Aktuell bin ich müde. Aber so richtig. Ich wette, wenn ich in diesem Tagebuch so einige Seiten zurück blättern würde, würde ich sicherlich feststellen, dass es mir jedes Jahr um diese Jahreszeit herum so geht. Aber jedes Jahr aufs Neue überwältigt einen diese Erschöpfung. Schon direkt am ersten Schultag Montag saß ich abends auf dem Sofa und war so unendlich erledigt. Dabei würde ich behaupten, dass wir letzte Woche, bei unserem Disneyabenteuer, doch deutlich unmenschlichere Aufsteh- und Schlafenszeiten hatten. Warum also bin ich dieses Mal so schnell so erschöpft schon Mitte des Tages?
Worauf ich mich in den letzten Tagen der Ferien definitiv nicht gefreut habe, das war der Alltag, der in den Startlöchern stand. Gerne wollte ich diese magischen Tage, die wir in den freien Tagen erlebt hatten, noch ein wenig festhalten. Mindestens für mich waren diese Herbstferien irgendwie besonders und ich brauche das Besondere in meinem Alltag, ansonsten gehe ich ein wie eine Pflanze ohne einen Tropfen Wasser.
Was ist also das Letzte was man sich da wünscht: Richtig – Alltag! Nur zu gut hatte ich noch die letzten zwei Wochen vor den Ferien im Hinterkopf, die voller Klausuren, Tests und Leistungskontrollen bei den Kindern waren und man sich schon wieder ständig fragte, warum das nicht besser auf die Schulzeit verteilt werden kann. Wenn ich mir teilweise anschaue, was der Unterrichtsstoff ist, mit dem sich der große Sohn inzwischen beschäftigen muss, zweifle ich auch mal wieder an der Sinnhaftigkeit von so manchem. Immerhin scheinen die Klausuren in den 7 Wochen bis zu den Weihnachtsferien (und ja, ich weiß wenn man ehrlich ist, kommen die nächsten Ferien schon wieder recht fix auf uns zu) dieses Mal etwas besser verteilt zu sein. Der Sohn schreibt zwar tatsächlich jede Woche mindestens eine Arbeit, meist sogar zwei, aber irgendwie wirkt es auf den ersten Blick etwas ausgeglichener. Obwohl man sich natürlich Schöneres vorstellen kann, als die Weihnachtszeit mal wieder mit Lernen für Klausuren und LEKs zu verbringen.
Obwohl der November so ein grauer Zwischenmonat ist, ist er irgendwie auch immer voll
Im Oktober feiern wir Halloween, schmücken mit Kürbissen und das Laub an den Bäumen leuchtet. Im Dezember kommt dann ein Leuchten der anderen Art in Form von Lichterketten, Weihnachtsdeko und mehr dazu. Und auch wenn wir im November mit Laternen an einem Tag um die Häuser ziehen, so ist der November im Laufe des Jahres der wohl deprimierenste Monat von allen, wie ich finde. Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht. Die Blätter sind inzwischen fast vollständig von den Bäumen gefallen und wirken kahl und traurig, es wird nun deutlich früher dunkel und gefühlt steht man im Dunkeln auf und kommt im Dunkeln nach Hause und meist ist das Wetter auch noch grau und regnerisch, so dass man eigentlich kaum die Gelegenheit bekommt irgendwie Energie zu tanken. Dauermüdigkeit stellt sich ein und irgendwie ist es auch die Zeit für drückende Gedanken. Das wird – zumindest bei mir – meist erst wieder besser, wenn ich die Weihnachtsstimmung einziehen lassen darf. Hier habe ich mir übrigens selbst als Grenze den Totensonntag auferlegt. Vorher wird nicht geschmückt.
