Erkenntnisse

Gedankentagebuch #26 – Erkenntnisse!

Erkenntnis Nr. 1: Gedankentagebuch zu führen, das hat schon etwas. Frei und ungebunden an einen Beitrag heranzugehen, das kann sehr befreiend sein. Wie komme ich jetzt darauf? Naja, ein wenig durch den letzten Bloggerschnack-Beitrag, in dem sich in den Kommentaren zeigt, dass die meisten das Bloggen eben als eine Leidenschaft sehen, als etwas, das ihnen Raum gibt sich auszudrücken, wo sie es woanders vielleicht nicht können. Aber das nur mal so am Rande und eigentlich zählt das gar nicht zu den Erkenntnissen, die ich heute mit euch teilen wollte.

Vielmehr geht es darum, dass ich das Gedankentagebuch gerne führe, um die vielen kleinen Gedanken der letzten Tage für mich zusammen zu fassen und festzuhalten. Gedanken, die mir manchmal für einen ganzen Beitrag zu wenig sind und dennoch gerne “ausgesprochen” werden wollen. So wie heute eben.

Erkenntnisse der Woche: Ich bin zu alt für diesen Sch***

Menschen meiner Generation kennen den Spruch und er wird gerne von Menschen meiner Generation genutzt um deutlich zu machen, dass vieles einfach nicht mehr so geht wie früher. “Ich bin zu alt für den Scheiß” sind die Worte, die Danny Glover als Roger Murtaugh in dem Film Lethal Weapon spricht und dabei feststellen muss, dass er mit dem jüngeren Kollegen einfach nicht mehr so mithalten kann. Fun Fakt: Der Schauspieler war damals 40 Jahre alt und spielte die Rolle eines 50 jährigen Cops. Fun Fakt Nr.2: Auch ich bin nun (noch) 40 Jahre alt und fühle mich an manchen Tagen so unglaublich alt. Aber ich kann euch beruhigen… an den meisten anderen Tage fühle ich mich eher noch wie 20 und das kann manchmal für meinen nun Teenager-Sohn zu einer echt peinlichen Angelegenheit werden, wenn Mama mit Mausohren und singend über den Sportplatz hüpft, wenn sie gute Laune hat. Ja, ich kann durchaus eine peinliche Mama sein. Das Recht habe ich mir hart erarbeitet in all den Jahren, in denen ich selber so ein verunsicherter Teenager war und mir das Selbstbewusstsein erst nach und nach aneignen musste, das ich heute oft habe, aber auch nicht immer abrufen kann. 

Aber auch mir entfleucht immer öfter mal ein “Ich bin zu alt für… “. Zuletzt zu Beginn dieser Woche, nachdem ich mal wieder feststellen musste, dass manche Dinge einfach nicht mehr so gehen wie früher. Und ooooh wie ich es hasse darüber nachdenken zu müssen, dass ich früher noch anders konnte als heute.

Früher haben wir die Nacht durchgemacht!

Hachja… Früher – und jetzt fühle ich mich gerade wieder alt – gingen wir erst frühestens um 19 Uhr los und saßen bis 3 oder 4 Uhr morgens im Garten des Freundes, haben Musik gehört, gegrillt, gelacht und Spaß gehabt und manchmal fiel ich vollkommen erschöpft, aber happy beim Morgengrauen ins Bett, schlief bis Mittags und abends trafen wir uns wieder, wenn das Wetter schön war. Aufstehen und zur Schule gehen, auch das konnte ich. Mir den Wecker auf 5 Uhr stellen, damit ich noch schnell eine Hausaufgabe erledigen konnte, bevor ich zur Schule musste, das gelang mir erschreckend oft. Einfach weil ich am Tag zuvor lieber raus gehen wollte, anstatt ewig an Hausaufgaben zu sitzen. Oh man, das darf man meinen Kindern eigentlich nicht erzählen. Mein Vater sagte immer “Wer abends Party machen kann, der muss auch morgens aufstehen können”, frei nach dem Motto nur das eine geht, wenn auch das andere klappt. Das habe ich mir immer sehr zu Herzen genommen und habe das alles irgendwie geschafft.

Heute sieht das anders aus

Am vergangenen Wochenende haben wir reingefeiert. In den Geburtstag des Mannes. Es war die Idee meiner Schwester, weil wir so dennoch die Termine der Kinder ohne Probleme wahrnehmen konnten. Also standen wir am Samstag erst mehrere Stunden auf einem Turnier, empfingen dann am Abend Gäste zum Reinfeiern und standen am nächsten Tag um 10.30 Uhr für Lasertec wieder auf der Matte. Und wir waren nicht mal zu einer total unmenschlichen Zeit im Bett. Um Mitternacht wurde gesungen, dann Geschenke ausgepackt und eine Stunde später lagen wir im Bett. 

