, wenn man zuhause ist.
    Das hat mich immer angekotzt. Ganz ehrlich.
    Jetzt als Studentin merke ich einfach, das mich Haushalt, Kind, zur Uni fahren, daheim Vorbereiten, Partnerschaft und Bloggern einfach nur noch stresst. Sobald ich hoffentlich bald fertig bin möchte ich auch nicht vollzeit arbeiten. minijob oder teilzeit ist das Maximum. Hächstens 30h die Woche. am besten wäre echt 25h.
    Mein Kind war und ist mir immer am Wichtigsten (daher brauch ich mir dem Studium auch länger xD) Erst er, dann kommt der Haushalt, dann mein Studium. So soll es auch bleiben.

    Klar manchmal hab auch ich langeweile, wenn der zwerg bis 16 uhr ind er schule ist, ich schon 2h gelernt habe und 3h den haushalt geschmissen habe. da fehlt er mir dann sehr. aber wir dürfen ihn ja frühstens 15 uhr holen…
    Aber so tage sind selten. man findet doch immer arbeit. ob hobby, blog oder eben haushalt. Eben andere arbeit. ist keiner daheim, dann wirds auch net so chaotisch, als wenn ein kind daheim ist statt bis 16/18 uhr betreuut

    1. Sarah Kroschel says:

      Stimmt, der Aufwand wird ein anderer, wenn alle im Haus viel unterwegs sind. Auch wenn es sicher dann anderer Aufwand wird. Vor allem organisatorisch

  5. Nadine says:

    Weisst du was? Lass uns doch einfach zurücklehnen und glücklich seufzen: “Ja, ich hab ein schönes Leben.” Lass uns aufhören, uns zu rechtfertigen, dass wir unsere Kinder/Familien priorisieren. Liebe Grüße von einer Hausfrau-Kollegin!

    1. Sarah Kroschel says:

      Wahre Worte <3

    2. Lumini says:

      Ganz genau. Ich liebe zwar die Hausarbeit nicht, aber ich bin glücklich nicht beruflich arbeiten zu MÜSSEN, sondern die Zeit mit meiner Tochter verbringen zu können.sie ist jetzt 3,5 und geht vormittags 3 Stunden in den Kindergarten. Zeit die ich nutze um das meiste im Haushalt zu erledigen und ab und zu auch Kundenaufträge. Aber viel Zeit zum Geldverdienen bleibt mir nicht. Ich rechtfertige mich dafür auch nicht mehr. Meine Antwort lautet dann immer… ich habe mich bewußt dafür entschieden mit 38 mein erstes und einziges Kind zu bekommen, da will ich auch miterleben wie es heranwächst.

      1. Sarah Kroschel says:

        Eine schöne Antwort und eine schöne Entscheidung. Hier läuft es ja ähnlich!

  6. Irgendwie verstehen das nur Mamas, die in der selben Situation sind. Kinder machen auch Arbeit, sogar viel. Und die soll aus Sicht der Kinder möglichst schnell erledigt werden. Denn sie haben ja Hunger oder Durst oder brauchen eine frische Windel oder jemanden zum Spielen. Ach und der Tisch sollte auch abgeräumt und abgewischt werden…, während bestimmt schon wieder ein Kind nach Mama schreit.

    1. Sarah Kroschel says:

      Ja, das ist wohl wahr. Aber es war ja auch jede Mutter irgendwann mal in dieser Situation. Zumindest eine Zeit lang, oder?

  7. Miriam says:

    Ein guter Beitrag. Ich bin mal die “andere” Seite, ich arbeite derzeit 80% (Montag bis Donnerstag) und mein Freund bringt unseren Sohn zur Kita und holt ihn auch wieder ab. Ich habe 1 Jahr Elternzeit gemacht und wurde währenddessen auch viel von Freundinnen gefragt, was ich den ganzen Tag den so mache. Das fand ich schon immer sehr dreist und musste mich bemühen ruhig zu bleiben.
    Jetzt wo ich wieder arbeite, genieße ich die selbstbestimmte Zeit und vermisse natürlich auch gleichzeitig meinen kleinen Mann. Aber ich weiß auch, wie viel Arbeit es ist, sich den ganzen Tag um ein Kind (oder mehr zu kümmern). Ich bewundere, Mütter die sich daheim um Kinder kümmern genauso, wie arbeitende. Jeder unterstützt seine Familie, wie er/sie es am Besten kann :) Wir sollten alle Stolz auf unsere Arbeit sein :)

    1. Sarah Kroschel says:

      Spannend es mal aus der anderen Perspektive zu erfahren. Danke für Deinen Kommentar!

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