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Am Mittwoch saßen sie nun also beisammen. Die großen Köpfe, die entscheiden wollten und sollten, wie es für uns in Corona-Zeiten weitergehen würde. Schon vorher bekam man eine Ahnung davon, was uns erwarten könnte, da verschiedene Studien und Empfehlungen ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden. Jeden Tag wurde spekuliert und diskutiert, was wohl der beste Weg aus der Corona-Krise sein würde und wirklich wohl war mir nicht dabei.
Ich bin immer hin und her gerissen.
Den Kindern fehlen die Menschen. Ihnen fehlt ihre Familie, unsere Freunde und vor allem IHRE Freunde. In den letzten Tagen fragten wir nach Neuigkeiten. Standen auf der Straße mit dem Fahrrad und riefen zu den Fenstern von Omas und Opas hoch, nachdem wir ihnen Osterpost eingeworfen haben. Das Strahlen der Familie in den Augen war schön. Man sah die Sehnsucht darin und wie froh sie waren uns mal wieder zu sehen. So in echt. Ohne Handy als Rahmen, denn immer noch schicken wir regelmäßig Videos von den Kindern, damit sie wenigstens ein bisschen etwas mitbekommen.
Über die Ostertage waren verschiedene Videochat-Programme unsere besten Freunde. So saßen wir abends auf der Terrasse oder dem Sofa und sprachen mit meiner Schwester und ihrem Partner oder einem alten Schulfreund vom Mann. Die Kinder mit Freunden aus anderen Städten oder der Nachbarschaft. So nah und doch so fern. Wir hingen ein “Happy Birthday” Tütchen mit einem kleinen Geschenk für die Kita-Freundin des kleinen Sohnes an die Türklinke, die nach Ostern Geburtstag hatte. Der kleine Sohn war eingeladen, aber die Feier fand ja nun nicht statt. Später bekamen wir ein Foto geschickt von dem Geburtstagskind, das Freude strahlend unser Geschenk zeigte. “Es kommt vom Heldenkind”, schrieb die Mutter, “so oder so macht sie das überglücklich!”. Die Kinder vermissen einander. Sie vermissen ihre sozialen Kontakte und das ist es, was mich innerlich zerreist.
Ich kann ihnen nicht all das geben, was ihre Freunde ihnen geben
Kinder denken anders. Sie spielen anders miteinander und haben andere Ideen, als wenn wir Erwachsenen das tun. Wir Eltern sind sowieso nochmal ganz speziell. Wir sind ihre Lehrer und Erzieher, ihre Freunde und ihr Trost in anstrengenden Zeiten. Aber wir sind eben auch ihre Eltern und Eltern sind anders für Kinder, als andere Bezugspersonen. Das merkt man ja auch daran, dass Kinder woanders sich häufig ganz anders benehmen, als zu Hause.
Wenn sie mit ihren Freunden spielen oder reden, dann spielen ganz andere Einflüsse mit rein. Ganz andere Fantasie und Ideen. Das heißt jetzt nicht, dass das Spielen mit Mama und Papa nicht fantasievoll wäre, aber eben doch anders. Ähnlich ist es unter Geschwistern. Es ist toll, dass sie einander haben und sie spielen auch oft zusammen, aber genauso oft sind sie genervt voneinander und zicken sich an. Je länger das alles hier anhält und ihre Freunde ihnen fehlen, desto häufiger kommt es zu dieser Gereiztheit. Das kann man deutlich beobachten. Nicht nur an den Kindern, auch an einem selbst. Das nervt, denn man möchte nicht so reizbar sein und das ärgert einen dann nur noch mehr.
Nun ist die Entscheidung also am Mittwoch gefallen: Die Corona-Ferien gehen weiter.
Es ist das erste Mal, dass ich mir eine Pressekonferenz angeschaut habe. Die Kinder saßen gerade im Zimmer des Kleinen und spielten mit dem Fußballkoffer (Affiliate). Während also oben ein spannendes Turnier ablief, saß ich am Esstisch am Laptop und lauschte den Politikern. Den ganzen Tag über hatte ich immer wieder verschiedene Artikel gelesen, damit ich darauf vorbereitet war, was kommen könnte. Eigentlich war mir schon letzte Woche klar, dass es statt Schule am Montag “nur” neues Schulmaterial geben würde.
