Gesicht

Dein Gesicht hat sich irgendwie verändert…

An Wochenende waren wir auf einem Geburtstag. Mein Opa war wieder ein Jahr älter geworden und hatte zu diesem Anlass zu einem kleinen Abendessen eingeladen. Vielleicht erinnert ihr euch… ich hatte zu diesem Anlass einen Kuchen gebacken, denn mein Opa ist eine ziemliche Naschkatze. Genau wie ich *lach*. 

Wir kamen direkt vom Turnier des großen Sohnes und waren dadurch etwas früher dran. Etwas müde vom lange Vormittag setzten wir uns einfach auf den nächst besten Stuhl und genossen etwas Ruhe, bevor die anderen Gäste eintrudeln sollten. Nur wenige Minuten später klingelte es an der Tür und Freunde von meinem Opa kamen. Wir kannten sie auch, dennoch sehen wir sie wohl wenn es hoch kommt alle paar Jahre mal.

Die Zeit hinterlässt ihre Spuren. Manche davon sind sichtbar…

Mir ist durchaus bewusst, dass die Zeit Spuren hinterlässt, dennoch fiel mir an diesem Tag erst so richtig auf, wie lange es her war, dass ich diese Freunde gesehen hatte. Die Haare waren grauer, ein paar mehr Falten in ihren Gesichtern. Der Mann kam auf mich zu, drückte meine Hand und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch. Dann blickte er mir ins Gesicht und sagte: “Jetzt muss ich dich doch nochmal genauer anschauen” und wirkte dabei sehr konzentriert. “Das Gesicht hat sich verändert”, sagte er und betrachtete mich noch eingehender, “doch was ist es?” Nach ein paar Sekunden schien er die Veränderung gefunden zu haben. “Es ist ernster geworden”, sagte er auf einmal und innerlich zuckte ich etwas zusammen. Reflexartig antwortete ich mit einem Lachen darauf  “Das liegt sicher an zu wenig Schlaf” und verschwand erst einmal im Badezimmer. Dort angekommen warf ich einen Blick in den Spiegel und wurde nachdenklich…

Ich sehe die Veränderungen ja selber!

Immer wieder spreche ich hier darüber. Meistens sagt mir mein Umfeld, dass ich aufhören soll zu spinnen, dass ich mal wieder anfangen soll einen positiveren Blick auf mich selber zu haben. Dennoch war es komisch, als dann tatsächlich mal jemand eine Veränderung an mir festgestellt hat, die mir schon lange klar war. Eine Art Ernsthaftigkeit, die sich scheinbar nun auch in meinem Gesicht ablesen lässt.

Doch woher kommt sie? Bin ich im Laufe meines Lebens ernster geworden? Das Leben an sich ist es in jedem Fall. Ich meine, in jedem Lebensabschnitt hat man seine Päckchen zu tragen. Als Kind, als Teenager, als junge Erwachsene… die Päckchen verändern sich nur etwas und das Gewicht variiert. Früher sagte man mir gerne, dass ich einen recht verbissenen ersten Eindruck auf die Menschen um mich herum machen würde. Ich glaube, das war eine Art Schutzmauer. Fragt Menschen, die heute zu meinen besten Freunden zählen. Sie mussten teilweise hart arbeiten, um diese Mauer zu durchbrechen, aber sie wissen, es lohnt sich *lach* (ich glaube Maru könnte euch da einiges zu erzählen). Wer es schafft sie zu überwinden trifft auf einen fröhlichen Menschen. Ja, das bin ich wohl…

Wie auch immer. Es war dennoch ein komisches Gefühl auf einmal gesagt zu bekommen, dass man diese Ernsthaftigkeit nach außen trägt, denn scheinbar hat er sie früher ja nicht so intensiv an mir wahr genommen.

Woher kommt sie also, diese Ernsthaftigkeit.

