Ganz großes Kino!

Folgende Situation: Eine Frau schiebt einen Buggy vor sich her. Vorne drin sitzt ein schreiendes Mädchen. Vielleicht max. 2 Jahre alt. Neben ihr her läuft eine ältere Frau mit Einkaufswagen. An ihrer Seite ein Junge, vielleicht 14 Jahre alt. Die ältere Dame fängt an auf die junge Frau einzureden, sie solle sich endlich um ihr Kind kümmern, es aus dem Wagen nehmen. Es schreie schon eine geschlagene halbe Stunde herum. Das kann ja wohl nicht angehen. Die junge Frau schockiert über diese Ansage, die nicht unbedingt nett oder freundlich, sondern eher ziemlich dreist und energisch rüber kam. Die Ältere meckert und schreit und irgendwann mischt sich auf einmal der Junge ein und schreit die junge Mutter an: “Kein Wunder, wenn Ihr Kind nichts werden würd, so wie sie mit ihm umgehen. Meine Mutter hat sich um mich bemüht und ich bin gut geraten.”

Ich glaube die junge Frau hat die Welt nicht mehr verstanden. Irgendwann fing sie dann an sich zu wehren, sagte, dass man nicht so mit ihr reden dürfe, dass es ihr Kind wäre und und und… Um sie herum hatte sich eine kleine Menschenmasse gebildet und hat das mit unterschiedlichen Emotionen beobachtet. Belustigte andere Mütter standen da mit einem wissenden Blick. Wir alle wurden schon mal von irgendwelchen Menschen an öffentlichen Orten angesprochen, die meinten die Bedürfnisse unseres Kindes ganz genau zu kennen.

Mir ist das auch schon beim Einkaufen passiert, dass eine Frau ein “Das arme Kind” leise zu ihrem Mann flüsterte, weil der Miniheld im Einkaufswagen schrie und schrie und schrie. Eine alte Dame redete energisch auf mich ein ich solle dem Kind doch nun endlich die Schokolade kaufen und mein absolutes Hihlight war eine junge, sehr genervte Frau, die mir immer wieder sagte, dass ich mein Kind endlich füttern solle, es habe Hunger. Sie lief wirklich den ganzen Einkaufsladen hindurch hinter mir her um mir das zu sagen, ungeachtet dessen, dass ich sie darauf aufmerksam machte, dass das Kind bereits gegessen hätte…

Was mich an all dem so stört: Ständig erdreisten sich die Menschen eine Situation aus einer Perspektive zu beurteilen, aus der sie gar nicht das Gesamtpaket sehen können. Sie wissen nicht, warum das Kind schreit, warum die Mutter vielleicht so genervt ist und müde aussieht, wie der Tag bisher lief, wie das Kind sonst so ist und ob das alles nicht vielleicht gerade seine Gründe hat. Nicht jedes Mal, wenn das Kind weint, heißt das, dass man da eine schlechte Mutter vor sich hat. Gerade von Menschen, die selber ein Kind groß gezogen haben darf man doch eigentlich eher Unterstützung erwarten und dass sie wissen, dass Kinder ihre Phasen und Marotten haben, die manchmal nicht so leicht zu händeln sind.

Oder wie seht Ihr das?

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20 Kommentare

  1. Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen. Die Leute sehen eine Momentaufnahme und meinen dann sich ein Urteil bilden zu können, haben dann vielleicht noch Kommunikationsbedürfnis und meinen dann ihr Kommentar abgeben zu müssen.
    Dabei wissen sie gar nicht was überhaupt passiert ist. Warum Mama und Kind so reagieren.
    Entweder haben sie keine eigenen Kinder oder tun so als ob ihres nie eine Trotzphase hatte…

    Von solchen Ansprachen bin ich bisher zum Glück verschont geblieben, aber die bohrenden Blicke und flüsternden Kommentare hab ich dennoch schon oft wahrgenommen.
    Versuch es locker zu sehen und nicht drauf einzugehen. Auch wenn es manchmal schwer fällt. Du und der Miniheld ihr wisst warum ihr gerade so seid wie ihr seid und das reicht.
    Ansonsten die Leute einfach mal frech fragen, ob sie weiter machen wollen oder die ganze Situation gesehen haben?? Manchmal kann son kecker Spruch ja aus der Bahn werfen. *zwinker*

  2. Steffi says:

    Ja Kommentare lieb ich auch… da läuft man nach der Impfung vom Kinderarzt nach Hause,der Kleine Mann quängelt im Tragetuch und eine alte Dame meint:” Ja also meine wollten auch nie in so einem Ding drinsitzen…” gepaart mit einem Blick wie kan man sein Kind nur so rumtragen.

