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Gedankentagebuch #04 – Gedankliche Auszeiten

Eine neue Seite im Gedankentagebuch. Es wurmt mich, dass die kreativen und vielseitigen Beiträge auf diesem Blog im Moment wirklich Mangelware sind und auf sich warten lassen. Ich merke jedoch auch, dass ich aktuell einfach nicht die Kraft dafür habe, im Gegenteil eher dankbar bin für jeden Tag, der bei uns halbwegs normal abläuft.

Daher gönne ich mir immer häufiger gedankliche Auszeiten. Ich lege mir Dinge parat, nehme sie mir vor und weiß eigentlich, was ich euch zum Beispiel am Wochenende zeigen möchte. Immer häufiger jedoch stelle ich fest, dass ich diese Blogauszeiten am Wochenende brauche. Meist ist der Laptop tatsächlich aktuell Samstag und Sonntag einfach zu. Vielleicht rufe ich mal ein paar Mails ab oder lade Fotos vom Handy, aber das war es auch schon. Ich nutze das Wochenende im Moment viel lieber für diese seltenen Momente, wo wir als Familie etwas Alltag erleben, kein morgendliches Schul-Dilemma herrscht und wir bei dem immer schöner werdenden Wetter einfach nur in den Tag leben können. Mal mit der Komponente Fußball, mal ohne.

In mir drin herrschen aktuell so viele Unsicherheiten und Ängste vor…

… ich kann das alles kaum noch effizient verarbeiten. Stattdessen werde ich von Tag zu Tag immer müder und letzte Woche war es tatsächlich so, dass ich Tage lang mit einem Unwohlsein in der Magengegend herum lief, es mir also wirklich regelrecht “auf den Magen schlug”. Ganz schlimm merkte ich es, als ich laufen gehen wollte. Beim ersten Versuch schaffte ich die 5 Kilometer, doch beim Laufen selbst merkte ich schon, wie es von Meter zu Meter immer unangenehmer wurde und am Ende stoppte ich. Blieb einfach stehen, stoppte die Uhr und lief langsam den Rest des Weges nach Hause. Am nächsten Tag ähnliches. Wenn der kleine Sohn Training hat, drehe ich meist für eine gute halbe Stunde hinten auf der Laufbahn ein paar Runden. Ich dachte ich versuche es mal auf ebener Strecke, aber das Unwohlsein kam ganz schnell wieder und nach 2 Kilometern brach ich ab und ging in einen zügigen Gang über. Am Ende war ich drei weitere Kilometer gewalkt. Mehr war nicht drin, aber es ließ sich besser aushalten. Es schlägt mir einfach auf den Magen. Kein Zucken im Auge, keine Kopfschmerzen… Anzeichen, die sonst bei mir kommen, wenn der emotionale Stress zu groß für mich wird. Magendrücken. Das hatte ich so irgendwie noch nie. 

Zum Wochenende hin wurde es dann wieder besser. Als ich Sonntag es dann mal wieder mit Laufen versuchte, klappte es auch besser, als die Male davor. Es ist nicht ideal, aber zumindest kam ich zu Hause an, war zwar ko, aber der Bauch fühlte sich nicht so unendlich falsch an. Ich weiß auch nicht. Und dennoch zeichnete sich über den Tag hinweg schon ab, dass die kommende Tage wieder seltsamer werden würden. So stehen diese Woche zum Beispiel noch zwei Termine an. Von dem einen verspreche ich mir etwas Erholung und Besserung für einige von uns, der andere wird sicherlich nochmal eine enorme emotionale Herausforderung. Ich weiß auch nicht. Mehr als es auf mich zukommen lassen kann ich jetzt auch nicht tun.

Neulich stand ich mit dem großen Sohn vor dem Spiegel

Seit Tagen suchen wir unseren Zollstock. Keine Ahnung, wo dieser geblieben ist. Beide Kinder wirken, als ob sie einen enormen Schub hingelegt hätten und wir wollen das gerne mal überprüfen. Sie sehen so riesig aus. Das kann doch gar nicht sein. Nicht mehr lange und der große Sohn feiert seinen bereits 11. Geburtstag und an manchen Tagen wirkt er auf mich so unglaublich klein und zerbrechlich, manchmal unberechenbar und Nähe suchend und an anderen Tagen wirkt er schon so fern von mir, groß und eigenständig.

