Winterblues

Holt uns jemand aus diesem Winterblues heraus bitte?

Wisst ihr eigentlich, wie oft ich diesen Text heute überarbeitet habe? Ständig ändert sich was, ständig kommen neue Beschlüsse dazu, die unseren Alltag mehr und mehr durcheinander wirbeln… seit über einer Woche schreibe ich immer wieder mal meine Gedanken in diesen Beitrag nieder und irgendwie will er kein richtiges Ende finden…

Wir laufen auf dem Zahnfleisch. Aber so richtig. Wie so viele von euch auch im Moment. Winterblues hoch 10 würde ich sagen. Meine Kinder waren ja schon immer recht empfänglich für jede Form von Erkältungen von September bis März und eigentlich dauerhaft verschnupft, so dass der Winter für uns schon immer nicht leicht war. Dieses Jahr jedoch trägt sich diese Belastung doppelt schwer, da diese ganze Corona-Situation doppelt drauf schlägt. Es steigert sich gefühlt von Tag zu Tag und zu dem üblichen erkältet sein, mit dem wir uns im Laufe der Jahre irgendwie arrangieren konnten, kommt nun zusätzlich viel Unsicherheit, Frust und ja, auch Angst einher. 

Quarantäne und Infektion haben wir ja nun irgendwie schon zumindest mit den Kindern durch und wir durften wohl die deprimierensten Weihnachtsferien und Weihnachtstage erleben, die es jemals für uns gab. Aber anstatt nun etwas entspannter zu sein, weil die Kinder dadurch jetzt einen natürlichen Immunschutz genießen sollten, ist die Unsicherheit allgegenwärtig. Immer mehr und mehr Einschläge gibt es im direkten Umfeld. Immer mehr Freunde erzählen uns von positiven PCR Tests oder Quarantäne, immer mehr Omikron-Fälle treten auf und wir wissen nicht, ob der natürliche Schutz in dem Fall auch zieht. Also bangen wir bei jedem Niesen, bei jedem Huster erneut, nachdem die Kinder sich nun Wochen lang da durchgequält haben. Das macht ehrlich keinen Spaß und stellt eine Menge mit uns allen an.

Wir stecken in einem Winterblues fest…

… und das macht es nicht besser. Es ist kalt und nass und neulich las ich irgendwo, dass dieser Winter wohl besonders dunkel zu sein scheint. Die meisten Tage über habe ich auch das Gefühl, dass es da draußen irgendwie überhaupt nicht hell werden möchte und das zieht zusätzlich runter. Jede Minute, in der sich die Sonne mal zeigt wird extrem zelebriert und genossen. Dann ziehen wir uns dick an und gehen eine Runde spazieren. Wir brauchen das und selbst der große Sohn sagte vor ein paar Tagen zu mir, dass ihm das jetzt gut getan hätte, denn grundsätzlich sind die Kinder gerade in einer Phase, wo Spaziergänge sie normal überhaupt nicht reizen. 

Winterblues

Kann ich aber auch verstehen, denn gefühlt ist das die größte Action, die wir seit 2 Jahren haben: Spazieren gehen. Immer die gleichen Wege, immer die ewig selben Routen. Es tut gut an der frischen Luft und in Bewegung zu sein, aber ich wäre auch einfach gerne mal woanders. Fernab von all den Sorgen, die wir uns alltäglich machen. Zusätzlich lässt das Wetter, im Vergleich zum letzten Jahr, nicht unbedingt zu, dass die Kinder diese ewig gleichen Wege spannend gestalten können. Die Roller stehen im Schuppen, die Inline Skates sind auch eher keine gute Idee und für die Fahrräder ist es schlicht weg zu kalt. Es – macht – einfach – keinen – Spaß! 

Jeden Tag ändert sich hier wieder etwas

Vor zwei Wochen hieß es in der Schule für die Klasse vom großen Sohn noch, dass sie alle ins Homeschooling vom Gesundheitsamt geschickt werden, wenn noch ein weiterer positiver Fall bei ihnen auftreten sollte. Zu diesem Zeitpunkt war die Klasse die am schlimmsten betroffene an seiner Schule. Die Hälfte der Kinder befand sich in Quarantäne, da sie entweder betroffen oder Kontaktpersonen waren. Nur wenige Tage später ein weiterer positiver Schnelltest und Überraschung, genau an diesem Tag wird entschieden, dass Kontaktpersonen nicht mehr nach Hause geschickt werden. Nur die positiv getesteten Kinder gehen in Quarantäne, der Rest läuft normal weiter. Man komme nicht mehr hinterher und wäre gnadenlos überfordert. Also ist natürlich der bessere Weg zu sagen, dass die Kinder einfach bleiben ohne zu wissen, ob sie sich angesteckt haben oder nicht. Getestet wird ja nun auch nur noch via Schnelltest, PCR steht nicht mehr zur Verfügung und ist man infiziert, kommt man einfach nach 10 Tagen wieder zurück ohne nochmal rückversichert zu haben.

Was ist das Resultat? Mehr und mehr Kinder infizieren sich und haben positive Schnelltests. Unsere Köpfe rauchen und rotieren. Mein Kind bekommt Halsschmerzen und Husten. “Bitte nicht”, denke ich, denn wir haben das mit dem Corona doch gerade erst hier zu Hause durchgestanden.