  3. Ach je, so Situationen kennen wohl echt alle Mamas oder?
    Zum Glück hat mich noch niemand angesprochen, in dem Moment wäre ich sicher erstmal sprachlos, würde wohl versuchen mich zu rechtfertigen… Ja, es geht um die Gesamtsituation.
    Ich habe kein Problem mein Töchterlein auch mal schreien zu lassen, vor allem wenn es purer Zorn, Trotz ist. Da kann sie sich auch auf den Boden im Laden schmeissen, ich laufe dann weiter…
    Viel erschreckender finde ich dann so Kommentare “Das hätte es bei mir nicht gegeben, der hätte ich schon längst den A**** versohlt, glaub mir, Ihr seid zu “lasch”…!”
    AHA! Alles klar!
    Oder ich bekam dann Tips wie ich solle mein Kind in seinem Zimmer einschließen…wenn das dann noch sogenannte Ratschläge von engeren Familienmitgliedern sind fällt mir nix mehr ein :-(
    (Naja, zu diversen habe ich ja eh schon länger keinen Kontakt mehr)

    Als Mama braucht man echt starke Nerven ;-) Nicht nur wegen unseren Mäusen, nee, auch weil wir uns noch mit so Menschen und “Klugscheißerratschlägen” auseinandersetzen müssen *lach*

    Wünsche Dir und Deinen Lieben noch ein schöööönes Wochenende!

  4. MeinGott, ein Kidn schreit. Super -die Welt geht unter. Leute die sich an so etwas stören lassen haben echt keine anderen großen Sorgen!O_O Außerdemweiß man doch nicht was wie wo mit den Kind & Familie gerade läuft. Man, man, man…

    Ich meckere erst wenn einKind auf mich losgeht und tritt… *lach*

  5. Ich sehe das Gamze ja eher aus der Perspektive einer (noch) Nicht-Mutter.
    Ich fühle mich eher immmer überfordet und gestresst, wenn ein Kind in meiner Nähe schreit, weil ich diese Situation noch nicht kenne. Keine kleineren Geschwister gehabt und auch wenig Umgang mit anderen Babys.
    Mir würde es nicht im Traum einfallen, einer Mutter zu sagen, wie sie mit ihrem Kind umgehen soll. Aber natürlich fragt man sich als Außenstehender, was da gerade los und ob das immer so läuft. ;)
    Allerdings stimme ich dir zu, dass diese Bevormundung und kluge Ratschläge verteilen ja mal gar nicht geht… ôo
    Ich bewundere es auch mittlerweile eher, wenn Mütter das Geschrei aussitzen können. Das kann aber auch laut sein. ;D

  6. Oh ja, den ein oder anderen Blick hab ich auch schon kassiert, obwohl ich erst seit einem Monat im Mami-Club bin … Soll sich mal einer wagen was zu sagen!

  7. Die Blicke kenn ich. Gesagt hat mir bis jetzt nur einmal einer was. Da hab ich aber dann zurück geblafft da war er ruhig xD

    Ich selber schau schon komisch :/ gerade wenn ich sehe wie eine junge mama, das baby im Kinderwagen, sie versucht ständig die flasche so zu drapieren das sie weiter shoppen kann und das baby schreit und schreit unsc schreit. und das (hb auf die uhr gesehn) ganze 30 Minuten und die “sry” olle hat sich ein scheiß gekümmert und meint dann nur noch: Boar kannste nicht mal aufhören zu nerven und trink einfach (zu nen Säugling) gesagt hab ich trotzdem nicht, einmischen würd ich mich nie :/ mir tuts nur sehr leid dann

  8. Kaum zu glauben, aber diese Situationen kenne ich zu gut. Allerdings mit meinen Hunden. Es kommt so oft vor, dass ich von Besserwissern vollgetextet werde. Meistens ignoriere ich die, aber manchmal möchte ich denen einfach nur sagen, dass sie sich um ihren eigenen Mist kümmern sollen. ^^

