Gedankentagebuch

Gedankentagebuch #16 – Regensommer und Loopings ohne Ende

In den letzten Tagen und Wochen sind mir viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Manche waren fröhlich, andere regelrecht düster und dass ich in den letzten Wochen teilweise echt Schlafprobleme hatte, das zeigt wohl, dass der Kopf mal wieder voll war. Entweder war es das oder ich habe einfach blöd gelegen. Wer weiß das schon. 

Am Dienstag hatte ich zum Beispiel ziemliche Kopfschmerzen und in dem Fall wusste ich ganz genau woher die kamen. Nach ewig viel Regen hatten wir auf einmal wieder über 30 Grad und gleichzeitig stand das nächste Gewitter in den Startlöchern. Wenn das so ist, und ihr kennt das, dann baut sich enorm viel Druck in der Luft aus und es wird drückend und schwül. Wenn sich ein andauernden Kopfschmerz bei mir einstellt, dann ist das meist ein sicheres Anzeichen dafür, dass ein Jahreszeitenwechsel ansteht und ganz ehrlich: Nach diesem bescheidenen Sommer bin ich bereit für einen hoffentlich viel schöneren Herbst. So wie man irgendwann sagte “Jetzt hab ich auch keinen Bock mehr auf die dicke Daunenjacke” (weil es eh nicht wirklich Winter wurde), so geht es mir jetzt mit dem Sommerkleid und den Sandalen. Ich bin bereit für einen Kuschelpulli und Leggings. Nicht Winter, aber Früh-Herbst. Ich bin bereit für einen Indian Summer und das am besten jetzt sofort.

Vor gut 1 1/2 Jahren fing ich an Gedankentagebuch zu schreiben…

Dies ist nun schon mein 16. Eintrag ins Gedankentagebuch und es lässt sich nie so richtig vorher sagen, wann mich diese Lust dazu packt einfach mal drauf los und damit den Kopf leer zu schreiben. Aber gerade heute überkam mich dieses Bedürfnis wieder und noch weiß ich nicht, was alles seinen Weg in diesen Beitrag finden wird.

Meist ist es wirklich nur ein Gefühl. Oft sitze ich planlos vor dem Laptop und weiß, ich möchte und muss etwas schreiben, aber nie so richtig was. Und dann fange ich an zu tippen und nach und nach finden die Gedanken ihren Weg hierher. Als ich das erste Mal mit dem Gedankentagebuch anfing, da befanden wir uns mitten in Corona. Kommt euch diese Zeit auf einmal auch so fern vor, dabei ist es noch gar nicht so lange her. Corona. Was ist das eigentlich? Mal sehen, ob wir im Winter wieder mehr damit in Berührung kommen. Aber könnt ihr euch vorstellen, dass wir vor einem Jahr noch Masken trugen und uns testeten. Wobei…stimmt das überhaupt noch? Ich glaube die Kinder mussten sich…Moment, doch… im ersten Halbjahr des ersten Schuljahres vom kleinen Sohn gab es noch die wöchentliche freiwillige Testung bis zu den Herbstferien. Zu Anfang machte der kleine Sohn das noch mit, aber der Druck war ihm zu viel, so dass er es irgendwann nicht mehr wollte. Und dennoch gab es letztes Jahr noch vermehrt Corona in der Schule. Aber das Ganze wurde nicht mehr so aufgebauscht.

Im Laufe des Sommers hatten wir tatsächlich auch den einen oder anderen Corona-Fall in der näheren Umgebung und den meisten ging es tatsächlich 2-3 Tage so richtig schlecht und dann fing sich das Ganze aber recht schnell wieder. Corona hat wirklich seinen Schrecken verloren und vielmehr hier und da ein Trümmerfeld zurück gelassen, oder?

Als wir im Disneyland in den Reihen anstanden, da sagte ich auch zum Mann, dass das vor einem Jahr so noch gar nicht ausgesehen hätte. Wie wir teilweise eng an eng in schmalen Wartegängen standen. Massenweise Menschen. Wie normal doch alles wieder geworden ist, oder? 

Manche Aspekte der Regelungen vermisse ich tatsächlich

Das merkte ich erst am Montag wieder, als ich mit dem kleine Sohn au seinen Wunsch hin im Lego Discovery Center war. Letztes Jahr mussten wir zwar keine Maske mehr tragen, dafür aber ein pinkes Armband, das unser Zeitfenster markierte, denn nach 2 Stunden mussten wir wieder gehen. Dafür war es aber nicht übermäßig voll. Dieses Mal scannten wir unsere Tickets und waren drin. Kein Zeitfenster, keine Maske, nichts…einfach ein “Willkommen und viel Spaß”. Und dadurch, dass man einfach wieder so lange bleiben durfte, wie man wollte, war es voll. Überall Menschen, viele Kinder, Eltern standen und saßen rum und ließen spielen. Durch die Zeitfenster war es in den letzten Jahren natürlich viel überschaubarer und luftiger in solchen Attraktionen. Auch wenn es nicht jeder gut fand, so war das Abstand halten in manchen Situationen und Bereichen wirklich angenehm.

