Lebens-ABC

Das Lebens ABC – L wie Laufen

So lange der Kopf noch im Snooze-Modus ist, können wir uns diese Woche ja mal an den Routinen entlang hangeln… oder auch bekennt als monatliche Projekte. So ist es vielleicht weniger über den Monat an sich verteilt, aber ich denke der kreative Fluss wird auch wieder mehr werden, wenn ich in einem routiniertern Alltag angekommen bin. Noch überwiegt die “Spätjahresmüdigkeit”, die ich immer habe, wenn die Jahreszeiten mitten im Wechsel sind. Geht euch das auch so?

Das Lebens ABC steht also für heute auf dem Plan und das beschäftigt sich dieses Mal mit dem Buchstaben L.

Inhaltlich geht es darum zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort zu finden, das in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt und dann dazu ein wenig zu erzählen. Die Vielfalt der Wörter erlaubt es uns dabei mehrere “Runden” in diesem Projekt zu drehen. Wer mehr darüber wissen möchte, kann gerne hier bei Sven über alles Wichtige dazu nachlesen. So viel zur Einführung, die hier immer gleich ausfallen wird *lach*.

Hier mein bisheriges ABC: A-Alltag || B – Ball || C – Collaboration ||  D – Disney || E – Ehrenamt || F – Fahrrad || G – Garten || H – Haardrama || I – Irland || J – Jasmin || K – Katzen (-mutti) ||

Das Lebens ABC:  L wie Laufen

Vor ein paar Jahren hätte ich bei diesem Buchstaben für das Lebens ABC sicherlich einen anderen Inhalt gewählt. Lasst mich kurz nachdenken… Liebe vielleicht oder Licht (ich liebe Lichterketten und die Atmosphäre, die man mit einem gezielt gesetzten Licht schaffen kann). 

Stattdessen wähle ich aber heute das Laufen, denn wie ich an einigen Stellen hier schon einmal erwähnte, wäre es als Teenager für mich undenkbar gewesen auch nur eine Runde um den Sportplatz zu schaffen. Ehrlich.. Es ging einfach nicht. Sei es wegen der Ausdauer (und ich war eigentlich kein unsportliches Kind) oder wegen körperlicher Beschwerden (Schmerzen in den Knien oder später auch Übergewicht). Auch nach einer enormen Abnahme mit Mitte/Ende 20 war Laufen gehen etwas, das ich einfach nicht hinbekommen habe. Und glaubt mir, ich habe es wirklich immer wieder mal versucht. 

Heute würde ich sagen, dass hier der Kopf auch massiv mitspielt

Immer wieder war ich hochmotiviert, dachte mir, dass es mit Übung schon irgendwie klappen würde. Schnürte mir morgens mal die Schuhe an und lief um den See. Im Intervall. So hatte ich es oft gelesen. 1 Minuten Gehen, 1 Minuten Laufen, 1 Minute Gehen usw… dann steigern. Eine Minute Gehen, 2 Minuten Laufen… der Plan klang gut und ich dachte immer, dass ich das schon irgendwie hinbekommen würde. Immerhin hatten wir bei unserer 2. Wohnung wirklich die perfekte Laufstrecke in der Nähe, wo man sich auch nicht auf den Gehwegen so zum Deppen machen würde. Ja, ihr merkt es schon: Der Kopf spielt hier ordentlich mit rein.

Ich weiß nicht, warum die Motivation so schnell wieder nachließ. Tage lang taten mir die Beine danach weh und es dauerte, bis ich zum nächsten Lauf aufbrechen konnte. Die Beine waren schwer und das atmen fiel schwer. Jahre lang fuhr ich also lieber mit dem Rad und irgendwann kam dann auch Yoga dazu. Ein Jahr stand ich regelmäßig auf dem Stepper und immer wieder gab es Sachen, die ich ausprobiert habe. Wie erwähnt: Wirklich unsportlich war ich nie. Ich hatte nur eine Phase im Leben, in dem mir jeglicher Antrieb fehlte und ich viel Frust regelrecht in mich hineinfraß (eine schwere Phase über die ich immer wieder mal ansatzweise rede, aber nie bis ins Detail gegangen bin). Am Ende ließ ich es in jedem Fall mit dem Laufen immer wieder bleiben und ärgerte mich massiv über mich selbst.

Es gab zwei Faktoren, die mir sagten, dass es eben doch gehen kann…

Der eine Faktor war meine kleine Schwester. Sie hatte gewisse Einschränkungen, die das Laufen eigentlich nicht zum idealen Sport für sie machten und dennoch wurde sie eines Tages zum Vorbild für mich. Denn sie ging laufen. Auch lange Strecken und teilte das mit Stolz und Selbstbewusstsein. Das sagte mir, dass auch ich das hinbekommen könnte.

