Gedankentagebuch

Gedankentagebuch #09 – Homeschooling und Neufindung?!

Stellt euch vor, aber dem 02. Februar muss in Bus und Bahn keine Maske mehr getragen werden. Damit fällt nun auch die fast letzte “Mauer” für uns (ich glaube bei einem Arztbesuch ist es nach wie vor Pflicht, aber ich könnte mich irren). Dabei muss ich gestehen, dass ich es gerade in den öffentlichen Verkehrsmitteln wirklich gar nicht verkehrt fand. Ich habe zwar einen Führerschein, nutze den aber so gut wie gar nicht. Wer mich schon länger kennt, der weiß, dass ich mich bis heute frage, wie ich den schaffen konnte, denn ich bin wahrlich keine glückliche Fahrerin und leide mehr unter Panikattacken dabei als alles andere. Daher nutze ich schon immer gerne und viel die öffentlichen Verkehrsmittel und das eigentlich sogar mit Leidenschaft. In einer Stadt wie Berlin bist du teilweise viel flexibler, brauchst auch nicht viel länger und so nervige Sachen wie Parkplatzsuche und Parkgebühren fallen auch weg. Berlin hat ein gutes Netzwerk aus Verbindungen von Bahn, Bus und Tram und so kommt man eigentlich ohne Probleme überall gut hin.

Ein Nachteil bei den Öffentlichen ist allerdings, dass sie manchmal (besonders wie bei Autos zu Stoßzeiten die Straßen) extrem voll sein können, nicht immer zeitlich  zuverlässig sind und dass es manchmal ganz schön stinken kann. Gerade im Winter wird im Bus rumgehustet und gerotzt und im Sommer riecht es extrem nach Schweiß. Wer im Winter nicht krank ist und dann mit den Öffentlichen fährt, wird es in der Regel spätestens dann, denn da sind die Verkehrsmittel häufig auch viel voller, da es schwerer fällt auf Fahrrad oder ähnliches umzusteigen. 

Worauf ich eigentlich hinaus will… Gerade hier fand ich die Maskenpflicht eigentlich gut und angebracht. Der große Sohn sagte auch direkt heute Morgen zu mir, dass er die Maske sicherlich hier auch weiterhin tragen wird. Er hat auch schon mitbekommen, dass es nicht immer unbedingt angenehm ist mit hustenden Menschen morgens so sehr auf Tuchfühlung gehen zu müssen.

Wir sitzen nun diese Woche mal wieder im Homeschooling!

Ja, man könnte bei der Einleitung jetzt denken, dass es sich in diesem Gedankentagebuch von heute mal wieder um Corona dreht, aber tatsächlich sitzt eines von zwei Kindern nicht deswegen im Homeschooling, sondern weil das Schulgebäude Mörtel abgeworfen hat und deshalb jetzt erst einmal abgesichert werden muss. Zack, mal eben eine ganze Schule geschlossen. Ein Traum. Und natürlich wird darum gebeten, dass die Kinder wenn möglich zu Hause betreut und schulisch versorgt werden. Wie gut, dass wir darin schon geübt sind.

Ich muss gestehen, ein wenig war ich ja von der neuen Schule des großen Sohnes verwöhnt, der über eine Onlineplattform mit Schulmaterial und Onlineunterricht im Lockdown versorgt wurde. Beim kleinen Sohn werde ich nun wieder ein wenig an die Anfänge erinnert. Mails mit massig Dokumenten, die wir bitte ausdrucken und über die Tage verteilt mit den Kindern bearbeiten. Wie gut, dass es für uns relativ einfach machbar ist das Kind zu Hause zu beschulen, aber nicht für jeden ist das so einfach und 300 Schüler können ja auch nicht einfach in die Notbetreuung geschickt werden. Hier und da hakt es dann wohl doch noch etwas.