Meist läuten wir diese Zeit mit dem inzwischen traditionellem Glühweinumtrunk mit den Nachbarn ein, den wir damals während Corona eingeführt hatten. Nur damals nannten wir es “Glühwein am Gartenzaun”. Wir kochten in unserem Garten Glühwein und grillten Bratwürste und wer an unserem Zaun vorbei kam und zufällig eine Tasse dabei hatte, bekam von uns einen Glühwein und eine Wurst dazu. Das fanden die Nachbarn so nett, dass wir – als es wieder erlaubt war – beschlossen uns von da an gemeinsam auf dem Gemeinschaftsgelände zu treffen und jeder steuerte etwas bei. So kommt man wenigstens auch ein Mal im Jahr zusammen und tauscht sich über Neuigkeiten aus. Wir lieben es.
Aber das ist nur einer von vielen Terminen, die uns meist mit Beginn der November-Zeit erwarten. Adventsbasteln und Adventsbasar in der Schule, Weihnachtsfeiern auf Arbeit, beim Fußball und natürlich ebenfalls in der Schule und überall wird Anwesenheit erwartet. Wir planen den Geburtstag vom kleinen Sohn im Dezember und tatsächlich gibt es auch im November Geburtstagseinladungen für die Kinder. Wir sind nicht die einzigen, die ein Winterkind in der Familie haben, wie es scheint. Das alles findet im November so langsam seinen Anfang und ich glaube dieser Ausblick lässt diese November-Müdigkeit bei mir mit ein wenig aufkommen.
Daher brauche ich diese magischen Momente im Alltag
Im Oktober ins Disneyland zu fahren, das war so ein besonderer Moment. Letztes Jahr erst kam ich mit so viel neuer Energie aus diesem Märchenland wieder und konnte viele Wochen davon zehren. Es war grandios. Und so geht es mir eigentlich immer, wenn irgendetwas das kleine verrückte Kind in mir hervor gelockt hat. Die Leute belächeln mich, wenn ich wieder breit grinsend vor ihnen stehe und ihnen eine meiner Mickey Maus Waffeln anbiete, aber genau dafür lieben und schätzen sie mich auch. Eine Freundin meinte vor Jahren mal zu mir “Jeder braucht seine persönliche Sari für gute Gedanken”. Das war ein genauso schönes Kompliment wie damals, als auf Arbeit ein Kollege mal zu mir sagte “In deiner Nähe stehe ich gerne, du strahlst in dem Chaos hier so viel Ruhe aus”. Wobei ich glaube, dass ich von dieser Gelassenheit in den letzten Jahren einiges eingebüßt habe. Tatsächlich sagte mal ein Bekannter meiner Oma zu mir “Du siehst verbissener aus als früher”. Das hat mich sehr erschrocken, denn ich war irgendwie durchaus immer ein wenig Stolz auf diese Sorglosigkeit in mir.
Sicherlich war es ein komisches Gefühl, als der Mann und ich nun alleine ins Disneyland Paris fuhren, aber zum einen wollten die Kinder gar nicht mit und zum anderen war es schön einfach mal drei Tage nur für uns zu sein. Natürlich hätten wir die Kinder mitgenommen, wenn sie es gewollt hätten, aber sie entschieden sich für ihr eigenes besonderes Highlight-Wochenende und das wurde ihnen ja auch beschert.
Es tat mir schon gut durch die Räume der Tim Burton Ausstellung zu wandern und einfach mal für ein oder zwei Stunden dem Alltag zu entfliehen, abzutauchen und sich von dieser anderen Welt berieseln zu lassen. Aber es war nochmal ein Highlight in eine Drachenhöhle hinabzusteigen und den Weltraum zu erkunden, einen Roadtrip zu machen und bis zur Unendlichkeit und viel weiter aufzusteigen und einfach ein wenig zu träumen. Summend und singend lief ich durch den Park, der so brechend voll durch die Halloweenzeit war und dennoch genoss ich es sehr.