Ein weiteres Schlüsselerlebnis hatte ich, als ich eines Tages einfach wieder spontan los lief. Einfach mal drei Runden um die Häuser, sagte ich mir damals, und lief los. Während ich lief merkte ich, dass ich noch weiter laufen konnte. Und noch weiter… und auf einmal war ich das erste Mal in meinem Leben drei Kilometer am Stück gelaufen. Das gab es so wirklich NOCH NIE in meinem Leben und ich bin auch den Waldlauf in der Grundschule mitgelaufen (wobei ich da ehrlich gesagt gerade gar nicht sagen kann, wie leicht oder schwer der mir fiel). Bis heute weiß ich nicht, was an diesem Tag anders war, aber es gab mir ein Hochgefühl vom Feinsten. Eine Freundin meinte nur, dass das doch klar wäre, so viel wie ich mit Yoga, Radfahren und Co mache. Ich hatte also Blut geleckt.

Laufen
Erste Erfolge: Noch mit den vollkommen falschen Schuhen!

Und dann kam noch Corona oben drauf…

…bzw. die Einschränkungen, die uns auferlegt wurden. Das Haus durfte nur noch zum Gassi gehen oder zum Sport treiben verlassen werden. Keine ausgiebigen Spaziergänge mehr, kein Radfahren, kein Sport mit den Kindern. Einfach nur zu Hause sitzen. Das schmeckte mir gar nicht und so beschloss ich eben dem Laufen nochmal eine Chance zu geben, wenn es das Einzige war, das mir ermöglichte draußen unterwegs zu sein UND etwas gegen eine eventuelle Zunahme zu tun.

Durch Zufall fand ich in meiner damaligen Fitnessapp, die zu meiner damaligen Uhr gehörte, eine Art Intervall-Laufplan, der mir auch auf die Kopfhörer geschickt wurde. “Den probierst du mal aus”, dachte ich und lief los. Er war super. Es war mit einer kleinen Steigerung, die auf dem Rückweg dann auch wieder nach und nach abnahm. So war ich nach dem ersten Mal gute 4 km unterwegs. Eben im Intervall. Den Plan nutzte ich nun jedes Mal, nur dass ich nach und nach anfing die Gehpausen zu verkürzen oder gar auszulassen, so dass ich nach und nach zu dem Punkt kam, wo ich in der gleichen Zeit 5 km schaffte und am Ende die Intervallpausen gar nicht mehr brauchte. Ich fing an den kleinen Sohn auf dem Rad mitzunehmen als Begleitung, die Wege zu verändern, die Runden mal zu verlängern oder zu verkürzen und mich über jede Verbesserung der Zeit zu freuen. Es tat gerade im Corona-Lockdown unendlich gut.

Lebens ABC
Nach jeder Pause doch wieder reinfinden

Heute gehört das Laufen zum Alltag

Wer hätte das gedacht, dass ich das mal im Rahmen eines Lebens ABC  sagen würde. Aber ich kann laufen gehen. Und ich kann selbst bestimmen wann und wie viel. Klar habe ich Phasen, da geht es gar nicht, dann habe ich Phasen, wo es wieder regelmäßig klappt und in ganz extremen Phasen gehe ich sogar mal täglich. Das wird sicherlich in den kälteren Jahreszeiten, wenn ich einfach auch viel besser Luft bekomme, wieder mehr der Fall sein. Fakt ist, dass es inzwischen durchaus zu meiner sportlichen Routine gehört, auch wenn sich die Intensität immer wieder mal ändert.

Manchmal bin ich nach 4 km froh wieder zu Hause zu sein, manchmal denke ich nach 5 km, dass ich noch hätte weiter laufen können. Im Laufe der Zeit habe ich aber auch gelernt mehr auf Atmung und Tempo zu achten, nicht mehr ständig meine Zeiten auf Teufel komm raus verbessern zu wollen. Es geht um die Bewegung. Laufen ist vor allem für die Ausdauer gut und wenn man da das Herz zu sehr belastet, dann läuft das gerne in die falsche Richtung und man tut sich alles andere als etwas Gutes. Zeiten sind also eher zweitrangig für mich geworden. Ich nutze gerne mal die Intervallmöglichkeiten, um genau das besser beachten zu können. Nutze Playlists, um Einfluss auf meine Stimmung und somit auch auf das Lauftempo dabei zu nehmen und schaue am Ende einfach, dass es mir irgendwie regelmäßig gelingt.

Ich mag den Austausch darüber und ich mag es das alles in den Alltag einfließen zu lassen. Manchmal tut es an Kopflastigen Tagen auch wirklich mal gut und auch an müden Tagen fühlt es sich im Nachgang gut an, dass man sich aufgerafft hat, auch wenn man danach vollkommen bedient von der Welt ist *lach*. Es ist nicht immer leicht, meistens fühlt es sich zu Beginn immer irgendwie anstrengend ab, aber es tut vordergründig gut. Die Freude, die viele beim Laufen empfinden oder auch die Leichtigkeit, die kann ich nicht immer abrufen und ich weiß, dass ich da immer noch nicht bei meinem Idealtempo angekommen bin, aber ich entwickle mich da stetig weiter und freue mich einfach darüber, dass diese Veränderung in meinem Leben eingetreten ist und ich eher so etwas aus der Corona Zeit mitgenommen habe anstatt anderes.

