[Eine Woche ist seit dem letzten Gedankentagebuch vergangen und was ist seitdem passiert? Stürmisch ist es, würde ich sagen… Kopfschmerzen habe ich seit Tagen. Nicht nur, weil der Kopf voll ist. Auch heute wieder ein paar gesammelte Gedanken der letzten Tage.]
Gedankentagebuch #02 – 17.02.2022
Wie war eure Woche? Die letzten Tage waren für uns wieder sehr durchwachsen. Dabei war das letzte Wochenende so verdammt schön. Endlich mal wieder. Aufregend und mit kleinen Erfolgen für die Kinder verbunden. Endlich waren alle gesundheitlich mal so fit, dass sie ihr Hobby voll ausleben durften. Die Kinder lieben und leben Fußball. Auch wenn es einem manchmal wirklich viel erscheint und man zu Beginn gar nicht bedenkt, was es eigentlich bedeutet, wenn das Kind sagt “Ich möchte gerne in einen Fußballverein”, so lebt man das irgendwann wirklich. Die Mannschaft wird zu so etwas wie eine zweite Familie, weil man einfach viel Zeit miteinander verbringt. Die Kinder wachsen zusammen und werden gemeinsam groß, entwickeln sich, werden zu Freunden und Teamkameraden und sehen sich nicht nur durch den Fußball oft. Ja, es ist viel Zeit, die wir auf oder am Platz verbringen, aber es ist eben auch Zeit, die die Kinder unter Freunden und Gleichgesinnten haben, mit denen sie eine Leidenschaft teilen.
Der kleine Sohn konnte es kaum erwarten, bis er alt genug war, um endlich auch im Fußball-Verein zu sein. Schon vorher freute er sich, wenn er mit anderen Kindern am Spielfeldrand den Ball rollen lassen konnte oder der Trainer die kleinen Brüder mal mit ins Training holte. Das liebste Spielzeug ist immer noch der Fußballkoffer und beide Kinder hatten schon immer eine enorme Ausdauer, wenn es darum ging ein Spiel im Fernsehen zu verfolgen (wo andere Kinder schon nach ein paar Minuten das Interesse verloren) oder Ewigkeiten auf dem Spielplatz den Bolzplatz unsicher zu machen. Und auch, wenn sie am Vormittag schon ein Spiel hatten und am Nachmittag nochmal drei Stunden am Spielplatz waren, wird am Abend dennoch geschmollt, wenn es heißt, dass jetzt langsam mal Schluss ist. Dann werden eben Partien auf FIFA simuliert. Ja, man kann durchaus sagen, dass Fußball einen sehr großen Bereich bei meinen Kindern einnimmt und das, obwohl ich immer sagte: Alles außer Fußball.
Es wird gerne mal mit dem Kopf geschüttelt, wenn es bei uns mal wieder Fußball heißt…
… aber so ist das eben. Ich denke das können auch nur die nachvollziehen, die diese Leidenschaft für den Sport teilen. Und ich liebe es meinen Kindern dabei zuzusehen. Feiere sie für jeden Erfolg und umarme sie, wenn ein Spiel mal nicht so gut läuft. Sie sind beide sehr verbissen, was das angeht und Ehrgeizig. Sie nutzen jede Chance, auch wenn sie natürlich ab und an mal ein Tief erleben und kleine Auszeiten brauchen. Aber kommt die Frage “Kannst du am Wochenende zusätzlich bei einem Freund im Team noch aushelfen” sagen sie sofort ja und der kleine Sohn ist gerade mit so viel Elan dabei, wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten jeden Tag entweder spielen oder trainieren und jede Woche kommt die Frage “Wann habe ich mal wieder ein Spiel”.
Dieses Jahr möchte der kleine Sohn das erste Mal gerne ein Fußball-Camp in den Ferien besuchen. Am liebsten natürlich beim Lieblingsverein. Ich bin gespannt, ob wir ihm das ermöglichen können. Noch haben wir hier den Berufswunsch “Fußball-Profi” bei beiden Kindern und noch legen sie den Ehrgeiz dafür an den Tag. Wie die Chancen stehen, wer weiß? Aber ich freue mich, mit wie viel Energie sie an das Thema herangehen und sind wir doch mal ehrlich: Keiner beklagt sich, wenn das eigene Kind von sich aus gerne an die frische Luft geht und sich sportlich betätigt, oder?
Dennoch gab es diese Woche wieder einmal auch Wartezimmerromantik
Ein bisschen habe ich ja derzeit das Gefühl, dass wir eine Flatrate beim Kinderarzt buchen könnten. Beim kleinen Sohn ist es nur so etwas wie eine dauerhaft anhaltende Schnupfnase, die kommt und geht und eigentlich nicht der Rede wert ist. Der große Sohn jedoch hat mit immer wieder kehrenden Beschwerden seit seiner Infektion zu tun und vermutlich werden wir da im Sommer auch etwas machen lassen müssen. Hier ist es einfach nur wichtig, dass ab und an mal der Arzt rauf schaut und wir insgesamt etwas ruhiger machen, aber vor allem, dass sich endlich mal etwas besseres Wetter zeigt.
Das würde uns allen gut tun. Mir auf jeden Fall. Ich laufe auf dem Zahnfleisch und merke, dass ich derzeit mal wieder ein wenig an meine emotionalen Grenzen gelange. Das zeigt sich dann durchaus auch in schneller Gereiztheit, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Ich schlafe mal wieder nicht gut. Mir geht so viel durch den Kopf und immer, wenn man denkt jetzt befinden wir uns wieder auf der Spur, bringt uns doch wieder etwas vom Weg ab. ich war diese Woche auch aus anderen Gründen in einem Wartezimmer, aber das ist eine andere Geschichte und sei hier nur am Rande erwähnt. Es hat auch gar nichts direkt mit uns zu tun, aber beschäftigt mich dennoch. Es kommt halt manchmal so viel auf einmal. Durchatmen. Sonne tanken. Aufladen.
