Mysteriöse Nachbarn…

Als ich klein war wuchs ich in einer Umgebung auf, in der viele Kinder lebten. Das Schöne am Kindsein ist unter anderem, dass man reden und denken kann, wie es einem beliebt….meistens zumindest. Als Kind hat man eine wunderbare Phantasie, eine mehr als ausgeprägte Vorstellungskraft und die Macht mit einer Festigkeit an Dinge zu glauben, die wir heute mehr und mehr in Frage stellen.

In der Gegend, wo ich aufwuchs kursierten zwei Gerüchte, die wir Kinder immer und immer wieder verbreiteten.

Da war zum einen ein Mann, er wohnte ganz oben im Haus und warf dann und wann Spielzeug für uns vom Balkon. Er trug immer, wenn man ihn sah, eine große dunkle Sonnebrille, so dass man kaum seine Augen ausmachen konnte. Er hatte einen leicht beschwingten Gang drauf und schaute die meiste Zeit recht ernst. Mir warf er einmal eine Baby-Puppe vom Balkon, die ich natürlich nicht behalten durfte. Meine Eltern wussten nämlich nicht so recht, was sie davon halten sollten. Wir Kinder reimten uns recht schnell unsere eigene Geschichte zusammen, nämlich dass der Mann uns vergiftetes Spielzeug vom Balkon werfe und wir es deshalb nicht behalten dürften. Irgendwann dichtete sich noch eine kleine aber nicht unwesentliche Erweiterung dazu, nämlich dass er mit dem Spielzeug versuchen würde uns anzulocken und zu entführen. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie es zu diesem Gerücht kam. Heute denke ich mir, wäre etwas dran gewesen, wäre er sicher nicht so lange an Ort und Stelle geblieben…oder?

Das zweite Gerücht betraf ein Pärchen. Sie sahen immer seltsam aus, liefen beide leicht geduckt, trugen immer die selben Sachen, sahen leicht kränklich aus. Von diesem Pärchen hielten wir uns immer fern, weil wir dachten, dass sie eine ansteckende, schlimme Krankheit hatten. Eine meiner Freundinnen wohnte im selben Haus wie die beiden und immer wenn ich zu ihr musste rannte ich blitzschnell an deren Haustür vorbei. Wir können als Kinder manchmal wirklich ziemlich bösartig sein, ohne das wir das eigentlich beabsichtigen.

Ich musste gestern wieder daran denken, als ich im Bus saß, auf dem Weg zu meinen Eltern, die ja nun inzwischen ganz woanders wohnen, denn als ich aus dem Fenster sah, entdecke ich eben dieses Pärchen, wie es bei einem Imbis am Tresen saß, sich anlächelte und irgendetwas erzählte. Sie waren älter geworden, sichtbar älter, grauer, fahler und blasser irgendwie, aber sie waren immer noch sie. Mit den selben Kleidungstücken, der selben Körperhaltung…und immer noch glücklich zusammen…

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