Der 1. Schritt Richtung entgültiger Entscheidung

Kennt Ihr das? Ihr wisst, ihr wollt/sollt eine Entscheidung treffen. Sie hat mit Eurem Leben zu tun und hat einen Hauch von Entgültigkeit. Es fällt Euch allerdings schwer diese Entgültigkeit zu akzeptieren und schiebt die Entscheidung daher immer und immer wieder vor Euch her… Ja. Ihr kennt das ganz bestimmt.

Ich kann keine Entscheidung treffen, wenn ich noch so unsicher bin

In meinem Fall betraf das das Kinder kriegen. Als der Miniheld kam, und dieses Thema hatten wir hier schon dann und wann mal, da stand natürlich die Frage im Raum, ob es jemals eine Fortsetzung davon geben würde. Familie, Freunde und sogar Fremde fragten uns, wann wir denn planten das 2. Kind zu bekommen. Der Kleine bräuchte doch unbedingt ein Geschwisterchen. Wir wollten erstmal nicht. Das war in dem Moment sonnenklar. Unser Kind war unser ein und alles und perfekt. Es war pflegeleicht und unkompliziert. Schnell durchschlafen, schnell Windel frei, schnell selbständig die Flasche halten. Noch schneller sprechen und laufen können. Es ging alles so verdammt schnell und wir mussten gar nicht viel dazu tun. Wir waren und sind in der Hinsicht wirklich ziemlich verwöhnte Eltern. Kling perfekt? Ist es im Grunde auch, wobei ich nicht ausschließen möchte, dass nicht auch dieses Kind seine Macken mitgebracht hat mit denen wir täglich zu kämpfen haben. Wäre doch sonst auch langweilig, oder?

Nun ja. Wir wollten erstmal keine Fortsetzung. Ob das nun entgültig wäre, wurden wir gefragt und da schwebte zum ersten Mal diese scharfe Schneide der Entscheidung über mir. Nach und nach trugen wir die Möbel und die Sachen in den Keller aus denen der Miniheld herausgewachsen waren. Was wir nun damit machen wollen, fragte mich der Held manchmal. Immerhin hatten wir oft gesagt, dass wir mit einem Kind zufrieden wären. Aber ich brachte es einfach nicht über mich. Ich konnte die Sachen nicht verkaufen oder weggeben. Verleihen…ja, das war kein Problem. Aber ich wollte die Möglichkeit noch nicht entgültig ausschließen. Ich wollte keine Entscheidung treffen.

Und das war gut so.

Denn wie Ihr wisst brauchen wir nun alles wieder. Stubenwagen. Kinderbett. Laufgitter. Klar wurde auch einiges neu angeschafft. Besseres Babyphone. Neue Flaschen. Neue Kleidung. Aber vieles nutzen wir heute, was wir vom Minihelden noch aufgehoben haben.

Aber auch das Heldenkind wächst und entwickelt sich weiter. Und so kam es, dass wir vor einem Monat das Stubenbett wieder wegtragen mussten. Das Heldenkind wollte krabbeln und trainierte dafür fleissig. Eines morgens schaute es uns auf einmal über den Rand des Stubenwagens an und damit war der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns eingestehen mussten, dass wir den Kleinen darin nicht mehr schlafen lassen konnten.

Dieses Mal fällt die Entscheidung leichter

Ich griff zum Handy und machte ein paar Fotos aus den verschiedensten Winkeln. “Was machst du da”, fragte mich der Held irritiert und ich erklärte ihm, dass ich den Stubenwagen nun verkaufen würde. Ob ich mir sicher wäre, fragte er mich und ich nickte nur. “Für mich ist das Thema abgeschlossen”, sagte ich und machte noch ein Foto.

Ja. Die Unsicherheit ist weg. Ich bin froh, dass sie mich damals davon abgehalten hat alles zu verkaufen, denn wie sich gezeigt hat, waren wir wirklich noch nicht fertig mit der Familienplanung. Aber aus meiner Sicht ist dies nun der Fall. Ich habe zwei wunderbare Jungen und die Angst davor, dass dieses Mal alles anders laufen könnte, war vollkommen unbegründet. Im Grunde ist das Heldenkind seinem großen Bruder nämlich sehr ähnlich, wenn nicht gar noch ehrgeiziger, so dass ich manchmal schon etwas Angst davor habe, was die beiden später mal anrichten werden, wenn sie richtig zusammen spielen können *lach*.

Dieses Mal trenne ich mich. Die Entscheidung ist gefallen. Jedes Teil, aus dem das Heldenkind herausgewachsen ist, landet direkt bei Freunden, als Spende oder eben bei Kleinanzeigen und ich schließe mit dem Thema für mich ab.