Und trotzdem: Ich brauchte gut und gerne drei Tage, um den Schlafmangel von nur einer Nacht wieder aufzuholen. Erschreckend, oder? Drei Tage lang fühlte ich mich total ko. Gut, nun mag das seltsame Wetter in dieser Woche noch seinen Teil dazu beitragen und dass ich mit meinen üblichen monatlichen Frauenproblemen zu tun hatte. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ich merke, dass ich die Nächte nicht mehr einfach so durchmachen kann. Entweder ich kann am nächsten Tag bis sonst wann ausschlafen und muss mich nicht rühren, oder ich brauch zwei Tage danach nochmal einen Mittagsschlaf, um den Energielevel wieder auf 100% zu bringen. Und glaubt mir, das nervt tooooooooootal!

Der große Sohn kommt dann und mault mit uns: “Ihr seid nicht alt” und ja, alt fühle ich mich wie gesagt die meiste Zeit wirklich nicht, aber man merkt eben doch ein wenig den Zahn der Zeit, nicht wahr?

Aber es geht auch anders herum!

Trotz dieser Erkenntnisse, geht es aber auch in die andere Richtung. Dinge, die ich früher nie für möglich hielt, sind nun Teil meines Lebens. Das beste Beispiel dafür ist das Laufen!

Früher, wenn man uns im Sportunterricht auf die Bundesjugendspiele vorbereitete und wir Runde um Runde um den Sportplatz laufen mussten, dann war ich froh, wenn ich auch nur eine Runde schaffte. Meist meldeten sich Knieschmerzen aus der Hölle (und sicherlich spielte mir auch mein Kopf einen Streich). Ich hatte regelmäßig einen Attest von meinem Orthopäden, dass ich die Langläufe nicht mitmachen müsse, da ich Knieprobleme habe. Es hat übrigens Jahre gedauert, bis man die Ursache für diese immer wiederkehrenden Schmerzen gefunden hatte und es hatte nicht zwangsläufig mit meinem damaligen Übergewicht zu tun (auch wenn das sicherlich ebenfalls eine Rolle gespielt hatte). Ich war ja sonst sportlich gesehen nicht schlecht. Ich war gut in Brennball und Strohpuppe, konnte relativ gut springen, sehr weit werfen und auch im Sprint konnte ich eigentlich ganz gute Punkte sammeln. Die Ehrenurkunde hatte ich durchaus irgendwie. Ich tanzte viele Jahre Ballett und eine Zeit lang auch mal Modern Dance. Ich spielte Badminton und hatte mich auch ganz kurz mal am Rudern versucht. 

Aber was ich nie konnte, das war laufen. Also lange Strecken laufen. Ich schaffte wirklich nicht mal eine Runde um den Sportplatz, also keine 400 Meter. Wer hätte also gedacht, dass ich gut 25 Jahre später auf einmal ganze Kilometer-Strecken am Stück joggen würde. Ich jedenfalls nicht. Und das beweist ja durchaus, dass man sich auch entwickeln kann, dass man im Alter auch Neues schaffen kann.

Obwohl es falsch ist hier von Alter zu sprechen, oder?

40 Jahre. Das ist doch irgendwie noch kein Alter, oder? Da ist noch ne ganze Menge Luft nach oben, meint ihr nicht? Vielleicht zelebrieren wir einfach auch diese Tage, die sich wie “Zu alt für diesen ***”-Tage anfühlen, geben ihnen ihre Daseinsberechtigung, aber erlauben ihnen nicht übermächtig zu werden. Diese Tage sind wichtig, um uns daran zu erinnern, dass wir auch dann und wann mal einen Gang zurückschalten müssen und sollten, um Energie für diese anderen Tage zu sammeln, an denen wir über uns hinaus wachsen können.

Und damit komme ich zu einer weiteren, letzten Erkenntnis für heute: Ich merke gerade, dass es wirklich wichtig und gut ist diese Gedanken und Erkenntnisse niederzuschreiben. So einen Beitrag manchmal einfach anzufangen und ihn laufen zu lassen ohne zu wissen, wo er uns hinführen wird. Heute habe ich mich an den Laptop gesetzt, um darüber zu schreiben, wie lange ich das Durchfeiern aufarbeiten, wie ich diese Nacht regenerieren musste, um mich nicht mehr müde zu fühlen. Um darüber zu schreiben, wie schwer manches heutzutage doch fällt und letztendlich hat mich dieser Beitrag, während ich ihn schrieb zu einer neuen, weiteren Erkenntnis geführt und meinen Blickwinkel darauf noch einmal verändert. Es ist faszinierend und zeigt mir nur wieder, wie wichtig es ist seinen Gedanken ihren Raum zu geben sich entfalten zu dürfen.

