Ich muss diesen Beitrag heute mit einer kleinen Entschuldigung einleiten, denn ich habe in der Vergangenheit immer wieder geschrieben, dass “Sascha” sich für das Projekt verantwortlich zeigt. Tatsächlich meinte ich aber Sven. Da hat sich ein Name bei uns eingeschlichen, mit dem ich in einem anderen Zusammenhang immer wieder mal zu tun habe. Oh man. Ein ganz dickes Entschuldigung also meinerseits… Lernt Sven und seinen Blog besser kennen!! Und nun geht es mit dem Lebens ABC heute weiter.
Inhaltlich geht es darum zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort zu finden, das in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt und dann dazu ein wenig zu erzählen. Die Vielfalt der Wörter erlaubt es uns dabei mehrere “Runden” in diesem Projekt zu drehen. Wer mehr darüber wissen möchte, kann gerne hier bei Sven über alles Wichtige dazu nachlesen. So viel zur Einführung, die hier immer gleich ausfallen wird *lach*.
Hier mein bisheriges ABC: A-Alltag || B – Ball || C – Collaboration || D – Disney ||
Das Lebens ABC: E wie Ehrenamt
Am Anfang saß ich da und überlegte. E… welcher Begriff aus meinem Alltag könnte mit “E” in Verbindung gebracht werden. Ich wollte erst in den kreativen Bereich gehen und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Seit einigen Jahren prägt nämlich ein ganz anderer Begriff meinen Alltag und ich schrieb hier schon einmal ein paar Gedanken dazu auf.
Das Ehrenamt war so nie geplant und nimmt nun sehr viel Zeit bei mir ein. Wie die meisten, die ehrenamtliche Arbeit leisten, bin ich eher zufällig reingerutscht, als der große Sohn mit Fußball anfing (ja, damals fand unser “Drama” seinen Anfang). Der Sohn war 4 Jahre alt, kickte den Ball schon mit 2 Jahren mit großer Begeisterung durch die Gegend, und äußerte den Wunsch, dass er gerne im Verein Fußball spielen wolle. Wie die meisten Eltern auch, dachten wir, dass das eine tolle Idee wäre. Er würde in einem Team spielen, Gleichgesinnte finden, die seine Leidenschaft teilen und den Sport besser kennenlernen. Also suchten wir einen Verein für ihn und dachten, dass er hier nun ab und an mal in der Woche in einer netten Gruppe seiner kleinen Leidenschaft nachgehen könnte.
Damals war ich mit dem kleinen Sohn schwanger. Wenn das Kind noch vier Jahre alt ist, dann bleibt man meistens zumindest in der Nähe. Durch die Schwangerschaft und dann eben später auch durch Baby hatte ich viel Zeit und verbrachte gerne diese dann am Sportplatz, um dem großen Sohn zuzuschauen und mit dem kleinen an der frischen Luft zu spielen.
Könnte sich jemand vorstellen Betreuer zu sein?
Diese Frage wurde damals im Rahmen eines Elternabends gestellt. Man müsse auch nicht viel tun. Den Kindern ein wenig in der Kabine helfen und wenn sich eines mal weh tut oder anderweitig Sorgen hätte, sich darum kümmern. Neben zwei anderen Muttis meldete ich mich und sagte, dass ich gerne helfen könne, wenn ich da wäre. Ob ich nun am Platz sitze und zuschaue oder kurz mit anpacke. Das würde ja keinen Unterschied machen. Nun ja…
Lage massiv unterschätzt, würde ich sagen. Wir fuhren auf immer mehr und mehr Turniere und Spiele, es gab auch mal ein Testspiel unter der Woche und je erfolgreicher das Team vom kleinen Sohn wurde, desto aufregender und Zeit intensiver wurde auch alles drumherum. Und man selbst hatte mehr und mehr zu tun. Mit der Zeit sprangen die anderen ab oder wechselten die Teams, so dass ich am Ende als einzige Betreuerin übrig blieb und zu einem festen Bestandteil von Training und Co wurde. Im Laufe der Jahre wächst man auch mehr und mehr in die Rolle rein, verspürt eine Verantwortlichkeit gegenüber den Kindern und auch dem Verein. Am Ende waren es ganze 8 Jahre, in denen ich fester Bestandteil des Teams vom großen Sohn war. 8 Jahre Wunden versorgen, teilweise in andere Städte fahren, Tränen wegtrösten und Verwaltungskram machen. Ich bekam immer liebes Feedback von den Eltern und den Kindern und einmal sagte einer der Trainer zu mir, dass er immer wieder staunt, was ich da alles mache.