Wie damals herrscht hier der Zwiespalt zwischen: “Cool, ich kann zu Hause arbeiten und länger im Bett bleiben” und “mir fehlen meine Freunde und ich möchte gerne zur Schule”. Auch musste ich feststellen, dass die Kinder sich zu Hause einen ganz anderen Versagensdruck selbst auferlegen, wenn sie unter uns Eltern arbeiten und lernen, als es in der Schule der Fall ist. Gut, dass diese Schulschließung nur vorübergehend ist. Aber nervig ist es schon.

Vor allem, wenn man eigentlich sich wieder über etwas mehr Normalität gefreut hat

Es fing ja eigentlich ganz gut an, das neue Jahr. Kein Kind krank, alle in der Schule, Arbeit läuft auch wieder normal und die neuen Routinen fügen sich nach und nach ganz gut ein. Nein, wirklich… was das angeht, kann ich eigentlich nicht klagen. Mit den neuen Plänen komme ich ganz gut voran und inspiriert durch eine Freundin möchte ich mir noch eine Liste mit kleinen Dingen erstellen, die ich nach  und nach im Haus erledigt haben möchte. Wenn einmal alles aufgeschrieben ist, kann man jeden Tag schauen, welchen Punkt davon man heute angehen könnte. Je nachdem, was gerade zeitlich  ganz gut reinpasst und so arbeitet man sie nach und nach ab. So zumindest der Plan. Mal sehen, ob sich das auch gut umsetzen lässt.

Nach und nach trudeln nun die Noten der ganzen Klassenarbeiten ein, für die wir wie die Weltmeister vor den Weihnachtsferien gelernt hatten und im Großen und Ganzen kann man wohl ganz zufrieden sein. Ein Fach fiel anders aus als erwartet, aber wenn ich mir die Aufgabenstellungen anschaue und dass der Sohn mit einer 3- tatsächlich die beste Arbeit der Klasse geschrieben hat, dann hätten wir es wohl nicht besser machen können. Nein ehrlich, ich habe ja mit dem Sohn zusammen gelernt und hätte die Fragen auch nicht besser beantworten können. Ich fand die Arbeit ziemlich verwirrend. Und mündlich ist der große Sohn – viel besser als ich damals – sowieso immer vorne mit dabei und gleicht so alles ganz gut aus. Ich denke grundsätzlich brauchen wir also beim Halbjahreszeugnis in zwei Wochen mit keinen wirklich bösen Überraschungen rechnen. Blöd jedoch, dass kurz vor Notenabgabe einer Lehrerin einfällt, dass ja noch eine Arbeit fehlt und man die nächste ja dann auch schon nächste Woche für das neue Halbjahr schreiben kann. Ich hatte auf einen vergleichbaren ruhigeren Januar schulisch gehofft.

Das Regenwetter nervt allerdings tierisch. Jeden Morgen schaut man aus dem Fenster und es ist dunkel und grau draußen. Ein schöner Winter wäre toll oder zumindest etwas weniger Regentage. Die Tage, an denen die Sonne scheint, sind wir dann meist irgendwie in irgendwelchen Hallen unterwegs, so dass meine Lauftage dann doch wieder auf einen nassen Tag fallen. Aber gut.

Und nebenbei denke ich immer wieder über Veränderungen nach

Ihr kennt das ja schon. Ich versuche mich jedes Jahr irgendwie ein bisschen neu zu erfinden. Jahr für Jahr vollziehen sich kleine Veränderungen und wenn ich auf mein heutiges Ich schaue, ist es mit dem von damals kaum noch zu vergleichen. Naja doch, ich glaube im Charakter bin ich noch immer die von früher: Ein bisschen kindisch, manchmal etwas zu ernst und verschlossen und vor allen Dingen immer sehr Harmonie bedürftig. Wie ich Konflikte doch hasse und sie stressen mich immer sehr. Und unsicher. Ja, unsicher war ich sicherlich auch immer schon irgendwie. Aber als mein Mann mich kennenlernte war ich bei weitem nicht so aktiv wie heute. Nehmen wir das Laufen zum Beispiel.

