Gestern Nachmittag hatten wir Pläne. Recht simple, nichts Anspruchsvolles oder Besonderes. Einfach Pläne. Pläne, die sich dann kurzfristig aus verschiedenen Gründen änderten. Recht spontan verabredete sich der kleine Sohn mit einem Freund und fuhr mit diesem mit nach Hause, um dort zu übernachten. Der große Sohn entschied lieber doch noch mit dem Training zu pausieren, weil er immer noch etwas husten muss und endlich dauerhaft gesund sein möchte und somit gingen der Mann und ich auch nicht während der Trainingszeit auf dem Sportplatz joggen, sondern dann nach Hause, nachdem wir den kleinen Sohn weggebracht hatten.
Eine kurze Nachricht einer Freundin bewegte mich dann doch nochmal vor die Türe
Aus dem Plan am Abend joggen zu gehen wurde dann ein kleiner spontaner Spaziergang um die Häuser. Die Freundin nimmt seit Beginn des Jahres an so etwas wie einer Challenge teil und will täglich 10.000 Schritte laufen. Meistens klappt das gut, aber Dank Arbeit und anderen Faktoren weiß ich, dass sie da an manchen Tagen auch nochmal ganz schön ranklotzen muss. Als sie mir also von zu klein gewordenen Trainingssachen schrieb, die der kleine Sohn gerne haben könne, bot ich ihr an bei ihr vorbei zu kommen, die Sachen abzuholen und mit ihr noch einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Immerhin hatte ich ja jetzt Zeit und so hatte ich dann dennoch etwas Bewegung am Abend.
Es ist eigentlich ganz nett, wenn man mal nicht alleine seine Runde dreht, so wie ich es in letzter Zeit oft mit meinen Morgenspaziergängen mache um den Kopf frei zu bekommen, sondern mit jemand anderem zusammenläuft und sich ein wenig austauscht. Die Gemeinsamkeit, die wir haben und durch die wir uns kennengelernt haben, das ist der Fußballverein unserer Kinder. Sie ist die aktuelle Betreuerin vom großen Sohn und eine ganz liebe Person. Dementsprechend unterhalten wir uns natürlich häufig über Vereins interne Sachen, Fußball, Spiele, Sorgen und Nöte, Schönes und nicht so Schönes, was zu so einem Vereinsleben dazu gehört. Aber wir versuchen auch diese Themen zu vermeiden und über andere Dinge zu quatschen. Material gibt es mehr als genug…
Dabei kamen wir auf das Thema Urlaub
Es gibt diese Alltags-Phasen, in denen spürt man ganz massiv, dass man Urlaubsreif ist und manchmal ist das Beste, was man tun kann, einfach weg zu fahren. Klar kann man auch zu Hause alle Kommunikationsmöglichkeiten aus stellen, aber man sitzt halt doch zwischen all seinen Baustellen und so richtig zur Ruhe kommt man dann eben doch nicht.
Manchmal ist das Beste, was man tun kann, aus all dem auszubrechen. Also richtig raus. Weg. Und sei es nur für ein paar Tage. In den Jahren von Corona, wo wir alle nicht wegfahren konnten oder das Jahr, wo wir die große Wasserschaden-Baustelle im Haus hatten und ein Urlaub einfach nicht drin war, das waren Jahre, in denen man so richtig auf dem Zahnfleisch lief. In diesen Zeiten habe ich ganz massiv gemerkt, wie wichtig es ist – und sei es wirklich nur für 2-3 Tage – sich von all dem zu entfernen. Am besten auch noch die Telefone auf aus oder stumm stellen, damit man mal all das hinter sich lassen und sich etwas ordnen kann. Oder wie ich gerne sage: Erden. Dann kann man nochmal mit ganz anderer Energie und im Idealfall einem etwas freieren Kopf an die Dinge herangehen.
Letztes Jahr waren wir zwar “nur” 4 Tage in Frankreich und 3 Tage in Polen an der Ostsee (und da auch noch so richtig fett krank), aber in dieser Zeit habe ich das Telefon auf Stumm und entscheide selber wann und ob ich erreichbar bin und die Ablenkung kann auch in dieser kurzen Zeit so enorm sein, dass man wirklich einfach mal nur bei sich sein kann. Das ist wirklich, wirklich wichtig.