Und dann fing der kleine Sohn auch an
Naheliegend, wenn man am Fußballplatz groß wird. Neben dem 3 Mal Training vom großen Sohn kam nun auch 1-2 Mal beim kleinen dazu, wobei ich da zu Anfang gar nicht so sehr involviert war und tatsächlich einfach mal Mama sein durfte. Das ist nach einigen Umstellungen inzwischen auch nicht mehr so. Der große Sohn trainiert nun unter einem anderen Trainer und da werde ich nicht mehr gebraucht. Stattdessen helfe ich nun im Team des kleinen Sohnes zusammen mit dem Mann, der irgendwann auch in den Ehrenamts-Strudel geraten ist. Verrückt, oder? Je mehr man in die ganzen Abläufe des Vereins blicken kann, desto mehr sieht man auch, wie viel dort eigentlich mit dem Ehrenamt steht und fällt. Wie viele Menschen neben ihren regulären Tätigkeiten fast ihre gesamte restliche Freizeit in diesen Verein stecken, der es sich stellenweise zum Auftrag gemacht hat integrative Arbeit zu leisten. Inzwischen bin ich nicht mehr nur noch Betreuerin, sondern eben auch in anderen Bereichen Ansprechpartnerin. Fragt mich nicht, wie das passiert ist, aber es ist passiert.
Und neben all dem Stress, den man hat, ist es immer wieder schön zu sehen, dass man damit auch etwas erreichen kann. Das kleine Familien entstehen, Freundeskreise… eine ganz eigene Dynamik. Ja, manchmal pfeifen wir aus dem letzten Loch wegen all der Belastung, aber am Ende sieht man immer wieder, wofür man das alles eigentlich macht. Die Kinder wachsen einem ans Herz und man wächst mit ihnen zusammen von Jahr zu Jahr. Ich habe größten Respekt vor jedem einzelnen, der sich diesen Schuh anzieht, seine Nachmittage für Training und Organisation hergibt. Manche von ihnen sehe ich wirklich jeden Tag auf dem Platz, ohne dass sie eigene Kinder in den Teams haben.
Sei es nun im Vereinssport oder in vielen anderen Bereichen. Ich sehe es immer wieder: Ehrenamt ist eine wirklich wichtige Sache und sollte viel mehr Wertschätzung und Unterstützung erhalten. Dann wird es auch wieder reizvoller.
Ich gehe dieses Jahr übrigens in mein 10. Jahr als Ehrenamtliche und ja, manchmal bin ich froh, wenn ich wirklich einfach nur als Mama oder Freundin am Spielfeldrand stehen und einfach genießen kann, meinen Kindern oder Bekannten zuzuschauen. Aber es ist auch etwas ganz Besonderes ein Teil von all dem zu sein.
Mehr über das Lebens-ABC von Sven erfahrt ihr hier.
Respekt!! Wenn doch nur mehr Leute so denken würden! Ich find das absolut klasse, was du da tust. Und vor allem schon so lang! Mein Ehrenamt heißt Siedlungs Flohmarkt, findet aber nur einmal, bzw zweimal im Jahr statt. Ich muss nicht jeden einzelnen Tag investieren. Aber ich sehe, wie wichtig der persönliche Einsatz ist. 👍
Ich würde mir wünschen, dass wir hier auch alle paar Monate mal so etwas wie bei euch haben. Es würde sich hier in der Dorfatmosphäre total anbieten. Jeder stellt einen Tisch vor sein Haus und man macht einen Spaziergang durch die Straßen. Das könnte man toll zwei Mal im Jahr an einem Wochenende machen. Aber mir ist durchaus bewusst, dass da massiver Aufwand hinter steckt, also auch an dich hier einen Riesenrespekt. Du hast darüber ja auch schon mal berichtet und ich finde es toll, wenn jemand da so gut die Übersicht hat.