Winterblues

Ups, nun werden ja alle Kinder infiziert. Wir Eltern bekommen Angst, wünschen uns eine sichere Schule für unsere Kinder. Nun dürfen wir auf einmal selber entscheiden, ob unser Kind Homeschooling macht oder in den Wechselunterricht geht. Gar nicht so einfach die Entscheidung. Weder für uns Eltern noch für die Lehrer, die ja nun nicht abschätzen können, mit wie vielen Kindern sie in der Klasse sitzen werden, während sie gleichzeitig zu Hause Kinder beschulen sollen. Macht erstens keinen Spaß, erscheint nicht wirklich effektiv so spontan und wieder einmal wird die Verantwortung abgegeben. Wir sind müde. ICH bin müde. Ja, wir alle sind müde. 

Und immer sollen wir verantwortungsbewusst handeln

Der kleine Sohn hatte im Januar zwei Geburtstagseinladungen. Darüber freut er sich immer sehr. Er hat wirklich viele Freunde und für uns als Eltern ist das schön zu beobachten. Doch wie schon in den letzten beiden Jahren müssen wir wieder viel enttäuschen. Beide Einladungen musste ich kurzfristig absagen. Der kleine Sohn hatte Schnupfen. Obwohl die Pflicht zwar noch nicht da war, haben wir immer fleißig zu Hause getestet und die Tests waren auch immer negativ und dennoch hielten wir es für sinniger zu sagen, dass er nicht zu den Geburtstagen geht, wenn er Erkältungssymptome hat. Man steckt einfach nicht drin und nachdem man die Erfahrung bereits gemacht hat ist man irgendwie noch paranoider als zuvor. Diese übermächtige Angst, dass doch etwas sein könnte und man hat es leichtfertig eingeschleppt.

Manche finden, dass ich übertrieben handle, doch ich möchte schützen und nicht verbreiten. Laut Gesundheitsamt müssten meine Kinder trotz Kontakte usw. nicht in Quarantäne, da sie ja genesen sind. Seit einiger Zeit gilt dieser Genesenen-Status nach 29 Tagen für 3 Monate, nun auf einmal wieder für 6. Auch hier ändert sich ständig etwas. Ich verliere den Überblick. Sie müssen nicht in Quarantäne, aber man ist dazu angehalten sich in Quarantäne zu begeben, wenn Verdacht besteht. Bescheide vom Gesundheitsamt gibt es ja nun übrigens auch nicht mehr. Schule und Arbeit haben das einfach hinzunehmen.

Und wir stecken in diesem ständigen Zwiespalt was das Richtige ist, was wir tun sollen. Ein Kind mit Husten und negativem Schnelltest in die Schule schicken oder lieber nicht. Fehltage riskieren? Die Aussetzung der Präsenzpflicht macht uns das zwar gerade etwas einfacher, aber nicht jeder hat diese Möglichkeiten das zu nutzen. Nicht jeder kann sagen “Mein Kind bleibt halt zu Hause”. 

Gefühlt erholt sich der große Sohn zum Beispiel gar nicht mehr richtig

Immer, wenn er wieder ein bisschen mehr wagt, wirft ihn das gesundheitlich wieder zurück. Jedes Mal, wenn es ihm wieder ein bisschen besser geht, geht es ihm schnell wieder schlechter. Ist das auch schon sowas wie Long Covid? 

Noch mehr Unsicherheiten. Dazu nun auch die Angst beim Kind, dass es vielleicht nie wieder der alte sein könnte, nie wieder so schnell rennen oder Sport machen kann, wenn jegliche Anstrengung ihn aktuell direkt wieder zurück wirft. Anschlüsse beim Lieblingssport zu verpassen und all das. Ich hoffe hier ja auf den Frühling. Ich hoffe auf ein Ende von diesem dunklen Winter, diesem Winterblues, in dem wir gerade alle drin stecken. Auf mehr Sonne, mildere Temperaturen und ein Ende dieses typischen Erkältungswetters, so dass wir alle unsere Akkus wieder aufladen und besser ausmachen können, ob es uns nicht doch eigentlich viel besser geht. Der Winter ist hart. Immer. Dunkel und deprimierend je länger er dauert, aber ich habe das Gefühl, dass dieser Winter besonders düster und besonders deprimierend ist. 

Stück für Stück versuchen wir uns alle aus diesem Loch heraus zu graben und wieder mehr fröhlich sein zu können, aber das wird einem aktuell echt verdammt schwer gemacht.

Winterblues

Die Leute haben aufgegeben…

… zumindest habe ich das Gefühl, dass dem so ist. Egal, mit wem ich derzeit spreche, aber ich habe das Gefühl, dass Resignation vorherrscht. Sätze wie “Wir bekommen es doch jetzt eh alle” fallen und dazu dann meist noch die Anmerkung “Ich hoffe, dass es dann Omikron ist, was ich bekomme. Das ist wenigstens nicht so schlimm und nach drei Tagen geht es mir wieder gut”. Dabei sind auch hier die nachfolgenden Risiken nicht bekannt. Ich kann aber auch verstehen, warum die Leute aufgeben, denn wir werden da überall mehr oder weniger reingedrängt.

Ich lege meine Hoffnung in einen schönen Frühling. Raus aus den Winterblues, rein in diese typische Frühjahresmüdigkeit aus der wir dann schließlich alle nach und nach erwachen können mit neuer Energie. Wirklich. Darauf hoffe ich…und darauf, dass es nach den Ferien wieder geordneter weiter gehen kann.

Und vor allem, dass wir alle – IHR ALLE – gesund seid oder werdet!

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