Einen Kurzurlaub habe ich mal den Fehler gemacht und hatte das Handy laut
Ich stand im Hotel morgens auf, blickte auf das Telefon und dort stand die Nachricht “Kannst du mich anrufen, wenn du Zeit hast” und ich tat das auch noch. Ok, in der Regel folgt man solchen “Hilferufen” auch, wenn jemand sich schon an dich wendet. Aber im Endeffekt war ich dann an den drei Tagen Auszeit, die wir uns bewusst genommen hatten, dann auch ständig mit Telefonieren, Schreiben und Beruhigen beschäftigt und das Thema hat uns dann auch ständig in unseren Gesprächen begleitet. Nun gut…
Daraus habe ich auf jeden Fall gelernt und nochmal mehr für mich die Fähigkeit dazu gewonnen in solchen Auszeiten diese Ansprechmöglichkeiten massiv einzuschränken.
Aber ich merke gerade, typisch ich, wie ich vom ursprünglichen Thema abweiche. Das Gedankentagebuch habe ich nämlich heute aufgeschlagen, weil mir beim Thema Urlaub gestern ganz andere Gedanken gekommen sind, die ich heute gerne mit euch teilen würde.
Verreisen damals war für mich anders, als verreisen heute
Was ich schon immer nicht gut konnte, war lange weg sein. Während meine Schwester am liebsten überall in der Welt unterwegs ist, konnte ich nie lange woanders sein. Es hat maximal eine Woche gedauert, dann wollte ich lieber nach Hause. Das hat mich zu einem ziemlich anstrengenden Teenager im Urlaub eine Zeit lang gemacht, der die meiste Zeit dann im Apartment geblieben ist und gelesen hat. Aber ich glaube jede angehende Teenager hat so eine Phase, in der er mit diesen ganzen Urlaubsausflügen so null anfangen kann und dann sogar eine ganze Weile gar nicht erst mit in den Urlaub fährt und 2-3 Wochen Sturmfrei zu Hause genossen hat. Diese unendliche Freiheit, die wir haben, wenn wir auf einmal groß genug dafür sind. Ich habe den Sommer lieber mit Freunden verbracht als zum 10. Mal an den Gardasee zu fahren. Als Kind fand ich es ganz schön da, aber eine Zeit lang war das so gar nicht meine Welt.
Auch hatte ich auf diese ständigen Ausflüge keine Lust. Mit 6 oder 7 Jahren fand ich es ja noch schön mit meiner Oma und ihrem Partner zu Schlossgärten zu fahren und durch die Gegend zu wandern, Spielplätze zu besuchen und Schwäne zu bestaunen, aber irgendwann findet man das auch langweilig. Ist einfach so und macht glaube ich jedes Kind irgendwann durch. Bisher können wir uns glücklich schätzen, dass unsere Jungs solche Tagesausflüge, die wir in der Regel im Urlaub anstreben, gut mitmachen und auch ohne Maulen, so lange wir die eine oder andere Eis- oder Burgerpause mit einplanen. Letztes Jahr in Frankreich hatten wir das erste Mal mit dem großen Sohn diese Situation, dass er nicht so wirklich Lust hatte mit uns Paris zu erkunden. Ich meine HALLO!! Paris?!?!
Das änderte sich bei mir aber auch erst, als ich größer wurde
Das Fernweh wächst bei mir mit dem Alter, merke ich. Immer häufiger möchte ich gerne raus aus der Stadt, in die ich eigentlich immer schnell zurück wollte, als ich verreist war. Damals war es aber sicherlich eher die Sorge, dass ich ja etwas Spannendes verpassen könnte, während ich verreist war. Meine Freunde trafen sich ja weiterhin und man selbst ist nicht dabei. Mein Leben drehte sich halt eine ganze Weile um meinen Freundeskreis. Diese Erkenntnis ereilt mich gerade, während ich diese Zeilen schreibe. Ob es wohl das war, womit ich mir teilweise meinen Urlaub selbst versaut habe? Diese Angst zu viel zu verpassen? Wer weiß… Immerhin haben wir uns schöne Orte angesehen, Leckereien genossen und wirklich eigentlich schöne Sachen mit meinen Eltern gemacht. Aber für solche Einsichten muss man halt manchmal selber erst einmal groß werden.
