Euch geht es sicherlich ähnlich wie mir: Musik gehört in den Alltag. Für mich definitiv. Schon oft habe ich mich darüber ausgelassen, wie wichtig es für mich ist, dass immer Musik in meiner Nähe ist. Wie ein Soundtrack, der mein Leben begleitet. Oft habe ich Kopfhörer dabei, höre unterwegs, in ruhigen Situationen, im Bus, beim Einschlafen… ja, auch beim Einschlafen. Wobei es hier manchmal etwas hin und her wechselt zwischen ruhiger Musik oder Podcasts.
Fakt ist: Ich hasse es, wenn um mich herum Stille herrscht
Es gibt eigentlich nur eine Situation, in der ich Musik eher als störend empfinde und das ist, wenn ich hier am Laptop sitze und schreibe. Dann muss mein Kopf vollkommen frei für meine Gedanken sein, die sich um die vielen Wörter drehen, die aus diesem herausströmen möchten. Ansonsten bräuchte ich deutlich länger für meine Texte und müsste mich immer wieder neu konzentrieren.
Das hat sicherlich unter anderem den Grund, dass ich eigentlich fast immer – also eigentlich wirklich IMMER – mitsinge, wenn Lieder laufen, die ich kenne oder wo ich halbwegs den Text kann. Und ja, bei manchen Liedern singe ich mit, auch wenn ich mir beim Text total unsicher bin. Das ist egal. Ich bin alleine, keiner hört mir zu und es tut der Seele gut einfach die Gefühle in den Moment heraus zu lassen.
Musik nimmt nämlich viel Einfluss auf meine Emotionen und meine Emotionen auf die Musik, die ich gerade höre. Manchmal sind Lieder einfach nur schön und lassen mich lächeln, aber wenn ich in keiner guten Stimmung bin, kann das gleiche Lied, das mich zuvor lächeln ließ, auch traurig machen.
Oft stecken Erinnerungen oder Gefühle in der Musik
Viele Lieder, die ich gerne höre, lassen mich an Zeiten denken. Zeiten mit Freunden, Zeiten in denen ich bestimmte Dinge erlebt oder durchlebt habe, an Schule, Klausuren, Ausflüge, Geburtstage, Menschen… ja, ganz besonders an Menschen. Wenn Musik immer zu deinem Alltag gehört, dann ist sie auch immer da, wenn du mit den Menschen zusammen bist, die Teil dieses Alltags sind.
Freunde, Familie, Feinde… ja, auch Feinde. Mein Sohn nutzt dieses Wort gerne für Kinder, die ihm unangenehm sind. Ich bin eigentlich kein Fan von dem Wort, aber es ist irgendwie mehr als das. Es ist auch eine Empfindung und in dem Fall sprechen wir wohl von Menschen, die einem einfach nicht gut tun. Aber ich schweife mal wieder ab…
Nun ist es so, dass ich in den vergangenen Wochen etwas festgestellt habe, das mich ganz schön zum Nachdenken gebracht hat. Ihr müsst wissen, ich habe schon immer gerne gesungen. Mal mehr, mal weniger gut, aber bei unseren Karaoke Abenden schneide ich eigentlich grundsätzlich immer ganz gut ab und noch ist keiner vor Schreck umgefallen, wenn ich singe. Ein Star werde ich wohl nicht, aber es macht Spaß und kann ungemein befreiend sein.
Doch auf einmal kann ich kaum noch singen ohne zu weinen
Kleiner Fun Fakt nebenbei: Ich werde dieses Jahr 40 Jahre alt. Man kann also davon ausgehen, dass ich die durchschnittliche Hälfte meines möglichen Lebens dieses Jahr erreiche und in 40 Jahren hat man schon so manches erlebt und viele Menschen in seinem Leben getroffen und vielleicht auch schon verloren. Man konnte viele Erinnerungen sammeln und sie in seinen Gedanken abheften und manchmal gibt es so Dinge, die rufen diese Erinnerungen wieder hervor und dazu gehört definitiv Musik.
Die Lieder, die wir gerne auf den Gartenpartys gehört und vielleicht auch dazu getanzt haben. Die Favoriten beim Karaoke singen, die wir jedes Mal wieder heraus gesucht haben, weil sie einfach immer ein MUSS waren. Das Lied, das gerade im Radio lief, als der Anruf kam, dass meine Oma gestorben wäre, die Leidenschaft zu dem Sänger, die man mit seinem Vater teilt, der Stil, den man nur im Sommerurlaub zu hören bekam… all dass sind Teile unseres Selbst, werden immer zu uns gehören und Einfluss auf unsere Emotionen nehmen.
Trotzdem erschreckt es mich ein bisschen. Wenn ich wieder alleine zu Hause bin und Musik laut an ist, dann singe ich. Meist laut und voller Leidenschaft *lach*. Ja, tanze immer, als wenn du alleine wärst, nicht wahr? Und während ich da so durch das Wohnzimmer wandere, Wäsche zusammen lege und mitsinge, merke ich immer öfter, wie mir die Stimme dabei weg bricht und sich Emotionen in mir ausbreiten, die mir Tränen in die Augen treiben. Dabei ist nicht jedes Lied mit einem traurigen Gefühl verbunden und doch fühlt es sich oft so an, als ob mir etwas fehlen würde.
Als ob die Musik aktuell eine Art Kanal für unausgesprochene Gedanken oder unterdrückte Gefühle ist, von denen ich selber nicht weiß, dass sie raus wollen.
Das sind solche Momente, wo man tief in sich reinhören und sich fragen muss, was vielleicht los ist. Deshalb höre ich nicht auf zu singen. Nein, ich singe noch mehr, noch lauter und gebe diesen Kanal frei, wenn er mir dabei hilft, mich selbst wieder etwas freier zu fühlen und vielleicht fange ich dazu auch an zu tanzen. Ganz frei und wild und mit ausgebreiteten Armen…
Kennt ihr das?