  9. Ich finde ja, der Ton macht die Musik. Bei all dem was man fast täglich in den Nachrichten hört, was Kindern so alles passiert, sollte man froh sein, dass andere Menschen eben doch auch hinschauen, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt. Selbst war ich in so einer Situation noch nicht. Mein Kind ist ja noch in meinem Bauch :-) aber beobachtet habe ich solche Situationen schon öfters und fühle mich dann oft an diese völlig hysterischen TV-Sendungen erinnert, deren Vorschau ich sogar weg schalte, weil mich dieses Gekeife total nervös macht.
    Wenn jemand kommen würde und sich ernsthaft nach dem Befinden des Kindes erkundigen würde, wäre ja wohl nichts einzuwenden. Aber dieses Anschreien, dass sich in unserer Gesellschaft breit macht, finde ich so was von daneben und kann einfach nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die das Schreien und Zanken scheinbar brauchen wie die Luft zum Atmen. *drop*

  10. ich schließe mich da Lumini an.. auch wenn es nervt, von anderen sinnlos berichtigt zu werden, es ist gut, dass es Menschen gibt, die sich um ihre Mitmenschen sorgen und sich um sie kümmern..

    klar, werde ich auch genervt sein, wenn mir sowas später mal passiert, aber anderer Seits habe ich auch schon Kinder aufgefordert aufzuhören, als sie auf einer viel befahrenen Kreuzung mit Schneebällen nach den Autos warfen und die Mütter dumm daneben standen und sich unterhielten..

    liebe Grüße
    shira

  11. Ntürlich habt Ihr Recht, wenn Ihr sagt, dass es gut ist, dass die Augen nicht verschlossen werden. Es gibt inzwischen viel zu viele Vernachlässigungsfälle in Bezug auf Kinder, aber dennoch, wie schon gesagt wurde “Der Ton macht die Musik”, und diese Frau hatte sich definitiv im Ton vergriffen. ich denke halt, dass man mit eigenem Kind an der Seite doch um die Schwierigkeiten des Eltern seins weiß und da irgendwie feinfühliger mit umgehen kann. Aber viele lassen dann halt gerne den Experten-Status in unangenehmster Weise heraushängen. Man kann sich freundlich erkundigen, ob alles ok ist oder man vielleicht helfen kann, aber in aller Öffentlichkeit es Vorwürfe und reine Spekualtionen regnen zu lassen, die weit über Verleumnung hinaus gehen, da ziehe ich dann doch eine Grenze! Es gibt viele Dinge, wenn man denn einmal dazu in der Lage ist, über die lernt man hinweg zu hören und sich davon nicht verunsichern zu lassen, wenn man selber um den grund der Situation weiß. Man kann ja auch nicht von Außenstehenden erwarten, dass sie hellsehen können. Aber einen gewissen Grad an…nun ja…Feingefühl, das sollte schon drin sein, oder?

  12. Oh man, so extrem habe ich das noch nie beobachten könne, aber das ist schon frech. Na klar frage ich mich als passant manches Mal, warum ein Kind da schreit.
    Aber ich habe noch nie einen Gedanken daran verschwendet, dass das Kind evtl. Hunger haben könnte oder ähnliche Grundbedürfnisse nicht erfüllt wurden. Ich finde es viel schlimmer, wenn ich erlebe, wie Kinder rumquängeln und die Eltern dann eben doch die Schokolade kaufen. Wie soll ein Kind so lernen, dass es nicht alles haben kann?
    Ich glaube, es ist wahnsinnig schwierig, da die Balance zu finden zwischen “Kind beruhigen, damit die Umgebung nicht allzu genervt reagiert” und “Kind nicht verhätscheln, sonst schreit es beim nächsten Mal wieder, weil es genau weiß, dass es so seinen Willen kriegt”

    Hut ab und Respekt vor dir und auch anderen jungen Müttern, die sich hier selbst treu bleiben. :)

    Und ganz ehrlich – mein Bruder und ich waren auch keine Engel, wir haben auch gebockt, wenn wir nicht bekamen, was wir wollten. Da waren wir dann schon älter und unsere Eltern haben uns dann im Supermarkt stehen gelassen, weil sie genau wussten, wir würden schon wieder kommen. Achja, ich würde meinen, aus uns ist auch was geworden. *lach*

    (Und warum glaubt ein 14 Jähriger etwas zu dem Thema sagen zu können? *hihi*)

  13. @chrissi: Du, man muss das ehrlich lernen. Gerade als junge Mutter mit erstem Kind ist man so schnell verunsichert,w enn sie von allen Seiten ankommen. Aber man muss echt lernen zu differenzieren, auch als Außenstehender!