Viele Schulen bieten ja E-Learning an. Unsere leider nicht. Für uns gab es eine Liste mit Seitenzahlen für die Arbeitshefte und ein paar Arbeitsbögen sowie Aufträge für das Schreibheft. Selbstständig suchte ich in den letzten Wochen immer wieder Arbeitsmaterial aus dem Internet zusammen. Auch welches, das sich mit Sachkunde und Englisch beschäftigte, da diese Fächer nicht berücksichtigt wurden. Wenn wir draußen mit dem Fahrrad fuhren, fragten wir Verkehrsschilder und Regeln ab, da in diesem Jahr eigentlich die Radfahrprüfung anstehen sollte. Onlineangebote wie Anton und Sofatutor wurden regelmäßig genutzt und Scoyo war leider nur für zwei Wochen verfügbar. Sport machten wir entweder gemeinsam oder über Sportprogramme, die via Youtube angeboten werden (wir empfehlen die Alba Sportstunde und die Werder Bremen Ball – und Fußballschule für Kinder).
Es wäre schön, wenn da mehr möglich wäre.
Wir Eltern sind halt doch keine Lehrer…
Die wenigsten von uns zumindest. Der Mann weiß viel im mathematischen Bereich, ich kann bei Sprachen etwas helfen und künstlerisch tätig werden mit den Kindern. Aber alles eben nicht im Rahmen der Möglichkeiten von Lehrern. Mit dem Minihelden sollen wir in Hinblick auf einen baldigen Schulwechsel zum Beispiel doch das eine oder andere Thema etwas intensiver angehen, damit er später nicht ins Strudeln gerät. Aber das ist ein anderes Thema.
Das Homeschooling geht nun also für uns alle weiter. Mindestens 2 Wochen noch, teilweise sogar noch deutlich länger. Eben las ich etwas von verkürzten Sommerferien. Der große Sohn war schockiert, aber wenn ich schaue, wie schwer es ist zu Hause zu lernen, macht es vielleicht Sinn. Bleibt noch die Frage: Was ist dann mit unserem Urlaub.
Die Reise ist ja schon gebucht!
Wir stehen ständig im Kontakt mit dem Reisebüro. “Abwarten”, antworten diese immer, “noch findet ihre Reise statt!”. Aber sind wir doch mal ehrlich… ich glaube nicht mehr daran und weiß auch nicht, ob ich mit einem guten Gefühl diese Reise auch antreten würde. Wenn ich an den Anfang des Jahres zurück denke, wo wir noch damit beschäftigt waren alle spannenden Termine für den Sommer unter einen Hut zu bekommen (unsere Reise, eine Hochzeit und ein Geburtstag z.B.), kommt einem das alles jetzt so…fern irgendwie vor.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in ein paar Monaten mit vielen anderen Menschen erst in einem Flugzeug und dann in einem Hotel sind. Viel eher planen wir innerlich schon um und wollen den Sommer dann nutzen, um ein Großprojekt im Garten umzusetzen. Blumenerde soll übrigens das neue Klopapier sein. Habt ihr auch schon davon gehört?
“Morgen ist der letzte Ferientag”, sagt der große Sohn…
… und es fühlt sich seltsam an, da wir im Grunde seit 5 Wochen jeden Tag das gleiche machen. Der einzige Unterschied lag darin, dass wir in der Schulzeit vormittags etwas für die Schule getan haben. Das haben die Kinder in den Ferien damit ausgeglichen, dass sie bis zum Mittagessen meist im Schlafanzug rum rannten.
Im Grunde sehen die Tage immer gleich aus: Aufstehen, Frühstücken, spielen (oder ein bisschen etwas arbeiten), hier und da mal Phasen erleben, in denen man nichts miteinander anfangen kann, der klägliche Versuch Haushalt mit einzuschieben, Mittagessen, einen ausgedehnten Spaziergang machen (immer die gleichen Wege lang), wieder zu Hause spielen, Abendbrot, zu Bett gehen und lesen oder noch ein wenig spielen. Jeden Tag.
