Gedanken

Gedankentagebuch #27 – Morgenspaziergang-Gedanken

Nicht nur beim Joggen kann man von einen Gedanken in den nächsten abdriften, auch bei meinen morgendlichen Runden drehen sie sich in alle Richtungen. Ja, ich mache sie immer noch, meine Morgenspaziergänge. Nicht selten wache ich morgens auf und habe so null Bock, habe gedanklich für mich eigentlich schon entschieden, dass ich nach dem Bringen der Kinder einfach wieder direkt zurück gehe und dann laufe ich doch von der Schule aus weiter. Es ist im Schnitt keine große Runde und nach 30 Minuten komme ich zu Hause rein, aber der Vorteil ist dann meist der, dass ich dann ein frischen Frühstücksbrötchen in meinen Händen halte und das genieße ich aktuell sehr.

Mal davon abgesehen fühle ich mich dann auch viel munterer und frischer als nach dem Aufstehen, nachdem ich die Runde an der frischen Luft hinter mir habe. Egal welches Wetter gerade draußen herrscht und gerade bei der Hitze der letzten Woche waren die Luft und Temperaturen besonders am Morgen noch mit am angenehmsten.

Manchmal sind die Morgen anstrengend…

Wer selber Kinder zu Hause hat, der weiß, dass es morgens nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Oft fängt es ja schon damit an die Kinder überhaupt zum Aufstehen zu motivieren, nachdem man es selber kurz zuvor gerade so aus dem Bett geschafft hat. Ich bin an sich jemand, der gut morgens aufstehen kann und die Zeiten, wo ich bis sonst wann im Bett liegen konnte, sind schon lange vorbei. Ich habe eher inzwischen eine Mentalität verinnerlicht, bei der ich das Gefühl habe wertvolle Zeit vom Tag zu verschwenden, wenn ich nur rumliege. Mal davon abgesehen neige ich zum Matschkopf, wenn ich zu lange liegen bleibe. Mindestens zwei Mal den Schlummerknopf drücken, das habe ich aber dennoch perfektioniert. Außerdem lernt man mit der Zeit gut damit klar zu kommen, dass die Vögel schon um 4 Uhr morgens zwitschern und die Sonne dir ins Gesicht scheint. Zu Anfang macht mich das immer wach, doch so wie meine Trinkerinnerung kann ich auch das nach einer gewissen Weile gut ignorieren. 

Wie auch immer: Morgens fühle ich mich gerädert. Und die Kinder auch. Die haben nämlich abends nun auch massive Schwierigkeiten einzuschlafen, wenn es einfach mal bis 22 oder gar 23 Uhr noch hell da draußen ist. Und da hilft auch keine Abdunklung-Jalousie, denn das Wissen, dass es draußen noch hell ist, ist absolut ausreichend. Wer kennt’s?

Gut, also Kinder wurden irgendwie aus dem Bett gezerrt, das Grummeln hat man auch halbwegs überstanden und man hört das eine oder andere Gemaule im Bad, weil sie sich im Weg stehen oder irgendwie anders auf die Nerven gehen. Nach und nach landet jeder am Esstisch und schiebt sich irgendwie ein Frühstück rein, auf das sie um die frühe Uhrzeit eigentlich noch gar nicht so richtig Lust haben. Nochmal auf Klo, Ranzen packen, auf geht’s…

Der Tag kann irgendwie starten und ich meine Runde drehen

Nachdem also das eine Kind mit ganz viel Winken auf den Weg geschickt wurde, laufe ich mit dem anderen an der Hand Richtung Schule. Inzwischen ist der müde Punkt scheinbar überwunden und mir wird von Ninjago-Karten, Traumtoren und Lieblingskuscheltieren erzählt und ich merke: So richtig aufnahmefähig bin ich noch nicht, nachdem ich noch im Schulmodus bin (Schulmodus = Kinder motivieren, Essen machen, Kinder noch mehr motivieren, immer gute Laune als Vorbild zeigen). Aber ich nicke und versuche auf die Erzählungen adäquat zu reagieren. (Hey, würdigt bitte einer, dass ich zu früher Stunde so komplizierte Wörter wie adäquat, also angemessen, nutzen kann?!?)

Kaum am Schulhof angekommen, lässt der kleine Sohn meine Hand los, stellt den Ranzen am morgendlichen Treffpunkt ab und rennt zu seinen Freunden. Ich bin jetzt nur noch für den Moment wichtig, wo die Lehrerin kommt und er mir nochmal tschüss sagen will. Immerhin macht er es. Eine schnelle, aber feste Umarmung gepaart mit einem “Du bist die beste Mama der Welt” und weg ist er. Ich kann mich schon glücklich schätzen, oder? 

