Neuer Monat, neuer Buchstabe im Lebens ABC und inzwischen sind wir schon beim M angekommen. Verrückt, oder? Ich versuche in diesem ersten Durchgang immer intuitiv auf die Buchstaben zu reagieren und noch nicht zu viel darüber nachzudenken, welcher Begriff wohl passend wäre. Bei einigen von ihnen vielen mir viele Wörter ein, aber ich möchte durchaus versuchen mehrere Durchgänge beim Lebens ABS anzustreben, also passt das so schon.
Inhaltlich geht es darum zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort zu finden, das in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt und dann dazu ein wenig zu erzählen. Die Vielfalt der Wörter erlaubt es uns dabei mehrere “Runden” in diesem Projekt zu drehen. Wer mehr darüber wissen möchte, kann gerne hier bei Sven über alles Wichtige dazu nachlesen. So viel zur Einführung, die hier immer gleich ausfallen wird *lach*.
Hier mein bisheriges ABC: A-Alltag || B – Ball || C – Collaboration || D – Disney || E – Ehrenamt || F – Fahrrad || G – Garten || H – Haardrama || I – Irland || J – Jasmin || K – Katzen (-mutti) || L wie Laufen ||
Das Lebens ABC – M wie Mama (sein)
Allem voran sei gesagt, dass ich schon immer gerne mal Kinder haben wollte. Als ich selber noch eines war, da hatte ich so eine Idealvorstellung vom Leben. Zwei Kinder, ein kleines Häuschen mit weißem Gartenzaun vorne und vielleicht ein Hund. Mein Traummann sah aus wie Dimitri aus Anastasia (allgemein hatte Don Bluth mein Bild da sehr geprägt, nicht mal die Disney Filme) und in meiner perfekten Gedankenwelt sah das alles richtig toll aus. Geprägt davon, dass meine Mutter mich mit relativ jungen Jahren (Ende 22) bekommen hatte, war für mich klar, dass ich auch so in dem Alter sein wollte.
Wie ihr euch denken könnt, hat das alles nicht so gaaaaaaaaaaaanz hingehauen, aber ganz so weit weg von dieser Vorstellung bin ich heute auch nicht. Ich meine, ich habe zwei Kinder, wir leben in einem Reihenhaus, der Gartenzaun ist braun und wir haben zwei Katzen. 22 Jahre war ich beim ersten Kind auch nicht. Interessanter Weise hat sich im Laufe meines Lebens meine Vorstellung auch immer wieder geändert. Eigentlich wollte ich irgendwann lieber eine Wohnung mit großem Balkon, offener Küche und zu Beginn habe ich tatsächlich eine Mädchen Mama in mir gesehen. Vielleicht aber auch deshalb, weil wir so lebten und meine Schwester und ich eben zwei Mädchen waren. Wenn ich da heute zu drüber nachdenke, kann einen das Umfeld wirklich ganz schön prägen.
Heute ist es für mich schwer vorstellbar eine Mädchen Mama zu sein
Wirklich, während der Schwangerschaft sah ich mich hellbraune Kleidchen mit Waldtieren drauf kaufen, niedliche Mäntel und Schleifchen-Socken. Sehr schnell kam aber damals vom Arzt die Ansage, dass es ein Junge werden würde. Schon in der 11. Woche war das ganz deutlich zu sehen. Daran ließ sich also nicht mehr rücken und ich hatte gut weitere 30 Wochen Zeit, um das alles zu verinnerlichen. Mit der Zeit gefiel mir der Gedanke ganz gut (mal abgesehen davon, dass ich das Fußball Thema eigentlich nie zulassen wollte). Ein “Stammhalter” für die Familie hieß es von der einen oder anderen Seite. Gut, die Ansicht war vielleicht etwas veraltet (auch, dass ich mit 27 Jahren ja schon Spätgebärende wäre… etwas oldschool in Zeiten wie heute). Aber am Ende war ich einfach nur happy, dass ich Mama werden würde. Egal ob Junge oder Mädchen. Wie sagt man so schön: Hauptsache gesund! Und das ist einfach mal wahr. Alles andere, das findet sich von alleine.
Und die Transformation von der gedanklichen Mädchen-Mama zur Jungen-Mama vollzog sich von ganz alleine und ganz schnell.

Natürlich waren da auch viele Ängste im Vorfeld
Meine Güte. Man wird zum ersten Mal Mama. Man übernimmt von einem Moment zum nächsten auf einmal Verantwortung für so ein kleines Wesen, dass dich vor allem zu Beginn ganz dringend braucht. Deine Nähe, deine Fürsorge… einfach alles von dir (auch deinen Schlaf) und es wird auf einmal zum Wichtigsten in deinem Leben.