Wir versuchen immer ein paar kleine Unterschiede einzubauen. Mal mit dem Fahrrad zu fahren statt zu spazieren oder unterwegs eine kleine Foto-Safari zu machen. Mal laufen wir nach links, mal nach rechts. Die wichtigste Entscheidung des Tages ist “Was frühstücke ich heute: Obstsalat, Schokobrot, Jogurt oder Cornflakes”. Zumindest aus Sicht der Kinder. Was sie spielen wird von Tag zu Tag schwieriger für sie.
Mir ist bewusst, dass es Jammern auf hohem Niveau ist!
Ich unterhalte mich auch mit System relevanten Menschen. Menschen, die in dieser Corona-Krise raus müssen. Ich sehe, wie müde sie sind. Wie angeschlagen und Sorgen beladen. Und wie mutig. Ich sehe sie in voller Schutzmontur und höre an ihrer Stimme, wie ausgelaugt sie sind. In solchen Momenten fühle ich mich schlecht, weil ich klage, dass ich jeden Tag die selbe Routine habe. Weil ich manchmal nicht weiß, was ich machen soll, während andere jeden Tag da draußen ihr Bestes geben. Weil ich froh bin, wenn ich mal 30 Minuten Me-Time genieße, nur weil ich mich sportlich betätige…
Aber ich weiß auch, dass ich hier zu Hause ebenfalls mein Bestes gebe. Einen Beitrag leiste, in dem wir uns an die Einschränkungen halten, es den Leuten da draußen mit etwas Glück etwas erleichtern können, weil es besser wird. Angeblich ist es ja besser geworden, aber die Gedanken kreisen trotzdem ständig um dieses eine Thema: Corona.
Nicht nur bei uns Eltern. “Was hast du deinen Kindern erzählt”, fragte mich neulich jemand. Natürlich habe ich es ihnen (kindgerecht) erklärt. Ausführlich. Die Ängste der Menschen, was sein kann, wenn wir unvorsichtig werden und wie wichtig es ist, dass wir jetzt alle zusammenhalten. Ich zeige und sage den Kindern, dass ich wahrnehme, wie schwer das alles für sie ist und lasse 9e öfter mal gerade sein als sonst. Uns allen geht es ähnlich und jeder muss mit seinen Gefühlen klar kommen. Auch die Kinder, für die alles so schlecht greifbar ist. Wie oft der große Sohn sich manchmal Sorgen macht… Neulich namen wir aus dem Zeitungsladen eine Info-Zeitung für Kinder zum Thema Corona mit.
In den Corona-Ferien lernen wir viel voneinander und dazu!
Man merkt, ich habe das Bedürfnis meinen Gedanken über Corona hier heute mal einen Raum zu geben. So viel grübel ich in letzter Zeit und so viele Gedanken behalte ich dabei für mich. Ich habe es schon oft erwähnt: Ich empfinde es als wichtig für die Kinder so viel Alltag wie möglich zu erhalten, alles für sie halbwegs normal erscheinen zu lassen.
Und dennoch lernen wir viel voneinander. Über uns und auch Neues. Wie backe ich Brötchen für ein gemütliches Frühstück, was sind das für Pflanzen, die da am Wegesrand stehen… ganz großes Highlight natürlich das Radfahren beim kleinen Sohn. Gleichzeitig hat der große Sohn seine Fähigkeiten beim Inlineskaten deutlich verbessert. Wir trainieren das Schneiden und Kompromisse schließen, aber auch mal Ich-Zeiten zu finden. Ich lerne neue Fähigkeiten an den Kindern kennen, die ich vorher gar nicht kannte. So wird jeder Tag doch ein bisschen auch zu einer Überraschung. So kann man diesem Corona-Zeugs vielleicht auch etwas Gutes abgewinnen.
Wir lernen Zahlen und Buchstaben, Satzglieder und das große Einmaleins… wir lernen täglich dazu. Mal mehr, mal weniger… aber vor allem lernen wir viel über uns.
Und damit schließe ich den Gedankenfluss für heute mal. Mehr kommt sicherlich nachdem wir die erste Woche nach den Osterferien hinter uns haben. Der Schulalltag in den Corona-Ferien funktionierte ganz gut, also werden wir ihn sicherlich übernehmen und nur an die neuen Aufgaben anpassen….mal sehen.
Wie geht es euch derzeit? Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein bisschen davon erzählt.
Bleibt gesund!
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