Statt Sonne bekommen wir aber nun für die nächsten Tage mal wieder eher stürmische Prognosen
Heute kämpfen wir mit Ylenia. Orkanwarnungen und sogar von einem möglichen Tornado in Stadtmitte war die Rede. Verrückte Zeiten, oder? Der Mann schaute gerade noch aus dem Fenster und überlegte “Ja, wir haben dieses Jahr wirklich mehr Stürme als sonst”. Ich kann mich aber gut an viele starke Stürme in den letzten Jahren erinnern. Zuletzt den, der unser Dach zerstörte und für massig Wasserschäden und Baustellen im Haus sorgte. Ich kann mich auch an Sturmnächte erinnern, als ich noch bei meinen Eltern wohnte, aber ich kann mich auch an Wintermonate aus meiner Kindheit erinnern, die einfach voller Schnee waren und wo mein Vater mich mit dem Schlitten über die vereisten Straßen ziehen konnte. Also doch, irgendwie verändert sich das Wetter und es fühlt sich einfach seltsam an.
Was mich in diesem Zusammenhang aber vielmehr gerade heute nervt ist die Tatsache, dass es mal wieder heißt, dass wir Eltern entscheiden sollen. Bis Ende Februar ist die Präsenzpflicht für Schulkinder ja ausgesetzt und man kann sein Kind immer Wochenweise zu Hause behalten. Wenn ich mich also dafür entscheide, bleibt mein Kind zu Hause und bearbeitet dort Aufgaben, die es von den Lehrern bekommt. Das wäre für mein Verständnis Homeschooling. Erst recht spät habe ich herausgefunden, dass Präsensbefreiung aber auch bedeutet, dass mein Kind einfach entschuldigt fehlt. Ergo: Fehltage, die als solche auch auf dem Zeugnis stehen werden.
Aufgrund der Sturmwarnung gilt nun in Berlin für heute die einmalige Möglichkeit das Kind von der Präsenz zu befreien. Also nur für heute und nicht gleich für eine ganze Woche. Die Schulpflicht bleibt dennoch bestehen. Behalte ich mein Kind also aus Sicherheitsgründen zu Hause, hat es erneut einen Fehltag. Zwar entschuldigt, aber dennoch ein Fehltag, an dem es gar nicht oder kaum beschult wird, weil dieser Beschluss auch erst gestern Abend getroffen wurde, wo selbst Lehrer sagen, dass sie es kaum hinbekommen werden nun für die zu Hause bleibenden etwas Passendes vorzubereiten. Mir war die Sturmwarnung schon seit Dienstag bekannt, wie vielen anderen auch. Hätte man da nicht schon früher handeln können. Mal abgesehen davon, dass es andere Bundesländer auch anders geregelt bekommen. Da wälzt man die Entscheidung nicht ab, da wurde aufgrund des Risikos gesagt, dass die Schulen einheitlich für den einen Tag geschlossen bleiben. In Berlin müssen die Lehrer anwesend sein. Die tragen hier vermutlich Superheldenanzüge oder so. Ach ich weiß auch nicht… es ärgert mich einfach. Klar, dass da mein Schulkind um die Ecke kommt und sagt, dass das doch alles unfair ist. Uff…
Aber ich habe mich diese Woche auch gefreut!
Der kleine Sohn und ich entdecken immer mehr Frühlingsboten. Überall, wo wir lang kommen zeigen sich mehr und mehr Krokusse und Schneeglöckchen und wieder muss ich daran denken, dass ich doch auch mal Zwiebeln dafür bei uns im Garten setzen wollte, damit sie im Frühjahr auch bei uns blühen. Ich liebe das einfach, wenn die Natur einem zeigt, dass die Phase der Erneuerung nun beginnt.
Auch die ersten Knospen an Büschen und Sträuchern zeigen sich und inzwischen ist es morgens heller, wenn der Wecker klingelt. Meist wird man nun wieder eher von dem Gezwitscher der Vögel geweckt, bevor das eindringliche Klingeln kommt, das uns immer aufschrecken lässt.
Diese Kombination aus ersten Anzeichen vom Frühling, immer öfter mal Sonne und mehr Hell und dem Glückstagebuch, das wir relativ konsequent seit letzter Woche führen, ist schon sehr wertvoll und tut gut. Ich hoffe, dass die Stürme, die hier nun die nächsten Tage wüten sollen, nun auch die letzten Regenwolken wegpusten und wir dann langsam so etwas wie einen milden Frühling erleben. Ich lese immer öfter etwas von einem entspannten Corona-Sommer. Einen Urlaub buchen, das traue ich mich deswegen irgendwie immer noch nicht, denn die Erfahrungen der letzten zwei Jahre waren geprägt von ständigen Enttäuschungen, aber schön wäre es ja doch. Mir würde ja für den Anfang wirklich einfach mal wieder etwas mehr Ruhe im Alltag genügen, keine ständigen Änderungen von Beschlüssen und Regeln, etwas weniger Unsicherheiten und mehr Sicherheit an sich wieder. Einfach ein Gefühl von konstanten Abläufen, ohne dass man sich täglich gefühlt auf etwas Neues einstellen muss.
In dem Sinne klappe ich das Gedankentagebuch für heute zu und drücke die Daumen, dass keiner von euch irgendwie durch den Sturm zu Schaden kommt.