Und dann kann meine Wanderung losgehen. Wie beim Joggen kommt als erstes die Frage: Welchen Weg will ich heute gehen. Am See entlang? Durch die Siedlung hindurch? Mehr Natur oder einfach an der Straße entlang? Größere oder kleinere Runde?

Gedanken – Kein Tag gleicht hier dem anderen

Dadurch, dass ich jeden Morgen spontan entscheide, wie ich laufe und auch während des Weges einfach einem Gefühl folge und mal nach links und mal nach rechts abbiege, ist die Strecke immer ein kleines bisschen anders. Einzige Gemeinsamkeit ist der Zwischenstopp beim Laden, wo ich Brötchen und meist nochmal frisches Obst oder eine fehlende Kleinigkeit hole. 

Allerdings habe ich festgestellt, dass ich an Regentagen gerne die Route am See entlang nehme. Ich liebe es zu beobachten, wie die Tropfen des Regens auf der Wasseroberfläche aufkommen und für dieses lustig hüpfende Muster dort sorgen. Sofort habe ich die irgendwie traurige, aber gleichzeitig auch fröhliche Melodie aus dem Ghibli Film “Mein Nachbar Totoro” im Ohr und bleibe meist auch kurz stehen, um diesen kleinen Tanz ein wenig zu beobachten. Hier bin ich von deutlich mehr Natur umgeben und der Anblick der glänzenden kleinen Perlen-Tropfen auf den Spitzen der Blätter und Gräser ist einfach nur wunderschön. Auch ist die Luft hier anders.

Dieser Weg ist durchaus auch an sonnigen Tagen schön, aber da gehe ich durchaus gerne auch mal die Route an der Straße entlang, weil ich es mag, wie man die lange, lange Straße hinunter schauen kann und am Ende das Glitzern der Sonne oder gar ein schönes Wolken- oder Farbenspiel beobachten kann.

Allgemein mag ich die Vielfalt der Natur über die Jahreszeiten hinweg

Manch einer von euch ist sicherlich sehr unglücklich mit dem aktuellen Wetter, oder? Lacht mich nicht aus, aber ich liebs! Total. Mit großer Begeisterung habe ich die lange Leggings aus dem Schrank gezogen und mir einen Kuschelpullover übergeworfen. Diese 20 Grad, die sind einfach so viel mehr meine Welt, als die 30. Daher wird der Sommer sicherlich nochmal spannend für mich, da von einer gigantischen Hitzewelle die Rede ist. Aber sicherlich wechselt die sich wieder ständig mit Unwetter ab und mein wetterfühliger Kopf wird Tango tanzen. Tut er ja jetzt schon teilweise und ist dauerpräsent. Das ewige Leid einer Migräne anfälligen Person. Da lautet die Frage eher nicht: “Hast du Kopfschmerzen”, sondern: Wie doll sind sie heute”. Richtig heftige mit schmerzenden Augen und Lichtempfindlichkeit hatte ich erfreulicher Weise schon länger nicht mehr, aber der konstante Druck ist bei den aktuellen Wetterlagen ständig präsent. Mal mehr und mal weniger. Man lernt es auszuhalten, nicht wahr?

Jedenfalls genieße ich das kühlere Wetter derzeit sehr. Auch wenn mir bei meinen morgendlichen Runden immer wieder auffällt, dass die Natur damit wohl so ihre eigenen Probleme hat. Die herrlichen Kornblumenwiesen mit rotem Mohn sind im Juni so toll gewachsen und boten einen genialen Anblick (mit viel Pollen-Potential), aber diese Wiesen wurden nun wieder gemäht, regelrecht gestutzt und alles, was nun zurückbleibt ist eine vertrocknete, gelbe Wiese. Es sieht fast schon aus, als würde man durch eine vertrocknete Wüste laufen und das trotz der vielen Regenfälle der letzten Tage. Die Hitze kurz zuvor hat einfach alles verbrannt, nachdem es auf einmal so kurz war.

Gedanken
Es sieht fast schon nach Herbst aus

An manchen Tagen sieht es schon regelrecht nach Herbst aus

Aber das warme leuchten dieser Jahreszeit fehlt noch und das ist auch gut so, denn der Herbst kommt ja erst noch. Da ist die Luft dann anders, die Sonne hat ein anderes Licht, es ist einfach eine vollkommen andere und eigene Atmosphäre. Und trotzdem: Die Bäume verlieren Blätter. Die Wege sind teilweise von gelben Laub belegt und zusammen mit den vertrockneten und eher nicht saftig grünen Wiesen hat das schon etwas sehr herbstliches. 