Da stand ich nun im Badezimmer, den Blick auf den Spiegel geheftet und einen fragenden Ausdruck darin erkennend. Die Augen wirken schmaler als früher, da sind einige Falten rund um die Augen und den Mund. Sie sind ausgeprägter als früher. Da ist eine Stirnfalte, die zeigt, dass ich oft kritisch schaue. Ja, das Gesicht ist gealtert. Die letzten Jahre zeigen sich in der Form der Falten. Waren es eher fröhliche oder anstrengende Jahre und warum waren sie so. Die Müdigkeit ist erkennbar. 

Ich schüttel mich innerlich und möchte das alles nicht. Ich möchte, dass mein Gesicht etwas Positives ausstrahlt, die schönen Stunden mit meiner Familie wiederspiegelt und den Menschen um mich herum zeigt, dass ich auch viel Glück in meinem Leben hatte…

Die 10 Jahres – Challenge… 

Einige Zeit geisterte sie im Internet herum. Diese 10 – Jahres – Challenge, bei der die Leute ein Vorher – Nachher – Bild von sich zeigen. Mein Ich vor 10 Jahren und mein Ich heute. Was hat sich verändert? Was hat sich seitdem getan? Vor 10 Jahren war ich… ich weiß nicht, ein anderer Mensch? Ich war frisch verheiratet, hatte gerade meinen Vater verloren und noch keine Mutter. Ich arbeitete seit zwei Jahren in meinem Beruf als Erzieherin und wohnte nicht mehr zu Hause. Mein Ich vor 10 Jahren.

Und mein Ich von heute? Inzwischen lebe ich in einem Haus, bin seit 10 Jahren verheiratet und seit fast 8 Jahren Mutter, seit etwas über drei Jahren sogar Mutter von 2 Kindern. Davon ist eines begeisterter Fußballer und dieses Hobby nimmt uns viel Freizeit. Wir hatten einige Päckchen zu tragen und nicht alle waren einfach oder schön und dennoch haben wir auch viel Zeit als Familie erlebt. 

Gesicht

Man sieht es auf dem Foto, oder? Ich habe mich verändert. Teilweise sehr. Der Körper ist schmaler geworden, aber das Gesicht auch älter. Der Körper hat schwere Aufgaben zu stemmen gehabt und erinnert sich. Ja, man sagt, dass der Körper nicht vergisst. Witzig, ich stelle gerade fest, dass ich einen ähnlichen Blick 2012 schon einmal auf mich geworfen habe.

Gesicht
Sari von 2002 bis 2012… viel hat sich getan

“Was stört dich so an dir selbst?”, fragte eine Freundin mich mal.

Das interessierte sie wirklich sehr. Es wäre so viel einfacher, wenn ich mir darüber klar werden könnte, was das Hauptproblem ist und wie ich es am Besten angehen könnte. Aber das lässt sich auf alle Alltags – Angelegenheiten anwenden. 

Der Witz an der Sache: Als ich vor vielen Jahren die 30 Kilo abgenommen hatte, liebte ich mich. Ich mochte meinen Körper, ich mochte mein Aussehen und ich strahlte eine Menge Fröhlichkeit nach Außen aus. Wo da jetzt der Witz liegt? Das Gewicht ist inzwischen fast wieder so gut wie damals, es schwankt immer mal 2 Kilo hoch und runter. Das Gefühl von damals will sich aber einfach nicht mehr einstellen. Es ist, als ob diese rosarote Brille von damals fehlen würde. Stattdessen ist da eine Brille, die sich auf Makel fokussiert. Die Oberarme, das ungeliebte Kinn, das kleine Bäuchlein, das einfach nicht weg will. Und diese Falten. Immer und immer wieder diese Falten… vor allem rund um den Mund. Dinge, die sich nur schwer verbessern lassen.

Anstatt also einen Weg zu finden all die Dinge von außen zu verändern, muss ich einen Weg finden, wie ich mich von innen heraus wieder ändern kann. Was kann ich tun, damit sich die Selbstwahrnehmung wieder etwas zurecht rückt? 