Also vielleicht zu alt für das eine oder andere, aber noch lange nicht fertig mit meinem Entwicklungsweg. Und ihr?

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13 Kommentare

  1. Hallo liebe Sari,

    danke für deinen lieben Kommentar bei mir. Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut.
    Lass dich auch einmal umarmen <3

    Tagebuch schreiben tut gut, definitiv. Ich habs früher auch immer gemacht. Das Tagebuch liegt auch noch irgendwo rum. Wenn ich allerdings drin lese, muss ich schmunzeln. Hach, habe ich mich früher um banale Dinge aufgeregt. Aber so ist es nun mal. Die Zeit vergeht und die Welt dreht sich weiter.
    Wir verändern uns.

    Und Thema 40, auch ich habe nur noch 5 Jahre und zack bin ich 40. Ich mag auch nicht dran denken.
    Wir denken ja immer, sobald man so und so Alt ist, darf man das und das nicht mehr machen. Quatsch! Wir sollten unser inneres Kind niemals verlieren und auch wir dürfen noch verrückte Dinge tun. (solange keiner geschädigt wird, aber das ist ja klar)

    Liebe Grüße, Anja

    1. Sarah Kroschel says:

      Oh Gott, wenn ich das Kind in mir verleugnen oder unterdrücken müsste, das wäre das Schlimmste. Ich trage gerne meine Motiv-Pullis, bunte Rucksäcke, habe Kuscheltiere am Bett sitzen und sammle Figuren. ich zeichne noch immer wie früher und lese gerne Comics. Ich finde es toll, dass meine Kinder mit Lego spielen und Pokemon sammeln, womit ich ja auch irgendwie groß geworden bin. Da will ich einfach gar nicht erwachsen sein. Da werde ich immer zwischen 12 und 27 festhängen mit meiner Reife :)
      Ich habe es immer wieder mit einem Tagebuch versucht, die ersten 5-10 Seiten vollgeschrieben mit Liebeskummer, Ärger usw… aber da habe ich es nie durchgezogen. Hier klappt das besser. Zumal meine Mutter mal festgestellt hat, dass ich immer nur dann Tagebuch schrieb, wenn ich etwas Negatives zu sagen hatte. Sie meinte mal zu mir: “Wenn du die irgendwann liest, wirst du denken, das alles blöd war, aber das ist es doch gar nicht”. Und sie hatte recht. Man erinnert sich immer nur dann ans Tagebuch, wenn man sich mal auskotzen muss. Das habe ich also irgendwann gelassen.

  2. Ich bin ja so bei dir!! Obwohl ich schon ein Level weiter bin mit meinen zarten 53 Jahren. Ich merke immer öfter, dass mir die Situation grade zuviel ist, dass mir der Schlaf nicht reicht, dass ich Mittagsschläfchen brauche, um weiter zu funktionieren und dass ich froh bin, abends meine Ruhe zu haben – Handy und TV vs. Bar und Cocktail. Mir fehlt so oft die Energie, die ich früher locker aus dem Ärmel geschüttelt habe!
    Trotzdem liebe ich Disney und Pixar Filme und singe Ariel im Auto. Laut. 😄
    Der Schlüssel zum Glück ist für mich
    -Akzeptanz dass ich älter werde
    -Nachsicht mit meinem alten Körper und
    -Optimismus, dass es einfach ok ist!
    Aber aufschreiben und ab und zu laut jammern tut einfach gut!
    Fühl dich gedrückt 🤗
    Sabine aus dem Mausloch

    1. Sarah Kroschel says:

      Haha, ja im Grunde genau so, wie du es beschreibst! Und Ariel laut im Auto geht definitiv immer!

  3. Ein sehr guter Blogbeitrag, Sari!

    Lorenzo

    1. Sarah Kroschel says:

      Danke dir

      1. says:

        Bitte sehr, Sari :-)

        Lorenzo

  4. Huhu liebe Sari,

    du bist niemals zu alt für den Sch*iss :D Ich habe deinen Beitrag genoßen und ich sende deinem inneren Kind ein High Five und ganz liebe Grüße!