Heute habe ich mich für die Straßenroute entschieden. Die Luft war kühl und frisch und mein Kopf etwas matschig nach einem Diskussion reichen Morgen und einer gewissen Sommermüdigkeit, die mich in letzter Zeit kontrolliert. Einmal quer durch den Hintereingang Richtung Straße und im Schatten der Kastanienbäume entlang. Dazu habe ich einen Podcast auf den Ohren. Ich weiß auch nicht wieso, aber der lockere und irgendwie zwanglose Stil von Julien Bam und Rezo erheitert mich aktuell sehr und ich höre den beiden gerne zu bei den Verrücktheiten, die sie so austauschen. Manchmal sind ihre Geschichten wirklich schräg, die sie so erzählen, aber ich mag die Leichtigkeit dahinter. Sie lenkt mich und meine Gedanken gut ab. Die beiden machen das ja nun schon seit mehreren Jahren mit ihrem Podcast, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass viele Influencer, TikToker und Co ebenfalls damit anfangen. Irgendeiner von denen sagte neulich erst “Man muss sowas jetzt wohl machen” und meist reden sie wirklich nur, tauschen Alltäglichkeiten aus. So, wie ich das hier mit dem Blog schon seit Jahren mache. Nur führe ich eher einen Monolog und keinen Dialog, wie sie das tun.

Manchmal schlafe ich abends dabei ein und wache dann morgens mit einem vollkommen anderem Podcast im Ohr auf. Zuletzt von zwei Mädchen, die sich massiv darüber aufregten, dass ein Typ wohl fremdgehen würde, weil er mit dem einen Mädel Nachrichten ausgetauscht hat. Da musste ich erst einmal schnell aus meinem morgendlichen Matschkopf rausfinden und zu mir kommen. Das war schon irgendwie ein seltsames Aufwachen *lach*.

Überall liegen Blätter auf den Wegen…

Nun gut, ich schweife ab. Ich lief also meinen Weg entlang, mit den Kopfhörern im Ohr (“Bitte laden” meckert der eine Kopfhörer mit mir…manno). An Tagen, wo es besonders warm schon am Morgen ist, wähle ich meist einen Weg, der eher erdig ist und unter vielen Bäumen entlang führt. Hier wirkt die Luft meist frischer und durch die dauerhaften Schatten auch etwas angenehmer. 

Mein Blick schweift ab. Überall liegen Blätter am Boden. Viele von ihnen sind bereits gelb. Die Hitze hat den Bäumen scheinbar genauso wenig gefallen, wie den runtergebrannten Wiesen. Irgendwie finde ich es schade, aber andererseits mag ich die Farbgebung. Vor allem in Kombination mit dem dunklen Grau der Gehweg-Steine. Diese Farbkombination findet sich übrigens auch zu Hause in unserem Wohnzimmer wieder. Vielleicht mag ich sie deshalb so.

Ich laufe und laufe und laufe. Denke über die Diskussion am Morgen nach und ob sie nötig war. Manchmal frage ich mich, ob meine Reaktion angebracht war oder nicht. Manchmal freue ich mich über liebe Worte zum Abschied oder die Umarmung, die noch etwas nachhallt. Manchmal plane ich schon einmal den Tag und überlege, wie ich die einzelnen Dinge angehen soll. Manchmal schicke ich Sprachnachrichten an liebe Menschen raus, während ich laufe und höre mir ihre Antworten an. 

Es sind 30 Minuten am Morgen, in denen ich bei mir bin. 30 Minuten, in denen ich gehe, die Umwelt betrachte und meine Gedanken fließen lasse. 30 Minuten am Tag. Seit einigen Monaten. 30 Minuten, in denen ich mich bewegt habe und Bewegung ist ja bekanntlich immer gut, nicht wahr?

Und wenn ich dann zu Hause ankomme, sind meine Gedanken ein wenig geordneter, mein Kopf ein wenig klarer als noch vor zwei Stunden, als ich mich aus dem Bett quälte. 
Und damit bin ich dann (erstmal) bereit für die Dinge, die der Tag für mich parat hat. 

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

2 Kommentare

  1. So eine Morgenroutine mit Spaziergang ist toll! Hätte ich auch gerne. Meine Kids sind (glücklicherweise?) schon so alt, dass sie eigenständig in die Schule radeln können. Das Chaos morgens ist dennoch vorhanden. Kann mir gut vorstellen, dass sich deine Gedanken nach der Morgenrunde besser geordnet haben.

    1. Sarah Kroschel says:

      Absolut. Man unterschätzt es, was für eine gute Wirkung so eine kleine Runde haben kann. Man hat sich bewegt und sich ein wenig geordnet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert