Manchmal möchte ich mich entschuldigen…

Manchmal, da sitze ich im Bus, laufe die Straße entlang, schlendere durch ein Shopping-Center oder befinde mich in irgendeiner anderen Situation in der Öffentlichkeit und beobachte so Dinge und Menschen um mich herum, die in mir das Gefühl hervorrufen, dass ich mich schon jetzt bei meinem Sohn für all das entschuldigen sollte, was da in Zukunft dann auf ihn zukommen wird.

Natürlich zieht man erste Vergleiche, beobachtet andere Jungen und Mädchen und denkt so für sich “Bitte lass’ ihn nicht zu so etwas werden”. Man schließt bestimmte soziale Gruppen für sich aus und geht erste Kompromisse ein, wie zum Beispiel: “Joah, ich denke mit einem Skater als Sohn könnte ich leben”. Nur mal so als Beispiel betrachtet. Was mir halt ganz massiv auffällt: Die Kinder, die einen lieben Eindruck machen, bei denen man denkt, dass sie behütet aufgewachsen sind, das sind die Kinder, die im Bus zum Beispiel einfach von den Gröberen abgedrängt, gehänselt oder geärgert werden und sie lassen es über sich ergehen.

Natürlich möchte ich nicht, dass mein Sohn zu so einem Grobian wird, um Gottes Willen, aber ich möchte auch nicht zu sehen müssen, dass er leidet, nur weil er zu den Netten in der Welt gehört (so hoffe ich). Das Motto “Du musst ein Schwein sein in dieser Welt” sollte endlich mal wieder seine Gültigkeit verlieren, oder? Ich weiß, dass ich im Leben auch erst lernen musste ab und an mal die Ellenbogen auszustrecken und zurück zu rempeln. Man muss sich ja nun wirklich nicht alles gefallen lassen. Aber man muss das halt erst lernen und wenn mein Sohn ein bisschen wie ich wird, dann wird er in diese Lernsituation mit Sicherheit kommen. Noch heute vermeide ich gerne Konfrontationen und der Held im Groben auch. Das möchte ich meinem Sohn eigentlich gerne auch so beibringen, aber ich hoffe, dass er etwas selbstbewusster und stärker sein wird, als ich es als Kind war… Aber glücklicher Weise sind wir ja da, um ihm dabei dann zu helfen, wenn er es möchte.

Und bis er an diesen Punkt kommt, werde ich mich wohl immer wieder innerlich für die Welt bzw. die Menschheit, so wie sie ist, entschuldigen. Tut mir leid, dass wir so eine verkorkste Gesellschaft sind…

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12 Kommentare

  1. Nein…die Kinder,die gut erzogen worden sind, werden nicht automatisch zu Weicheiern! Du musst ihn nur zu einem selbstbewussten und mutigen Menschen erziehen, der weiß was er will und sagt, was er denkt, aber so, dass er nicht anderen vor den Kopf stößt!
    Ich habe solche Exemplare zu Hause! Und bin mächtig stolz darauf!

  2. ach so….und sie tanzen Hip Hop und Street dance, fahren Skateboard und Waveboard und Heelis( oder wie auch immer die Dinger heißen) Strunzen im Wald rum mit den BMX Rädern, kommen völlig verdreckt nach Hause, können sich aber in einem Restaurant gesittet benehmen und gehen Tatsache gerne ins Museum ;)

  3. Ich seh das wie Mohrle: Nett heißt nicht zwingend auch gleichzeitig weichlich. Selbstbewusstsein ist der Schlüssel.

    Ich hab zwar noch kein Kind, aber man hat ja immer so gewisse Vorstellungen, wie man mit seinem Kind umgehen möchte, um einen guten Menschen zu formen.
    Ich glaube, wenn die Eltern gute Beispiele sind ist die Hälfte der Arbeit schon getan.
    Und ich bin mir sicher, dass ihr ihn nicht als kleines Kind vor den Fernseher setzt um eure Ruhe zu haben. Immerhin hast du ja auch gelernt, wie man sich mit Kindern beschäftigt ;)

  4. Ein Kind lernt zu 80 % aus Nachahmung. In den ersten Jahren vorallem von den Eltern. Du wirst bestimmt so einige Charakterzüge, so einige Gesten und Angewohnheiten bei deinem Kind entdecken, welche du selbst oder der Held haben. Das wird eine spannende Zeit, in der man sich auch gut selbst reflektieren kann.