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Ab und an sehe ich noch jemanden mit einer Maske. Ich selber habe auch immer noch Desinfektionsmittel (die Spender stehen auch nach wie vor an vielen Orten, was ich gut finde) und eine Maske meist in der Tasche. Man kann ja nie wissen und ich finde gerade dieses aufeinander Rücksicht nehmen, zum Beispiel wenn man total erkältet ist, das hat doch etwas, was man ein wenig mehr umsetzen könnte. Und dennoch… seltsam ist das alles schon, oder?

Was konnte man sonst so in diesen verregneten Ferien machen?

Einer der meist gesagten Sätze in den letzten Tagen war wohl “Das sind die nassesten Sommerferien, die wir jemals hatten”. Ob das so stimmt vermag ich nicht zu sagen. Ich hatte oft Regen an meinem Geburtstag in den letzten Jahren gab es viele Sommerunwetter und Gewitterstürme, aber irgendwie… ich weiß auch nicht. Vielleicht ist das diese menschliche Wahrnehmung, die sich da verzerrt, aber ich glaube so nass wie dieser Sommer war schon lange kein Sommer mehr. Sicherlich hatten wir selten in den letzten Jahre so richtig schöne Hitze, aber wenn es täglich wie aus Eimern regnet, kann man ja wirklich gar nichts mehr machen. Seitdem wir aus Frankreich zurück sind, hat es eigentlich nur geregnet und wir hatten wenig Möglichkeiten etwas zu unternehmen.

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Mehr als einmal sind wir bis auf den Schlüppi nass nach Hause gekommen und zeitweise sind wir dazu übergegangen die Kinder im Regen einfach weiter Fußball im Vorgarten spielen zu lassen, weil sie ansonsten gar nicht weiter rausgekommen wären. Hinzu kommt, dass der Regen oft schnell kam und schnell wieder weg war. Immer wieder und wieder und wieder und wenn er kam, dann heftig. Von einem Moment zum nächsten standen die Wege unter Wasser und dann war es auch schon wieder vorbei. Verrückt, oder?

Immerhin zeichnet sich für die letzte Ferienwoche jetzt doch nochmal ein wenig Sommerwetter ab, also wer weiß, vielleicht können wir ja doch noch ein oder zwei Mal schwimmen gehen.

Kann man sich das überhaupt trauen?

Das ist ja das Nächste, das einen manchmal an der Menschheit zweifeln lässt. Habt ihr es gelesen? Bestimmt! Da werden nun Rutschen und Sprungtürme in Freizeitbädern gesperrt, weil es zu Randalen und Gewalttaten kommt. Was soll der Mist? Kann man jetzt nicht mal mehr einfach mit seinen Kindern einen Nachmittag im Freibad verbringen ohne Angst haben zu müssen, dass der nächste Vollhonk um die Ecke kommt und Mist treibt? Das ist doch nicht normal, oder?

Da kann man nun in die eine oder andere Diskussion gehen, aber darauf habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Also suchen wir Alternativen. Gehen Tennis spielen, Bowlen, in die Trampolinhalle, Bouldern und mehr… Gott sei Dank gibt es sowas und nicht alles muss einen nervös machen.

Aber in letzter Zeit zweifelt man ja an so manchen Dingen. Genauso wenig, wie ich mich daran erinnern kann, dass ich eine größere Sorge im Schwimmbad haben musste als dass jemand an meine Sachen geht (die wir gewissenhaft unter einem Handtuch quasi unsichtbar machten) oder mein Fahrrad plötzlich nicht mehr angeschlossen vor dem Schwimmbad steht (leider so als Kind mal erlebt), musste ich mit Schrecken mitbekommen, wie Kinder ihre Wunschschulen nicht bekamen. Was läuft da schief? Früher hieß es: Wähle drei Schulen. Und es war irgendwie klar, dass es eine davon werden würde. Vielleicht nicht der Favorit, aber sicherlich eine der drei Schulen. Entweder kannte ich mit 13 niemanden, der es durchmachen musste oder es gab es früher einfach nicht. Aber ich habe nun zwei Jahre hintereinander mitbekommen, dass Kinder wirklich vollständig abgelehnt und dann irgendwo anders untergebracht wurden. Am besten noch am anderen Ende von Berlin. Und das mit 12 oder 13 Jahren. Wie soll das gehen? Da bekommt man doch Angst um die schulische Zukunft seines Kindes. Der große Sohn ist ja Gott sei Dank untergebracht, aber auf den kleinen kommt das noch zu und es lässt einen echt ins Grübeln kommen. 