All diese Fragen kamen in mir hoch, als ich da im Badezimmer stand, den Blick auf den Spiegel gerichtet und die Worte des Bekannten noch in mir nachhallend zu hören…

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2 Kommentare

  1. meine mama hat mir kurz nach ser geburt der grossen mal gesagt, dass das leben als mama eben mehr platz braucht, als das leben ohne. dabei meinte sie nicht, den raum, die wohnung oder so, sondern dass eben mit kindern die hoch und tiefs sehr viel auslandender sind. ähnlich wie bei noten wo „normal“ sich innerhalb der notenlinien abspielt, aber bei grossen partituren für orchester dann eben ein instrument plötzlich mit hilfslinien drüber oder drunter spielt.
    vielleicht aollte ich dazu erwähnen, dass sie das äusserte as ich völlig fertig mit
    meinen nerven mein 4 wochen alltes baby in den op-saal schieben musste, weil ihre mastitis (brustentzündung) sich mit bakterien soweit infiziert hat, dass man das rausoperieren musste. eine „kleinigkeit“, aber so frisch nach der geburt, hat das meine welt quasi komplett zerstört und ich habe verstanden was sie meint. wenn man plötzlich nicht mehr nur für sich verantwortlich ist, und sein leben und das eigene glücklich sein „in den griff“ kriegen muss, sondern eben feststellt, dass man jetzt für ein weiteres wesen verantwortung trägt. und eben nicht nur, dass es gesund bleibt, sondern eben auch dessen auf und abs, eben nicht nur empathisch mitfühlt sondern eben wirklich selber „mit“fühlt, braucht es eben mehr platz für all das. meine oma warf dann ein, dass das wohl der grund ist, warum „früher“ die alten frauen mehr falten hatten als die männer, und lachte spitzbübisch.
    klar heute teilen wir das erziehen sehr viel besser, aber ich lese auch viel über „mental load“ und dass die viel und fast immer noch ausschließlich bei frauen liegt.
    aber das ist gar nicht der punkt, den ich machen wollte. ich denke einfach, jeder hat zeiten im leben, in denen man ernsthafter ist, sich mehr sorgen macht und eben vllt sich selbst gegenüber so eingestehen möchte, dass das grad sehr viel ist.
    ich würde also vorschlagen, mehr „metime“ einzubauen und diese leicht zu halten, mit etwas dass dich glücklich macht. ob spa, oder einfach zuhause baden, ob ein neues hobby, dass nichts damit zu tun hat, teile der familie glücklich zu machen, etwas neues lernen, oder eben einfach etwas wie sport, der aber nicht das ziel hat, abzunehmen oder an sich zu verbessern.
    ich glaube heutzutage wird zuviel augenmerk auf das sich verbessern gelegt (ob marie kondo, oder fitnesswahn oder „frauenmagazine“ die einen optisch oder innerlich verbessern wollen), manchmal sollte es einfach nur glücklich machen, egal was das ist.

    ps, du merkst vllt, ich stell mich manchmal ähnlich in frage. reflektion kann was gutes sein, aber eben auch das gegenteil bewirken. manchmal ist es einfach so, wie es ist.

    daher pps: nicht zuviel in die aussage reinlesen, vllt warst du wirklich nur fertig vom pensum davor und hättr ne stunde später gemeint, dass du so erfüllt/glücklich oder whatever aussiehst. vllt war das licht auch nur ungünstig. ;D

    1. Sarah Kroschel says:

      Ich danke dir für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Ein interessanter Gedanke und vor allem der Vergleich gefällt mir. Ja, wir brauchen wohl mehr Raum für all das, was wir stemmen müssen im Vergleich zu der Zeit, in der wir vor allem für uns selber verantwortlich waren. Das trägt seine Spuren davon. Sichtbare Spuren, auf die man eigentlich stolz sein sollte, nicht wahr?
      Ich mag gar nicht daran denken, wie es dir damals ergangen sein muss. Wir hatten eine ähnlich schwere Phase mit dem Heldenkind, als es noch ganz frisch war. Es schrie und erbrach sich viel und kaum etwas zu Essen blieb drin. Es litt schrecklich und ich hatte ständig Angst um den kleinen Mann. Man wächst aber auch an diesen Herausforderungen und wird innerlich stärker. Aber eben nicht in allen Bereichen…

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