Gefühle

“Das alles sind Gefühle” von Michael Engler #Rezension

Rezension*

Manchmal bin ich wütend. Manchmal bin ich schnell gereizt und genervt. Manchmal bin ich aber auch einfach nur zufrieden und glücklich, manchmal entspannt und manchmal gestresst. An nur einem Tag kann ich so viele Gefühle gleichzeitig durchleben und nicht jedes ist immer schön. Leider sind vor allem die schlechten Gedanken und Erlebnisse so übermächtig, dass man sie viel intensiver und nachhaltiger wahrnimmt. Einer der Gründe, warum die Kinder und ich derzeit mal wieder Glückstagebuch führen. Wir wollen uns die schönen Momente in Erinnerung rufen und so mit einem wohlig warmen Gefühl abends ins Bett gehen, all das Doofe da draußen oder was wir am Tag durchlebt haben, hinter uns lassen.

Das Schwierige an Gefühlen ist, dass man sie nur schwer unter Kontrolle hat. Sie kommen einfach und gerne auch mal vollkommen unerwartet. Gerade als Mutter merke ich oft, wie viel Kraft sie eigentlich haben und was sie alles mit uns anstellen können. Oft reagiert man dann schnell mal nicht so, wie man es sich von sich selber gewünscht haben und auch Kinder haben da etwas zu bewältigen, was sie ja kaum verstehen können. Diese Sache mit den Gefühlen ist einfach keine leichte Angelegenheit. 

Gefühle

“Das alles sind Gefühle” von Michael Engler und Julianna Swaney

Das Buch, das ich euch heute vorstellen möchte, befasst sich genau damit. In “Das alles sind Gefühle” von Michael Engler lernen wir den kleinen jungen Lars kennen. In nur einem kurzen Moment erlebt er eine vielfältige Auswahl an Gefühlen. Er fühlt sich mutig, weil er sich traut ganz hoch auf dem Stuhl zu klettern, um sich alleine das Marmeladenglas vom Schrank zu holen. Er fühlt Angst, als die Mutter in den Raum kommt und erschrocken laut schimpft, als sie das sieht. Er schämt sich, weil ihm deshalb das Glas runterfällt und Wut, weil es nun kaputt  und wegen ihm die ganze Küche dreckig ist. Das ist eine ganze Menge für ein einziges Kind und zu allem Überfluss schimpft Mama noch immer. Mit all der Wut im Bauch rennt er raus und entdeckt sich dabei im Spiegel. Doch ist das überhaupt er? Er sieht so anders aus.

Das Gesicht ist ganz rot, seine Gesichtszüge ganz verzerrt und wie fühlt sich das überhaupt an. Ein neues Gefühl bahnt sich den Weg hoch: Verzweiflung. Erschrocken rennt Lars in den Garten und lässt sich weinend in das grüne Gras fallen. 

Für ein Kind ist all das nur schwer zu verstehen…

Während Lars also im Gras liegt, taucht plötzlich ein Maulwurf vor ihm auf. “Ich kenne Dich”, sagt er und beginnt sich mit ihm über das Geschehene zu unterhalten. Der Maulwurf erzählt von noch viel mehr Gefühlen, die Lars alle irgendwie bekannt vorkommen. Klar, Wut, aber auch Mut und Glück. Geborgenheit, Liebe, Stolz… es gibt so viele davon und Lars fallen viele schöne Beispiele ein, in denen er die verschiedensten Dinge schon spüren konnte. An manchen Tagen ist man mutig und tapfer, fühlt sich stark und bereit für all das, an anderen Tagen möchte man einfach nur kuscheln und braucht Nähe.

Ich kenne das auch. Manchmal gibt es solche Tage, an denen möchten meine Kinder nicht von meiner Seite weichen. Erst heute sprach der kleine Sohn von einem schlechten Traum und wollte nicht in die Kita. Er wollte bei mir bleiben. Er brauchte die Nähe. An manchen Tagen kommt auch immer noch der große Sohn und möchte sich gerne vor der Welt da draußen verstecken. In anderen Momenten sind die beiden auf einmal in Situationen so unendlich mutig, wo ich es nie von ihnen gedacht hätte und manchmal explodieren Gefühle aus ihnen heraus, von denen sie in dem Moment selber nicht wissen, wo sie auf einmal herkommen.

Gefühle

Der Maulwurf hat eine ganz liebevolle Art und Weise, um das alles zu erklären

Ich finde so etwas wie Gefühle, das ist sowieso schon ein sehr schwieriges Themenfeld. Wie spricht man darüber? Wie erklärt man, wo sie herkommen und wie sie wieder gehen? Was sie für uns als Mensch bedeuten. Sie sind einfach da und wir können sie nicht auf Befehl abrufen. Sie sind ein Teil von uns und kommen und gehen. Ich kann jetzt nicht auf einmal sagen “Zack, jetzt bin ich glücklich”… das Glück schleicht sich manchmal einfach ein und plötzlich merkt man, dass es sich gut anfühlt. Genauso plötzlich kann die Wut kommen und uns hochkochen und nur schwer kontrollieren lassen. Ein sehr unangenehmes Gefühl ist auch die Angst, denn diese muss man bewältigen, man muss mutig sein und das ist nicht immer einfach, denn Angst lässt uns oft auch kränklich fühlen und das wiederum schwach. 

Ich mag die Lösung, die Michael Engler hier gefunden hat, um mit Kinder ein wenig dieses Thema anzugehen und zu besprechen. Dabei ist der Maulwurf vielleicht ein ungewöhnliches Sprachrohr für so etwas Schwieriges, aber dabei ist er sehr liebevoll und gemeinsam schaffen Lars und der Maulwurf aus ihrer Mischung aus Erzählungen und Erinnerungen, die dem Gefühl ein Bild geben, eine wirklich schöne Atmosphäre. Die Bilder von Julianna Swaney sind hierbei eine herrliche Ergänzung, denn sie wirken so leicht und fröhlich. Ein ähnliches Werk fanden wir ja schon mal von Engler und Swaney in “Das alles ist Familie”.

Aus meiner Sicht ein wirklich schönes und gelungenes Kinderbuch, das definitiv eine gute Hilfe sein kann, um mit Kindern diesen komplexen Bereich, der nun mal ein Teil von jedem von uns ist, anzuschneiden. Erschienen ist das Buch im Verlag arsEdition und umfasst 32 bunt illustrierte Seiten für Kinder ab 4 Jahren.

*Anmerkung: Das Buch wurde uns vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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