Heute vor 8 Jahren. Soll ich die Geschichte wirklich noch einmal erzählen? Ich erzähle sie ja wirklich immer wieder gerne, aber wollt ihr sie nochmal hören?
Vielleicht halten wir uns heute einfach kurz, aber dennoch möchte ich mich erinnern. Erinnern an einen ganz besonderen Tag. Der Tag, an dem unsere Familie Zuwachs bekam…
Dieser Tag war mit sehr vielen Ängsten verbunden
Ich erzähle es nicht oft. Schon alleine deshalb, weil ja alles am Ende gut gegangen ist und man sich nicht an den schlechten Dingen festklammern soll. Aber die Geburt des großen Sohnes war nicht einfach und für uns beide sogar eine ziemlich knappe Angelegenheit, wie wir aber erst im Nachhinein erfuhren. Und das, obwohl die Schwangerschaft mit ihm so verdammt unkompliziert war und ich bis zuletzt nicht wirklich Wehen hatte. Dafür ließ sich der große Sohn damals aber auch viel Zeit und machte das Ende umso spannender und aufwändiger.
Diese Erfahrung, die ich euch wohl niemals im Detail erzählen werde, hatte mich geprägt und mich durch die zweite Schwangerschaft begleitet. Klar erinnerte sich der Körper an das erste Mal und obwohl ich es genoss schwanger zu sein, war diese zweite auch irgendwie anders. Ich hatte mehr Schmerzen, vieles fiel mir einfach schwerer und die Angst davor, dass auch die zweite Geburt der ersten ähneln konnte, war ständig präsent. Daher war auch ziemlich klar, dass wir am errechneten Entbindungstermin im Krankenhaus vorstellig werden würden. Auch, wenn unklar war, wie es dann weitergehen würde.
Und dann ging alles auf einmal ganz schnell
Wir lieferten morgens den großen Sohn bei den Großeltern ab und alles war so abgesprochen, dass er notfalls auch bei ihnen übernachten könnte. Dann fuhren wir ins Krankenhaus und wurden auf der Vorwehen Station vorstellig. Nach einigen Unklarheiten bei der Verwaltung, die irgendwie gar nicht wussten, dass ich kommen würde, bekam ich ein Zimmer und richtete mich dort ein. Mit dem großen Sohn verbrachte ich damals 5 wirklich anstrengende Tage auf dieser Station bis zur Geburt und dann nochmal weitere 4 dann auf der regulären, bevor ich nach Hause durfte.
Der Mann ging noch kurz zum Mittagessen nach Hause und wollte dann am Nachmittag wieder da sein. Als er das Zimmer betrat, aß ich gerade eine Stulle und wanderte auf und ab und dann “krachte” es auf einmal in mir drin und ich hatte höllische Schmerzen. Die Hebammen kamen, fuhren mich in einem Rollstuhl in den Entbindungssaal für die PDA und nur einen kurzen Moment später stand dieser “unter Wasser” und es war zu spät für eben diese. Und dann ging alles auf einmal ganz schnell. Der Mann war bei mir, hielt meine Hand, ich schimpfe laut und lang vor mich hin und dann hielt ich ihn auf einmal in den Armen. Diesen kleinen Wurm, so viel kleiner als sein Bruder damals, der von den Ärzten ganz schnell mitgenommen wurde und keinen Ton von sich gab. Übrigens hielt sein großer Bruder damals den Größenrekord auf der Station für eine ganze Weile.
Und Zack: Auf einmal waren wir eine vierköpfige Familie. Um 10 Uhr “eingechecked” und um 18.30 Uhr auf einmal vollständig. Ja, vollständig. Das merkten wir in diesem Moment, dass da etwas nun da war, das eine Lücke füllte und wir uns nun als Familie vollkommen fühlten.
8 Jahre ist das alles nun her…
8 Jahre. Unglaublich, oder? Wie schrieb mir heute früh schon jemand: “Ernsthaft? 8 Jahre? Ich folge dir schon so lange, da hattest du noch gar keine Kinder!” und ich muss mich einmal ordentlich durchrütteln, denn ich kann es selber nicht so richtig fassen.
Wenn ich mit dem großen Sohn nun die Straßen entlang laufe, dann ist das “groß” nicht mehr nur noch eine Floskel, sondern eine Tatsache. Er ist einfach inzwischen genauso groß wie ich und der kleine Sohn wird ihm immer ähnlicher. Dieser geht mir nun inzwischen bis zur Brust und wer weiß, bald wird auch er auf Augenhöhe mit mir sein, ohne dass ich dafür in die Hocke gehen muss.
8 Jahre, in denen wir gemeinsam schon so viele Aufs und Abs erlebt haben, Entwicklungen beobachten und Wünsche und Hoffnungen hören durften. Die Herausforderungen ändern sich ständig und es ist an manchen Tagen immer noch ein seltsames Gefühl eine Mutter zu sein, wenn man sich manchmal doch selber noch wie ein Kind fühlt. Aber andererseits darf man ja genau deswegen irgendwie auch nochmal ein paar Dinge wie ein Kind erleben und die Perspektiven neu kennen lernen.
In dem Sinne: Happy Birthday. 8 Jahre Heldenkind. Wahnsinn, oder?