Als ob Kinder nicht schon mit genug Sorgen und Ängsten zu tun hätten. Unglaublich…

Aber ich merke, ich verzettle mich gerade ein wenig

Beim kleinen Sohn ist ja noch etwas Zeit und der große kommt nun bereits in die 8. Klasse. Wow… Wahnsinn, oder? Das ist so seltsam. Dennoch schiebe ich das Schulthema jetzt noch einmal ein wenig von mir weg. Wir haben immerhin noch gut 1 1/2 Wochen Ferien. Auch wenn wir den Alltag nun wieder mehr und mehr zu uns holen und wieder ein bisschen geregelter angehen müssen, so will man ja aus diesen letzten Tagen nochmal möglichst viel Ferienfeeling raus holen, oder?

Der Mann arbeitet ja nun seit letzter Woche wieder und wir sind etwas weniger flexibel. Die Kinder und ich müssen nun eventuelle Ausflugsziele wieder mit den Öffentlichen angehen. Das ist ok und stört uns nicht. Wir sind eigentlich ganz gut so unterwegs und zeitweise liebe ich es sogar mit den Öffentlichen unterwegs zu sein. Man sieht so viel mehr von seiner Stadt. So habe ich dieses Mal zum Beispiel auch eine andere Bowlingbahn als sonst ausgewählt, einfach für die Abwechslung. Zum Tischtennis spielen kann man auch mal auf das Fahrrad steigen und woanders hin fahren als zu dem Platz, wo man sonst immer ist. Die Fühler ein wenig ausstrecken.

Wir Eltern haben ja die Angewohnheit die letzte Ferienwoche fast schon zur ersten Schulwoche zu machen. Ja auch ich sage ständig “Ihr müsst euch wieder an das Frühaufstehen gewöhnen” oder eben, wie oben erwähnt, dass man sich schon mal ein wenig mit dem Schulkram beschäftigen sollte, um nicht vollkommen unvorbereitet in das neue Schuljahr zu starten. Aber warum tun wir das? Meist ist es ja die Angst, glaube ich, dass das Kind auf einmal nicht mehr weiß, wie alles geht. Dabei haben wir doch die Ferien zum entspannen und manchmal neigt man dazu diese letzte Woche einem dafür zu nehmen, oder? Wieso? Wieso tun wir das? Und ich kann mich da ehrlich nicht raus nehmen. 

Einfach mal was wagen…

Soll ich euch mal ein kleines Geheimnis zum Abschluss verraten? Darüber muss ich nämlich auch seit einigen Tagen nachdenken: Ich habe in den Ferien etwas gewagt. Es waren vielleicht nur vier Tage, die wir diesen Sommer raus sind aus unserem vertrauten Umfeld, aber diese vier Tage haben mir so unglaublich gut getan und es ist auch diese Erinnerung an etwas ganz Bestimmtes, dass in mir immer wieder ein kleines Kribbeln hervorruft.

Man muss dafür wissen, dass ich nie, also wirklich nie gerne Achterbahn gefahren bin. Ich mag das Gefühl zu fallen oder zu stürzen nicht besonders. Ich mag es gerne mal in den Kurven zu liegen und kleine Raupenachterbahnen zu fahren, aber besonders mutig bin ich dabei nicht. Nun kam es ja, dass ich im Disneyland dem Mann zu liebe mutiger sein wollte. Er ist aus der Kindheit deutlich mehr Fahrgeschäfte gewohnt. Meine Erfahrungen beschränken sich da vor allem auf den Spreewald und das Gardaland, wobei wir dort vor allem immer die schönen Fahrgeschäfte gefahren sind und ich liebe Wasserbahnen und das Riesenrad. Aber wenn wir schon ins Disneyland fahren, dann wollte ich unbedingt mutiger sein und mich mehr trauen. Und das habe ich. Einmal überraschend, einmal durch Zufall…nein eigentlich zwei Mal, denn bei zwei Bahnen hatten wir nicht mit so einer wilden Fahrt gerechnet.

Big Thunder Mountain

Aus den Bahnen stieg ich zwar zitternd und hysterisch lachend aus und bei einer musste mich der Mann danach sogar stützen, aber wenn das Ganze jetzt in mir so nachhallt, würde ich es glatt wieder tun. Der Schrecken ist irgendwie weg. Ich weiß ja nun, was mich erwartet und ich hätte direkt nochmal Lust. Nur dass ich es dieses Mal wohl mehr genießen würde. Was allerdings nicht heißt, dass ich das Ganze mit krassem Gefälle oder riesigen Loopings brauche. Sondern einfach nochmal genau das. Ich wäre gerne nochmal da und würde es einfach nochmal anders würdigen. Kann man ein wenig nachvollziehen, was ich meine?

Daraus lässt sich tatsächlich auch eine alltägliche Lektion ziehen: Manchmal muss man sich einfach trauen, um dem Ganzen den Schrecken zu nehmen.

Und mit diesen weisen Worten (*lach*) schließe ich das Gedankentagebuch für heute. Wir sprechen uns sicherlich nächste Woche noch einmal…

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