Rezension*
Mit einem angehenden Teenager zu Hause verändern sich nun langsam auch die Art der Gespräche. Die Fragen bekommen langsam einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt und so manche Sätze, die früher kaum Bedeutung hatten, werden nun mit einem frechen Grinsen quittiert. Ja, wir kommen jetzt langsam in das Alter, wo wir auch ab und an mal heikle Gespräche führen müssen.
Auch wenn man denkt, dass durch so etwas wie Sexualkunde-Unterricht in der Schule einem so manches schwierige Thema schon abgenommen wird (und meist ist man ja schon durch Freunde oder bekannte Jugendzeitschriften) recht aufgeklärt, so bleiben halt doch so manche Fragen übrig, die gerne in einem Wohlfühlrahmen geklärt werden wollen.
Wie dieser Wohlfühlrahmen aussehen kann, das fällt bei jedem anders aus und wenn ich ehrlich bin, nicht immer fühlt sich ausschließlich das Kind bei diesem Thema unbehaglich. Das kann durchaus auf Gegenseitig beruhen. Das zeigt uns der Autor Marc-Uwe Kling in seinem dritten Streich aus einer relativ bekannten Buchreihe.
“Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen wollte” von Marc-Uwe Kling
Ich sagte Buchreihe, also müssen wir ja irgendwie schon einmal mit ihm in Berührung gekommen sein, nicht wahr? Sind wir tatsächlich auch und zwar schon auf vielseitige Art und Weise. Ich meine, jeder von euch hat doch sicherlich schon vom NEINhorn gehört, oder? Wenn nicht, dann schaut mal hier vorbei. Dort stellen wir es euch etwas näher vor und ich warne euch: Lachflash ist vorprogrammiert.
Aber er ist auch für eine etwas andere Buchreihe bekannt. In dieser lernen wir eine sehr sympathische Familie kennen, bestehend aus Mama, Papa, drei Kindern und Oma und Opa. Den Auftakt bildete das Buch “Der Tag an dem Oma das Internet kaputt gemacht hat”. Wenig später stellte der Opa den Wasserkocher auf den Herd und in seinem neuesten Buch liegt es an Papa ein heikles Gespräch führen zu wollen. Wer die Werke kennt, der weiß, dass die Familie sich ein wenig schwer in manchen Bereichen tun kann und so ist es auch dieses Mal.
Mama und Papa wollen nämlich ein romantisches Wochenende verbringen…
Nur zu zweit. Also Mama und Papa. Ganz ohne Kinder. Die jüngste Tochter versteht das nicht so ganz und ist auch der Meinung, dass man so etwas nicht braucht. Auch ihr 12 jähriger Bruder kann das nicht ganz nachvollziehen, aber die 17 jährige Schwester, die bereits einen Freund hat, kann es sehr wohl verstehen und hätte auch gerne mal etwas romantische Zeit zu Zweit mit ihrem Schwarm.
Zeit also für DAS Gespräch, denkt sich der Vater und will sich in dieses gewagte Abenteuer stürzen. Was denkt ihr? Geht das gut?
In “Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen wollte” liegt es nun dieses Mal an den Eltern sich einer herausfordernden Situation zu stellen. Natürlich mischt auch jeder mit und wir bekommen auch Einblick in die Ansichten von Oma und Opa, die ja aus einer ganz anderen Zeit stammen. Aufklärung mal anders quasi. Oder eben genau so, wie wir sie am Ende hier zu Hause ebenfalls erleben könnten. Das herumstottern um schwierige Begriffe und Abläufe, das erzählen, erklären und aufzeigen von Dingen, die eigentlich ganz natürlich sein sollten und auch die Hinweise über die Vielseitigkeit, die in diesem Bereich herrscht.
Schwieriges (??) Thema lustig verpackt!
Marc-Uwe Kling ist bekannt für seinen außergewöhnlichen Humor. Nicht nur bei seinen beliebten Känguru-Chroniken sind wir damit schon in Kontakt gekommen. Eigentlich findet sich dieser in jedem seiner Werke wieder und so ist es ganz spannend, wie er ihn dieses Mal nutzt, um das Thema Aufklärung mit Kindern fast jeder Altersgruppe anzugehen. Immerhin sind hier Kinder in den Hauptrollen von 6-17 Jahre und somit ist eigentlich nahezu jedes Schulalter abgedeckt.
Und da ist aus meiner Sicht auch ein wichtiger Einwand: 6 Jahre ist die Altersempfehlung für dieses Buch. Auch wir haben schon immer recht offen und ehrlich auf die Fragen unserer Kinder geantwortet, aber nicht alles ist vielleicht in dem Alter schon verständlich. Auch Sexualkunde geht ja im Schnitt frühstens 3.-4.Klasse, eher sogar etwas später erst los. Da lohnt ein Blick auf das eigene Kind und die Einschätzung, wie viel es von so einem Thema schon verstehen kann.
Das Buch umfasst insgesamt 72 Seiten, die immer wieder von den lustigen und wirklich passenden Illustrationen von Astrid Henn durchzogen sind, die wir auch schon aus den vorhergehenden Werken kennen. Erschienen ist es im Carlsen Verlag.
Wenn auf euch das Thema Aufklärung langsam zukommt, kann ich euch das Buch definitiv ans Herz legen. Gemeinsam lesen, gemeinsam lachen und Anreize für verschiedene Gesprächsthemen finden, einen Rahmen schaffen, in dem man locker über das Thema reden kann. Diesen Rahmen hat Kling hier in jedem Fall für euch schon einmal vorgelegt und darauf kann man ganz gut aufbauen.
*Anmerkung: Das Buch wurde uns als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.