    Dass wir früher so viel Energie hatten, das lag wahrscheinlich auch daran, dass man als junger Mensch weniger Verantwortung trägt? Trotzdem musste ich schmunzeln, als ich gelesen habe, dass du “mit Mausohren und singend über den Sportplatz hüpft“ . Wir würden uns super verstehen, wenn wir auf dem gleichen Spielplatz wären :D Habe es noch gesterm meinem Partner gesagt, dass die Eltern mal mehr mitspielen sollten und nicht immer nur am Rande stehen bleiben.

    Meine Idee war, dass man eine Sporteinheit mit dem Kinderspielplatz verbinden sollte. Dann kann man Joggen und an ein paar Geräten Übungen machen und die Kiddies spielen in der Zeit. Hehehe.

    Ganz liebe Grüße,
    Jove

    PS: Ich freu mich für dich, dass du so viel Freude und Leichtigkeit beim Schreiben hattest :)

    1. Sarah Kroschel says:

      Sicherlich muss ich auch nicht immer mitspielen, wenn mein Kind direkt Freunde auf dem Spielplatz findet. Dann soll es auch seinen Raum zum Entfalten haben, aber ich sehe so oft Eltern einfach dann mit Buch oder Handy da sitzen und wenig reagieren. Das finde ich dann immer schade.
      Ja mit meinen Mausohrmützen und Katzenohrmänteln usw. bin ich sicherlich immer aufgefallen *lach*. Aber so lernt man auch eine gewisse Form von Selbstbewusstsein und findet die Menschen, die zu einem passen, als wenn man sich immer wieder anpasst.

  5. Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Satz schon gesagt habe – und dann stehe ich beim Metal-Konzert doch wieder direkt vor der Bühne und brülle mir beim Mitsingen die Seele aus dem Leib. Ich bin also offensichtlich nicht zu alt für den Sch… sondern brauche einfach noch den Tag danach zu erholen – und den Tag danach und den Tag danach auch 😉

    1. Sarah Kroschel says:

      Das ist es, man muss einfach ein zwei Tage mehr einplanen :)

  6. Liebe Sari,
    Nächte durchfeiern, das ist bei mir schon lange nicht drinne. Früh ins Bett zu gehen ist eine Regel die ich schon lange bevolge – vielleicht nicht weil ich es nicht schaffen werde.. aber um nächsten Tag nicht KO zu sein.
    Vor allem die letzte Monate (oder waren das inzwischen schon Jahre) war genug schlaff zu haben ein wunsch der kaum in erfühlung war. Deswegen habe ich gelernt so schnell wie nur möglich ins Bett sich zu verkrichen …. weil wer weist wie lange ich dort verbleiben kann.
    Inzwischen hat sich das ganze ein wenig stabiliziert (Dank der Klinik und der Medizin) und denoch gehe ich pünktlich ins Bett.

    Deine Gedanken Tagebuch finde ich klasse… du Triffst die Themen die auch mich sehr offt betreffen. Die ich selbst erläbz habe … oder gerade ich erlebe. Es ist eine Interessante art mit gleichgesinten auf eigene Platform sich zu “Unterhalten” Ohne denn Facebook & Co. zu benutzen. Vielleicht findet man weniger Leser als im Fb. Dafür aber die die es Lesen sind Interessiert an dem was Du schreibst.
    Mir gefält … deswegen immer wieder komme ich gerne zu Dir zu Besuch.

    Liebe Grüße czoczo

    1. Sarah Kroschel says:

      Erstmal danke ich dir für dein Feedback zum Gedankentagebuch. Ja, hier gibt es vielleicht weniger Aufmerksamkeit oder Feedback als auf den sozialen Plattformen, aber dafür weiß ich, dass die, die sich Zeit für einen Kommentar genommen haben, sich auch Zeit zum Lesen genommen haben, statt einfach nur ein Herz da zu lassen. Das ist viel wert.

      Du hast Recht: Es ist nicht unbedingt das Thema, dass man die Nacht nicht durchfeiern könnte, sondern eben dass man danach so lange braucht, um sich zu regenerieren und dafür ist mir so manche Zeit einfach zu wertvoll, als dass ich für eine lange Nacht auf einmal einige Tage an Energie einbüße. Ich bin es auch langsam Leid morgens immer so gerädert zu sein, nur weil ich lange wach war. Dann lieber schön den Film schauen und danach ab ins Bett. Dann bin ich auch um 6 Uhr morgens nicht so müde, wenn ich aufstehe um für die Kinder alles vorzubereiten.

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