Der erste Schritt ist nun getan

Eine junge Frau kam zu uns. Sie hatte einen kleinen Jungen auf dem Arm und ihren Vater als Tragehilfe dabei. Sie war im 10. Monat schwanger und freute sich sehr darüber unseren Stubenwagen mitnehmen zu können. Er wäre perfekt, sagte sie nur und ich war froh, dass der Stubenwagen, der nun unsere zwei Kinder gut behütet hat, noch ein weiteres Kind einen gemütlichen Schlafplatz bieten würde.

So würde ich nun also weiter machen. Stück für Stück alles verkaufen.

Na gut…vielleicht nicht alles. So ein bisschen Andenken darf ruhig sein,oder?

sari-unter

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9 Kommentare

  1. Irgendwie kann ich das sehr gut nachvollziehen. Zugegeben, bezüglich Kindern sind mein Mann und ich uns einig, dass wir “zwei” eigentlich besser finden, da wir beide jeweils einen jüngeren Bruder haben und klar, das gab auch immer viel Zoff, aber ich denke, Geschwister tragen unheimlich zu Charakterbildung bei – und wenn man mal weggefahren ist, hatte man zumindest einander. Wenn uns nichts dazwischen kommt, wollen wir diese Erfahrung unserem “Krümelchen” nicht vorenthalten. Drei wiederum kann ich mir nicht vorstellen. ;-p

    Doch das Problem mit endgültigen Entscheidungen gibt es ja nicht nur in der Familienplanung. Ich weiß noch, wie mies es mir ging, als ich meinen ersten Job gekündigt habe. Ich fühlte mich so wahnsinnig mies. Mein Mann hatte schon über Monate auf mich eingeredet, weil mich der Job langsam fertig machte (vieeeeele Überstunden). Erst als ich an einem emotionalen Zusammenbruch und kurz vor einem BurnOut stand, war ich bereit, die Reißleine zu ziehen. Und es tat weh. Ich fragte mich später immer wieder, was wäre wohl gewesen, wenn ich noch etwas durchgehalten hätte? Wäre noch alles gut geworden?

    Ich ahne, solche Entscheidungen werden noch oft kommen, egal ob nun Familie, Job oder auch Wohnortwahl. An das Thema “Haus kaufen”/”Haus bauen” traue ich mich zum Beispiel nicht ran. Das schafft in meinem Kopf eine gewisse Endgültigkeit, die ich – zumindest aktuell (noch) – nicht ertragen kann. ;)

    1. Sarah Kroschel says:

      Das ganze Leben besteht aus ständigen Entscheidungen und man ist deshalb so verunsichert, weil sich halt leider nicht vorraussehen lässt, was sie bewirken können

  2. Mein Freund sagt immer, er will kein zweites Kind, aber er ist da wie du damals, er kann das alte Babybett, den maxiCosi oder die Strampler nicht verkaufen.
    “Was wenn doch? die sachen sind doch dann wieder so teuer, das geht doch noch”
    So stehen sie seit mehreren jahren im Keller oder auf den Dachboden. *seufz* Macht mir schwer, abzuschließen, den noch länger warten? Der Zwerg wird 7, ich bin bald mit dem Studium fertig, will dann arbeiten, bin über 30, ob da noch ein Baby kommt? ich bezweifle es stark =( Aber verkaufen? Nein, was wäre wenn…

    Ich hab lieber etwas entgültiges, als so was in der schwebe. Den Ein babybett oder Maxicosi ist definitiv kein Andenken :P Strampler würde ich noch durchgehen lassen :D

    1. Sarah Kroschel says:

      Na vor allem nehmen die Sachen auch total Platz weg!

  3. Sie es mal so: Wenigstens trennt ihr euch zu einem Zeitpunkt von den Sachen, der euch passt. Ich kenne Leute, die entweder sich sofort davon getrennt hätten und dann neu kaufen hätten müssen oder es wird bis zum Sankt Nimmerleinstag aufgehoben. Dafür sind manche Sachen, z. B. das Bett oder der Stubenwagen, einfach zu schade.
    Ich finde aber, ein paar Sachen sollte man aus Nostalgiegründen behalten, die ersten Schuhe oder einen Strampler z. B.

    1. Sarah Kroschel says:

      Im grunde ja. Aber was macht man dann damit?

  4. Hach ja… Kann dich so gut verstehen. Habe neulich die ersten Stücke aus der Garderobe der kleinen Maid aussortiert, die verwachsen sind. Seltsames Gefühl. So endgültig…

    1. Sarah Kroschel says:

      Kleidung schmerzt mich jetzt weniger, zumal ich eh neue Sachen auch gekauft habe. Aber die Möbel in denen beide Kinder waren…das macht schon etwas melancholisch

  5. […] Ich glaube, die Geschichte erzählte ich irgendwann schon einmal. Ich brachte es nicht über das Herz all die ausrangierten Dinge abzuschaffen. Reisebett, Gitterbett, Kinderwagen, Laufgitter… all diese Sachen. Sie standen im Keller und warteten auf eine neue Aufgabe. Tief in meinem inneren wusste ich wohl, dass unsere Familienplanung wohl doch noch nicht abgeschlossen war.  […]

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