Ich finde das mega, was ihr im Ehrenamt macht. Ganz toll! Gerade weil es so viel Zeit frisst. Hinzu kommt noch der Faktor, dass ihr bei euren Kindern involviert seid. Ich muss auch ehrlich zugeben: Ich könnte das momentan nicht. Mein “Ehrenamt” beschränkt sich auf ein paar Mal im Jahr Müll sammeln oder mal in der Tafel aushelfen, wenn es eine organisierte Aktion ist. Letztes Jahr habe ich das gar nicht hinbekommen. Insofern toll, wie ihr das durchzieht. Trotz (oder wegen) Kids, Job usw. usf. Mein allerhöchster Respekt!
Sicherlich wohl vor allem wegen der Kinder. Ich erwische mich zwar ab und an mal, wie ich in anderen Teams dann auch mithelfe, aber sind wir doch ehrlich: Wären unsere Kinder im Verein nicht so massiv aktiv, würden wir es wohl auch weniger sein. Wobei, als ein eventueller Vereinswechsel beim kleinen Sohn bei einem hochrangigen Verein im Raum stand, taten wir uns auch sehr schwer damit mit dem Gedanken zu spielen aufzuhören, einfach weil inzwischen so viele lieb gewonnene Menschen mit dran hängen. Es ist halt doch wie eine kleine Familie inzwischen.
Ich ziehe meinen Hut. Es ist wichtig und kostbar so eine Aufgabe und ich weiß auch wie viel Arbeit und Verantwortung oft dahinter steckt.
Auch ich bin schon einige Jahre ehrenamtlich tätig seit meines damaligen Studium, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene, aber es ist für mich auch eine tolle und dankbare Aufgabe, wenn auch hin und wieder herausfordernd. Und seit letztem Jahr auch größer und mit mehr Verantwortung geworden. Ich bin als Wahlhelferin tätig. Lange Zeit als Beisitzerin. Seit letztem Jahr als Wahlvorsteherin und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und ich freue mich auch dieses Jahr wieder auf diese Aufgabe und Herausforderung.
Oh Gott, das ist ja auch was, an dem wirklich sehr viel Verantwortung hängt!! Respekt!
Ehrenamt ist eine ganz tolle und sehr wichtige Sache. Wir waren selbst über 20 Jahre lang beim DRK aktiv. Aktuell fehlt uns die Energie und Zeit für ein solches Ehrenamt, aber irgendwann machen wir wieder was.
Ich finde, ihr habt aber auch schon ganz viel gemacht und es dürfen ruhig auch mal andere mit anpacken. Der Mensch neigt dann auch dazu sich viel zu sehr auf die zu verlassen, die immer bereitwillig mit anpacken und teilt dann aber auch gerne Kritik und Anforderungen aus. 20 Jahre, das ist ein ordentlicher Brocken. Respekt!
Ja, Sari, das Ehrenamt sollte wirklich mehr wertgeschätzt werden. Ich mache auch viel ehrenamtlich. Es füllt mich voll aus.
Das Problem ist einfach, dass viele denken, man bekommt ja Geld dafür. Und dann wird ständig gefordert und gefordert und es wird leider viel zu wenig geFÖRDERT, wenn Dinge ehrenamtlich gemacht werden. Für viele verliert es den Reiz und das geht dann auf Kosten guter Ideen für Menschen, die das wirklich brauchen und nutzen wollen. Ein Teufelskreis irgendwie.
Das was du da machst ist/war ja quasi schon ein halber Beruf. Aber dadurch, daß es an die Kinder geknüpft ist, sicher sehr erfüllend. Sicher aber nicht verkehrt da auch mal was zurück zu treten. Bei mir ist das schon was her mit dem Ehrenamt. Damals eher im Seniorenbereich, wo ich dann ja letztendlich doch auch beruflich gelandet bin. Ich bin seit 2 Jahren Mitglied im NABU weil ich mich da gerne engagieren wollte, aber bisher ist es bei Mitglied sein geblieben. Ich komme ja kaum mit meinem eigenen Alltag klar. Bei mir kommt passenderweise dann C wie Chaos.
Gerade die Arbeit mit älteren Menschen ist so wertvoll und wichtig. Das habe ich damals im Praktikum auch gemerkt. Die Betreuung ist ein so wichtiger Bereich für sie. Ich habe Respekt vor jedem, der das macht.