Am Wochenende zog ich ihn vor den Spiegel. “Ich will mal etwas sehen”, sagte ich zu ihm und stellte in vor mich. Und dann standen wir da und betrachteten unsere Spiegelbilder. “Du als Junge”, sagte der Mann manchmal zu mir, weil der große Sohn und ich so viele Ähnlichkeiten haben und tatsächlich, wenn man alte Kinderfotos von mir nimmt, könnten sie auch vom großen Sohn sein. Bis auf ein paar kleine Unterschiede natürlich. “Und was soll das jetzt”, fragte der große Sohn mich dann irgendwann. “Nichts”, antwortete ich nur, “ich wollte nur sehen, wie viel noch fehlt, bis du mich eingeholt hast”. Da musste er grinsen, denn viel fehlt wirklich nicht mehr. Keine 10 Zentimeter muss er mehr wachsen und dann bin ich seine kleine Mama. Uff…

“Ich bin nicht klein”, darf ich mir ja schon vom kleinen Sohn ständig anhören und ja, er ist nicht mehr der Kleine und irgendwie eben doch noch. Nur anders.

Es ist so viel, was uns alle gerade beschäftigt

Der große Sohn kratzt an der Pubertät und macht sicherlich auch wieder eine Art Autonomie-Phase durch, weiß dabei aber selber noch nicht so richtig, wo er diese Selbständigkeit tatsächlich möchte und wo noch nicht. Die Nähe suchen sie nämlich beide noch sehr intensiv und brauchen sie aktuell viel mehr, als sonst. Es steigert sich irgendwie und wird nicht besser. Aber das da DRAUSSEN wird es ja auch nicht, oder? Ja, wir haben jetzt den lang ersehnten Sonnenschein und er tut uns gut, lockt uns raus aus unserem Maulwurfsloch und streichelt uns die Seele, aber wir frösteln auch oft noch und wünschen uns in das sichere warme Nest oder auch Bett zurück, wo sich die Welt für diesen Moment gut und sicher anfühlt. Diese schützende Wärme, die man irgendwie vor allem immer morgens im Bett verspürt, kennt ihr das?

Obwohl ich aus dieser morgens dann auch oft flüchte. Früher hätte ich ewig im Bett liegen bleiben können. Heute kann ich das nicht mehr. Heute muss ich aufstehen, wenn ich wach werde, denn sonst überkommt mich so eine Schwere, die mich dann auf eine eher unangenehme Art ans Bett fesselt und meist endet das dann in einem Kopf aus Mus und Kopfschmerzen. Also eher kontraproduktiv. Was nicht heißt, dass ich es nicht zu schätzen weiß, wenn ich um 5 Uhr wach werde und mir ein Blick auf die Uhr sagt, dass ich noch 1 1/2 Stunden liegen bleiben kann, bis das penetrante Schimpfen des Weckers mich aus einem tollen Traum reißt, den ich gerne in der Nacht gehabt hätte und nicht in den Morgenstunden. Schon da komme ich dann schwerer hoch, aber was muss, das muss…

An manchen Tagen wünschte ich, dass bestimmte Dinge einfach ausfallen würden

Schule zum Beispiel. Da hat keiner Lust drauf. Ich genauso wenig. Das frühe Aufstehen, der Blick auf den Stundeplan und wann die nächsten Arbeiten geschrieben werden.

“Testet ihr diese Woche täglich oder seid ihr wieder bei drei Mal angekommen”, frage ich den großen Sohn, nachdem es nun wieder einige positive Fälle in seiner Klasse gab und die Test-to-stay-Strategie lief. Letzte Woche war es wohl endlich wieder bei drei Tests. “Ich glaube täglich”; antwortet der Sohn, “wir hatten doch letzte Woche wieder einen positiven Fall”. Achja, da war ja was. Ich erinnere mich, dass der Sohn mir letzte Woche von einem Kind mit positiven Schnelltest erzählt hatte, das abgeholt werden musste. Da wird einem ganz anders und ich bin dankbar, dass er damals zu Hause saß, als es bei ihm los ging, da er eh schon in Quarantäne saß. Seine Klasse und vor allem seine Lehrerin gehen da ganz toll mit der Testsituation um, aber dennoch möchte man seinem Kind dieses Erlebnis ja ersparen, nicht wahr?