Ich muss mir diese Magie einfach erlauben
In den letzten Jahren habe ich gelernt bestimmte Dinge loszulassen. Enttäuschungen zu erkennen und zu verarbeiten und seitdem bin ich wieder ein wenig gelassener geworden. Sicherlich beruhigt es mich auch sehr, dass die Kinder wieder mehr in einem Umfeld angekommen sind, in dem sie Wertschätzung und Förderung erhalten. Wir sagen nein zu Menschen, die uns nicht gut tun und ich erlaube mir mich auch mal für etwas zu entscheiden, worauf ich Lust habe und wenn das zum Beispiel so aussieht, dass ich mir das Spiel meines großen Sohnes anschaue anstatt als Betreuerin beim kleinen Sohn unterwegs zu sein. Und auch hier gab es diese Veränderung, die mir das erlaubt. Eltern, die mich wertschätzen und mir immer wieder sagen, dass es total ok ist, wenn ich versuche für beide Kinder gleichermaßen da zu sein. Das konnte ich früher nicht… ich tat mich da ehrlich schwer.
Heute geht es darum diesem dunklen Monat den Rücken zu kehren oder noch besser: Ihm ins Gesicht zu lachen und ihm zu sagen “Nicht mit mir! Mich ziehst du nicht runter!”. Es geht darum Magie im Alltag zu finden, die mich so aufladen kann, wie es diese besonderen Momente im Oktober taten. Wie es eine lustige Halloween-Party mit Freunden tut oder ein Oktoberfest in kleinem Kreis mit netten Menschen. Wie es ein Kinderfilm schafft, der einfach gerade gut in die Zeit passt und der mich in eine sorglose Zeit zurück wirft.
Es geht darum Selbstliebe zu zelebrieren in jeder Hinsicht und dann eine Energie in sich selbst zu finden, die man dann auch nach außen Strahlen und auf andere übertragen kann, so dass man gemeinsam eine schöne Zeit verbringt. Nicht wahr?
Wirklich: Erlaubt euch etwas Magie im Alltag. Es tut gut. Ich hab es für euch getestet!
Wunderschön geschrieben!
Im trostlosen November den Parcour durch die vielen Termine, die Arbeit und den Alltag zu schaffen und sich trotzdem ein kleines Stückchen Magie zu sichern ist nicht einfach.
Mein Buch “Die Burg” von Ursula Poznanski zaubert mir derzeit diese Magie! Eintauchen in diese phantastische Geschichte ist jedesmal wie ein kleiner, aufregender Ausflug aus dem ewigen Grau.
Ich hab das Buch gerade mal direkt gegoogelt und es klingt nach spannendem Filmmaterial. Diese Sache mit der KI macht mich ja schon insgesamt etwas nervös *lach*
Ich kann Sabine nur zustimmen: Was für ein positiver und wunderbarer Artikel! Gerade nach den weltpolitischen Neuigkeiten gestern war das heute Morgen wirklich Balsam für die Seele.
Deine Alltagsmüdigkeit fühle ich komplett und doch kann ich mich momentan nicht wirklich aufraffen, aus diesem auszubrechen. Immerhin gibt es kleine Highlights: Gestern hat meine “kleine” Schwester ihren 40. gefeiert, nächste Woche hat der Zwergofant Geburtstag und die Woche darauf findet seine Party statt. Dann beginnt auch schon der Dezember-Trubel und der triste November liegt hinter uns. Mir geht es übrigens mit dem Januar so: Für viele ist er der Monat des Neustarts, doch über mich bricht meist eine Arbeitswelle hinein, die schönen und gemütlichen Weihnachtstage sind vorbei und der nächste Urlaub liegt in weiter Ferne. Und das Wetter ist auch nicht besser als im November.
Stimmt, der Januar ist auch so eine Herausforderung. Aber da räume ich meist direkt am 1. alles an Weihnachtskram weg, kaufe bei der nächsten Gelegenheit Blumen und lüfte einmal kräftig durch und ja ich mache mir dann auch immer meine Listen was ich alles anders machen will und bin voller Tatendrang. Die letzten beide Jahre hatten wir genau da leider gesundheitlich viel zu tun, so dass ich diesen “Neuanfang” meist auf März oder sogar April legen musste und da war die Motivation dann schon.. nun ja… ich sage mal so: Seit Corona ist alles etwas durcheinander geraten. Aber man braucht diese magischen Momente, Besonderheiten um eben am Ball zu bleiben, nicht wahr?