  14. Da kann ich Sari nur zustimmen. Ich habe in Juniors Trotzphase auch öfter mal “wohlgemeinte” Ratschläge und Hilfsangebote fremder Leute bekommen – FÜRCHTERLICH!!!

    Mir ist es dann ehrlich gesagt relativ egal, ob sich die anderen Supermarktkunden etc. durch das Geschrei gerade belästigt fühlen, wenn das der Erziehung meines Kindes dient.
    Ganz im Ernst, die “netten” Leute, die vorschlagen, dem Kind doch endlich die Schokolade zu kaufen etc. sind später nicht mehr da, wenn das Kind den Eltern permanent (jahrelang und dauerhaft!) auf der Nase herumtanzt, weil man an den wichtigen Stellen verpasst hat, konsequent zu sein – auch in der Öffentlichkeit.

    Meine Erfahrung bei Kind I hat mir auf jeden Fall bestätigt, dass es superrichtig war. Und irgendwann ist die Phase vorbei und alles läuft stressfrei :)

    Freu mich schon auf die neuen Kommentare, wenn demnächst Kind II da ist ;)

  15. @federfee: Und es ist ja auch nicht so,d ass einem nicht selber das Herz total blutet, wenn man gerade Konsequent sein muss, aber man wird später für die Hartnäckigkeit belohnt. Bis dann die nächste Phase kommt. Eigentlich müsste ein Kind so ein Schild auf dem Kopf tragen auf dem steht “Stecke gerade in einer schwierigen Phase”

  16. Tja, eine meiner größten Ängste, wenn mein Schneckchen im August zur Welt kommt. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als mir tolle Ratschläge von wildfremden Menschen anzuhören, besonders weil ich ein so ausgeglichener Mensch bin, kaum kollerisch und so ;). Ich glaube wenn ich die Mutter gewesen wäre, ich wäre irgendwann ausgeflippt.

  17. […] Ihrem Sohn entsprechende Erfahrungen gemacht hat und da, mit mir völlig dacor geht und auch Sari hat das Thema auf Ihrem Blog aufgegriffen. Es scheint ein großes Phänomen zu sein, dass […]

  18. Kann zwar wenig neues zu der Diskussion beitragen, weil eigentlich all die Gedanken, die mir so im Kopf herum schwirren, schon geäußert wurden, will aber dennoch anfügen, dass mich das auch gewaltig ärgert, wenn so völlig aus dem Zusammenhang heraus auf der Basis einer gefühlten Sekunde im Leben meines Sohnes mir als seiner Mama irgendwelche Sachen, äh, natürlich wohlgemeinten Ratschläge, an den Kopf geworfen werden – am besten noch von Frauen, die nie selbst ein Kind hatten. Schönen Schrank auch. Noch mehr ärgert mich allerdings, dass ich da so wenig drüber stehen kann. Ich hoffe, mir wächst da bald mal ein dickeres Fell…

  19. Ich bin ein Experte beim Thema Kinder, aber ich finde, man hört meistens heraus, wenn ein Kind nur genervt und bockig ist oder was ernsteres ist. Und bockig sind sie ja gerne mal in Supermärkten, wenn sie still im Wagen sitzen sollen, müde sind oder nicht das bekommen, was sie wollen. Ich finde, gerade andere Mütter müssten das doch am besten nachvollziehen können. Aber Klugscheißer gibt es halt überall.

  20. Na da kann ich mich ja noch auf was gefasst machen. In der Öffentlichkeit haben wir bisher nur ein zufrieden schlafendes Baby herum kutschiert. Von den Nachbarn wurden wir sogar schon gefragt, ob die Kleine überhaupt mal schreit, weil man gar nichts höre. Okay, ich bin bisher wohl eine “japanische Mutter”, die ihr Kind beim kleinsten Mucks hoch nimmt und tröstet, soweit es sich machen lässt, aber ich stimme dir voll und ganz zu: jede Mutter kennt ihr Kind doch am besten und weiß was sie wann zu tun hat. Das geht sonst keinen was an!

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