Die Stimmung kippt hin und wider mal. An manchen Tagen ist alles super, am nächsten ist man nachdenklich, empfindlich, gestresst. Es macht keinen Spaß. Keinem von uns und gefühlt überwiegen diese Tage die, die von einem positiven Gefühl geleitet werden.

Ist es verrückt, wenn ich sage, das Kuscheln mit der Katze hilft?

Man sagt ja Katzen nach, dass sie ein Gespür für Krankheiten haben und wie eine Therapie darauf wirken können. Man denke nur mal damals an meine heftige Reaktion auf die zweite Impfung, die mich für mehrere Tage ausgeknockt hatte. Zwei Tage lag ich einfach nur und war nie alleine. Frida lag immer bei oder auf mir und schnurrte mich an, drückte ihren Kopf gegen mich oder wahr halt einfach nur da. Das war irgendwie das erste Mal, dass ich die Katzen bewusst zu schätzen wusste. Klar ist es schön sie um mich zu haben, mal mit ihnen zu spielen oder sie zu kraulen, wenn sie abends bei uns auf dem Sofa sitzen. Aber es ist auch viel Zeit, in der sie einfach ihr Dinge durchziehen und in Ruhe gelassen werden wollen. Man lebt halt doch vor allem irgendwie so nebenher.

In den letzten Tagen ist Frida aber mehr zu meiner treuen Begleiterin geworden. Sie sitzt morgens auf meinem Schoß, rollt sich ein oder macht sich lang und schnurrt ewig vor sich hin. Dabei wärmt sie mich, kuschelt ihren Kopf an oder fährt ihre Krallen immer wieder rhythmisch aus, wie eine vorsichtige Massage. Gehe ich duschen, sitzt sie davor, sitze ich morgens bei Zähneputzen klettert sie auf das Waschbecken und schaut mich an. Sie ist irgendwie (fast) immer irgendwie da und meist dauert es nicht lange, bis auch Felis sich zu uns gesellt.

Es ist, als ob sie spürt, dass ich das gerade brauche. Ohne Murren lässt sie sich hoch nehmen und dann darf ich sie in den Arm nehmen, meinen Kopf an ihren lehnen und einfach mal kurz durchatmen. Sie weiß, das ich diese kurzen Ausatmer brauche. Das ist schön und wertvoll und ich bin froh, dass sie da sind…

Sicherlich ist sie dabei auch ein Stück weit egoistisch, denn sie lässt sich dabei ganz ausgiebig von mir flauschen und kraulen und genießt das unendlich, aber es beruhigt mich auch. Uns beide vielleicht, wer weiß. Wenn da nur nicht das ganze Winterfell wäre, dass sie dabei gerade abwirft und überall auf mir, den Möbeln und meinen Klamotten lässt. *lach* Aber man kann wohl nicht alles haben.

Plant ihr aktuell?

Ich traue mich ja nicht so wirklich. Was macht ihr zu Pfingsten? Was in den Osterferien? Bucht ihr einen Sommerurlaub? Ich finde es teilweise ja schon schwer alleine die nächsten Tage anzugehen, weil man überhaupt nicht weiß, was diese einem bringen. 

Vorhin las ich “Ein Bundesland will das Ende der Pandemie verkünden” und gleichzeitig eine Schlagzeile später “Warnung vor der hohen Ansteckung der aktuellen Variante”. “Die Zahlen steigen wieder”, heißt es und im Newsletter der Schule werden wir darüber informiert, dass ab 1. April die Maskenpflicht wegfällt, sowie alle anderen Maßnahmen bis auf die Teststrategie mit den ach so zuverlässigen Schnelltests, die ja gerade die Lösung für alles sind und die auf den Straßen nun die Masken abgelöst haben, die wir letztes Jahr überall noch als Müll am Boden gefunden haben. Ohne Mist… überall liegen sie jetzt rum, die benutzten Schnelltest-Katuschen, auf die man ja eine Flüssigkeit tröpfelt die… naja, sprechen wir nicht drüber.

Wie geht ihr mit all dem gerade um? Wie geht es euch derzeit?
Ich weiß, es ist viel Jammern aktuell und wenn es euch nervt, dann klickt gerne weg, das ist ok. Es ist ein Kanal, den ich nutze, um den Kopf etwas zu entleeren, Gedanken los zu werden und vielleicht geht es dem einen oder anderen ähnlich und er möchte sich austauschen.

Und bis dahin Gedankentagebuch für heute over and out.

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