Stolz

Einfach mal nur stolz sein dürfen! Geht das?

Allem voran: Ich bin stolz auf meine Kinder. Jederzeit, immer und überall. Jeden Fortschritt den sie machen, jede Hürde, die sie meistern…sie entwickeln sich in ihrem Tempo und immer, wenn sie etwas schaffen, ist es für sie ein Erfolgserlebnis und für uns Eltern ein Augenblick, in dem wir besonders stolz sein können.

Ja, ehrlich: Mit allen Macken und Eigenheiten, die meine beiden Söhne mit in unser Leben gebracht haben sind wir dennoch vor allem eines – Stolz. Und ich finde, das darf man ruhig auch sein. Oder?

Vom Vergleichen und Bewerten!

Es ist leider extrem. Immer. Überall. Und besonders unter Eltern. Man macht es ja teilweise nicht mal mit Absicht. Dieses Vergleichen. Es passiert einfach. Auch ich wollte es immer vermeiden, nur auf die Fortschritte meiner eigenen Kinder schauen, ohne sie irgendwie zu bewerten und dabei auf das Tempo anderer Kinder zu achten. Dennoch horcht man ungewollt auf, wenn andere Eltern von ihren Kindern erzählen. Wann sie das erste Mal gelaufen sind, wann der erste Töpfchen-Gang klappte, wie es mit dem Durchschlafen läuft usw. und ja, natürlich rutscht einem dann auch mal ein “Ja, unsere haben ja…” und schwupp, steckt man mittendrin im Vergleichen.

Grundsätzlich finde ich das auch gar nicht schlimm. Die Frage ist nur immer, wie gehe ich im Anschluss damit um. Nutze ich die Vergleiche, um mein eigenes Kind aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zu hinterfragen, warum Fritzi Müller denn nun schon seit 4 Wochen krabbeln kann und mein Baby noch nicht? Oder freue ich mich einfach über die Fortschritte, von denen die Eltern ja eigentlich nur berichten, weil sie stolz sind und ein kleines bisschen (sicher auch unbeabsichtigt) angeben wollen? Ich stelle immer wieder fest, dass die Wenigsten sich einfach nur mit freuen können. Meist entsteht ein kleiner verbaler Wettkampf. “Naja, dafür konnte meiner ja schon…blablabla”: Und man fängt an Dinge zu suchen, die das eigene Kind vielleicht besser gemacht haben könnte.

Ganz ehrlich? SO EIN QUATSCH!

Du hast das Recht stolz auf Dein Kind zu sein und ja, du darfst es auch gerne in die Welt hinausschreien.

Stolz

Ich finde es schade, dass man manchmal dieses Gefühl hat, dass man nicht einfach von den tollen Fortschritten seines Kindes erzählen darf. Wenn ich zum Beispiel vom Minihelden erzähle, dann frage ich mich auch manchmal, ob die Leute denken, ich will einfach nur angeben. Damit, dass mein Sohn mit einem Jahr schon ganze Sätze sprach, mit 2 1/2 Jahren seinen Namen schreiben und mit 3 Plus/Minus Rechnen im Zahlenraum von 100 gut beherrschte. Oder die Tatsache, dass er mit 1 1/2 Jahren die Farben perfekt den Gegenständen zuordnen konnte.

Ich schaue immer etwas verlegen drein, wenn mein großer Junge anderen Leuten erzählt, dass er, seit er vier Jahre alt ist, lesen kann. Inzwischen liest er eben schon flüssig Bücher der Leselernstufe 3 und darf regelmäßig in der Kita in der Ruhezeit den anderen Kindern vorlesen. Er fängt jetzt mit multiplizieren und dividieren an und übt fleissig das Schreiben. Und das erzählt er gerne, denn er ist stolz darauf. Zu Recht.

Wir sind es ja auch und dennoch haben wir immer das Gefühl, dass es auf andere wie Angeben wirken muss, so dass wir uns mit Erzählungen über den Minihelden oft ausbremsen und uns nicht trauen diesen Stolz offen zu zeigen. Auch wenn es uns nicht davon abhält dem Minihelden dies wiederum immer wieder deutlich zu machen.

Warum ist das so?

Warum darf man nicht einfach offen den Stolz zeigen, den man für seine Kinder empfindet? Jedes Mal, wenn ich mich wieder dabei erwische, wie ich verlegen mitten im Satz stocke und versuche die Dinge zu verharmlosen, manchmal dann auch mit so Sätzen wie “Aber das ist auch nicht unbedingt einfach, man hat Ängste und Sorgen, die dann eben anders sind” ein bisschen negativ zu behaften, frage ich mich, wieso ich das eigentlich mache.