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Als ich im Dezember nicht fit war und der Mann und ich zwischen Weihnachten und Neujahr spazieren gingen, da musste ich feststellen, dass mir das Laufen regelrecht fehlte, obwohl ich beim Laufen selbst meist ganz schön abkotze und froh bin, wenn ich es hinter mir habe. Es ist nicht so, dass ich dabei Freudensprünge mache und meist muss ich meinen Schweinehund überwinden, um (vor allem bei dem Wetter) überhaupt erst vor die Türe zu gehen. Aber ich liebe dieses Gefühl danach und auch das Wissen, dass man sich bewegt hat. Das macht einen schon stolz. Das ist zum Beispiel so eine Veränderung, die mich von damals stark unterscheidet. Ich hätte mich wohl nie als Läuferin gesehen

Auch Yoga hat viel in mir verändert. Als ich es vor Jahren das erste Mal versuchte, da musste ich irgendetwas falsch gemacht haben, denn ich konnte Wochen lang ein Bein nicht richtig bewegen. Monate später, bei einem erneuten Versuch mit einem anderen Ziel im Hinterkopf (und vielleicht auch mit einer anderen Einstellung mit der ich an die Sache heran ging) veränderte es viel in mir. Die Regelmäßigkeit tat nicht nur meinem Körper, sondern auch meinem Ich sehr gut. In einer Zeit, in der ich viel und schnell gereizt war, fühlte ich mich etwas ruhiger und ausgeglichener.

Ich versuche immer wieder mehr zu mir selbst zu stehen…

Der Auslöser ist immer das neue Jahr, der Neuanfang des Jahres, den ich dann auch zu einem Neuanfang bei mir mache. Ich denke über mich nach und wie ich mich gerne sehen würde. Meist habe ich leider keinen sehr positiven Blick auf mich und sehe mehr Makel als Vorzüge. Ich bin großartig darin geworden die Komplimente von anderen Menschen zwar zu hören, aber sie dann nicht zu verinnerlichen und mich mehr zu hassen als zu lieben. Ich versuche dem dann entgegen zu wirken. Durch Sport, durch Yoga, durch Ernährung und Mut zu Farben und anderer Kleidung. Ich bin zum Beispiel ein ziemlich kleiner Mensch mit meinen 1,59 m. Und schon immer etwas kräftiger gebaut, das heißt recht breite Schultern zum Beispiel im Vergleich zu anderen Frauen meiner Größe. Ein leicht fliehendes Kinn, dass scheinbar nur ich auf Fotos sehe und Mundwinkelfalten, die ich wie die Pest hasse… aber ich verfalle wieder in Selbstkritik… das wollte ich eigentlich nicht. Also google ich immer wieder mal, was für Kleidung vorteilhaft bei dieser Größe und diesem Körperbau ist. Dann versuche ich nach genau solchen Dingen zu schauen und mich quasi neu zu erfinden. 

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Veränderungen innerhalb von 15 Jahren…

Im Laufe des Jahres trage ich dann doch wieder die dunklen Farben und die üblichen Klamotten und lande wieder bei dem alten ich, von dem ich ja eigentlich wegkommen wollte. Es ist wirklich kein einfacher Prozess, aber ich arbeite stetig daran… Es sind immer kleine Dinge, die dann eben doch hängen bleiben  und über einen längeren Zeitraum hinweg schleichend für Veränderungen sorgen. Genau deshalb würde ich auch sagen, dass ich eben nicht mehr mit der Person von – sagen wir mal – vor 20 Jahren zu vergleichen bin. Ich müsste mal den Mann fragen, was für Unterschiede er aufzählen würde, wenn er mich mit dem Mädchen von damals (ich war 16, als wir uns kennen lernten) mit der Frau von heute mit fast 40 Jahren vergleichen müsste. Und ja, ich musste auch gerade kurz schlucken… wir kennen uns tatsächlich schon 24 Jahre… huch!

Zum Ende der Woche hin geht es für den kleinen Sohn nun doch wieder in die Schule und ein Schlittschuh-Ausflug wartet auf uns. Ich bin gespannt. Ich war ewig nicht mehr auf dem Eis und muss erst einmal meine Schlittschuhe wiederfinden *lach*…

Also genug Gedankentagebuch für heute geschrieben… habt einen schönen Donnerstag!

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