    Ansonsten ist es sowie Mohrle es beschrieben hat. Nett heißt nicht weichlich, sich benehmen können, wissen worauf es ankommt, dass kann man auch wissen, wenn man taff, cool und selbstbewusst ist. Das eine schließt das andere nicht aus.
    Ich bin mir aber sicher, dass du und der Held das meistern werdet.

    Und ganz nebenbei: Fremdschämen ist so eine Sache, ich kann das auch gut, ist aber nicht sonderlich förderlich. Wir können die Welt nur im kleinen verbessern/verändern, leider nicht im großen.

  5. Dafür sind Eltern ja da: Ihre Kinder so gut vorzubereiten, dass sie in dieser Welt zurechtkommen ohne unterzugehen. Nur weil viele andere Menschen das nicht mit ihrem Nachwuchs schaffen, heisst es ja nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Und erst recht nicht entschuldigen. :-)

  6. Ach ja, das ist ein Thema bei dem ich mich nicht wirklich wohl fühle.

    Ich dachte auch, ich erziehe meine Kinder zu Menschen, die rücksichtsvoll, ehrlich und hilfsbereit sind. Das sind sie Beide auch geworden aber Altersgenossen in der Schule z. B. nutzten das aus.

    Mein Sohn kam eines Tages aus der Schule und meinte, jetzt ist Schluß mit lustig. Er meinte damit, dass er nur akzeptiert wird, wenn er sich so verhält wie die Anderen. Also frech, ungehobeltes Benehmen usw. Da war ich erst mal geschockt. Mit meinem Sohn ging ich dann einen Kompromis ein, mit dem jeder leben konnte.
    So sieht es leider immer noch aus.

  7. Das Wichtigste ist doch, dass er weiß, dass er einen Rückzugsort hat. Ein Zuhause, an dem man sich geborgen fühlt macht doch alles wieder wett.

  8. Ja manchmal ist es schon erschreckend, wie die kurzen heutzutge sind…aber wenn man die Kinder gut erzieht (ncht zu viel verwöhnen aber auch nicht zu streng!) und sie nicht gerae im letzten ghetto aufwachsen und die eltern den kinder helfen gehts denk ich mal :D

  9. ICh versteh dich sehr gut. Hab oft die selben Gedanken…. Ich frag mich jetzt schon, wie ich ihn erziehen soll, dass er ein vernünftiger Mensch wird, aber trotzdem nicht gehänselt wird… Schwierig…

  10. Klar weiß ich, dass ich auf die Entwicklung ganz viel Einfluss nehmen werde und ich wollte auch nicht sagen, dass nett gleich Weichei ist, aber ich erinnere mich gut an meine Kindheit und da hat mir manchmal einfach die Schlagkräftigkeit gefehlt. Meine Schwester war da zum Beispiel ganz anders, sehr viel selbstbewusster als ich. Ich hoffe einfach, dass es mir gelingt ihn soweit zu stärken, dass er es schafft für diese Fremdschäm-Objekte nicht zu einem potentiellen Opfer zu werden :)

  11. Ichs chiebe es mal wieder darauf, dass wir uns durch unseren nahen Geburtstag so ähnlich sind: ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen. Mir ginge es genauso. Aber wie man aus den Kommentaren lesen kann, gibt es zumindest zum Teil Hoffnung ;) Ich für mich kann in in letzter Zeit auch vermehrt feststellen, dass die Kinder wieder besser erzogen zu sein scheinen. Also kommt Minimum in eine Generation, bei der wieder etwas mehr Wert auf guten Umgang und Benehmen gelegt wird. Ein liebevolles Heim ist die beste Voraussetzunge für ein Kind mit starkem Selbstbewusstsein aufzuwachsen und da ist Minimum bei dir und dem Helden genau richtig aufgehoben *knuddel*

  12. @Mina: Stimmt, manchmal sind wir wirklich sehr ähnlich vom Denken her usw. ^^

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