Vielleicht ist es ein Augenrollen da. Manchmal hinterfragen die Leute auch, was wir getan haben, damit das so ist und manche schauen einen kritisch an. Und manchmal kommt dann “Ja, unsere konnte ja dafür…”. Der allseits beliebte Konkurrenzkampf.

Das Bewerten unserer Kinder, in dem wir sie mit anderen Kinder vergleichen, ist etwas, mit dem wir ihnen eigentlich keinen Gefallen tun,meint Ihr nicht? Eines der ersten Dinge, die ich in meiner Ausbildung gelernt habe ist: Kinder entwickeln sich in ihrem ganz eigenen, individuellen Tempo und jedes Kind hat andere Fähigkeiten, die es besonders gut kann. Vergleichen ist also absoluter Quatsch. In den meisten Fällen. Man sollte die Entwicklung des Kindes natürlich nicht gänzlich aus den Augen verlieren, aber Ihr wisst sicher, wovon ich hier und heute spreche.

Jedes Kind bringt im Laufe seines Lebens seine ganz eigenen Stärken und Schwächen mit und diese gilt es zu fördern, zu unterstützen und jeden Erfolg, den das Kind erzielt eben auch mit Stolz zu untermalen.

Mein Appell heute an Euch: Seid stolz auf Eure Kinder und habt keine Angst diesen Stolz auch mit anderen zu teilen.

sari-unter

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4 Kommentare

  1. Liebe Sari, unser Mini-Me läuft seitdem er 9 Monate alt ist und ich bin, so doof es auch klingt, irgendwie stolz. Aber natürlich kann ich dafür nichts und bilde mir nichts darauf ein. Doch wenn ich andere Eltern treffe, dann komme ich mir oftmals total “blöd” vor, weil jeder verwundert ist, dass er schon so gut läuft und das schon so lange. Ich habe dann das Gefühl, dass ich mich rechtfertigen muss. Bisher blieb der Konkurrenzkampf aber weitestgehend aus. Ich hoffe das bleibt auch so. Lg

    1. Sarah Kroschel says:

      Ja, unser Kleiner lief auch bereits mit 9 Monaten und alle sprachen uns immer wieder darauf. an. Und dennoch dann anstatt einfach Stolz zu zeigen spielt man es runter. Auch ohne Konkurrenzkampf. Komisch, oder? Warum macht man das?

  2. So ohne eigene Kinder kann ich nicht nachvollziehen, was sich da emotional in einem selbst abspielt. Dafür hab ich die Möglichkeit zu beobachten. In meinem Umfeld gibt es mehrere jüngere Kinder, wovon zwei meine eigenen Geschwister sind. Es ist jedes Mal ein absoluter Zirkus… Es sind nicht nur die Eltern, die sich in Konkurrenzkämpfe verwickeln, sondern alle anderen Verwandten machen gleich mit. Dann heißt es “Also ICH hab das meinem Kind so und so beigebracht” oder “Aber eigentlich müsste er das ja schon lange können” oder oder oder… Dann gibt es eifersüchtige Mütter, die aus ihrer Not heraus irgendwelche Dinge über ihre Kinder behaupten und später kommt dann raus, dass es nur erfunden war und das Kind noch gar nicht so weit ist. Ich hab auch schon Karmas harte Hand erlebt, wenn sich zuvor eine Mutter am Scheitern eines anderen Kindes ergötzt hat und ihr eigenes Kind später ebenfalls daran scheiterte…
    Am Ende kenne ich mich zu wenig mit Kindern und Erziehung aus, um mitreden zu können. Ich finde es nur einfach nicht gut, wie sich Eltern und Verwandte untereinander duellieren auf Kosten der Kinder. Das muss nicht sein :/ Manchmal kriegen sie es ja auch mit und fangen dann wohlmöglich noch an an sich selbst zu zweifeln :/

    1. Sarah Kroschel says:

      Ja, man kann auf diese Weise an so vielen Stellen Unsicherheiten schüren. Nicht nur bei den Kindern, sondern eben auch bei sich selber, wenn man immer und immer wieder vergleicht. Man fängt ja auch an sich selbst zu hinterfragen, ob man vielleicht irgendetwas falsch gemacht haben könnte oder so.

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