Klar war ich nervös. Irgendwie. Aufgeregt. Aber irgendwie auch nicht. Als ich mit dem großen Sohn schwanger war, da war ich vor allem eines: Bereit für ihn. Wäre mein Plan so aufgegangen, wie ich ihn als Teenager gehabt hatte, wäre es sicherlich anders gekommen. Manchmal geschehen die Dinge genau so, wie sie geschehen sollen und mit 27 Jahren Mutter zu werden, das war genau richtig für mich. Auch dass knappe 5 Jahre später der kleine Sohn sich dazu gesellte. Die ersten 4 Jahre nur mit dem großen Sohn waren besonders und gehörten nur ihm, doch er war es, der eines Tages auf einmal den Wunsch nach einem Geschwisterchen äußerte (und wahrscheinlich mit seinem Wunsch nach einem kleinen Bruder ganz viel Einfluss darauf nahm, dass es auch einer wurde).
Wir hatten ja selber gemerkt, dass wir noch nicht vollständig waren…
Kennt ihr das, wenn da so ein Gefühl ist. So eine Unsicherheit? Unser Keller war riesig und wir konnten so viel Zeug darin verstauen. Mehrere Jahre lang standen dort unten Kinderwagen, Reisebett, Gitterbettchen und mehr. Ich weiß wirklich nicht, warum wir es nicht verkauft haben, denn wir waren zu dritt wirklich sehr glücklich.
Als der große Sohn den Wunsch äußerte und wir gemeinsam dachten, wenn dann jetzt nochmal und dann der kleine Sohn tatsächlich sich so schnell auf den Weg zu uns machte, so als ob das Schicksal wirklich wollte, dass es so sein sollte, da merkten wir, warum wir solche Probleme damit hatten all das zu verkaufen. Insgeheim wussten wir, dass wir es nochmal brauchen würden. Als wir es danach nämlich nicht mehr brauchten, hatten wir auch überhaupt keine Probleme damit es auszusortieren. Dieses Gefühl von Vollständigkeit hatte sich nun eingestellt. Verrückt, oder?
Und doch weiß man vorher nicht, was es bedeutet Mutter zu sein
Wie ich neulich schon schrieb: Man schaltet ein neues Level in seinem Leben frei und alle paar Meter trifft man auf so etwas wie einen Endboss. Aktuell bestehen diese aus Pubertät, MPA und Wackelzahnpubertät oder so. Wobei ich bei meinen Kindern wirklich wenn überhaupt immer auf hohem Niveau jammere. Sie sind höflich, zuvorkommend und zuverlässig. Nachbarn und Freunde reden immer nett von ihnen und sie wissen sich zu benehmen. Alles andere ist wohl ganz normal für Kinder ihren Alters. Irgendetwas scheinen wir wohl einfach richtig gemacht zu haben.
Auch wenn Mutter sein einen manchmal sehr müde macht, wirklich sehr müde, ist es auch schön. Es ist erfüllend und herausfordernd zugleich, einfach weil ich einfach ständig Angst habe eine falsche Entscheidung zu treffen, gerade zu streng zu sein (oder zu wenig) und vor allem Angst habe, was die Welt mit ihnen da draußen macht. Das Loslassen ist wohl mit am Schwestern, denn man möchte sich bis zum Ende beschützen, aber gleichzeitig ist es eben so unglaublich wichtig ihnen den Raum zu geben, dass sie sich entwickeln und entfalten können.
Wenn sie dann am Ende des Tages zu dir kommen und eine Umarmung von dir brauchen, wenn du die erste Person bist, die sie anrufen, wenn sie Hilfe benötigen… wenn sie wissen, dass sie sich dir jederzeit anvertrauen können, dann hast du als Mutter (oder auch als Vater) alles richtig gemacht, oder?
Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.
Johann Wolfgang von Goethe
Mehr über das Lebens-ABC von Sven erfahrt ihr hier.
🥰
Da sind mir beim Lesen fast ein paar Tränchen gekommen. Wie wunderschön du das geschrieben hast! Eine Laudatio ans Muttersein! Dieses Gefühl von Vollständigkeit nach dem 2. Kind, das kenne ich auch. Trotzdem meine beiden echte Überraschungskinder waren, hat das ganz genauso gepasst, wie es kam. Ich war 25 und wurde ins kalte Wasser geschmissen, aber ein Leben ohne die beiden ist unvorstellbar. Das Schwierigste in den letzten 23 Jahren war tatsächlich das Loslassen, auch wenn der Herr Goethe Recht hat.
Ein schönes M!
Sabine aus dem Mausloch