Diese Tagesausflüge, die wir früher gemacht haben, die brauche ich jetzt selber. Während mir als Kind es vollkommen gereicht hätte, wenn wir den ganzen Tag am Strand gespielt hätten mit Eis und Pommes und allem, was so dazu gehört, bin ich diejenige, die heute im Urlaub sagt, dass sie aber wenigstens ein oder zwei Orte auch erkunden möchte. So wie wir in Griechenland zum Beispiel durch Panormo und Rethymno geschlendert sind und niedliche kleine Gassen entdeckt haben, so war mir eben auch der Ausflug nach Palma auf Mallorca oder nach Paris in Frankreich wichtig. Inzwischen liebe ich es kleine Orte zu erkunden, mehr von allem zu sehen und den ganzen Tag durch die Gegend zu wandern, zu bewundern und klar auch ein bisschen zu flanieren und zu shoppen.
Oder nehmen wir unsere Urlaube in Schottland und Irland
Hier macht man keinen Strandurlaub. Hier geht man auf Entdeckungstour und hach, was haben wir nicht alles gesehen und erlebt. Jeden Tag waren wir woanders unterwegs und haben neue Geheimnisse, schöne Ecken und besondere Sehenswürdigkeiten gesehen. Teilweise mit der Bahn, teilweise mit dem Bus und ganz viel zu Fuß.
Solche Urlaube hätte ich als Kind niemals gemacht. Das wäre mir alles zu viel und zu anstrengend gewesen. Mit dem Mann nur zu zweit in diesen mystischen Ländern unterwegs zu sein, das war so schön und damals ereilte mich das erste Mal die Erkenntnis, wie sehr ich mich in der Hinsicht geändert hatte. Schon verrückt, oder?
Und meine Liste an Orten, die ich gerne noch sehen würde ist lang. Wirklich lang und ich bin gespannt, was wir von all dem noch sehen und erleben können. Ein neues Abenteuer steht für dieses Jahr auf dem Plan und ich bin gespannt, ob ich es nicht absolut und total bereuen werde *lach*.
Das Fernweh heute ist deutlich größer, als das Heimweh
Immer häufiger ist es so, dass wir nach Hause kommen und in dem Moment, wo wir eigentlich bekannten heimischen Boden betreten, ich sofort den Drang verspüre umdrehen und wieder wegfliegen zu wollen. Das hat sicherlich verschiedene Gründe. Was erwartet uns zu Hause? Stress, Arbeit, in letzter Zeit viele Unsicherheiten und Dinge, die uns den Alltag so unendlich schwer machen. Dreck, gestresste Menschen, Hässlichkeit in den verschiedensten Formen… eine Mentalität zum Kotzen und mehr.
Wenn wir erst einmal wieder eine Weile hier sind und uns wieder eingependelt haben, geht es in der Regel auch wieder und wir fühlen uns wohl, wenn wir Lieblingsmenschen sehen, auf unserem Sofa kuscheln können, all die Dinge erleben, die für uns ein schönes zu Hause ausmachen. Aber der Drang nach diesen Auszeiten, diesem Wegkommen ist bei mir deutlich größer, als vor 20 Jahren noch. Wie ich schon erwähnte. Reisen war ok für mich, durfte aber nie länger als eine Woche dauern (und bei meinen Eltern hieß es immer 3 Wochen minimum). Auch heute muss ich nicht 3 Wochen am Stück verreisen. Das ist mir ehrlich gesagt zu viel, aber ich könnte durchaus alle paar Wochen für ein paar Tage woanders sein und manchmal, ja manchmal fällt mir das nach Hause kommen wirklich schwer…
Wie geht es euch damit?
Guten Morgen,
das mit dem Fernweh kenne ich zu gut. Bis vor 11 Jahren war es mir mit Urlaub egal, war immer daheim. Dann gab es ein einschneidendes Erlebnis und seitdem wird jedes Jahr die Welt erkundet, immer auf der Suche nach neuen Zielen und immer der Drang, weg von hier.
Und die Liste mit Zielen wird auch immer länger 😄
LG
Saphirija
Ein einschneidendes Erlebnis habe ich nicht unbedingt gebraucht, aber ich merke einfach, dass unser eigenes Land an Sympathie mehr und mehr verliert und es einfach so viel noch zu sehen gibt. Es ist schön zu Hause zu sein, aber es ist auch schön nicht zu Hause zu sein.