Deinen sehr positiven Artikel habe ich gern gelesen und dich noch ein Stück besser kennen gelernt. Obwohl wir uns persönlich gar nicht kennen.
Ich kann das gut nachvollziehen. Vieles geht im Alltag unter. Im November bin ich in den ersten Wochen extrem müde. Das liegt mit Sicherheit auch an der Zeitumstellung. Weil es abrupt eine Stunde früher dunkel wird.
Es ist auf alle Fälle gut, sich immer wieder magische Momente zu gönnen, damit man im Alltag nicht versinkt.
Liebe Grüße
Sabine
Wenn diese kleinen Unterbrechungen nicht sind, dann verfällt man in einem Trott zu einer Zeit, wo es eh schon schwer fällt sich zu motivieren. Dem muss man entgegenwirken. So wichtig. Ich danke dir.
Da kann ich Dir nur zustimmen. Der November kann mit seinem trüben Wetter sehr deprimierend sein, genauso wie der Alltag. Es ist wichtig sich einige Licht-Momente zu schaffen.
Liebe Grüße
Julia
November ist tatsächlich der Monat, den ich am wenigsten mag, obwohl ich die Sommermonate auch nicht unbedingt angenehm finde. Er fühlt sich wie so ein Loch zwischen zwei schönen Monaten an, in dem man sich etwas verloren fühlt.
Ich hoffe, du kannst dir die Magie in den Alltag holen 😘
Ich gebe mir auf jeden Fall Mühe.
Ich finde den November gar nicht so schlimm. Jetzt, wo es draußen ungemütlich ist, kann man in seinen 4 Wänden für Wohlfühlatmosphäre sorgen. Und sich Zeit nehmen für sein Hobby. Basteln, Kreativ sein, neues Ausprobieren. Schön mit einer Tasse Tee und Gebäck. Was interessiert mich, ob es draußen grau ist und regnet ????
Naja, ganz so einfach ist es nicht. Die Kinder haben dennoch 3x die Woche draußen Training und Spiele am Wochenende :) Aber ich verstehe, was du meinst. Ich hab auch schon die ersten Lichterketten abends an und mir gestern Abend nach dem langen Tag auf dem Fußballplatz einen warmen Kakao gegönnt :)
Hey Liebes,
ja das mit der Novembermüdigkeit kenne ich auch. Manchmal wünscht man sich einfach, aus diesem ALltagstrott ausbrechen zu können.
Dafür ist der Dezember dann meist umso stressiger, zumindest kommt mir das so vor.
ich bleibe dem Bloggen übrigend erhalten. Habe ja heute auch schon wieder gebloggt, aber ich möchte einfach auch wieder viel mehr über das Bloggen, was mich beschäftigt und nicht nur über Bücher reden.
Oder wenn dann vielleicht auch über meine eigenen.
Und für ein Buch habe ich sogar schon die Rückfrage bekommen, dass der Verlag die ganze Geschichte haben möchte. Ich hatte nämlich eine Leseprobe hingschickt und die kam scheinbar gut an :)
Hab einen schönen Restsonntag,
Mella
Ach das freut mich, dass jemand mehr von deinem Buch lesen möchte. Man sollte wirklich nicht nur an einer Meinung festhalten, auch wenn so harsche Kritik sicherlich verletzend ist. Ich kann dich da gut verstehen.
Auch, dass du dich vom festen Thema lösen willst. Das ist ja bei mir auch so… ich mache einfach das, wonach mir gerade ist. Entweder die Leute lesen es oder nicht. Ich weiß, ein Jahr später lese ich es immer gerne um mich zu erinnern :)
Der Dezember ist dann stressig, weil meist viele Familientreffen, Weihnachtsfeiern, Besorgungen, Abgabetermine usw… ja, da gebe ich dir Recht