Perfekt

Perfekt ist nicht immer gleich perfekt!

“Mama, können wir schon mal meine Einladungskarten basteln”, fragt mich der Miniheld eines Nachmittags. Die Aufregung hat ihn gepackt, denn in einigen Wochen feiert er seinen 6. Geburtstag. Ich habe eigentlich zu tun, aber was soll man machen, wenn einen so große Hundeaugen bittend ansehen. “Ich mache es auch alleine, du brauchst mir nicht helfen”. Na gut… ich suche also alles raus und gemeinsam überlegen wir, was für Karten es dieses Jahr werden sollen.

Vom Perfektionismus und der Tatsache, dass es ihn nicht braucht!

Wir wollen also Pokebälle basteln. Immerhin soll es ja dieses Jahr eine Pokemon – Party werden und im Internet gibt es eine schöne Anleitung dafür. Ich drucke sie ihm aus, bereite mit ihm die Vorlagen vor und dann macht er sich ans zuschneiden und zusammen kleben.

Nebenher wusel ich und mache meinen Kram. Innerlich zuckt es in mir. Ich sehe,wie er schneidet. Er macht das toll mit dem Schneiden. Auch seine Erzieherin hatte ihn bereits früh dafür gelobt und ich bin immer ein bisschen stolz, wenn ich ihn dabei beobachte. Natürlich ist es nicht alles perfekt. Keine geraden Schnittlinien. Hier und da ist es eher etwas ruckelig und krumm, aber am Ende sind die Formen allen fertig.

Beim zusammen kleben der einzelnen Teile sieht man den Unterschied dann aber doch. Den Unterschied zwischen den von mir ordentlich und akkurat geschnittenen Stücken und denen vom Minihelden. Die Perfektionistin in mir schreit auf. Das geht so doch nicht. Die verteilen wir doch an alle, das muss doch gut aussehen.

Perfekt

Doch dann besinne ich mich. Es ist eine Kinderparty. Wir laden Kinder ein. Und wie in den letzten Jahren auch, versuche ich den Minihelden so gut es geht in die Vorbereitungen für diese mit einzubeziehen. Wir basteln und malen gemeinsam und präsentieren am Ende stolz unser Ergebnis und dazu gehört Authentizität. Man soll doch sehen können, dass das Kind fleissig mitgearbeitet hat. Das geht natürlich nicht, wenn Mama alles perfekt zu Recht macht.

Perfekt sein im Alltag, das muss doch nicht sein.

Wir sind immer so darauf bedacht, dass auf die Außenwelt alles so perfekt und toll aussieht, dass wir den Spaß dahinter gerne vergessen. Wie oft gehe ich aus dem Haus und sehe dann, dass der Kleine mal wieder seine Rotznase auf meinem schwarzen Pullover abgewischt hat. Perfektes Outfit? Pfh… Wie ich schon einmal sagte: Ich trage die Flecken meiner Kinder inzwischen fast schon wie Trophäen und sind wir doch mal ehrlich…ein bisschen zeigen sie ja auch den Spaß, den wir hatten, wenn meine Schuhe mal wieder Schlamm verdreckt und meine Knie voller grüner Grasflecken sind, weil wir durch das Gras gerobbt sind.

Ich ziehe meine Kinder nicht drei mal am Tag um, weil sie sich auf den Pullover gekleckert haben. Sei es nun beim Essen oder beim Malen. Bei der nächsten Mahlzeit geht das Ganze nämlich eh wieder von vorne los und ich hab schon genug Wäsche am Tag. Ich wische ihnen nicht gleich jeden Fleck aus dem Gesicht (am besten noch mit meiner eigenen Sabber am Taschentuch), denn ich finde, glücklichen Kindern sollte man dann und wann auch ruhig mal ansehen, dass sie Spaß hatten. Es gibt doch diesen wundervollen Spruch, in dem es heißt, dass Kinder am Ende des Tages verwurschtelt und dreckig sein sollen, denn das ist ein Zeichen dafür, dass sie viel Freude am Tag hatten.

Da steht nichts von sauber und perfekt. Perfekt ist langweilig und lässt keinen Spielraum für neue Erfahrungen und Veränderungen, oder?

Vom perfekt sein weg hin zum unperfekt sein…

Ich glaube, das müssen wir manchmal noch lernen. Über die Macken hinweg sehen und statt dessen in ihnen Potential für Veränderung sehen. Möglichkeiten, die sich einem eröffnen und Wege, die man noch gehen kann. Wenn alles perfekt wäre, was bliebe dann noch übrig?

Perfekt

Wir sind definitiv keine perfekten Menschen. Bei uns gibt es Kramecken, Abstellräume in denen wir gerne mal bei Besuch etwas verstecken. Unsere Klamotten sind nicht immer unbedingt sauber und unser Auto schon gar nicht. Es gibt immer irgendwie irgendwo etwas zu tun. Bei uns liegt auch mal Staub und es hängen keine kunstvollen Bilder an der Wand. Doch eigentlich schon. Nur dass die Künstler unsere Kinder sind.

Wir erklären Dinge auch mal für fertig gestellt, wo andere noch viel Arbeit drin sehen würden, einfach, weil wir denken, dass wir genug Zeit in sie investiert haben und nun Spaß und Freizeit auf dem Plan steht. Und oft sind es die unperfekten, eher spontanen Dinge im Leben, die für Überraschungen sorgen, findet Ihr nicht?

Perfekt sein ist nicht immer alles. Unperfekt. Das finde ich sympathisch und authentisch. Es lässt mich mehr zu Hause fühlen und nimmt auch ein wenig den Druck für andere heraus ebenfalls perfekt sein zu müssen, oder?

Wie perfekt seid Ihr?

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4 Kommentare

  1. Mandy says:

    Japp!
    Wie perfekt wir sind? Frag mal die Leute, die spontan kommen. Sie werden herein gelassen, aber nur mit Bergsteigerdiplom. Es sind Menschen die uns lieben und wissen, dass wir unseren Fokos auf das Leben mit unseren Kindern legen. Das ist für die meisten okay und die, die es stört, die dürfen gerne wieder kommen, wenn sie Interesse an uns und nicht an unserer Wohnung haben.
    Hier ist nichts perfekt, noch nicht mal im Ansatz, aber es ist alles voller Liebe. 💋

    1. Sarah Kroschel says:

      Genau so soll es sein!

  2. Ich find es großartig, dass dein Miniheld von ganz allein kommt und für seinen Geburtstag basteln will. :)
    Klar, das Perfektionismus-Monster beißt einen manchmal beim Beobachten. Ich musste auch bei meiner Nichte erstmal lernen zu akzeptieren, dass ihre Farbwahl beim “Ausmalen” nicht unbedingt was mit der Realität zu tun hat. Über die Ausmalqualitäten einer (zu dem Zeitpunkt) 3-Jährigen reden wir erst gar nicht. :-D

    Auch in der Wohnung läuft bei uns sehr viel gar nicht perfekt. Wir haben eigentlich zu wenig raum und so fühlt es sich immer irgendwie bisschen zu voll an. Doch hey, am Ende leben wir hier halt nun zu dritt und für Besuch muss es reichen, wenn das Wohnzimmer ordentlich ist. ;)

    1. Sarah Kroschel says:

      Ich mache ja auch drei Kreuze, dass mein Kind gerne bastelt. Das geht ja auch ganz anders *seufz* und so bekommt die ganze Aktion ja für ihn auch nochmal einen vollkommen neuen wert.
      Haha, ja…letztendlich spielt sich ja nun mal auch alles i Wohnzimmer ab bei Besuch, nicht wahr ^^

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