Werbung wg. Markenerkennung auf dem Foto – Das Bild zeigt eine Situation aus dem Alltag der Kinder. Wir wurden für das Zeigen des Fotos nicht bezahlt.
Wir alle kennen diese Tage, an denen wir uns bereits am Morgen fühlen, als ob wir besser im Bett bleiben sollte. Ich selber hatte letzte Woche erst so einen Tag, an dem ich am Liebsten alles sein gelassen und zurück ins Bett gegangen wäre.
Morgens wach werden und schon genau wissen: Das wird heute nichts!
Die Augen öffnen, sich umschauen und noch im alten Traum fest hängen. Es dauert irgendwie länger als sonst so richtig zu sich zu kommen und man spürt dieses leichte vibrieren in der Luft. Man schlägt träge die Decke zurück und hört aus dem Nachbarzimmer schon das erste Schimpfen der Kinder. “Na das kann ja etwas werden heute”, schießt uns durch den Kopf und wir überlegen, ob wir nicht doch lieber uns noch einmal umdrehen und unter die Decke kuscheln wollen. Im nächsten Moment springt die Tür auf und ein lautes “MAMAAAAAA, der ärgert mich” schallt durch den Raum. Spätestens jetzt sind wir wach und sofort auf 180. Aufpassen…aufpassen, dass die Gefühle nicht überhand nehmen. Wir brummeln etwas vor uns hin, schieben uns an den streitenden Kindern vorbei und schlurfen ins Bad, um das tägliche Drama im Spiegel zu beobachten.
An solchen Tagen wirken die Augenringe dunkler als sonst, die Falten mehr und tiefer und die Haaren wuscheliger. Alles scheint uns heute ärgern zu wollen. Na solche Tage eben. Ich brauche das gar nicht mehr so ausführlich zu beschreiben, denn ihr kennt das alle. Ohne Ausnahme, möchte ich wetten.
Aber wisst ihr was: Auch Kinder erleben solche Tage!
An manchen Tagen frage ich mich, was in den Kindern vorgeht. Das Heldenkind hatte vorgestern so einen Tag. Klar, es gibt immer diese Phasen. Diese berüchtigten Phasen, die angeblich niemals enden und immer von einer in die nächste übergehen werden. Pausen gibt es da nicht wirklich. Aber manchmal erleben Kinder Tage, die über diese Schübe und Phasen hinaus gehen und sie irgendwie empfindlicher oder reizbarer als sonst wirken. Das sind dann sicher auch solche Tage…
Manchmal reicht nur eine Kleinigkeit, um einen Vulkan überlaufen zu lassen.
Alles fing an mit einem Jogurtdeckel. Der Miniheld wollte seinen Jogurt aus dem Becher essen, das Heldenkind aber gerne aus der Schüssel, also füllte ich ihm seinen in eine Schüssel um. Am Tisch dann aber der sichtbare Unterschied: Der große Bruder hatte ja nun einen Deckel, den er vom Becher abmachen konnte. Das wollte der Kleine auch. Nur war natürlich kein Deckel mehr da. Und damit fing das Drama an… es folgten unglückselige Schreie, Gepolter und andere Zeichen der Unzufriedenheit, die Kinder in Perfektion beherrschen. Wir alle kennen das. Ich sehe das innerliche Nicken…
Die Situation ließ sich aber auch nicht auflösen, denn der Deckel war nun bereits im Müll und einen weiteren Jogurt aufmachen war für mich keine Option. Es folgte Verweigerung des Jogurts in der Schüssel und später dann auch das Anziehen von Schuhe und Jacke. Immerhin mussten wir ja den großen Bruder zur Schule bringen. Nichts war mehr in Ordnung. Alles war doof. Die Erkenntis: Für den Kleinen war der Tag erst einmal gelaufen…
Manchmal ist der Bock so groß, dass man gar nicht mehr weiß, wo er eigentlich herkam.
Nachdem das Heldenkind nun also eine ganz lange Zeit unglaublich unglücklich war, wusste es glaube ich ab einem bestimmten Zeitpunkt selber nicht mehr, warum es schrie und wie es da wieder rausfinden konnte. Bei uns hilft da meistens nur noch Geduld und ganz viel Kuscheln. Der Deckel war schon lange vergessen, das Gefühl aber so übermächtig, der Bock wollte einfach nicht gehen. Übrig blieb ein trauriges Schluchzen und der Wunsch nach Jogurt…
So langsam verzog sich der Bock wieder und Ruhe kehrte ein. Der restliche Vormittag wirkte aber wie in einem Film. Das Kind war anders als sonst, ruhig, in sich gekehrt, empfindlich. Die Erkenntnis ist da: Das Kind hat SO einen Tag. Irgendetwas steckt tief in ihm drin und lässt ihm keine Ruhe.
Manchmal lösen sich die Probleme dann von ganz alleine auf.
Im Fall des Heldenkindes war es an diesem Tag ein ganz böses Zwicken im Bauch, wie sich später herausstellte. Druck, der so unangenehm war, dass das Kind nicht wusste, wie es dieses Gefühl einordnen oder beschreiben sollte. Bauchschmerzen klar. Das konnte es mir irgendwann sagen. Aber woher sie rühren, warum sie da sind und wie wir sie wieder weg bekommen. Das galt es erst heraus zu finden… Am Nachmittag, nachdem wir die (erlösende) Lösung hatten, da war die Welt wieder in Ordnung.
In solchen Momenten bin ich übrigens sehr dankbar, dass mein Kind inzwischen einen Punkt erreicht hat, wo es zumindest im Ansatz seine Schmerzen oder sein Leid ausdrücken und mit dem Finger darauf zeigen kann. Das erleichtert solche Tage ungemein, auch wenn es nicht die endgültige Lösung bringt. Zumindest kann man schon mal einen Weg beschreiten und versuchen, dem Kind so einen Tag ein bisschen angenehmer zu gestalten.
Wir alle stehen mal mit dem falschen Fuß auf.