Drei kleine Erkenntnisse zum Abschluss

Drei Dinge möchte ich am Ende gerne noch mit euch teilen:
1. Der Kopf spielt hierbei wirklich eine ganz große Rolle. Wenn man sich die ganze Zeit sagt das wird eh nichts, dann wird es auch nichts. Glaubt mir. Außerdem habe ich zwei Sachen festgestellt, die wirklich wichtig sind: Tragt als Frau wirklich einen ordentlich stützenden Sport-BH oder Vergleichbares, denn ansonsten quält ihr euch nur unnötig. Und achtet auf passende Schuhe. Ich bin zu Anfang mit normalen Turnschuhen gelaufen und die sind so viel klobiger und schwerer als Laufschuhe. Es macht wirklich einen Unterschied. 

Eher persönlich ist vielleicht die Macke, dass ich darauf achten muss, was für Kleidung ich trage. Da dürfen keine lockeren Jacken oder sonst was an mir rumbaumeln, kein wackeliger Rucksack auf dem Rücken oder so, denn das bringt mich total raus. Alles muss am Körper sein und sich am besten nicht bewegen. Wenn es warm ist, zieht kurze Hosen an, wenn es kalt ist, gibt es tolle Thermosachen. Wenn man viel zu warm angezogen ist und die Hitze sich in den Klamotten staut, dann ist das ehrlich undankbar und nimmt ebenfalls Einfluss. Zumindest bei mir.

Mehr über das Lebens-ABC von Sven erfahrt ihr hier.

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3 Kommentare

  1. Ja, in der Corona-Zeit hatten wir Läufer einen echten Vorteil, weil wir fast als einzige unseren Sport ausüben konnten.

    Die richtigen Laufschuhe sind am Anfang wirklich wichtig. Nicht nur, weil sie leichter sind als Turnschuhe, sondern auch, weil man schnell körperliche Probleme bekommen kann, wenn man in den falschen Schuhen läuft.

    Laufklamotten sind auch wichtig, müssen am Anfang aber noch nicht unbedingt sein. Den ersten Zehner kann man ruhig noch in Baumwollsachen laufen. Eine Laufuhr braucht man erst, wenn man regelmäßig an Wettkämpfen teilnimmt. Davor kann man seine Läufe auch per Handy tracken.

    1. Sari says:

      Tatsächlich empfand ich es von Anfang an angenehmer mit der Uhr zu laufen. Das Handy war stellenweise wirklich unzuverlässig oder gar ungenau. Das hat die Uhr besser aufgenommen.
      Ich habe jetzt auch nicht explizit Laufklamotten gemeint, sondern eher Kleidung, die nicht an einem rumschlabbert. Mich stört das in jedem Fall sehr.
      Und die Erfahrung mit richtigen Laufschuhen war eine echte Erleuchtung *lach*

  2. Hach, welch schönes Thema und welch interessanter Einblick in deine Laufgeschichte. Ich habe als Kind bzw. Jugendlicher laufen gehasst. Das Schlimmste im Schulsport war für mich Waldlauf. Kann man sich das heute noch vorstellen?

    Ab Anfang 20 habe ich es dann immer wieder versucht. Ich war ein paar Mal laufen, irgendwann habe ich mir dabei einen Bänderriss zugezogen und das war es dann wieder. Ende 20 habe ich es noch einmal versucht, da wir uns mit der damaligen Firma bei einem Firmenlauf angemeldet hatten. Das war dann auch der Startschuss, die Läufe auf dem Blog zu dokumentieren und zu tracken (noch händisch ohne Uhr oder Smartphone). So war ich jedes Jahr zwischen 300 und 600 km unterwegs.

    Mit Corona hat sich auch bei mir alles geändert: 2020 bin ich zum ersten Mal 2.000 km im Jahr gelaufen, was ich seitdem auch beibehalten habe. Mein Minimalziel ist stets mindestens so viele km, wie die Jahreszahl zu laufen. Meist schaffe ich ca. 500 km mehr. Für mich ist Laufen inzwischen der perfekte Ausgleich und ich genieße auch das Alleinsein dabei.

    Allerdings musste ich schon wehmütig daran denken, dass mich auch meine Kinder damals teils mit dem Fahrrad begleitet haben, so wie du es beschreibst. Hach, das war schon auch schön. Leider radeln sie inzwischen zu schnell und haben auch nicht mehr so richtig viel Lust.

    Jetzt habe ich selbst viel zu viel geschrieben. Freut mich auf jeden Fall, dass du Laufen so gut in dein Leben integrieren konntest und wie gut es dir tut :)

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